10. Marshmallows mit Ketchup?

Huhu meine Süßen, viel Spaß mit dem neuen Kapitel :) Treffen sich Marco und Stella endlich und besprechen alles mal in Ruhe?

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* Stella *

Natürlich rufe ich ihn am nächsten Tag nicht an. Ich habe die halbe Nacht wach gelegen und gegrübelt. Was mach ich bloß? Ich wollte das ohne ihn durchziehen. Ich brauche ihn nicht. Auch sein blödes Geld nicht. Ich brauche gar nichts von ihm.

"Stella? Hast du schlecht geschlafen? Du siehst müde aus", ertönt Leas Stimme hinter mir. Sie setzt sich neben mich auf die Couch und wartet auf eine Antwort. "Marco hat gestern noch mal angerufen", gebe ich verstimmt zurück. Dieses Durcheinander bereitet mir Kopfschmerzen. Überrascht heben sich Leas Augenbrauen, ein Lächeln kann sie kaum unterdrücken. "Ach echt? Und?", will sie viel zu euphorisch wissen. "Er will sich kümmern. Jetzt auf einmal. Ich hab ihn geblockt, also seine Nummer", murre ich, ich kann ihre Partylaune nicht verstehen.
"Wieso? Freu dich doch, dass er nicht den Schwanz einzieht! Immerhin hat er ihn ja auch-", sie bricht grinsend ab. Beinahe angewidert verdrehe ich die Augen und warne sie: "Lea, bitte! Beende diesen Satz nicht!" "Ist ja gut! Recht hab ich trotzdem!", kichert sie doof. Manchmal ist sie echt anstrengend.
Unentschlossen starre ich das Ultraschallbild an. Mein Baby, Marcos und mein Baby.
"Ruf ihn an und triff dich mit ihm! Vielleicht ist er doch ganz nett?", schlägt die Nervensäge neben mir vor, rüttelt dabei an meinem Arm. "Was soll ich ihm bitte sagen?"
Lea schlägt die Hände vor ihr Gesicht. "Mann Stella! Was weiß ich?! Lern ihn kennen! Er ist der Vater deines Kindes!", stöhnt sie auf. Möglich, dass ich ihr auch dezent auf die Nerven gehe mit meinem Rumgeeier. 
"Ich will nicht", jammere ich trotzdem.
"Das ist albern, Stella! Dann ruf ich ihn an!" Kurzerhand schnappt sie sich mein Handy und tippt wie wild darauf herum.
"Lea! Lass das!", kreische ich panisch, versuche ihr das Handy wieder aus der Hand zu nehmen, doch sie springt von der Couch und hält sich das Telefon schon ans Ohr. "Lea!"

Fassungslos muss ich dann zusehen, wie das wirklich macht, wie sie Marco anruft. Ich glaube kurz, dass ich sie dafür hassen muss.

"Hi, Marco?... Nee, hier ist Lea, Stella's Freundin...Ja, sie ist hier...Hmmm...Genau!...Und wo?...Achja, ich weiß, wo das ist...Okay, ich sage es ihr!...Klar wird sie kommen!...Ja, danke! Tschüß!" Sie legt auf und grinst triumpierend.
"Bist du eigentlich komplett bescheuert? Ich hatte ihn geblockt! Wie hast du das gemacht?", maule ich ich sie böse an.
"Als ob ich nicht wüsste, wie man das rückgängig macht! Ihr trefft euch heute!", gibt sie mit einem frechen Grinsen zurück. Entsetzt sehe ich sie an.
"Was machen wir bitte?! Ich will mich nicht mit dem treffen! Nein!" Auf der Couch halte ich es nicht mehr aus und pflücke ihr mein Handy aus der Hand. "Ich werde ihn nicht treffen!", meckere ich mit klopfendem Herzen. Mir ist schon wieder übel.
"Doch, das wirst du! Benimm dich wie eine Erwachsene! Er versucht es doch auch! Hör auf zu schmollen!", schimpft Lea zurück, ich werde ihr das nicht verzeihen, diese miese Aktion.
"Ich schmolle nicht!" Wütend stiere ich sie an. "Natürlich! Lass das, geh duschen und versuch dich damit anzufreunden, dass du ihn nachher triffst!", befiehlt sie mir. Seit wann lasse ich mir permanent alles von anderen vorschreiben?!
"Nein!", fauche ich und verlasse zornig das Wohnzimmer. Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss.
Niemals! Niemals werde ich da hingehen!
Ich koche vor Wut und nehme dann doch ein Bad, vielleicht komme ich damit ein wenig runter. Stress soll in einer Schwangerschaft ja auch nicht gut sein - und Stress hab ich im Moment mehr als genung. Marco sei Dank. Mit meiner Lieblingsmusik und einer Menge Schaum geht es mir langsam wieder besser. Irgendwann habe ich mich beruhigt und beginne nachzudenken.

