„Bitte lass mich danach meine Version der Ereignisse schildern", bat Hermione in einem für sie untypisch schüchternem Tonfall.
Draco nickte und nahm wortlos den Brief seiner Mutter zur Hand und begann zu lesen.
Liebster Draco,
Dein Vater ist ein Idiot. Anders als er wahrscheinlich darstellt ist Hermione Granger zu uns gekommen mit dem Angebot Dir aus deiner Notsituation zu helfen. Damit verbunden hat sie die Bitte, Dich ihr für die Ehe zu versprechen. Obwohl Dein Vater und ich uns eigentlich einig waren, solche Angebote grundsätzlich abzulehnen, habe ich in diesem speziellen Fall wohlwollend auf deinen Erzeuger eingewirkt.
Da der Zeitpunkt für eine Hochzeit aktuell unglücklich gewählt wäre, einigten wir uns einvernehmlich darauf, dass man sie fünf Jahre nach der Geburt eures ersten Kindes durchaus akzeptabel wäre.
Anders als ihm, ist mir vollkommen bewusst, dass der Umstand, dass Du sie während Eurer gemeinsamen Schulzeit in beinahe jedem zweiten Satz erwähnt hast, nicht von Deiner Abneigung ihr gegenüber zeugte. Die Nachdrücklichkeit mit der sie dieses Anliegen vorbrachte, legt mir Nahe, dass bereits eine gewisse Verbindung zwischen Euch bestehen könnte. Den Vorwand, dass sie aus Karrieregründen eine Verbindung zu einer reinblütigen Familie suche, halte ich für weit hergeholt. Stattdessen glaube ich, dass sie Dir wirklich mehr als zugetan ist mein Sohn.
Dann hat Dein Vater ihr erklärt, dass Malfoys keinen vorehelichen Geschlechtsverkehr praktizieren. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir berichten, dass das eine wirklich schamlose Lüge ist.
Daraufhin kam es zwischen den beiden zu einem kleineren Streit, in dem Dein Vater Deine Enterbung angekündigt hat, im Falle, dass Du so unehrenhaft wärst mit ihr zu schlafen, woraufhin Miss Granger damit gedroht hat, dass Du nichts dafür könntest, wenn sie Dich dazu zwingen würde. Sie schien schockiert von ihren eigenen Worten zu sein – deshalb solltest Du Dir diesbezüglich keine Gedanken machen. Zwar bin ich mir sicher, dass sie es nicht so meinte, aber zumindest bei Deinem Vater hat es den gewünschten Effekt gezeigt, er hat endlich mal die Klappe gehalten.
Als wir uns alle vom Schock dieser Aussage erholt haben, hat er überraschend zugestimmt unter der Bedingung, dass sie für eine derartige Verbindung die malfoyschen Traditionen wahren müsse. Und dann hat er doch tatsächlich dieses mittelalterliche koboldgefertigte Ungetüm herbeigezaubert, das angeblich seiner Mutter gehörte, von dem ich mir aber sicher bin, dass nicht einmal diese Schreckschraube es getragen hat.
Ich kann das Erschrecken Deiner Verlobten nachempfinden, habe ich Lucius doch einst vor Empörung an den Kopf geworfen, dass auch Kastration ein adäquates Mittel zur Verhütung darstellen würde. Während die beiden sich über die Monstrosität stritten, habe ich bereits einen Ring für deine Verlobte ausgewählt und graviert und die Formalien aufgesetzt.
Anschließend habe ich mich in den Streit eingemischt und Hermione versichert, dass diese malfoysche Tradition spätestens mit mir beendet worden sei. Dies hat deinem Vater gar nicht gepasst, aber er konnte nichts dagegen erwidern.
Als das geklärt war, hat uns das süße kleine Ding noch um Geld gebeten, um sich eine angemessene Garderobe zu kaufen. Lucius hat sich natürlich wie immer erst einmal aufgespielt. Aber wer konnte es ihr wirklich verdenken, bei den miesen Löhnen die vom Ministerium gezahlt werden. Ich hoffe für Dich, dass ein guter Teil davon in Reizwäsche fliest.
Da ich gerade beim Thema bin. Dafür, dass ich diese Sache, in Deinem besten Interesse gelöst habe, möchte ich Dir hiermit mitteilen, dass ich gewisse Erwartungen an dich habe. Ich erwarte von Dir ein Minimum an vier Enkeln, fünf wären wünschenswert, jedes weitere ist willkommen. Dabei möchte ich das erste spätestens in einem Jahr in den Händen halten, was bedeutet, dass Du zwei Monate Zeit zur Zeugung hast. Bitte informiere Dich diesbezüglich über ihre fruchtbaren Tage.
In Liebe
Narzissa
Draco rieb sich die Stirn. Es bahnten sich Kopfschmerzen bei ihm an. Beinahe wünschte er sich zurück nach Askaban, wenn auch nicht unbedingt in die Keller.
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