Kapitel 9

Schweigend schaute Bess zur Decke. Viele Gedankenstränge schwirrten wie Bienen durch ihren Kopf. Die Geschehnisse, die sie dank ihrem Kekkei Genkai sah, ließen ihr einen heftigen Schauder über den Rücken jagen.

„Du brauchst etwas zu trinken", unterbrach Madara die Stille, richtete sich auf und eilte zur Tür. Nachdem die Tür hinter ihm in Schloss fiel, sah Bess sich ein wenig im Zimmer um.

Wie sollte sie ihn dazu bringen, dass er sich in sie verliebte? Bess spürte ein unbehagliches Gefühl in ihrem Inneren. Eine Verführerin war sie ganz gewiss nicht. In ihrer Kindheit wurde sie von ihren männlichen Schulkameraden, die
Eis-Prinzessin genannt.
Den Spitznamen bekam sie unter anderem deshalb, weil man ihr keine Emotionen vom Gesicht ablesen konnte. Niemand wusste, was sie dachte und diese Kunst beherrschte sie heute umso mehr.

Wie also könnte sie wenigstens so tun als hätte sie Gefühle für ihren Ehemann? Viel Zeit darüber nachzugrübeln blieb ihr nicht, die Tür aus Eichenholz wurde mit einem Satz aufgeschlagen und herein kam Madara. In seiner Hand hielt er eine Tasse.

„Hier trink", er hielt ihr die Tasse unter die Nase.

Langsam richtete sich Bess auf, nahm ihm dankend die Tasse ab und roch an dem süßlichen Tee.
„Ihr seid zu gut zu mir", murmelte Bess. Sie meinte es wirklich so. Madara hatte sie beschützt, gab ihr etwas zu essen, versorgte sie, nachdem sie krank wurde und jetzt wieder...

„Ich bin dein Ehemann", sagte er trocken, als wäre es eine plausible Begründung.

„Konan, kommt später vorbei und schaut, ob du noch Fieber hast." Nachdenklich kratzte
Madara an seiner Maske und musterte sie prüfend. „Wieso wurdest du wieder krank? Deine Beinverletzung kann nicht schuld daran gewesen sein. Hast du mir irgendetwas verschwiegen?"

Mit großen Augen starrte Bess ihn an. Hatte sie richtig gehört?
„Irgendwelche Vorerkrankungen?"

Langsam störte es Bess gewaltig wie er sich benahm, als wäre er der Doktor höchstpersönlich.
„Ein Schwächeanfall", log sie. „Hatte ich in meiner Kindheit des Öfteren. Nach einem solchen Anfall bekam ich immer Fieber nach einer Zeit."

„Aha." Seine Worte klangen kalt und hart. Er richtete sich auf und verschwand aus dem Zimmer ohne noch irgendein Wort zu ihr zu sagen.

Benommen griff Bess nach dem Kissen hinter sich und drückte ihr Gesicht hinein, um ihren wütenden Aufschrei zu dämpfen. Was war das gerade von ihr? Sie verfluchte sich. So konnte sie ihren Ehemann nicht dazu bewegen, sich in sie zu verlieben. Sie musste anders vorgehen. Herzlich und offen wirken. Sie seufzte und ließ sich anschließend wieder ins Kissen fallen.

Wenig später kam Konan vorbei, untersuchte sie schnell und stellte erleichtert fest, dass das Fieber vorbei war und sie sich wieder außerhalb des Bettes bewegen dürfe.

Keine Stunde später stand Bess, eingekleidet in einer bläulichen Hose und einem schwarzen Pullover auf der Dachterrasse des Turmes. Ein eiskalter Wind zerrte an ihrer Kleidung, die Konan freundlicherweise zur Verfügung stellte. Dass die Klamotten zwei Nummern zu groß waren, erkannte man auf dem ersten Blick.