Was soll er denn schon sagen, was mich umstimmen könnte? Was sollte mich umstimmen? Nichts!
Aber was sage ich meinem Kind, wenn es irgendwann nach seinem Vater fragt? Und es wird fragen. Irgendwann. Ich kann es doch nicht anlügen, jemand anderes als Vater erfinden, behaupten er sei tot oder er hätte das Kind nicht haben wollen. Denn das wäre wohl gelogen. Ach verflucht.
Ich kann meinem Baby doch nicht den Vater vorenthalten, wenn er sich kümmern will! Das kann ich nicht bringen! Mein Vater hat mich im Stich gelassen, wie kann ich das für mein eigenes Kind wollen? Und dann auch noch erzwingen?
So oft habe ich mir meinen Vater an meine Seite gewünscht, besonders in diesen Momenten, die nur einmal im Leben passieren - das Abitur, der Studienabschluss... Er war nie da gewesen. So viele Tränen hatte ich deshalb vergossen.
Will ich das wirklich für mein eigenes Kind? Soll es dasselbe durchmachen? Ich würde es doch erst Recht in Marcos Arme treiben.
Angenommen es wird ein Junge. Jungs und Fußball. Wenn er dann jemals herausfinden sollte, WER sein Vater ist - das würde er mir dann nie verzeihen. Aber dafür müsste Marco kein Fußballstar sein, er könnte alles machen, egal was. Er wird immer der Vater bleiben. Immer.
Egal wie ätzend ich Marco finde, er wird der Vater dieses Kindes sein und ich wäre eine schreckliche Mutter, wenn ich meinem Kind tatsächlich den Papa vorenthalte...

Langsam steige ich aus der Wanne und trockne mich ab. In meinem Schrank suche ich nach etwas, in dem ich mich geborgen fühle. Obwohl es nicht so kalt draußen ist, wähle ich einen kuscheligen Pullover und eine Jeans. Ich mache meine Haare und schminke mich.
Lea sitzt noch immer im Wohnzimmer und liest in einem Magazin.
"Wann und wo?", frage ich sie mürrisch.
Langsam dreht sie sich um, zieht die Augenbrauen hoch. "Bist du zur Vernunft gekommen?"
"Die Aktion war trotzdem scheiße von dir. Wann und wo?", wiederhole ich.
"18 Uhr, Adresse geb ich dir gleich. Habe sie aufgeschrieben. Ich weiß, aber du bist manchmal so stur. Da hilft nix anderes. Tut mir leid", entschuldigt sie sich, doch das diebische Grinsen auf ihren Lippen bleibt.
Schmunzelnd gebe ich zurück: "Ach Lea, du Kuh! Wenn er scheiße zu mir ist, knall ich ihm eine, ist das klar?!"
"Mach ruhig. Ich glaube, das hält ihn nicht von euch fern."
"Euch? Sprichst du jetzt ernsthaft schon im Plural von mir? Ich bitte dich! Ich bin noch nicht mal in der fünften Woche! Ich werde mich schon früh genug so fühlen, als wäre ich so fett, dass es für Zwei reicht. Lass das bitte!", warne ich sie, wenn auch belustigt. "Deine Stimmungsschwankungen sind wirklich filmreif, jetzt schon, meine Liebe", lacht Lea.

