Heute ist Weihnachten, das Fest der Liebe, dein Geburtstag. Gratuliere, die Menschen denken immer noch an dich, nach so vielen Jahren. Du scheinst sie wirklich beeindruckt zu haben, damals. In einer Krippe liegend von Fremden bestaunt und vom Ochsen angehaucht - hattest du keine Angst? Nirgends kann man lesen, du habest vor Angst in die Krippe gemacht. Ich glaube, du warst ein mutiges Kind, anders eben. Als du dann hast laufen können, warst du oft mit den Schafen spielen? Was hast du eigentlich gespielt? Dein irdischer Vater war ja Zimmermann, da denke ich mir, du hattest wohl jede Menge Holzspielsachen. Das war bestimmt toll mit deinen gleichaltrigen Kumpels. Sag, als Teenager zu deiner Zeit, habt ihr da auch mal im Versteckten geraucht? Hattest du einmal Stubenarrest? In deiner aufgeschriebenen Geschichte steht nichts darüber, als wärst du vom Neugeborenen direkt zum jungen Erwachsenen mutiert. Du hast dich bestimmt als Teenager verliebt, gib's zu. Einer, der so viel Gutes tut in seinem Leben, kennt die weibliche Seite der Menschen nur zu gut. Jemand, der so viel Liebe verbreitet, hat auch Liebe empfangen. Schade eigentlich, dass man nichts darüber lesen kann. Du hast damals die Bücher der Juden gekannt und versucht, danach zu leben. Dein himmlischer Vater hat dich dabei geleitet. Die Menschen um dich herum haben deine guten Taten gesehen und sich ihre Gedanken darüber gemacht. Einige deiner Mitmenschen haben deine Erlebnisse aufgeschrieben.

Viel zu früh haben missgünstige, machthungrige Menschen deinem jungen Leben ein Ende gemacht. Mit deinem Tod enden denn auch die aufgeschriebenen Geschichten rund um dich. Seit zweitausend Jahren lesen nun die Menschen deine Lebensgeschichte und versuchen, dich zu verstehen. Kurz nachdem du hast gehen müssen, begannen die Menschen in deinem Namen zu töten und zu herrschen. Zwei Dinge, welche dir völlig fremd waren. Du wolltest doch helfen, heilen, leiten, nicht herrschen, richten und foltern. Dir war es wichtig, die Menschen zu überzeugen, nicht sie mit Gewalt zu bekehren. Schade eigentlich, dass heute niemand mehr an dem Buch weiter schreibt, denn es geschehen auch heute noch wundersame Geschichten, ganz in deinem Sinne.

Was würdest du heute tun? Denkst du zwischendurch an uns hier? Schaust du manchmal hin oder erträgst du nicht, was wir Menschen aus deinen Ideen gemacht haben? Wo bist du? Ich erkenne dich in den feurigen Augen einer intelligenten Schönheit. Man liest über dich, wenn irgendwo auf der Welt Gutes geschieht. Du zeigst dich in barmherzigem Verhalten, in der Menschlichkeit. Du steckst in mir, wenn ich versuche, nach deinen Idealen zu leben. Wir Menschen neigen jedoch eher dazu, dem Geld und dem Ruhm zu folgen. Sogar rund um deinen Geburtstag. Glaubst du nicht? Dann geh mal am Vorweihnachtstag in ein Einkaufzentrum, da wirst du schon sehen, wie "Nächstenliebe" heute aussieht. Aber lass uns nicht jammern am Fest der Freude. Dass wir Menschen immer etwas länger brauchen, um zu verstehen, das weisst du ja schon lange.

Ich will dir danken dafür, dass du uns leitest und immer beistehst. Wir brauchen möglichst viel von deinem guten Verhalten, deiner Nächstenliebe und von deinem Mut, anders zu sein. Denn wir normale Menschen hätten in deiner Situation hoffnungslos in die Krippe gemacht. Gratuliere dir zum Geburtstag - besinnliche Weihnachten. Uns allen.