14. Overachiever


„Was auch immer in den Briefen steht, es war ganz anders."

Draco sah sie fragend an. Hermione seufzte nur. Die Kurzfassung ist: Ich wollte deinen Eltern verkünden, dass wir eine Beziehung führen und sie das gefälligst zu akzeptieren haben. Kurze Zeit später stand ich wieder vor ihrer Tür mit einem Ring am Finger und einem Ehevertrag in der Hand.

„Das ist nicht das, was in den Briefen steht", meinte er knapp. Sie seufzte. „Das dachte ich mir schon. Aber Lucius hat darauf bestanden, dir vor mir von den Ereignissen zu berichten. Deshalb war ich ja auch der Ansicht, dass du zumindest teilweise über alles im Bilde bist."

Sie zögerte. „Okay, dann eben die lange Fassung." Kurz schien sie zu überlegen wo sie beginnen sollte. Dann fing sie an. „Du erinnerst dich daran, dass ich dich in Askaban besucht habe. Naja. Als ich von er Insel zurückflog, wurde mir klar, dass du in einigen Dingen gelogen hast, andere aber der Wahrheit entsprachen. Mir war nicht klar, dass ich dich verletzt habe und... naja...ich habe angefangen zu überlegen, wie ich das alles wieder gerade biegen könnte. Du bist nicht mein schmutziges kleines Geheimnis und ich wollte auch nie, dass du dich so fühlst. Und... dich in Askaban zu sehen... ich wusste, ich musste daran etwas ändern.

Also bin ich schnurstracks zum Minister gegangen und habe ihn gefragt, ob es da nicht Möglichkeiten gäbe. Daraufhin wurde mir versichert, dass der Antragssteller daraufhin die Kosten für die Inhaftierung selbst übernehmen müsse. Er nannte mir die Zahlen und... naja... für mich war es ein Vermögen. Allein hätte ich es mir nicht leisten können. Also dachte ich, dass deine Eltern wohl ein genauso großes Interesse an deinem Wohlergehen hätten.

Theo war so frei, mir die aktuelle Anschrift deiner Eltern zu geben. Ich kaufte mir einen Portschlüssel nach Frankreich und wappnete mich für das Gespräch. Du hast ja gesagt, dass du dich nicht mit ihnen überwerfen willst, also habe ich beschlossen es so aussehen zu lassen, als wolle ich um jeden Preis mit dir ausgehen. Ich dachte mir, wenn ich die Schuld auf mich nehme, könnten sie es dir nicht vorwerfen. Um sie trotzdem etwas versöhnlicher zu stimmen und es glaubwürdiger erscheinen zu lassen, wollte ich ihnen klar machen, was für positive Aspekte eine solche Verbindung für beide Seiten haben könnte.

Naja, als deine Eltern mich hereingebeten haben, habe ich ihnen alles so erzählt wie ich es mir zurecht gelegt hatte. Als erster fing dein Vater an zu zetern, dass sein Sohn doch nicht mit einem... einem... naja... du weißt schon was ausgehen könne. Überhaupt war er nicht davon angetan, dass wir eine voreheliche Beziehung, wie er es nannte, haben könnten. Dann hat deine Mutter ihm souffliert, dass wir ja auch heiraten könnten, von was er noch weniger angetan war. Ich habe eingewendet, dass an Hochzeit vorerst nicht zu denken sei, weil wenn ich das Blatt zu deinen Gunsten wenden könne, man eine Nachverhandlung wegen Befangenheit diverser Zeugen veranlassen könne. Woraufhin deine Mutter den Vorschlag machte, dass eine Hochzeit ja auch in sechs Jahren stattfinden könne, wenn entsprechende Papiere bereits vorbereitet wären. Dein Vater war nach wie vor nicht angetan von der Idee und hat deine Mutter beschimpft, dass sie ihren Sohn auf dem Trödelmarkt verramschen würde. Narzissa warf daraufhin ein, dass es ja passieren könne dass ich schwanger werde. Lucius explodierte allein bei der Vorstellung fast, stimmte ihr aber zu, dass wenn ein Kind zur Welt käme ein Gentleman eine Frau heiraten würde. Ich warf ein, dass das die nächsten fünf Jahre aber ausgeschlossen wäre und am Ende einigten sich deine Eltern darauf, dass wir fünf Jahre nach unserem ersten Kind heiraten müssten. Ich dachte mir, dass in fünf Jahren eine Menge Wasser in den schwarzen See fließt und wir das immer noch ändern könnten, wenn du erst einmal aus Askaban heraussen bist, also habe ich zum Schein zugestimmt."

