Yoongi
Zwölf Tage sind bereits seit meiner Flucht vergangen und es war auch nicht leicht unentdeckt vor Taehyung zu bleiben. Immer wieder kam er mir gefährlich nahe und aus Seoul, raus in die Berge, konnte ich auch nicht fliehen, da um die ganze Stadt herum die Wachen meines Mates positioniert wurden, mit dem wahrscheinlichen Befehl mich einzufangen. Einerseits verstand ich, warum er nach mir suchte, denn ich war ja auch für ihn ohne einen Grund gegangen, doch stimmte das so nicht. Zumindest für mich. Außerdem wusste er, dass er ohne mich bald sterben würde und das wollte er ganz bestimmt nicht. Genauso wenig wie ich, doch ließ sich das jetzt nicht mehr ändern.
Mit jedem Tag der Entfernung zu meiner anderen Hälfte, wurde ich schwächer und konnte auch spüren, wie das Leben aus meinem Körper mit jeder Sekunde entwich. Am liebsten würde ich zu meinem Bruder gehen und die letzten zwei mir verliebenden Tage mit ihm verbringen, da er das letzte Familienmitglied ist, was mir nach dem Tod unserer Eltern geblieben war, doch konnte ich ihm mein dahinschwindendes Leben einfach nicht antun. Er sollte mich stark und gesund in Erinnerung behalten und nicht als ein Schatten meines Selbst.
Trotz des eisernen Griffs des Todes an meinem Herzen, fühlte ich mich sehr unwohl und beschloss kurzerhand einen Arzt aufzusuchen, der etwas abgelegen am Stadtrand eine Praxis betrieb um zu erfahren, an was ich noch litt. Es fühlte sich so an, als ob etwas in mir um mein Überleben kämpfte und es war nicht Amia, die versuchte uns zu heilen, denn dafür war sie selbst viel zu schwach.
Auch wenn sich meine Füße in Bleiklumpen zu verwandeln schien, hielt es mich nicht davon ab zu meinem letzten Ziel zu gelangen. Langsam und mit Vorsicht, ging ich durch all die dunklen Gassen Souls, um an allen Gefahrenquellen unbemerkt vorbei zu kommen. Immer wieder, musste ich eine Pause einlegen, da entweder eine Wache in meiner Nähe entlanglief, oder mich meine Kräfte verließen. Ich hasste es schwach und hilflos zu sein und verfluchte innerlich dieses verdammte Gesetz der Mondgöttin, das verursachte, dass man unter einem Trennungsschmerz litt. Was die Gute sich dabei gedacht hatte, würde ich wohl erst erfahren, wenn ich gestorben und in ihrem Reich wieder aufwachen würde.
Schnaubend, sammelte ich erneut all meine verbliebende Kraft zusammen und stand von dem dreckigen Gassenboden auf, um meinen Weg zum Arzt unter Schmerzen fortzusetzen. Ich wurde einfach das Gefühl nicht los, dass sich dort etwas für mich verändert, beziehungsweise auf mich wartet. Vielleicht sollte es der Ort meiner letzten Atemzüge werden, bei dem mich meine verstorbenen Eltern empfangen würden.
Da ich schon seit einigen Tagen kein wirkliches Gefühl mehr für die Zeit hatte, stand ich irgendwann vor der unscheinbaren Tür der Arztpraxis und ging ohne lange zu zögern einfach hinein. Eine Gänsehaut machte sich auf meinem gesamten Körper breit, durch den gutbeheizten Empfangsbereich, doch erreichte diese Wärme meine müden kalten Knochen nicht einmal ansatzweise. Mein Körper blieb kalt.
„Guten Tag, haben sie einen Termin bei uns?", sprach mich die freundliche ältere Dame an, die wie ich anhand ihrer Ohren erkennen konnte ein Elf war. „Nein ich habe kein Termin und mir bleibt auch nicht viel Zeit", brachte ich unter großer Anstrengung hervor, was die Dame vor mir alarmiert aufspringen ließ. Mit zügigen Schritten, umrundete sie den Empfang, um mich seitlich etwas zu stützen. „Ich bringe sie am besten sofort zu Herrn Jung", mit dem Kopf nickend, ließ ich mich von ihr zu einem der unzähligen Behandlungsräumen führen und setzte mich schwer atmend auf die im Zimmer vorhandene Liege. Gerade, als ich mich hinlegte, kam ein junger Mann hinein, der sich sofort zu mir an die Liege stellte. „Würdest du uns bitte alleine lassen Yoomi?", auch wenn es eine Frage des Mannes war, klang es für mich eher wie ein Befehl, dem die ältere sofort folge leistete.
„Nenn mich Hoseok", stellte der Arzt sich mir vor, während er ein Blutdruckmessgerät an meinem rechten Arm befestigte, doch das Ergebnis schien ihn nicht sonderlich zu erfreuen. „Yoongi", schwach und leise, kam mein Name über meine Lippen und wenn ich nicht halbwegs gespürt hätte, dass er ebenfalls ein Wolf war, wäre ich mir sicher gewesen, dass er es nicht gehört hätte. „Freut mich dich kennen zu lernen Yoongi. Ich würde gerne dein Gewicht überprüfen", er half mir auf die Waage zu gelangen und stellte mit großer Sorge fest, dass ich für meine Größe untergewichtig war. Auch eine Blutentnahme ließ ich kommentarlos über mich ergehen, obwohl ich keine Ahnung hatte, wofür er sie brauchte.
All seine Fragen die er mir stellte und all die Antworten zu den Ergebnissen, hörte ich gedämpft an meine Ohren dringen. Es fühlte sich so an, als seien sie zum Schutz vor allem Gefährlichen in Watte gepackt worden. Welch Ironie, da ich eh sterben werde.
Mein Körper verlor immer mehr an Kraft und so kam es, dass eine unangenehme Dunkelheit versuchte mich zu verschlingen. Ohne mich wehren zu können, versank ich immer mehr in ihr, bis ich müde meine Augen schloss. Im letzten Moment, meines wachen Bewusstseins, hörte ich einen entsetzten Schrei, welcher mich ein letztes Wort flüstern ließ, bevor ich in der Dunkelheit verschwand.
„Jimin"
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