Gedankenverloren lauschte Bess dem Regen und schaute hinab in die Stadt. Dort unten leuchtete dir Stadt in bunten Farben. Im Gegensatz zur grauen Wolkendecke ein enormer Kontrast.

„Hier bist du, also."

Bess drehte sich um, als sie Pains Stimme hörte. Bisher hatte sie nicht sonderlich viel Kontakt zu ihm gehabt.
„Pain", begrüßte ihn Bess freundlich.

Pain musterte sie verstohlen, als versuchte er etwas aus ihrem Gesichtsausdruck heraus zu lesen. Sein Stirnrunzeln ließ Bess schlussfolgern, dass es ihm nicht gelang.

„Du bist ein Rätsel, Bess", murmelte er und stellte sich neben sie vors Geländer.
„Normalerweise erkenne ich am Gesichtsausdruck der Menschen, was sie denken, doch bei dir sehe ich nichts."

„Sag mir, Bess", er schaute sie nun eindringlich an. „Was hast du mit Madara angestellt?"

„Mit Madara?", wiederholte sie verwirrt.

„Heute Morgen verließ er zornig das Gebäude ohne ein Wort. Er murmelte etwas von Unehrlichkeit, und da er diesen plötzlichen Wutanfall bekam als er dein Zimmer verließ, schloss ich daraus, dass du die Ursache warst."

Bess schluckte nach diesen Worten. Madara bemerkte wohl die Lüge, weshalb sie krank wurde. Er hielt sie für nicht vertrauenswürdig, was sie ihm nicht verübeln konnte.

Bess wusste, sie musste ab sofort doppelt auf der Hut sein. Wer wusste schon, wohin Madara verschwunden war und was er vorhatte.

„Regnet es immer in Amegakure?", fragte Bess, um das Thema zu wechseln.

„Ja, es hat nie aufgehört zu regnen."

Stumm schaute Bess zum grauen Himmel hinauf. „Eines Tages wird hier die Sonne scheinen."

Pain lachte laut auf. „Das bezweifle ich stark. Wie kommst du darauf?"
Um Bess Mundwinkel zog sich ein kleines Lächeln. „Es ist ein Gefühl. Nach Ebbe folgt Flut, nach einem Blitz der Donner, aus Hass wird Li..." Sie stoppte mitten im Satz, als sie hinter sich eine Bewegung bemerkte.

Sofort drehte sie sich um. Madara stand etwas weiter entfernt hinter den beiden. Wegen dieser blöden Maske konnte sie wieder einmal sein Gesicht nicht erkennen. Dennoch. Sein schwarzes Auge besaß wieder eine rote Farbe. Sie sah es schon einmal bei ihm. Er war nicht fröhlich gesinnt, wenn er sein Sharingan benutzte.

„Pain, lass mich mit meiner Frau allein", sagte er trocken.

Skeptisch warf Pain einen Blick von Bess zu Madara. „Ich wollte sowieso mit Konan Essen gehen", murmelte er und verschwand.

Eine Weile standen sich Bess und Obito gegenüber. Niemand der beiden sagte etwas. Doch diese anspannende Stimmung zwischen den beiden ließ die Luft förmlich knistern.

„Bess", blitzschnell stand Obito neben ihr, packte sie am Arm und zog sie mit sich in sein Teleportations Jutsu.

Benommen flog Bess in Madaras Arme. Er hatte wieder dieses schreckliche Jutsu benutzt. Nach und nach bekam sie immer mehr Kopfschmerzen, sobald er dieses Jutsu ausführte.

„Gehen wir", befahl er ohne eine Erklärung abzugeben.
Er schob Bess in ein großes Backsteingebäude. Im Innern erkannte sie, dass es sich um ein Bekleidungsgeschäft handelte.

Fragend schaute sie zu Madara. „Du brauchst Kleidung. Such dir was aus", murmelte er und vermied dabei ihren Blickkontakt.

