Kapitel 13
Es war sein sehr kurzer Kuss.
Bess hatte sich schneller, als Obito lieb war, von ihm gelöst. Etwas in der Ferne zog ihre volle Aufmerksamkeit an sich.
„Eine Hütte", murmelte sie und deutete mit dem Finger in eine bestimmte Richtung. Dort wo Wiesen in gelbe Weizenfelder überliefen, wo ein kleines Wäldchen abseits der blühenden Landschaft lag, stand eine kleine Holzhütte.
Sofort wusste Bess, wo sie sich befanden, denn diese Hütte war ihr nicht unbekannt. Ohne auf Obito zu achten, rannte sie plötzlich los.
„Was tust du?", rief ihr Obito verwirrt nach, doch sie reagierte nicht.
Ein Holzzaun, der an manchen Stellen von morschen Brettern geplagt wurde, umrundete die Hütte in einem Halbkreis. Zwei kleinere Ställe waren dicht an der Außenwand angebaut. Schweigend betrachtete Bess den tierlosen Hof.
Er war verwildert und alt.
Schmerzhaft erinnerte sie sich an jene Zeit zurück, als sie und ihre Mutter- damals noch auf der Flucht- an diesem Fleckchen Zuflucht bei einer alten Frau fanden.
Die Frau war sehr alt gewesen, dennoch bewirtschaftete sie den Hof so gut sie konnte.
Der Anblick des zerfallenen Hauses bestätigte Bess die Vermutung, niemand hatte sich nach dem Tod der alten Frau um diese Hütte gekümmert.
Allein der Anblick des leeren Ziegen- und Hühnerstalls bereitete Bess eine Gänsehaut.
„Was suchst du hier?"
Bess drehte sich um und sah zu Obito auf, der noch immer seine Maske abgelegt hatte. Sie wusste, würde sie ihm erzählen den Ort zu kennen, so kämen Fragen auf und diese wollte sie nicht beantworten.
Deshalb sagte sie. „Ich wollte schon immer einmal einen kleinen Hof abseits der Städte bewirtschaften. Macht es dir etwas aus, wenn ich hier bleibe? Der Besitzer scheint verschwunden sein."
„Du allein im Wald? Abseits von anderen Menschen?" Obito lachte höhnisch auf. „Das würde bedeuten, ich würde dich offen in die Arme von Verbrechern legen. Eine alleinwohnende Frau wäre ein leichtes Opfer."
Obito dachte kurz über seine bissigen Worte nach. Es war schon sehr überraschend wie sehr er seine Einstellung gegenüber Bess geändert hatte. Vor wenigen Tagen noch wollte er sie unter allen Umständen loswerden. Doch jetzt wo sich eine Möglichkeit ergab, sträubte es sich in seinem Innern dagegen.
„Ich dachte du würdest ebenso hier wohnen", murmelte sie leise und schaute verlegen zu Boden. Am liebsten hätte sie sich für ihre Stimme, die extrem enttäuscht klang, geohrfeigt.
„Ich soll ebenso hier wohnen? Mit dir in einem Raum?"
„Es war nur ein Gedanke... Wenn dir der Turm in Amegakure lieber ist, dann..."
Obito hob grinsend die Hand. „Ehrlich gesagt ist mir jedes mit Sonne bedeckte Fleckchen recht. Der Regen in Amegakure machte mich wütend."
„Dann ist es also entschieden?" Bess lächelte und ihre blauen Augen strahlten vor Freude. Stumm nickte Obito, gefangen in ihren bildhübschen Augen. Sie freute sich wie ein kleines Kind.
„Ich werde Morgens aber immer sehr früh fort sein, um bestimmte Angelegenheiten zu klären. Es kann sein, dass ich erst spät Abends Zuhause sein werde."
Zuhause. Bess Herz klopfte, als sie dieses bedeutsame Wort aus seinem Mund hörte.
„Kein Problem. Bis dahin schaffe ich ein gutes Abendessen herzuzaubern." Wieder lächelte Bess und stolperte nun Richtung Haustür.
Schweigend schaute Obito ihr nach, ehe er ihr ins Innere folgte.
Eine donnernde Staubwolke flog in Bess Gesicht beim Betreten der Hütte. Wie in ihrer Erinnerung gab es genau drei abgetrennte Räume. Das Bett stand zusammen mit einem Schrank in einem extra Raum, während Küche, Esszimmer und ein kleines Sofa im zweiten und ein Bad im dritten Raum stand.
Sofort machte sich Bess daran hier alles sauber zu machen. Währenddessen kehrte Obito mit seinem Teleportions Jutsu nach Amegakure zurück und brachte unter fragwürdigen Blicken von Pain und Konan, Bess und seine Kleidung in die Hütte.
Der erste Tag in dieser Hütte verging durch die viele Arbeit verdammt schnell. Obito brachte Abends einen Fisch herein, denn Bess dementsprechend mit bekannten Kräutern und Beeren, die sie im Wald fand, räucherte und schließlich gebraten hatte.
Nachdem gemeinsamen Abendessen wäre Bess fast vor ihrem leeren Teller eingenickt. Von den ganzen Putzarbeiten war sie völlig erschöpft.
Sie spürte wie Obito hinter ihr trat, den Stuhl, auf dem sie saß, auszog und sie in seine Arme nahm.
Er trug sie in das Schlafzimmer und legte sie sanft aufs Bett. Sofort war sie eingeschlafen.
