Prolog

Ich spürte einen kalten Luftzug. In der Ferne grollte Donner und wilde Blitze zuckten durch den Himmel und ließen die Welt taghell und grell aufleuchten. Der Regen prasselte auf das Dach des Zeltes aus Kunststoff, in dem ich saß. Das Zelt war von innen feucht geworden, denn es war an einigen Stellen undicht. In der Mitte hatte sich schon eine Pfütze gebildet. Wenigstens hatte ich etwas zu trinken. Nur keine Gesellschaft. Ich war so fruchtbar einsam. Doch das war nicht immer so. Vor ein paar Stunden war noch meine Besitzerin hier gewesen. Sie hieß Nicki, dunkle Haare mit roten Spitzen, die andere Seite war sehr kurz. Sie trug immer hellgraue Kleidung mit silbernen Ketten, und hatte die unergründlichsten Augen, die ich je gesehen habe. Und auch, wenn ich nicht immer das beste Futter bekommen hatte, sie nur alle drei Tage mein Wasser gewechselt hatte, und ich nie die Aufmerksamkeit bekam, die ich mir gewünscht hatte, hätte ich in diesem Moment alles getan, dass sie hier war. Sie war gegangen, warum wusste ich nicht, ich dachte, sie wollte nur frische Luft schnappen, doch sie kam nicht zurück. Sie hatte nur noch geflüstert 'Leb wohl, Lizzy' und war aus dem Zelt geklettert. Das war bestimmt schon eine halbe Ewigkeit her, und ich vermisste sie einfach immer mehr. Ach, was hätte ich gegeben, jetzt bei ihr zu sein! Als wieder ein Blitz den Himmel über mir durchzuckte, fuhr ich zusammen und schrie erschrocken auf. Ich kauerte mich in die hinterste Ecke des Zeltes, legte meinen Kopf unter meinen Flügel, und schloss die Augen. Ich versuchte, mein Herz und mich zu beruhigen, und etwas zu schlafen, und doch dauerte es ewig, bis ich endlich einschlief...

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