Im Stillen fragte sich Bess, ob Madara noch auf sie wütend war oder nun nicht mehr? Da er ungeduldiger zu sein schien, schob sie den Gedanken beiseite und inspizierte schnell verschiedene Kleidungsstücke.

Auf keinen Fall wollte sie Madara warten lassen oder ihm auch nur ansatzweise zur Last fallen, weshalb sie sich für ein blaues, schlichtes Samtkleid entschied. Bess wusste, sie könnte es öfter kürzen oder neueren Stoff annähen, dann würde es nie auffallen, dass sie nur ein Kleidungsstück besaß.

Nach einem kurzen Blick auf den Preis, der nicht allzu teuer war, kehrte sie zu Madara zurück. Er stand noch immer am selben Fleck und hatte sich keinen Millimeter bewegt. „Ist das alles?", fragte er skeptisch.

Bess nickte. „Wenn Ihr mir erlaubt Stoffe, Nadel und Faden zu kaufen, dann nähe ich es entsprechend um. Somit würde man nie auf den Gedanken kommen, dass ich nur ein Kleid besitze."

„Hältst du mich etwa für geizig, Bess?"

Seine Frage ließ sie frösteln. „Nein, natürlich nicht. Ich möchte Euch nicht zur Last fallen."

„Sie da!" Madara drehte sich zur Seite um und winkte eine Verkäuferin her. „Suchen sie alle Kleidungsstücke heraus, die dieser jungen Dame passen könnten, schicken sie all diese Kleidungsstücke dann auf diese Adresse." Er überreichte der Verkäuferin die Adresse und drückte ihr ebenso einen Bankscheck in die Hand.

Bess konnte leider nicht sehen wie hoch der Betrag auf den Bankcheck war, doch er musste gigantisch sein, denn die Verkäuferin flog aus allen Wolken.

„Natürlich. Sir. Wir werden Ihnen alles in kürzester Zeit liefern." Eilig rannte sie davon und rief alle andern Beschäftigten des Ladens zu sich, um die Nachricht zu verkünden.

„Warum habt Ihr das getan?" Fragte Bess baff.
„Du brauchst Kleidung. Als meine Frau möchte ich nicht, dass du in Lumpen herum läufst. Auch wenn  natürlich niemand außer Akatsuki weiß, dass ich verheiratet bin."

Bess wurde ganz rot vor Verlegenheit. Niemand hatte je so viel Geld für sie ausgegeben. Automatisch ging sie auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. „Ich danke dir. Danke, Madara."

Hinter der Maske biss sich Obito auf die Lippe, um den Drang zu widerstehen, seine Arme ebenso fest um sie zu schlingen.
Er tat das alles nur aus einem Grund für sie. Er wollte ihr vollkommenes Vertrauen. Wenn sie ihm vertraute, würde sie ihm erzählen, was es in Wahrheit mit ihrer Krankheit auf sich hatte. Etwas stimmte nicht. Obito wurde das Gefühl nicht los, dass das Mädchen etwas vor ihm verheimlichte.

Sofort löste sich Bess von ihm, als er sich räusperte. Zusammen verließen sie den Laden und kehrten in eine wohlbelebte Seitenstraße ein.
„Das ist also Amegakure", stellte Bess fasziniert von diesen vielen bunten Lichtern fest. Auch wenn der Regen die Sonne versperrte, und alles in trüben, dunklen Hintergrund stellte, so strahlte die Stadt dennoch Charakter aus.

„Ja, es regnet immer hier", murmelte Madara. Gesprächig war er in Bess Augen nie.
Aber sie selbst war auch nicht besser.

Sie schlenderten schweigend die Straßen entlang, drängelten sich durch die Menschenmenge und beobachten die Gegend
bis Bess plötzlich vor einem Schaufenster stehen blieb.

Verträumt musterte sie den kleinen Arztkoffer im Innern einer Apotheke. Obito ging unbeirrt weiter bis ihm auffiel, dass die andere Hälfte des Ehevertrags fehlte. Seufzend kehrte er zu ihr zurück.
„Was starrst du da so an?", fragte er verwirrt.

