Wir müssen reden

„Ich weiß, dass ich sie mag. Sie ist total witzig und klug und ich fühle mich wirklich wohl bei ihr.
Aber ich kann dir nicht sagen, ob ich in sie verliebt bin" Dag stand auf und lief im Studio auf und ab.
„Hattet ihr denn was miteinander?" fragte Vincent, obwohl er es eigentlich garnicht so genau wissen wollte.
„Ja, wir hatten jetzt dreimal Sex und es war jedesmal unglaublich, aber danach fühlte ich mich jedesmal echt komisch. Es war so als hätten wir was gemacht, was nicht richtig war.
Ach man, ich kann es doch selbst nicht verstehen." Dag exte sein Bier und nahm sich ein neues aus dem Kasten, der im Herbst und Winter immer auf dem Balkon stand.
„Also ist es eher eine Freundschaft plus? Oder eine Affäre? Warum gehst du mit ihr ins Bett, wenn du dich danach nicht gut fühlst?" Vincent war froh, dass das Thema sich von seinen Problemen angewendet hatte.
„Whynee, ich will sie einfach nicht verlieren. Aber ich hab Angst, dass sie sich wirklich in mich verlieben könnte oder es womöglich schon getan hat und sie es nicht verkraftet, wenn von meiner Seite da nicht langsam der Funke überspringt.
Ach, das ist alles scheisse! Ich bin doch keine 15 mehr und hatte schon genug Beziehungen, da müsste ich das doch unterscheiden können" Hilfesuchend schaute der Gitarrist seinen Kumpel an.
„Jetzt wäre wohl der richtige Zeitpunkt um dir zu erzählen, dass sie mich für heute Abend zu eurem Dinner eingeladen hat. Vielleicht kann ich dann mehr sagen, um dir zu helfen. Aber jetzt rate ich dir erstmal folgendes: Wenn du sie nicht wirklich liebst, dann sag ihr das. Sollte sie Gefühle für dich haben und du machst ihr unnötige Hoffnungen, ja dann wäre das wohl das schlimmste für sie" Vincent war aufgestanden und legte seine Hand auf Dags Schulter.
„Was wäre ich nur ohne dich? Danke" sagte Dag und bedankte sich mit einer Umarmung für den Rat.
Das Valerie im selben Moment ein ähnliches Gespräch mit Leonie führte, ahnten die Musiker nicht.

Pünktlich um 19:00 klingelte Valerie an Dags Wohnung.
Da der Herr des Hauses gerade noch im Bad war, öffnete Vincent die Tür.
„Hi" lächelnd begrüßte die junge Frau ihn, aber der Produzent schien wie versteinert.
„Hallo? Vincent? Gehts dir gut?" mit ihrer Hand wedelte Valerie vor seinem Gesicht und er wurde wieder Herr seiner Sinne.
„Äh, klar! H... Hi" stotterte er und trat einen Schritt zur Seite, sodass sie eintreten konnte.
„Stein, du verhältst dich wie ein Vollidiot"
In Gedanken Ohrfeigte er sich für sein Verhalten.
Aber sie sah so toll aus.
Ihre Haare waren locker hochgesteckt und gaben ihren Hals frei.
Wie gerne würde er ihn küssen.
Die enge Jeans und der graue Pullover schmiegten sich perfekt um ihren Körper und setzten ihre Figur in Szene.
„Willst du da jetzt stehen bleiben, oder kommst du mit in die Küche?" rief sie aus dem angrenzenden Zimmer.
Vincent schüttelte kurz seinen Kopf und ging zu ihr.
„Was gibts denn leckeres" neugierig streckte der Berliner seinen Kopf über die Schulter der Brünetten, die gerade ihre Tasche auspackte.
Vincent versuchte sich so normal wie möglich zu verhalten, aber der Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase und er schloss kurz die Augen.
„Lachs-Spinat Auflauf. Ich hoffe du magst Fisch."
Daran, dass er eventuell ein wählerischer Esser war, hatte Valerie nicht gedacht.
„Ich ess eigentlich alles, solange es schmeckt" grinste Vincent.
„Val kocht immer super lecker. Ich glaube ich habe 10 Kilo zugenommen, seit wir zusammen sind..... Ähm ich meine zusammen Abhängen" mit den letzten Worten rettete sich Dag noch einmal knapp und er hoffte, dass sie ihn nicht gehört hatten.
Die anderen beiden hatten aber genau gehört was er sagte und schauten ihn mit großen Augen an.
„Ach, hab ich ganz vergessen, ich hab nen neuen Text geschrieben. Den wollte ich dir noch zeigen." Mit diesen Worten packte Vincent Dag am Arm und zog ihn mit in den Flur.
„Sag mal, bist du komplett durch? Wenn du sowas sagst, ist es doch kein Wunder, wenn sie denkt, dass das zwischen euch was festes ist" zischte der größere und schlug dem kleineren auf den Oberarm als sie außer Hörweite waren.
In der Küche ließ sich Valerie stöhnend auf einen der Stühle sinken.
„Was mache ich nur hier?" wimmerte sie und legte ihr Gesicht in ihre Hände. Eine gefühlte Ewigkeit saß sie regungslos da und dachte nach.
„Hey, alles gut?" fragte Dag und strich zärtlich über ihren Rücken.
Das der Musiker wieder in den Raum gekommen war, hatte sie nicht mitbekommen.
„Ich glaube, wir müssen mal reden" sagte sie und er nickte stumm während er sich neben sie setzte.
Vincent stand im Flur und hörte was sie sagte. Um nicht zu stören, ging er ins Wohnzimmer und öffnete seinen Laptop um nun wirklich einen Song zu schreiben.

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