Hermione holte tief Luft. „Und dann ging es in die Runde zwei."

Als sie fortfuhr gestikulierte sie dabei wild mit ihren Händen um das gesagte zu unterstreichen.

„Dein Vater hat sich tatsächlich erdreistet, uns Vorschriften für unser Liebesleben zu machen. Also das nicht existente Liebesleben, wenn es nach ihm ginge. Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass ihn das nichts anginge. Daraufhin meinte er, dass er dich enterben würde, wenn du mich anfassen würdest... und naja, da man wohl bald das Resultat des Anfassens an mir sehen wird, konnte ich das nicht so stehen lassen. Ich habe ihm gekontert damit, dass er ja nicht wissen könne, ob ich dich nicht dazu gezwungen hätte."

Sie biss ganz offensichtlich ihre Zähne zusammen, atmete tief durch und fuhr dann fort.

„Dann wurde er erst einmal still und hat nachgedacht, während deine Mutter versucht hat etwas Smalltalk mit mir zu betreiben. Aber kaum hatte sie mir von den Blumen in ihrem Garten erzählt und wollte mir von ihren ersten Imkererfolgen berichten, da meinte Lucius und ich zitiere: 'Gut, ich bin einverstanden, dass du meinem Sohn beischlafen könntest, unter der Bedingung, dass du die althergebrachten malfoyschen Traditionen ehrst.'" Sie fuhr sich einmal mit der Hand über das Gesicht, bevor sie weiter berichtete. „Vollkommen baff habe ich zugestimmt.Und dann schwenkt er seinen Zauberstab und dieses Ding erscheint auf dem Tisch. Ich dachte erst das wäre ein Scherz. Stell es dir wie eine riesige metallene Unterhose vor. Das Ganze erinnerte mehr an eine Sparkasse als an ein Kleidungsstück. Danach weiß ich nur noch, dass Lucius und ich uns angeschrien haben, bis wir beide kaum noch Stimmen hatten. Irgendwann ging Narzissa dazwischen und meinte, dass diese Tradition spätestens mit ihr abgeschafft worden wäre."

Hermione seufzte laut. „Und falls du denkst, wir hätten jetzt die Spitze des Eisbergs erreicht, weit gefehlt. Am Ende habe ich deinen Eltern gesagt, dass ich Geld bräuchte. Natürlich wollte ich es verwenden, um auf das Angebot des Ministers einzugehen. Aber deine Eltern haben mich beide daraufhin ganz schockiert von oben bis unten gemustert. Ich habe keine Ahnung, was ihnen in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist, aber sie sahen entsetzt aus. Gerade als ich ihnen die Umstände erklären wollte, hat Lucius dann ein Scheckbuch aus einer Schublade hervorgeholt und Narzissa hat ihn dazu beschwatzt, dass er ein alter Knauserer wäre. Und noch bevor er mir den Zettel überreichen konnte, hielt deine Mutter mir einen Vertrag in doppelter Ausführung hin. Ich dachte es wäre der Schuldschein und habe ihn ohne zu lesen unterschrieben. Normal mache ich sowas nie, aber in diesem Fall wollte ich es einfach hinter mich bringen. Um ehrlich zu sein wollte ich nur noch weg. Zudem war ich mir sicher, dass du alles wieder in Ordnung bringen würdest, wenn du erst aus Askaban heraus wärst."

Sie zuckte mit den Schultern. „Kaum hatte ich unterschrieben, nahm Narzissa meine Hand, streifte mir einen Ring über, Lucius drückte mir den Scheck in die Hand und wenige Sekunden später stand ich vor ihrer Tür. Zu meinem Leidwesen muss ich sagen, dass mir erst da klar geworden ist, dass irgendetwas nicht stimmte. Also habe ich den Vertrag durchgelesen. Es war kein Schuldschein sondern ein merlinverdammter Ehevertrag und die Feder war eine Vampirfeder gewesen, also habe ich ihn auch noch mit Blut unterschrieben." Sie holte ein letztes Mal tief Luft. „Und so wurden wir verlobt ohne dass du überhaupt anwesend warst."

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AN: Normalerweise versuche ich Anglizismen und englische Titel in meinen eigenen FFs zu vermeiden.

Allerdings kenne ich kein passendes Wort für jemanden in Deutsch, der mehr erreicht, als er sich eigentlich vorgenommen hat.

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