Sie war weg. Es hatte ihn seine ganze Kraft gekostet, sie zu vertreiben. Nur ihre Roben hatte sie zurückgelassen. Er vergrub sein Gesicht in dem weichen Stoff. Es roch nach ihr. Ein leichter Hauch von Lavendel füllte sein Bewusstsein. Es war ein Stück des Himmels, den sie hier zurückgelassen hatte, sein Engel und seine Verdammnis.
Alles in Askaban war dafür bestimmt, eine lebende Hölle für die Insassen zu sein. Als Todesser genoss er eine Vorzugsbehandlung gegenüber den normalen Gefangenen. Einige der Wärter waren auch bei dem großen Ausbruch hier angestellt gewesen. Sie hatten es nie verziehen, dass damals einigen der Ausbruch gelungen war.
Er konnte froh sein, wenn er bis zu seiner Verhandlung überleben würde. Die Möglichkeit irgendwann das Gefängnis wieder verlassen zu dürfen, war jenseits seiner Vorstellungskraft.
Und dann war sie gekommen. Er hatte nicht erwartet, sie noch einmal zu sehen, nach allem was passiert war, geschweige denn mit ihr reden zu können. Gutmensch der sie war, glaubte sie wirklich daran, dass nicht jeder vor Gericht gegen ihn aussagen würde. Aber... sie würde es tun, spätestens jetzt. Und das war auch gut so. Sie war so viel mehr und er war nur ein Klotz an ihrem Bein. In einem Punkt hatte sie recht. Wenn sie mit ihm in Verbindung gebracht werden würde, dann wäre sie es, die den Schaden davonträgt. Er hatte es nicht länger zulassen können.
Also hatte er sie von sich gestoßen. Mit jedem Wort hatte er sie absichtlich verletzt. Und es hatte ihn geschmerzt. Er war nicht mehr der Junge, der ihre Aufmerksamkeit erlangen wollte, indem er sie beleidigte. Die Zeiten hatten sich geändert.
Es war an der Zeit, dass er der Wahrheit ins Auge blickte. Eine Beziehung mit Hermione, das konnte nicht gut gehen. Selbst wenn sie zu ihm halten würde, würde es all ihre sozialen Kontakte sprengen. Es waren nicht nur seine Eltern, die dieser Beziehung im Wege stehen würden. Auch ihre Freunde würden ihn nie akzeptieren... und die Zauberergemeinschaft würde seine Sünden ihr Anrechnen. Es war ein Traum gewesen und nun war der Morgen angebrochen und sie würden beide erwachen.
Sie musste über ihn hinwegkommen, wenn sie ihr ganzes Potenzial ausschöpfen wollte. Vielleicht würde sie das Wiesel heiraten und gemeinsam würden sie das Kind aufziehen. Sein Kind. Er wünschte sich so sehr, es zumindest einmal zu sehen, einmal im Arm halten zu können. Aber vielleicht war es besser, wenn es einen anderen Vater hätte... einen besseren. Ob es wohl ein Mädchen oder ein Junge werden würde?
Wahrscheinlich ein Junge. Er konnte sich nicht vorstellen der Vater eines Mädchens zu sein.
Dann öffnete sich die Tür erneut. Er konnte die schweren Lederstiefel des Wärters hören. Er wusste, was kommen würde. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, sich darauf vorzubereiten, er hätte es getan. Aber es gab keine.
Der erste Tritt traf ihn in die Brust. Es knackte verdächtig. Er wusste nicht, ob er schrie oder nur noch röchelte.
„Du Ratte, du weißt, wer sie war, oder? Weißt du, dass sie geheult hat, als sie disappariert ist? Eine Ratte wie du, hat es nicht einmal verdient, dass sie die gleiche Luft atmet."
Weitere Tritte folgten. Jeder einzelne trieb ihm sämtliche Luft aus den Lungen. Seine Finger krallten sich in den Stoff des Mantels. Er redete sich ein, dass alles nichts zählte, solange er den Mantel behielt. Er war ein Stück des Himmels. Solange er ihn besaß, war seine Seele nicht verloren.
Der Stiefel fuhr erneut herunter, zerquetschte seine rechte Hand. Draco wusste, dass die dünnen Knochen unter der festen Sohle gesplittert sein mussten. Er schaffte es nicht mehr, seine Finger zu krümmen, um den Mantel festzuhalten, während die Welt immer weiter ins Schmerz abdriftete. Das dunkel umfing ihn erneut, als die Schritte sich entfernten. Was aber blieb, war der Duft von Lavendel, der ihn umgab.
Er war gerettet.
***
„Ist er das?" - „Ja, er ist es. Ich bin mir sicher." - „Mann, wenn sie ihn noch härter ran genommen hätten, müssten wir ihn jetzt vom Boden aufkratzen." - „Ich hätte ihn beinahe nicht wiedererkannt, so wie die ihn zugerichtet haben..." - „Nicht lange reden. Zauberstab raus und los geht's."
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Kleine Ansage: Ich habe die Geschichte inzwischen fertig gestellt und weiß jetzt mit Sicherheit: Es werden 17 Kapitel.
Gegebenenfalls werde ich Kapitel 16 und 17 auch gleichzeitig veröffentlichen, weil 16 etwas arg kurz ist ;D
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