Stimmen

Pünktlich um 19:00 strömten die Fans der Band, die gleich ihr neues Album vorstellen, in den kleinen abgeteilten Raum und schnell wurde es voll.
Vincent, der bis eben noch seinen Arm um Valerie gelegt hatte, trat einen kleinen Schritt von der Berlinerin weg.
Verwirrt schaute sie ihn an.
„Hier werden gleich so viele Fotos gemacht Schatz, und ich weiß wie neugierig, gerade die jungen weiblichen, Fans sind. Ich möchte mein Privatleben gerne noch etwas für mich behalten. Sei mir bitte nicht böse, ich liebe dich" flüsterte er ihr zu.
Auf der einen Seite konnte sie ihn verstehen, aber warum hatte er sie denn überhaupt hierher mitgenommen, wenn sie jetzt so tun müssen, als würden sie sich nicht kennen, oder als seien sie höchstens Freunde. Wenn sie durch Berlin liefen taten sie das immerhin auch Hand in Hand, da störte es Vincent also nicht. Die junge Berlinerin spürte, wie das Selbstbewusstsein, dass Vincent und Dag in ihr wieder aufgebaut hatten, wie trockener Sand in ihren Inneren zerfiel und die Stimme, die so lange ruhig war, wieder lauter wurde.

Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis er sich von dir abwendet. Schau dich an, du bist nicht hübsch, nicht hübsch genug zumindest für ihn. Hier sind so viele jüngere und vor allem heißere Mädchen als du eine bist. Er könnte jede haben und wird sich von dir bestimmt nicht die Tour vermasseln lassen.

„Kann ich euch noch was bringen?" Erst eine männliche Stimme holte Valerie aus ihren selbstzerstörerischen Gedanken.
„Bitte? Sorry, ich hab dich nicht verstanden" die Brünette schaute den jungen Mann mit Schürze und Tablett an.
„Ich fragte, ob ich noch was bringen kann. Hier sind eigentlich Getränke verboten, aber unser Chef hat gesagt ihr seid Gäste der Band und da machen wir natürlich eine Ausnahme" er nahm seinen Block und einen Stift zur Hand und wollte die Bestellung aufnehmen, aber Valerie schüttelte nur den Kopf.
Sie blickte sich um und sah Vincent und Dag, wie sie gerade mit Basti abklatschten und ihm wohl sowas wie Hals und Beinbruch wünschten. Diese Chance nahm sie wahr und huschte durch die immer enger werdende Horde feierwütiger Fans.
„Hey, war Ronny nicht bei euch? Ihr braucht eure Getränke doch nicht selbst zu holen" sagte die Blonde Frau hinter dem Tresen freundlich.
„Alles gut, er war da, aber ich musste da aus der Masse raus. Darf ich mich hier irgendwo hinsetzen?" Valerie versuchte so fröhlich wie möglich zu klingen.
„Sicher. Der beste Platz ist immer an der Theke. Was willst du denn trinken?" mit einer lässigen Bewegung warf Stina sich das Handtuch über die Schulter.
Valerie bestellte sich ein Bier und schaute den kleinen Kohlensäure Bläschen dabei zu, wie sie durch das goldene Getränk nach oben stiegen und sich zu einer Schaumkrone verbanden.
„Oh, das sieht aber aus, als ob du was härteres brauchst" Lexa kam von ihrer Zigarettenpause zurück und sah, dass der jungen Frau was auf dem Herzen lag.
Da Stina und Lexa nicht nur Kolleginnen, sondern auch wie Schwestern waren, wusste sie genau, was sie damit meinte.
Schnell standen drei kleine Shotgläser vor den Frauen und die Barkeeperin schüttete elegant den Wodka in diese Behältnisse.
Irgendetwas hatten diese Frauen an sich, was sie vom ersten Moment unglaublich sympathisch machte und Valerie erzählte ihnen von den Geschehnissen, die sie wieder so sehr an sich zweifeln ließen.
„Halt, Stopp!" rief Lexa nach ein paar Minuten und schaute Valerie an. „Ich kenne weder dich, noch diesen Vincent, aber so wie ihr euch vorhin begrüßt habt, war das keine Begrüßung von einer lockeren Bettgeschichte. Der Typ ist verrückt nach dir, das sieht ein blinder."
„Außerdem bist du sehr wohl hübsch. Lass dir nie was anderes einreden" mischte sich nun Stina ein, die die Gläser bereits zum vierten Mal bis zum Anschlag füllte.
„Oh man, ihr seid echt nett. Danke" Valerie blickte in die Augen der Frauen und sah nur Ehrlichkeit in ihnen.
„Mäuschen, wir Frauen müssen zusammen halten. Außerdem denke ich, ich hatte recht" Lexa grinste schief und nickte mit ihrem Kopf um Val zu verdeutlichen, dass sie sich umdrehen sollte.
Als die Brünette das tat, sah sie Vincent, der ziemlich traurig in der Ecke stand und sie anblickte.
„Geht am besten mal raus in den Hinterhof und redet miteinander" Stina wies auf eine Tür hinter der Bar, aus der Lexa eben gekommen war.
„Was bekommt ihr für die Drinks?" fragte Valerie aber die beiden Frauen antworteten „passt schon" wie aus einem Mund.

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