"Was machen wir jetzt noch bevor ich losgehe?", will ich wissen, es herrscht wieder Frieden bei uns. "Grey's?", kommt es von ihr. "Ja!", sage ich zufrieden und lege mich wieder neben sie auf die Couch. Lea und ich sind schlimm, stundenlang glotzen wir den Fernseher an und stopfen Popcorn in uns hinein. Naja, früher zumindest.
Ich finde Popcorn auf einmal so widerlich, dass ich beinahe würgen muss, wenn Lea mir damit zu nahe kommt. "Tja, spätestens jetzt wüsste ich, dass du schwanger bist! Du konntest davon nie genug bekommen! Aber du fängst nicht an Nutella mit sauren Gurken oder so gruselige Sachen zu essen, oder?", kommentiert sie meine neue Abneigung auch noch. Wir lachen beide.
"Kein Plan, Lea. Solche Gelüste kamen mir noch nicht. Ich hoffe aber sehr, dass es irgendwas 'Normales' wird. Hat ja angeblich jede Schwangere", meine ich schulterzuckend. "Ja, deshalb hab ich ja solche Angst! Oder Marshmallows mit Ketchup? Salami und Marmelade? Chips und Schoki?", zählt sie auf und verzieht das Gesicht dabei. Angeekelt sehe ich sie an. "Marshmallows mit Ketchup? Du bist ekelhaft, Lea! Aber Chips und Schokolade? Isst du doch auch!", antworte ich. "Ja, aber nicht täglich! Und nicht durcheinander!", bemerkt sie, grinst aber dabei.
"Na wir werden es noch merken. Lass uns beten, dass es nicht Marshmallows mit Ketchup werden, bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um!", bitte ich die, das wäre wirklich widerlich. "Okay! Ich bete ab jetzt jede Nacht!" Wir kichern wie blöd, bis ich feststelle, dass ich verdammt nochmal vor 20 Minuten hätte losgehen müssen!
"Scheiße Lea! Ich komm zu spät!", fluche ich, springe auf, falle beinah über meine eigenen Füße. Sie sieht ebenfalls auf die Uhr. "Upps, da haben wir wohl die Zeit vergessen. Wie immer. Naja, muss er halt warten. Wird er schon überleben." Ich gehe noch mal schnell aufs Klo und ziehe mir dann Jacke und Schuhe an. Ich mache mich sicher nicht schick für den Vogel. "Ich bin weg, bis später!", rufe ich ins Wohnzimmer.
"Warte!", kreischt Lea und stürzt auf mich zu. "Was denn noch?", will ich wissen. Sie umarmt mich kurz, drückt mir den Zettel mit der Adresse in die Hand und lächelt dann: "Viel Glück, und verprügel den Armen nicht! Der ist doch so schmal, nicht dass da was kaputt geht, das könnte teuer werden." Grinsend sage ich: "Achso. Na dann, werde ich mich wohl zurückhalten müssen!" "Bis später, Supermama!", verabschiedet sie mich. Ich ziehe eine Grimasse und verschwinde.

Mein Auto ist nicht mehr das Neueste, aber es fährt. Immerhin.
Vor dem Haus, an der angegebenen Adresse steige ich aus und bin erstmal beeindruckt. Halleluja, was eine protzige Hütte. Passt ja. Na gut, dann mal los.
Ich klingle, kurz darauf wird die Haustür geöffnet. Marco steht in Jeans und T-Shirt vor mir, in Socken. Darüber muss ich kurz schmunzeln. Trotzdem überlege ich ganz kurz, ob ich ihm einfach eine knalle und gehe. Wäre ein sehr dramatischer Auftritt, aber irgendwie zwecklos. Ich lasse es also bleiben. Marco und ich haben uns stumm angesehen, endlich sagt er etwas: "Hi Stella. Ich hab echt gedacht, du hast es dir doch anders überlegt und kommst doch nicht." Er klingt erleichtert.
"Hmmm, na jetzt bin ich ja hier. Ich hab ein bisschen die Zeit vergessen", gebe ich zurück, zwinge mich dazu nicht allzu grimmig zu klingen.
"Kein Problem, aber willst du nicht erstmal reinkommen?" Achja, wir stehen immer noch an seiner Haustür. Gute Idee. Die Nachbarn müssen ja nicht alles wissen.
"Klar", nicke ich, folge ihm hinein und bin erneut beeindruckt. "Schick, schick", murmle ich. "Danke. Magst du was trinken?", fragt er höflich. Ich nicke schon wieder und laufe ihm hinterher in die Küche. Auch so schick. Da hat man ja Angst sie zu benutzen.
"Wasser? Oder was anderes?"
"Wasser ist okay."
"Eiswürfel?"
"Boah ja, gerne." Ich fange plötzlich an zu grinsen und entdecke da etwas in dem Tiefkühlfach, aus dem Marco gerade die Eiswürfel nimmt.

