Ich werde... allein sein?
Ich zögerte kurz, wurde aber ohne Vorwarnung aus ihrem Haus gezogen, hinaus in die helle Umgebung. Sie erreichte mit mir die Eingangshalle und öffnete diese dann. Als wir drin waren, erkannte ich dieselben Wachmänner wieder. Die beiden schauten geschockt, als sie mich mit zwei verschiedenfarbigen Flügeln sahen. Sogar das Kind in meinen Armen löste bei ihnen einen beängstigenden Blick aus. ,,Was willst du hier, Lyra?", fragte mich der Ältere von den Zweien und breitete seine Flügel gefährlich aus. Ich ging ein paar Schritte vor. ,,Ich möchte mit Erzengel Gabriel sprechen.", befahl ich und hatte einen emotionslosen Blick aufgesetzt, den die anderen Engel sehr gut nachahmen konnten. Sie schwiegen kurz um sich fragliche zu zuwerfen. Anscheinend trauten sie mir nicht so leicht. Jedoch gaben sie schnell nach: ,,Er ist in seinem Zimmer." ,,Vielen Dank."< Ich und Angela verbeugten uns lächelnd und folgten dann dem langen Flur zum Zimmer des Erzengels. Ich klopfte an und erhielt nur ein beschäftigtes und genervtes „Herein". Als ich die Tür weit genug geöffnet hatte, sodass der Engel uns Drei sehen konnte, verschlug es ihm die Sprache. ,,Anna-Lyra, was verschafft euch in den Himmel, wo ihr euch doch erst gegen uns gewandt habt?", gab er von sich, als wäre er eingeschnappt. ,,Dies habe ich nie gesagt!"< Danach seufzte ich kurz. Diese Engel aber auch... Gut, dass ich jetzt nicht mehr ein wahrhaftiger Engel bin! ,,Nun, weswegen wir hier sind – Es gibt ein Problem.", erklärte ich ihm, woraufhin ich ein kurzes Schnaufen von ihm bekam, ,,Luzifer, der Herrscher der Unterwelt, wird von seinen Untertanen in wenigen Stunden angegriffen! Ohne Herrscher können die Teufel, Dämonen und gequälten Seelen frei herumlaufen, die Menschen auf der Erde tyrannisieren und den Himmel angreifen." Er wurde hellhörig. ,,Das wäre wirklich ein großes Problem."<< Er wirkte nachdenklich, woraufhin ich sofort einen Blick zu der Kurzhaarigen machte. Sie zwinkerte, als ob sie genau wusste, dass dies passieren würde. ,,Was muss ich tun? Truppen zusammenstellen? Ein weiterer Krieg?", fragte er während er den letzten Satz genauer betonte. Sicherlich war es ein weiterer Krieg. Jedoch hatte Sebastian erst vor kurzem gesagt;
,,Ich bin nun der neue Anführer der Unterwelt!", brüllte er hinaus, als er sah, dass sogar die Engel freiwillig ihre Schwerter und Bögen senkten, ,,Und ich befehle euch nun, diesen Kampf zu verschieben! Bis zu diesem Tag werden wir wieder Fremde sein! Jedoch müssen wir unsere Kräfte sparen! Für meine liebste Frau und mein liebstes Kind, die beide Halbteufel sowie auch Halbengel sind."
Es war deutlich zu verfrüht, aber eventuell notwendig. ,,Nein.", war meine Antwort und ließ den Erzengel kurz aufzucken, ,,Pass nur auf Diana auf!" ,,HÄH?!"< Er wirkte geschockt und zuckte zurück. ,,Ich bin Erzengel Gabriel, einer der höchstrangigen Engel und stehe mit Vater und den Wachmännern unter einer Decke. Dazu bewache ich alle Untertanen und berichte es Gott. Und nun soll ich ein Babysitter sein?!", brüllte er auf. Ich sah zum ersten Mal, wie ein Engel dermaßen wütend wurde. Innerlich war mir echt zum Lachen zumute. ,,Trotzdem könntet ihr mehr Verstärkung brauchen. Vor allem am Tor, wo die Teufel nur so hereinstürmen können!", schlug ich ihm vor, woraufhin sich seine Stimmung deutlich verbesserte. Er zögerte kurz, seufzte dann aber: ,,Gut, von mir aus." Ich grinste auf. Vielen Dank!
,,Das hat irgendwie lange gedauert!", brüllte ich, als ich mit Angela durch das große Tor raste. Sie bestätigte dies nur: ,,Ja, mir kam es ebenfalls so vor. Hoffentlich sind wir noch nicht zu spät!" Ich sagte dazu nichts mehr. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, so schlimm wäre es, wenn er verletzt wäre. Ein König gegen mehr als Tausende von Teufel... Ich schüttelte den Kopf und breitete meine Flügel aus, was auch Angela tat. Sofort flogen wir in die Luft und bewegten uns so schnell wir konnten in die Hölle, das wir auch von weitem sehen konnten. Doch...
,,Fast alles brennt...", flüsterte ich und blieb in der Luft stehen. Die neben mir wirkte ebenfalls geschockt und packte mich an der Hand. ,,Na los!", riss sie mich aus meiner Verzweiflung, ,,Komm wieder zu dir! Wir müssen zu Sebastian!" Sofort befolgte ich ihren Befehl und flog mit ihr durch die hohen Flammen. Überall sah ich wild gewordene Dämonen, Teufel und freigelassene Seelen. Meine Augen schauten zum Königshaus, wo Angela mich und schließlich sich selbst abließ. Der Boden war leicht blutverschmiert, was mich zum Nachdenken brachte. ,,Die Waffen...", gab die Kurzhaarige von sich. Ich erinnerte mich plötzlich zurück.
...dass sogar die Engel freiwillig ihre Schwerter und Bögen senkten...
Sie nutzten ihre Chance...ABER! Luzifer hätte die Waffen doch wegsperren können! Oder... will er etwa, dass es so endet? Ich zuckte zurück, was Angela zu bemerken schien, woraufhin sie mich ohne Vorwarnung in die Eingangshalle des Königshauses schleppte. Vor lauter Angst schloss ich meine Augen. ,,Luzifer!", brüllte sie, was ich ihr nun nach dem zweiten Rufen nachmachen konnte. ,,Sebastian!"<< Nachdem auch ihre Stimme leiser wurde und sie, denke ich sprachlos war, öffnete ich nun meine Augen und starrte zuerst zu Boden. Er zeigte viele Fußabdrücke, die mit Blut bedeckt waren. Weiteres Augenrollen zeigte mir, dass die Engelswaffen sich auf den Treppen befanden. Dann aber schaute ich zum Thron herauf, wo ich den Raben und den Löwen deutlich erkennen konnte. Sie waren einst so schön. So glänzend... Doch nun waren sie rot und zerkratzt, was mein Herz verkrampfen ließ. Ich entdeckte darauf eine Person sitzen, die ich sofort identifizieren konnte.
,,SEBASTIAN!"<
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