Er folgte ihren Blick und konnte nur einen kleinen ledernden Arztkoffer entdecken. Kein Vergleich zu dem, der in seinem Zimmer stand und einst Rin gehörte.

„Ein Arztkoffer", sagte Bess staunend, als wäre es die Attraktion.
„Ich kauf ihn dir", murmelte Obito, der ihre Interesse für die Heilung kaum wahrnahm.

„Nein." Sie versperrte ihm den Weg. „Ihr kauft ihn mir nicht."

Überrascht blieb er stehen. „Willst du doch nicht den Koffer haben."

„Oh, doch das will ich. Sehr sogar, aber ich werde ihn mir selber kaufen, mit meinem Geld."

„Du besitzt kein Geld", sagte Madara emotionslos.

„Noch nicht. Ich werde arbeiten gehen und mir mein eigenes Geld verdienen. Madara, ich möchte nicht, dass Ihr so viel für mich ausgebt, wenn ich Euch selbst nicht einmal etwas kaufen kann."

„Du willst mir etwas kaufen?", fragte er verwirrt.

„Die erste Goldmünze, die ich verdienen werde, gebe ich für ein Geschenk für Euch aus!" Sie henkte sich an Madaras Ellbogen ein und zog ihm vom Schaufenster weg.

„Du willst mir ein Geschenk machen?", fragte er unglaubwürdig.

„Natürlich. Wie Ihr mir so ich Euch." Ein strahlendes Lächeln zeigte ihre weißen Zähne. Sie zog Obito völlig in ihren Bann. Nach ein paar Sekunden löste er sich kopfschüttelnd und stieß auch Bess Arm an seinem Ellbogen weg.

„Gehen wir hier lang." Madara führte Bess in eine kleine Seitengasse. Keine Menschen befanden sich hier. Dicht standen die Backsteinhäuser nah beinander, als berührten sie sich gleich.

Schwungvoll sprang Obito mit einem Satz über die herumstehende Holzkisten und landete geschickt dahinter.
Bess musste erst einmal über das Hindernis klettern, während Obito ungeduldig wartete.

Die letzte Kiste übersah Bess völlig. Stolpernd flog sie hinüber und stieß mit voller Wucht gegen Madara, der darauf nicht gefasst war. Für eine Reaktion war es zu spät. Unsanft landete er auf den Rücken, Bess fiel ihm direkt auf den Bauch.

Sie versuchte sich verlegen aufzurichten. Sie saß rittlings auf Madaras Bauch. Wieder einmal konnte sie nicht erkennen, ob er böse oder wütend war.
Nein! Sagte sie sich in Gedanken. Diesmal verfluche ich nicht mehr diese Maske!

Mit einer blitzschnellen Handbewegung, die nicht mal Obito kommen sah, riss Bess ihm die Maske vom Gesicht. Erschrocken schaute er sie mit seinen dunklen Augen an.

Auch Bess Augen weiteten sich. Sie hatte alles erwartet, doch nicht diesen wunderschönen Mann hinter der Maske. Narben verliefen über eine Seite seines Gesichts, doch das störte Bess kaum.
Geistesabwesend strich sie mit ihren Fingern über seine Wange.

„Bess", murmelte Madara. Zum ersten Mal konnte Bess seine Stimme zu einem Gesicht zu ordnen.
„Madara", flüsterte sie, beugte sich zu ihm hinunter und drückte ihre Lippen auf die seinen.
Regentropfen fielen immer noch in Scharen zu Boden.

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Hey ho,
Mal ein längeres Kapitel. Wie denkt ihr reagiert Obito auf Bess Kuss? Und wie denkt ihr, wird es weitergehen? ☺️

Nächstes Kapitel update ich wahrscheinlich nächstes Wochenende.

Eure LuveStorys❤️

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