Jetzt weiß ich, was MEINE Schwangerschaftsmarotte wird. Zumindest eine davon.
BEN&JERRY'S Eis. Woah, ich fange fast an zu sabbern und starre immer noch an die Stelle, wo gerade noch das Fach offen stand. Irritiert folgt Marco meinem Blick. "Ähm, Stella? Möchtest du noch was anderes?" Er öffnet das Fach wieder. "Stella? Du kannst dir alles rausnehmen. Hallo?"
Ich erwache aus meiner Starre und werde rot. "Nein, nein. Alles okay. Wasser ist gut", behaupte ich mit roten Wangen. Ich kann ja jetzt nicht sein Eis wegfressen, wie sieht das denn aus? Lächelnd greift Marco nun wieder in das Fach. Er hat das Eis in der Hand. War das so offensichtlich? Das ist mir jetzt doch superpeinlich.
Dann drückten mir das Eis und einen Löffel in die Hand. "Mach's dir auf der Couch bequem. Bin gleich da", lächelt er mir zu.
Mit knallrotem Kopf lasse ich mich auf die Couch fallen und stelle das Eis auf den Tisch. Cookie Dough. Yummie. Lecker.Oh ja, hallo neue Obsession. Na besser als Marshmallows mit Ketchup, denke ich erleichtert.
"Du darfst es essen, dafür war's eigentlich gedacht", grinst Marco mich an und schiebt die schmackhaften 500ml wieder näher zum mir.
"Danke", sage ich leise und schnappe mir die Packung und den Löffel. Als das Eis auf meiner Zunge schmilzt, bin ich kurz glücklich. Schwangere sind da aber simpel. Also zumindest ich. Egal. Lecker. Ich schaufele das Eis löffelweise in mich rein und strahle Marco happy an.

"Schmeckt ja scheinbar. Schön. Wie gehts dir?", versucht er ein Gespräch zu beginnen.
"Gut", nuschle ich mit Eis im Mund. Er grinst und trinkt einen Schluck Wasser. Schmunzelnd sitzt er mir gegenüber und beobachtet mich.
"Wirst du es wirklich bekommen?", stellt er dann die Frage, die ihn vermutlich ununterbrochen beschäftigt.
Ich nicke. Ich kann nicht sprechen, ich kaue auf einem riesigen Stück Cookiemasse herum. Ist das lecker.
"Weißt du schon, naja , was es wird? Junge oder Mädchen?"
Ich verschlucke mich, weil ich so lachen muss. "Oh Gott, Marco. Ich bin in der 4. Woche! Das Geschlecht wird erst im 5. Monat bestimmt!", japse ich, bin gleichzeitig froh, dass ich nicht an dem Keksteig ersticke.
Grinsend meint er: "Ach so. Na dann. Aber ist denn sonst alles in Ordnung mit dem Baby?"
"Ja", beruhige ich ihn, lächle sogar dabei.

