Kapitel 1
Drei Tage vergingen schneller, als sich Bess erhoffte. Ihr Stiefvater hatte sie die Zeit über bewachen lassen, damit sie ja heiratete. Bess war der Meinung, dass ihr Stiefvater, sie umsonst beobachten ließ. Die letzten Tage über konnte sie gerade noch mit Müh und Not den Haushalt schmeißen, doch seit heute morgen überschüttete sie der Schüttelfrost.
„Wie kann er nur", schimpfte die Tochter der Haushälterin, die im selben Alter wie Bess war. Lina half ihr beim Anziehen des mit glänzenden Perlen und viel zu viel Puffer-Ärmel verzierten Hochzeitskleides.
„Bess, verstehst du nicht, dein Stiefvater will dich nur schnellstmöglich verheiraten, damit er an das Vermögen, das dir dein Vater hinterlassen hatte, rankommt!", jammerte sie.
„Ich weiß", mehr brachte Bess im Moment nicht in Stande. Sie hielt sich gerade so an einer Säule fest, um der drohenden Ohnmacht zu entkommen.
„Ein schrecklicher Mann, dieser Madara Uchiha. Er soll sogar Menschen getötet haben, um seinen schlimmen Ruf zu erhalten!" Ganz außer sich strich sich Lina eine ihrer braunen Strähnen aus der Stirn.
„Ich könnte dich aus dem Haus schmuggeln, Bess. Und dann könntest du vielleicht der Ehe entfliehen", schlug Lina vor.
Bess hingegen schüttelte den Kopf. Für Lina mochte es so vorkommen, als wollte Bess tatsächlich diesen Uchiha heiraten, doch in Wahrheit besaß sie dank dem Fieber keine Kraft für eine Flucht.
Eine Straße weiter stand Obito vor dem Spiegel. Er trug seinen Akatsuki Mantel, dessen schwarz die Farbe seiner Haare entsprach.
Seine orange Maske lag auf dem Schrank. Schnell griff er danach und zog sie sich über sein Gesicht.
„Ich werde diese hässliche Bess schneller los, als einen Gegner." Grinsend strich Obito über das Foto, das ihn zusammen mit Rin, Kakashi und Minato zeigte.
„Rin", murmelte er gedankenverloren.
„Du willst sie wirklich heiraten?", ertönte eine Stimme hinter ihm. Obito drehte sich sofort um. Ein Orangehaariger, dessen Gesicht viele Metallstücke verzierte, lehnte an der Tür.
„Pain", sagte Obito, „Meine Zukünftige werde ich schnell los. Sie wird nicht einmal deinen Turm zu Gesicht bekommen."
Pain nickte zufrieden. Obito befand sich noch immer in Amegakure. Dort, wo er sich in letzter Zeit immer häufiger aufhielt. In die Stadt, wo er diese Bess heiraten würde, konnte er sich schnell hin teleportieren.
Die hässliche Bess wird noch vor ihrem Ja-Wort schreiend von mir weglaufen, dachte sich Obito. Denn er hatte vor, seine Maske vor ihrem Gesicht hinunterzuziehen. Natürlich so, dass nur sie es sah und nicht die Gäste und der Pfarrer.
Sobald sie sein vernarbtes Gesicht sah, würde sie aus der Kirche rennen. Und er hatte trotz all dessen die Liste des Taggerts bekommen.
Mit einem Blick auf die Uhr, teleportierte er sich seufzend vor die Kirche. Beim Betreten, der nicht einmal festlich geschmückten Kirche, ging Obito zielstrebig auf seinem Platz vor den Altar. Der alte Taggert hatte nicht gelogen. Er wollte tatsächlich im engsten Kreis feiern. Neben dem Pfarrer und selbstverständlich Obito, stand noch ein Mann, der wohl den Trauzeuge darstellen sollte.
Der Trauzeuge sah eher wie ein Bettler aus, aber nun gut. Diese wohl sehr verzogene Bess konnte sich auf eine grässliche kurze Hochzeitszeremonie gefasst machen. Nicht einmal einen Anzug wie es zum Bräutigam gehörte, trug er. Das störte mit Sicherheit jede Frau.
Ein Räuspern ließ Obito hochfahren. Die Kirchentür wurde geöffnet und herein stolzierte der Taggert, die Braut hielt sich an seinem Arm fest.
Prachtvoll war das Hochzeitkleid von Bess, doch ihr Gesicht war in einem Schleier versteckt, weshalb es Obito nicht erkennen konnte. Hinter der Braut ging ein braunhaariges Mädchen, das Obito finstere Blicke zu warf.
