Ein aufblasbares Einhorn
Es ist unser einjähriges Jubiläum. Interessanterweise verbringen wir es auf die genau selbe Weise wie wir uns kennengelernt haben. Dennoch ist es anders, denn dieses Mal haben wir, oder besser gesagt ich, sichergestellt, in Sicherheit zu sein. Oliver zieht mich näher zu sich, drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich drehe mich zu ihm um. ,,Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns hier vor einem Jahr wegen diesem Einhorn kennen gelernt haben?'', frage ich ihn und verliebe mich ein weiteres Mal in seine Augen. Ein Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. Und seine Antwort lässt mein Herz höherschlagen: ,,Wie könnte ich das nur vergessen, schliesslich musste ich dich ritterhaft vor deinem Untergang retten?'' Stimmt, das ist eine unvergessliche Geschichte.
,,Mom, warum können wir nicht einfach im Hotel bleiben oder maximal bis an den Strand runter gehen?'', fragte ich schon zum gefühlt hundertsten Mal. Ihre Antwort, auch wenn nun leicht genervt, war natürlich ebenso dieselbe: ,,Weil uns dein geliebter Onkel uns seine Yacht zur Verfügung stellt. Ein solches Angebot muss man nutzen. Und nun komm.'' Seufzend folgte ich ihr. Widerstand hatte keinen Sinn, am Ende würde sie noch mein Handy einziehen. So schlimm würde das schon nicht werden.
Ich konnte kaum glauben, was ich da sah. Nachdem wir an den Hafen gegangen waren, standen wir nun vor einer grossen Yacht. Nie in meinem Leben habe ich mir Onkels ,,Susi'' so vorgestellt. Das Beste an allem war jedoch, dass am Ende des Schiffes ein riesiges aufblasbares Einhorn zum Draufsitzen angebunden war und das ganz allein für mich. Die Schleife, die es um den Hals trug, zusammen mit der daran festgemachten Karte signalisierte mir, dass mein Onkel mir damit eine gelungene Überraschung machen wollte. So gesehen konnte die Reise beginnen.
Seit einiger Zeit fuhren wir jetzt mit voller Geschwindigkeit über das Mittelmeer. Ich genoss die Fahrt in vollen Zügen. Es machte einfach so viel Spass auf dem Einhorn der Yacht hinterher zu rasen. Wegen der Sicherheit machte ich mir keine Sorgen, an beiden Enden war ich mit mehreren Knoten befestigt. Warum also wurde die Distanz zwischen mir und dem Schiff immer grösser? Die Knoten um den Hals des Einhorns waren noch fest, was hiess, dass sich das Seil bei der Yacht gelöst haben musste.
Verzweifelt schrie ich nach Hilfe, doch meine Eltern waren schon zu weit weg, um mich zu hören und weit und breit war niemand zu sehen. Mein Handy war natürlich an Deck. Ich sagte doch, dass dieser Trip eine Katastrophe werden würde.
Keine Ahnung wie lange ich bereits hier vor mich hertrieb, als plötzlich ein Gummiboot neben mir hielt. Ein süss aussehender Junge in meinem Alter war der Kapitän und bot mir lächelnd seine Hilfe an, welche ich sofort ergriff. Ich wollte bei ihm auf dem Boot mitfahren. Doch als ich einsteigen wollte, stolperte ich. Bevor ich jedoch fiel, hatte er bereits meine Hand ergriffen und seit diesem Tag gefühlt nicht mehr losgelassen.
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