Mir ist dieses Gespräch trotzdem unangenehm. Doch irgendwie bin ich ja deshalb hier.
Ich stecke mir den Löffel in den Mund und schmecke nur kaltes Metall. Ich gucke in die Eispackung. Leer? Na toll. Ein wenig enttäuscht stelle ich beides auf den Tisch.
"Ich hab leider keine weiter da", sagt Marco und ich laufe schon wieder rot an.
"Äh kein Problem. Sorry, dass ich die jetzt vernichtet hab" Ich werde noch röter. Marco grinst nur. Der kann auch nix anderes oder? Ist vielleicht so ne Übersprungshandlung, weil er auch unsicher ist? Könnte ja sein.
"Stella, ich möchte mich um euch kümmern. Wirklich." Jetzt sind wir da angekommen, wo ich nie hin wollte. Jetzt muss ich mit ihm über UNSER Baby sprechen und wie wir das machen werden. Schlagartig bekomme ich Kopfschmerzen.
Könnte aber auch an dem Eis liegen, das ich in Rekordzeit verputzt habe.
"Aha. Wie kommt das denn jetzt auf einmal?", wieder klinge ich misstrauisch.
Einen Augenblick drückt er an seinen Fingerknöcheln herum, dann sieht er mich wieder an. "Ich hab nachgedacht. Ich hab mich scheiße benommen, aber ich war einfach mega überfordert im ersten Moment."
"Hmmm und jetzt?", gebe ich zurück. Immer noch etwas patzig.
"Ich will für euch da sein, sag ich doch." "Wann?", will ich wissen. Doofe Frage, weiß ich selbst. "Wie wann?", er ist verwirrt. "Na wann?", wiederhole ich leicht genervt. "Na immer", meint er. "Immer? So so. Was wenn dich dein Kind mal braucht? Und du ein Spiel oder so hast?" Ach ich bin gar nicht skeptisch, Glückwunsch.
Betont ruhig sagt er: "Ich kümmere mich schon. Meine Eltern würden sicher auch helfen, falls mal was ist." "Hast du es ihnen etwa gesagt?", quieke ich erschrocken. Ist der irre?! "Ja." Seufzend fahre ich mir mit der Hand übers Gesicht: "Na spitze." Fragend blickte er mich an und hakt nach: "Wieso ist das jetzt schlimm?"
"Ich bin in der vierten Woche! Ich kann das Kind verlieren, dann war das ganze Theater umsonst", erkläre ich ihm mittlerweile wieder ziemlich pampig.
"Wie verlieren? Willst du es jetzt etwa doch abtreiben? Wieso das denn?" Gott, ist der dumm oder so?
Dementsprechend zickig reagiere ich auch: "Nein Mann! Aber in den ersten drei Monaten kann es wesentlich häufiger zu einer Fehlgeburt kommen. Danach ist man zwar nie sicher, aber die Wahrscheinlichkeit sinkt halt stark."
"Achso. Ich dachte schon." Der Kerl hat ja noch weniger Ahnung als ich, Hilfe.
"Du wechselst also auch die Windeln? Erträgst mich mit Stimmungsschwankungen? Begleitest mich zu meinen Arztterminen? Du wirst diesem Kind ein Vater sein? Du wirst es lieben, dich kümmern, es trösten, wenn es fällt? Du wirst in jeder Situation bedingungslos zu ihm halten und im Zweifel dein Leben für seines geben? Du willst wirklich das volle Papa-Programm? Wirklich? Noch kannst du Nein sagen. Danach nicht mehr. Danach zähle ich auf dich", sage ich nun. Es ist seine Entscheidung. Danach kann er aber nicht mehr zurück. Denn dann muss ich mich auf ihn verlassen können.
"Das volle Programm. Ich will das alles. Nicht nur blechen. Ich will ein guter Vater sein. Ich krieg das hin", bestätigt er nickend, meine Handflächen sind feucht, mein Herz poltert und ich bin kurz sprachlos.
"Sicher?" Ich kann es nicht glauben, er will es wirklich. Er scheint sich absolut sicher zu sein. Das hätte ich nie gedacht.
"Absolut sicher." Wieder ein Nicken.
"Ich will aber nicht, dass es an die Öffentlichkeit geht. Ich will ohne Paparazzi fett werden und aussehen wie ein Wal. Mein Kind soll bitte auch nicht vor die Kamera", gebe ich zu bedenken. Das ist mir schon wichtig.
Jetzt kriegt er bestimmt bald Kopfschmerzen, so oft wie er nickt. "Ja. Bin ich einverstanden. Das möchte ich auch nicht."
"Na wunderbar. Dann bleibt das wohl unser kleines Geheimnis", grinse ich ihn an.
"Jop."
"Sei mir nicht böse, aber ich fahr jetzt wieder, ich hab Kopfschmerzen", sage ich dann und erhebe mich auch schon. Für mich ist alles geklärt. Außerdem muss ich das erstmal verdauen.
Er wirkt etwas überrascht, fast enttäuscht. "Oh okay. Stella?" Irritiert drehe ich mich zu ihm um. "Ja?"
"Wann ist dein nächster Arzttermin?", fragt er schüchtern. Das ist ja putzig.
Schmunzelnd antworte ich: "In ein paar Tagen. Ich guck mal nach zu Hause und schreibe dir dann. Willst du mit?" Jetzt ist er an der Reihe und wird rot."Ja, sehr gern", lächelt er - ich mag sein Lächeln irgendwie.
"Okay."

Mittlerweile sind wir schon an der Eingangstür. Etwas unschlüssig stehen wir voreinander. "Bis demnächst, würde ich mal sagen. Danke, dass du mir die Möglichkeit gibst, für euch da zu sein", sagt er.
"Ich muss dir danken. Bis dann", murmle ich, plötzlich ist mir das hier wieder schrecklich unangenehm.

Es folgt eine kurze Umarmung, ich bin überrascht, kann so schnell aber nicht reagieren und gehe dann ohne weitere Abschiedsfloskel zu meinem Auto. Marco steht noch in der Tür als ich einsteige.
Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und will meinen Wagen starten. Er stottert, springt nicht an. Nein! Nicht jetzt! Nach dem fünften erfolglosen Versuch gebe ich fluchend auf und schlage auf das Lenkrad ein. So eine Kacke! Aus Versehen treffe ich die Hupe und erschrecke mich selbst darüber. Also ein Taxi. Oh Mann, das wird teuer.