Schweigend strich er ihr eine der hellbraunen Strähnen aus dem Gesicht. Sie hatte wahnsinnig viel Arbeit geleistet. Obito merkte, dass Bess mit jeder Stunde, die sie hier verbrachte, lebendiger wurde.
Er ging aus dem Zimmer heraus, zündete den Kamin im Esszimmer an und legte sich auf das Sofa. Nahe am Eingang fühlte er sich wohler. Sollte jemand einbrechen, so konnte er sofort handeln.
Es störte ihn Bess während des Tages allein hier zu lassen, aber die Hütte lag gut versteckt und schien auch nicht bereits geplündert worden zu sein, dieses Wissen beruhigte ihn zu einem gewissen Grad.
Solange Bess die Hütte nicht verließ, war sie sicher und das, so wusste er, würde sie schon nicht tun.
Während das Feuer knisterte, schlief Obito nach einer Weile ein. Seit langem starrten ihm rehbraunen Augen im Traum an. Doch diesmal nicht. Nein, diesmal waren es nicht Rins Augen, stattdessen kamen blaue Augen zum Vorschein. Ein strahlendes Lächeln und hellbraunes langes Haar.
Bereits in aller Frühe verließ Obito die Hütte, um seine Tätigkeiten, die Bess ganz bestimmt nicht wissen wollte, nachzugehen.
Kurz vor Mittag studierte sie die Tierställe und das Beet hinter dem Haus. Mit einem kurzen Seitenblick zur verwilderten Hecke, entschloss sie mit dem Beet anzufangen. Kerne und Samen von verschiedenen Pflanzen säte sie in das Beet hinein, anschließend packte sie ihre Reisetasche, um in das nicht weit entfernte Dorf zu gehen.
Sie wusste Konoha war nur eine Meile von hier entfernt und sie wollte unter allen Umständen dort eine Arbeit finden.
Es gefiel ihr nicht, von Obito so dermaßen abhängig zu sein. Sie wollte ihm von ihrem Geld etwas kaufen, Tiere für den Hof besorgen und zukünftig auch Gemüse kaufen können.
Um vor dem Abend wieder zurück zu sein, brach sie früh auf.
Gegen 1 traf sie in dem belebten Dorf ein und erkundigte sich bei verschiedene Läden um Arbeit. Bisher ohne Erfolg.
Als sie über eine Straße gehen wollte, übersah sie den heran nähernden Wagen und wäre fast überrollt worden, hätte sie nicht ein junger Mann gepackt und an den Bürgersteig gezerrt.
Erschrocken über das Ereignis sah Bess den maskierten Mann an. Sie kannte ihn! Es war derjenige, der hinter Akatsuki her war.
„Oh", verlegen ließ der Silberhaarige sie los, als er bemerkte sie unvorteilhaft an der Hüfte gepackt zu haben.
„Ahh, du bist es", stellte er fest. „Ich hätte nicht gedacht dich so schnell hier in Konoha wiederzusehen. Unser letztes Zusammentreffen ist nicht sehr lange her."
Stumm musterte sie ihn. Er schien auch sehr schnell von Amegakure hierher gekommen zu sein.
„Wie heißt Ihr eigentlich?", fragte Bess, um ihn von seiner indirekten Frage abzulenken.
„Kakashi. Ich bin ein Jonin aus Konoha, wie man sieht", er deutete auf sein Stirnband.
„Ich bin Bess", stellte sie sich vor, „und auf der Suche nach einer Stelle als Buchhalterin."
„Ich kenne jemanden der eine Buchhalterin sucht!" Kakashi lächelte. „Sie hat ihre Finanzen nicht wirklich im Griff."
„Kannst du mich zu ihr bringen?", fragte Bess.
Er nickte und führte sie eine Gasse entlang.
Drei Stunden später kam Bess wieder Zuhause in der Hütte an. Erschöpft ließ sie sich auf den Stuhl fallen. Obito war zum Glück noch nicht zurück.
Hätte Kakashi erwähnt, dass ihre zukünftige Arbeitgeberin der Hokage von Konoha höchstpersönlich sei-
Bess hätte wohl eher dankend abgelehnt.
Doch als man ihr berichtete wie verschwenderisch der fünfte Hokage mit Geld umging, konnte sie nicht anders als zuzustimmen. So kam es, dass sie die Buchhalterin von Tsunade, dem fünften Hokage, wurde.
Tsunade besaß ein aufbrausendes temperamentvolles Wesen, doch Bess mochte sie von Anfang an.
Eines wusste sie, Obito durfte von ihrer Arbeitsstelle nichts erfahren. Sie befürchtete, er könnte sie ihr verbieten, obwohl es ihr gutes
Recht war.
Ganz nach dem Motto: Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, schwieg sie.
Am Abend kehrte Obito in die Hütte ein. Bess hatte gerade ein Reisgericht hergestellt. Den Reis hatte sie von Kakashi geschenkt bekommen.
„Woher hast du den Reis?", fragte Obito verwirrt, als er eintrat und gleich seine Maske ablegte.
Es gefiel Bess, dass er gleich seine Maske ablegte, wenn er zu ihr kam.
„Ich habe den Reis in der Speisekammer entdeckt. Er war noch gut", log sie.
Mit dieser Antwort schien er sich zufrieden zu geben, denn er setzte sich an den Esstisch.
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