15. Verschiedene Sichtweisen
Draco brauchte seine gesamte Okklumentik um alle Arten von Emotionen zu unterdrücken. Er wusste nicht, ob er weinen, lachen oder schreien würde, wenn die Maske brach. So komisch die Situation auch war, war es trotz allem so gewesen, dass er verlobt worden war ohne ein Mitspracherecht dabei zu haben. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Auch Hermione zögerte. Flehend hob sie schließlich ihren Blick. „Es tut mir Leid, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können außer mit deinen Eltern zu reden. Du hast so schlimm ausgesehen, als ich dich besucht habe. Ich musste einfach etwas tun."
Draco nickte, bei der Erinnerung. „Nachdem du gegangen warst, wurde alles noch schlimmer. Es scheint als wäre mein Wärter ein Fan von dir gewesen."
Er sah, wie ihre Augen größer wurden. Langsam streckte sie ihre Hand aus um ihn zu berühren, doch er fing sie ab. Er sah, wie ihre Pupillen hin und her zuckten, als sie versuchte Emotionen in seinem Gesicht abzulesen, die es nicht widerspiegelte. Dafür konnte er in ihrem Gesicht nur zu gut die aufkeimende Enttäuschung lesen. Eine einzige Enttäuschung, mehr war er nie gewesen, für niemanden.
„Warum hast du es getan?", wollte er schließlich wissen, „warum hast du dich überhaupt für mich eingesetzt? Warum hast du die Klage zurückgenommen? Warum hast du dich in meine Gerichtsverhandlung eingemischt? Ich habe gehört, wie du mit dem Auroren geredet hast, als sie mich abgeführt haben. Es war für dich vollkommen selbstverständlich, mich als Todesser zu bezeichnen. Du brauchst gar nicht so überrascht dreinzuschauen. Ohja, ich habe es gehört und man hat mir eine Liste meiner Ankläger vorgelegt, bevor sie mich nach Askaban geschickt haben. Rate mal, welcher Name ganz oben stand."
Sie riss sich von ihm los. „Nein Draco, so war es nicht." Sie holte tief Luft um sich zu beruhigen. „Als du abgeführt wurdest, stand ich unter einem Erstarrungszauber. Ich konnte gar nicht reden, nicht schreien und auch nicht zu dir laufen, wie ich es gewollt hätte. Als sie den Zauber gelöst haben, habe ich sofort meine Aussage gemacht in der Hoffnung, dass sie dich dann nicht nach Askaban schicken würden. Aber der Auror, der sie von mir aufnahm, war überzeugt von deiner Schuld und ist davon ausgegangen, dass ich unter einem Verwirrzauber gestanden hätte. Er hat eigenmächtig die Namen ausgetauscht, das musst du mir glauben! Direkt danach bin ich zu Harry um ihn zu überzeugen, dass du unschuldig bist. Aber als wir bei den Arrestzellen angekommen sind, hatten sie dich bereits weggebracht." Er konnte sehen, dass sie kurz davor war in Tränen auszubrechen. „Deine Haftbedingungen zu verbessern war wirklich alles, was ich danach noch tun konnte. Wer dachtest du, dass sich beim Minister für dich eingesetzt hat? Dafür brauchte ich auch das Geld deiner Eltern."
Er zögerte bevor er antwortete. „Es gibt das Gerücht, dass... dass diejenigen... die zu einem Kuss verurteilt werden..."
Weiter kam er nicht. Dieses Mal ließ Hermione sich nicht aufhalten. Sie warf sich quasi auf ihn und drückte sich gegen seine Brust. „Du Idiot! Du riesenhafter Vollidiot!"
Was sollte er jetzt tun? Was war in einer solchen Situation das Richtige? Er versuchte vorsichtig über ihre Haare zu streicheln. „Du musst solche Angst gehabt haben", flüsterte sie erstickt gegen seine Brust.
„Es ist schon gut. Du hast mich da rausgehauen und..." - „Verzeih mir bitte. Ich wollte das alles nicht."
Ihre Bitte traf ihn wie ein Stupor in die Brust. „Warum...?", wollte er wissen und brachte sie dadurch nur mehr zum schluchzen. „Warum tust du das alles für mich? Immer wenn wir uns sehen wirke ich einfach nur jämmerlich. Und du bist... Was wenn ein echter Edmund um die Ecke kommt und dich mir wegnimmt. Ich dachte, ich könnte dich einfach loslassen, wenn du jemand besseren findest. Abgeschnitten von der Welt in Askaban, würde ich es nicht einmal mitbekommen. Aber dann, als du mir gesagt hast, dass du verlobt wärst und ich dachte..." Weiter kam er nicht. Denn sie fuhr ihm dazwischen. „Das stimmt alles nicht. Nach unserem Blind-Dating... Ich war einfach nur... ich brauchte meine Zeit damit klar zu kommen, dass du Edmund bist. Und ich musste mir auch klar darüber werden, dass du eben nicht so bist, wie ich immer dachte. Und dann, als ich zu dir gegangen bin, habe ich nur gesehen, wie sehr ich dich verletzt habe. Also dachte ich, dass auch du erst etwas Zeit brauchst und die wollte ich dir geben. Und dann bist du im Ministerium aufgetaucht, jeder konnte sehen, wie sehr du versucht hast ein besseres Leben zu führen und... dann als ich mich eingemischt habe, hast du mich verteidigt, obwohl du wusstest, dass man dich dafür nach Askaban schicken könnte." Tränen standen in ihren Augen. „In Askaban habe ich dann auch nur den Mann gesehen, der alles für mich getan hätte und dem ich nichts als Schmerzen gebracht habe." Sie legte ihre Stirn erneut an seine Brust. „Und jetzt stehen wir hier in einem Zimmer, in dem man die Liebe eines Vaters für sein ungeborenes Kind spüren kann. Draco, wir werden Eltern. Wir beide, zusammen. Als ich Edmund kennen gelernt habe, dachte ich, dass er der Mann für mich ist. Er hat mir lauter exotische Dinge gezeigt und alles mit ihm war aufregend und neu. Aber inzwischen lerne ich einen anderen Mann kennen und neben ihm wirkt Edmund einfach nur blass und surreal." Sie sah ihm in die Augen. „ Draco. Dieser Mann, der mein Leben eingenommen hat wie ein Drache seinen Hort, das bist du. Bitte versprich mir, dass du bei mir bleibst. Wir müssen nicht heiraten, aber wir können... wenn du willst."
Er antwortete nicht. Konnte nichts sagen. Sie blickte ihn noch einmal mit ihren großen Augen an.
„Ich habe gelogen, als ich sagte, dass es unser Kind wäre, dass dich als Vater braucht. Die Wahrheit ist, ich bin diejenige, die dich braucht Draco."
Und bei diesen Worten schloss sie ihre Lider und näherte sich seinem Mund mit dem ihren.
Als sie sich küssten, war es, als würde um sie herum niemand sonst existieren, als wären sie die einzigen Menschen auf diesem Planeten.
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