Da klopft es an meiner Scheibe. Ich schreie auf und sehe Marcos Gesicht.
Nachdem ich die Scheibe heruntergekurbelt habe, frage ich ihn: "Musst du mich so erschrecken?" "Springt er nicht an?" "Na offensichtlich nicht", maule ich zurück. "Komm, ich fahr dich nach Hause. Ich lass morgen mal nen Kumpel nach deinem Auto gucken. Vielleicht kriegt er ihn wieder hin", bietet er lieb an. Doch das will ich gar nicht. "Neenee, ich nehm ein Taxi. Danke, mach dir mal keine Mühe." "Das war kein Angebot, das war eine Aufforderung. Also raus da, abschließen und schwing deinen Hintern in mein Auto. Ich diskutiere da nicht mit dir. Du bist schwanger, da lass ich dich nicht zu irgendwem ins Auto steigen. Also hopp", entgegnet er kopfschüttelnd.
Ein bisschen geplättet von seiner Ansage, steige ich aus, schließe ab und folge ihm brav zu seinem Wagen. Ein riesiger SUV. War ja klar. Na egal, Hauptsache ich komme bald nach Hause. Mein Kopf explodiert nämlich gleich.

Marco chauffiert mich nach Hause und ich bin jetzt doch froh darüber. Die ganze Fahrt über haben wir geschwiegen.
Doch es war keine betretene Stille gewesen. Es war, als hätten wir beide Erholung von dem Ganzen gebraucht. Da war Schweigen sehr angenehm.
"Bis dann, Stella. Ich melde mich wegen deines Wagens", verabschiedet er sich nun ein zweites Mal von mir, als wir angekommen sind. "Du musst das echt nicht machen. Ich mach das schon", will ich ihn zurückhalten, doch er scheint sturer zu sein, als ich dachte. "Ich mach das. Entspann dich. Ich kümmer mich drum. Gehört für mich zum Papa sein dazu. Klar? Du sollst gefälligst ein Auto haben, das auch anspringt. Nicht, dass du mit dem demnächst liegen bleibst und es passiert noch irgendwas. Ich mach das schon", winkt er weltmännisch ab. "Na gut. Danke. Auch fürs nach Hause fahren. Bis dann", sage ich nun auch noch einmal und steige endlich aus. Mit dem Kerl werde ich wohl noch viel diskutieren.Einfach so nachgeben, ist wohl nicht so seins.

Langsam gehe ich zur Haustür und drehe mich dann um. Marcos Wagen steht noch dort am Straßenrand, ich sehe wie er zum Abschied die Hand noch einmal hebt, lächelt und dann davon fährt.

Mit dem Schlüssel in der Hand stehe ich vor der Tür und sehe ihm hinterher. Das volle Programm. Er will wirklich das volle Programm. Kaum zu glauben. Doch ich bin erleichtert. Ich kann mir das selbst nicht erklären. Vorher war ich so sicher, dass ich ihn nicht brauche, dass ich seine Unterstützung nicht will und jetzt bin ich dennoch so unendlich erleichtert. Als wäre ein tonnenschwerer Felsbrocken von meinem Herz gestürzt. Ich finde die Vorstellung, dass mein Baby einen Vater haben wird, wunderschön.

Dann ziehen wir das wohl doch zusammen durch. Marco und ich.

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Ja huch, das Kapitel war iwie länger xD

Freut ihr euch über die Entwicklung? Marco will sich wirklich darauf einlassen und ist nicht mehr so ein Arschgesicht ^^ Zusammen wird das sicher leichter und außerdem können sch die beiden kennenlernen... Denn im Prinzip sind sie sich ja fremd...

Schöne Scheiße mit dem Auto, aber alte Wagen bieten ständig solche unangenehmen Überraschungen, kann ich ein Lied von singen -.-

Stellas Obsession wird also scheinbar Eis, na tausendmal besser als Marshmallows mit Ketchup xD (iiihhhh....)

Was sagt ihr zum Pitel?

Hat's euch gefallen? Würde mich über Rückmeldungen von euch freuen <3

Fühlt euch umarmt,

eure Mercy aka Floraly <3


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