Eine vergangene Weihnacht von Luisane Meier

Luisane stammt aus einer anderenZeit.Wenn sie zurück an vergangene Weihnachten denkt, sieht siestatt Lametta und Glitzer ein wackeliges Bild in weiß. Sehen wir unseine vergangeneWeihnacht an, eine vergangene von Luisane. Zwischenschmutzigen Kindern, die in dünnen Klamotten gehüllt eineSchneeballschlacht und allerlei Kram veranstalten sieht man vielweniger als heutzutage, ein paar alte,moride Häuser und einebröckelige Straße. Der alte Piet kommt mit roten Wangen undBierbauch um die Ecke, einen kleinen Tannenbaum im Gepäck. Einenkleinen bloß, für mehr reicht das Geld nicht- doch die Augen derBuben lässt er leuchten als sei es die weltgrößte Nordmanntanne.Im Hause herrscht eiliges Treiben, jeder ist am Machen und Tuen wieer kann, kein Päuschen wird sich gegönnt und die Mutter arbeitetfür drei. Es ist Weihnacht, und man solle sich nicht schämen müssenvor Jesu Kindlein Angesicht, wird gesagt. Matilde, die gute Mutter,beäugt jeden Tresen und prüft es auf Staub. Piet,ihr Mann betrittmit dem Tannenbaum den Raum und blickt stolz in ihre Augen. Erzürntüber seinen Verdruß springt Mathilde ihn an, er solle sich nicht sobeschönigen lassen und lieber mithelfen das Mahl nun vorzubereiten.Der Tisch müsse gedeckt werden, die Mäuler gefüllt. Ja,es war eineandere Zeit. Luisane kriegt zu dieser Weihnacht von diesem Momentnicht viel mit. Sie sitzt auf ihrem Höckerchen und schaut von innenden Schneeflocken beim tanzen zu. Sechs Jahr ist sie nun schon alt,und begeistert denkt sie an die bevorstehende Bescherung am Abend. Eswird nicht viel sein, wie jedes Jahr, aber doch erhofft sie sich einePuppe die sie liebkosen könnte. Ihre Brüder beschäftigen sichandersweitig. Draußen, im Schnee, fliegen die Schneekugeln durch dieLuft. Land gegen Land wird gekämpft. Im Namen der Würde für daseigene. Der den Rivalennamen abbekommen hatte, musste in Schandeverlieren, wie es sich gehört. So war das Ende des Spiels schon amAnfang, mit der Festlegung der Gruppennamen bestimmt. Luisane hieltvon dieserlei unsinnigem Treiben nichts. So blieb sie doch lieber imDrinnen bei ihren Püppchen und Geschichten. Von der Küche hört manes : ,,Luisane!" Sie wurde gewünscht, und sie kommt- einzuverlässiges Kind muss man meinen. Sie solle helfen. Kuchen undFleischbällchen, und Wurzeln zu kochen und backen. Es soll einFestschmaus sein. Mit aller Tatkraft die das Trio, Matilde,Piet undLuisane, aufbringen können versuchen sie dem Weihnachtsfest einenbesonderen Ausdruck zu verleihen. Nachdem das Essen fertig und derTisch gedeckt war, werden die drei Buben gerufen. Wie die Hunde rasensie ins Haus, ihnen zieht sich der Fleischgeruch in die Nasen, wieauch durchs ganze Haus. Sie scheinen zu schweben, vor Entzücken.

Am Tisch gibt es Benehmen, und diesollen eingehalten werden. So sagt es Matilde, und dem wird gefolgt.Kein Kleckern, kein Furzen, kein Schmatzen, kein Schmunzeln. WieEngel ziemen sich die Tunichgute. Doch natürlich ist dies nur eineMaskerade, eine die Luisane nur zu gut durschaut. ,,DieseUnschuldsengel! Natürlich wollen sie nur nicht bangen um ihreGeschenke!", fährt es ihr durch den Kopf. Und es funktioniert. Bisauf einen strengen Blick von ihrem Vater fängt sich keiner derBurschen etwas ein,nicht eine Schelle. Nun beginnt eine Sznerie, dieLuisane mit ihren sechs Jahren magisch findet. Sie hüpft durch dieGegend, doch wird ermannt, sie solle sich doch nicht so anstellen.

Doch ihr zuckt es durch den Körper:Das Christkind kommt! Die ganze Kinderschar stellt sich vor dieheilige Tür. Die Burschen,schon älter, wissen um das Geheimniss desChristkind und zucken verräterisch mit den Mundwinkeln. ,,Es gibtdoch gar keins. Das sind Mutter und Vater!", schreit es in ihnen.Doch sie halten still, so wurde es ihnen eingebleut. Man solle demKind nicht die Träume verderben, haben sie gesagt. Sie werde eserfahren wenn sie so alt wäre. Und da klingen die Glöckchen. DieEltern treten aus dem Zimmer und sagen, es sei nun soweit. DasChristkind ist gekommen.Der Raum ist geschmückt mit Tannenzweigen,Obst und Nüssen. Es wirkt auf alle verzaubernd,so wie auch dereinfach geschmückte Tannebaum. Luisane tänzelt durch den Raum, zuden Geschenken hin. Eines für jedes Kind. Und wie sie da sogemütlich sitzen, im Kerzenschein, zieht die Stimmung durch das Hausund man hört sie leise Lieder singen. Luisane meint immer noch dasleise Ringen der Glöckchen zu vernehmen, als sie ihr Geschenköffnet. Es ist eine Puppe!

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