Caramel
600 Gramm Zucker, 5 dl Vollrahm, 2 dl Milch und etwas Wasser. Dazu viel Geduld, eine Prise Liebe, 1 Laptop, 1 süsser Film und etwas Weisswein.
Süsser Duft von leicht gebranntem Zucker vermischt mit kochendem Rahm. Es riecht deutlich nach Weihnachten. Vor vielen Jahren hat mein Vater mich dieses Rezept gelehrt und seither pflege ich die Tradition jedes Jahr um die selbe Zeit wieder. Aus einigen wenigen Säcklein sind mittlerweile viele Geschenke geworden, welche ich unter Freunden verteilen kann.
Mit grosser Vorfreude lege ich behutsam alles bereit. Das Blech mit einem Backtrennpapier versehen, ein kleines Käsemesser, eine flache Bratkelle, das Glas mit Wasser, den Becher Weisswein. Dann schalte ich den Laptop ein und starte den Film. Zur altbekannten Einleitungsmusik der amerikanischen Filmgesellschaft schütte ich den Zucker in die Pfanne. Danach gebe ich den Rahm und die Milch dazu. Eine erste Nase voll gerochen zeigt mir: Ich bin auf dem richtigen Weg.
Auf dem Bildschirm heult die eine Frau gewaltig währenddessen die andere gar nicht heulen kann. Ich schalte den Kochherd ein und beginne zu rühren. Die nächsten fast 60 Minuten werde ich nichts anderes tun als rühren und ab und zu etwas weinen oder einen Schluck Wein nehmen.
Spannend ist es nicht wirklich, das Kochen von Caramel. Deshalb der Film, damit die Rührerei nicht allzu öde werden kann. Die beiden Hauptdarstellerinnen haben beschlossen, ihre Häuser über die Weihnachtszeit zu tauschen. Ich tausche bloss mal die Hand. Links rühren anstatt rechts. Die Flüssigkeit in der Pfanne kommt hoch, sinkt ab, kommt hoch, sinkt ab - ständig im gleichen blassgelben Farbton vor sich hin köchelnd. Nach und nach gebe ich etwas von dem Weisswein in den Koch hinein.
Während die beiden inzwischen zu Freundinnen avancierten Hauptdarstellerinnen beide ihre grosse Liebe finden, fliesst auch sehr viel Liebe in die langsam dunkler werdende Zuckermasse. Der Duft von Karamell füllt verlockend die Küche und strömt unsichtbar ins ganze Haus. Mit innerer Ruhe und weihnachtlicher Stimmung warte ich auf den richtigen Moment, die Zuckermasse kratzt leicht am heissen Pfannenrand.
Nun wird es ganz kurz hektisch, der Santa Anna, ein warmer Wind in Kalifornien, stürmt auf. Die Masse steigt ein letztes Mal hoch. Dann giesse ich sie auf das vorbereitete Blech, streiche sie flach und schneide sie noch heiss in mundgerechte Stücke.
Schon jetzt freue ich mich darauf, meinen liebsten damit eine süsse Freude zu bereiten. Frohe Adventszeit und viel Liebe euch allen!
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Probieren und bestellen kann man die bei mir ... hihi
Euch allen eine tolle Weihnachtszeit!
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