Stumm beobachtete Obito die Bewegungen dieser Bess. Entweder hatte sie einen angeborenen Gehfehler oder sie hatte vor der Hochzeit sich schön gesoffen. Obito tippte auf Letzteres.
Mr. Taggert überreichte Bess vor dem Altar dem Bräutigam. Der Pfarrer säuselte ein paar Verse aus seinem heiligen Buch, sprach etwas von Liebe und bis der Tod euch scheidet.
Bevor diese Bess Ja, ich will sagen konnte, zog Obito die Maske hinunter.
Bess, die gerade noch so viel Kraft aufbringen konnte trotz des Fiebers zum Altar zu schreiten, konnte gerade noch ein „Ja, ich will" herausbringen, bis sie völlig in ihre Ohnmacht glitt.
Diese Bestie! Dachte sich Obito wütend. Sie hat mein vernarbtes Gesicht gesehen und flog deshalb in Ohnmacht, weil sie mich zu hässlich empfand! Das dumme Ding hat doch tatsächlich noch rechtzeitig ihr Ja-Wort gegeben.
„Ja, ich will", Obito knurrte schon fast, da er jetzt ebenso sein Versprechen einhalten musste. Die Braut war ihm nicht auf die Weise entflohen, die er sich vorgestellt hatte.
„Viel Spaß, mit deiner Braut", rief Taggert, drehte sich um und verließ zusammen mit dem Trauzeuge die Kirche.
Das braunhaarige Mädchen, das Bess begleitete, wollte zu ihr, doch Taggert funkelte sie finster an, weshalb sie ihn widerstrebend folgten musste.
Auch Obito wollte diesen Trauerort verlassen, da räusperte sich der Pfarrer. „Haben Sie nicht etwas vergessen, mein Herr."
Fragwürdig drehte sich Obito um. Sein Blick fiel auf die immer noch ohnmächtige Bess. „Ach ja, richtig."
Genervt rollte er mit den Augen. Jetzt musste er sie mitnehmen, zu mindestens bis sie wach wurde und dann die Flucht ergriff.
„Dummes Ding", murmelte er, während er sie hochhob.
Der Schleier bedeckte noch immer ihr Gesicht, wodurch er gottseidank nicht ihre Hässlichkeit sehen konnte.
Sobald er die Kirche verließ, teleportierte er sich zusammen mit der bewusstlosen Bess in Pains Zuhause.
„Wach doch endlich auf. Du bist der erste und letzte Mensch, der mein Gesicht sehen durfte", sagte er wütend. Klar, wusste er, dass sie nichts hörte, schließlich war sie noch Ohnmächtig.
Er ließ die Braut auf den Boden fallen in der Hoffnung, sie würde endlich aufwachen. Wie lange konnte denn eine Schock-Ohnmacht andauern?
„Was tust du da?" Konan drängelte sich an ihm vorbei und kniete sich auf den Boden zu dem Mädchen.
„Pain hat dir wohl alles über meine Hochzeit erzählt", meinte Obito.
„Ja, aber er meinte du würdest sie sofort wieder loswerden."
„Hatte ich vor, doch das dumme Ding fiel ihn Ohnmacht, als sie mich sah." Obitos Stimme klang sehr zornig.
Er wusste nicht genau weshalb, aber es tat ihm ein wenig weh, dass man ihn für gar so hässlich empfand.
Für sein vernarbtes Gesicht konnte er nicht viel dafür...
„Um Himmels Willen!", fluchte Konan. Sie hatte den Schleier aus Bess Gesicht gestrichen. „Ihre Stirn ist ganz heiß!" Sofort rannte sie aus dem Raum.
Verstohlen wand Obito neugierig einen kleinen Blick aufs Bess Gesicht in Erwartung eine Hässlichkeit aufzufinden.
Doch er wurde vollkommen vom Gegenteil bewiesen. Obwohl sie ihre Augen geschlossen hatte, besaß sie schwungvolle Lippen. Man konnte leicht ihre Wangenknochen erkennen.
Ihr helles bräunliches Haar lag nass über ihre Schultern. Sie schwitzte sehr und ihr Atem ging unnormal flach.
Warum musste Obito plötzlich an die Geschichte von Dornröschen denken, während er sie betrachtete.
„Weg da!", Konan stieß ihn unsanft davon und steckte ein Fieberthermometer in Bess Mund.
„40 Grad Fieber. Madara, du Idiot! Wieso wusstest du das nicht!"
Normalerweise würde Konan niemals ein abwertendes Wort gegen Obito erheben, doch diesmal konnte sie nicht anders.
Das arme Mädchen!
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