Macht was draus
Die Tage vergingen und Dag machte sich einen heiden Spaß daraus, seine Freunde zu beobachten. Die beiden stellten sich an wie pupertierende Teenager, die noch nie eine Beziehung hatten.
Die drei verbrachten viel Zeit miteinander. Gingen ins Kino, saßen zusammen am See, im Kino oder bei Dag zuhause. Immer wieder drehte der sportliche Berliner es so, dass die beiden nebeneinander sitzen mussten.
Aber nie kam von einem von ihnen auch nur der geringste Annäherungsversuch.
Nach einer Woche wusste er, dass es Zeit für härtere Maßnahmen war.
Vincent hatte endlich eine Wohnung gefunden und Valerie, sowie Dag, sicherten ihm zu, beim einrichten zu helfen. Sämtliches Mobiliar verblieb nämlich bei Elisabeth, egal ob der Berliner es gekauft hatte, oder nicht. Da er aber auch keine Lust auf Kontakt mit seiner Exfreundin hatte, beschloss Vincent, dass es Stressfreier wäre, sich einfach komplett neu einzurichten. Gerade schleppten Dag und Vincent die letzten Kartons mit den Brettern für sein neues Bett nach oben, als der kleinere seinen Bandkollegen aufhielt. „Whynee, so geht das nicht weiter. Willst du jetzt was von Val oder nicht? Du stellst dich an wie der 12 jährige Vince damals bei Nina. Denk dran, man ist schneller in der Friendzone als man denkt. Damals hast du es auch so langsam angehen lassen und als du endlich den Mut hattest, sie auf ein Eis einzuladen, war sie schon mit Mike, dem größten Playboy der Schule, zusammen. Mach nicht die selben Fehler mit Valerie" sagte er mit einem eindringlichen Blick.
Vincent dachte an die Schulzeit zurück. Nina war das schönste Mädchen, das er bis dato gesehen hatte. Ihre langen blonden Locken funkelten in der Sonne wie pures Gold und ihr Lachen klang wie Musik in seinen Ohren. Sie war wohl seine erste Liebe und die erste Frau die sein Herz brach. Damals dachte er, er würde nie wieder lachen, geschweige denn, lieben können. Vincent hatte einfach nur Angst, dass Valerie seine Gefühle nicht erwidern würde und es ihn erneut in diese tiefe Schwärze reißen könnte.
„Dag, was ist, wenn sie nein sagt? Ich glaube nicht, dass das unsere Freundschaft aushält." sagte Vincent traurig.
„Meine Fresse, ihr macht mich wahnsinnig!" Dag schüttelte den Kopf und wollte gerade weitersprechen, als eine Etage über ihnen die Wohnungstür aufging.
„Seid ihr auf halber Strecke umgefallen, oder wird das heute noch was? Ich denke nicht, dass Vince noch ne Nacht auf dem Boden Pennen will" rief Valerie von oben durch den Hausflur.
„Versuch es und lass sie dir nicht durch die Finger gleiten" raunte Dag leise und packte den Karton.
„Fertig!" stöhnte Valerie und ließ sich auf die niegel Nagel neue Matratze fallen.
„Platz da, wir haben mehr geackert als du!" lachte Vincent und schob die Brünette sanft zur Seite um sich neben sie zu legen.
„Dann ruht ihr Lappen euch mal aus. Ich besorg uns mal was zu essen" Dag zwinkerte den beiden grinsend zu und schnappte sich seine Jacke.
Als er mit den drei Dönern den Laden verließ, kam ihm eine Idee. Er ging wieder zurück und fragte den Besitzer, ob dieser die Teigfladen kurz für ihn warm halten könne. Da die Jungs und mittlerweile auch Valerie Stammkunden waren war dies kein Problem.
Gegenüber war ein großes Lebensmittelgeschäft in dem der Musiker alles weitere für seinen Meisterplan besorgte.
Vincent und Valerie lagen noch immer auf dem Bett. Sie hatten sich keinen Millimeter bewegt und starrten an die Decke. Es war das erste mal, seit ihrer gemeinsamen Nacht, dass sie alleine waren.
„Sag mal, muss das Kalb für den Döner erst geschlachtet werden?" durchbrach Vincent die Stille und brachte Valerie damit zum Lachen.
„So wie ich ihn kenne, hat er die drei schon alleine verputzt" grinste sie und stand auf. Sie ging zum Fenster und schaute nach draußen. So langsam ging die Sonne unter und tauchte die Stadt in eine schon fast orangene Farbe.
Vincent setzte sich auf und schaute die junge Frau an. In diesem Licht sah sie einfach hinreißend aus und er hatte das Verlangen zu ihr zu gehen, sie von hinten in den Arm zu nehmen und einfach ihre Wärme zu spüren. Aber seine Angst vor ihrer Reaktion machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Valerie hatte ihre Arme verschränkt und schloss die Augen, um sich vorzustellen, dass es sich um Vincent handelte, der ihr leicht über die Oberarme strich. Sie zuckte zusammen, als sie das vibrieren ihres Handys in der Hosentasche vernahm.
„Dag hat geschrieben, dass er im Studio auf uns wartet. Er hätte wohl vergessen, dir eine neue Idee vorzuspielen" sagte Valerie und hob ihre Schultern.
„Es ist ja nicht so, dass wir hier auch Gitarren haben" schnaufte Vincent. Gemeinsam stiegen sie in seinen Wagen und fuhren die 20 Minuten zum Studio.
„Dag?" rief der Musiker, nachdem er die weiße metallene Tür geöffnet hatte. Aber er bekam keine Antwort.
Er ging mit Valerie die Treppen hinauf und blieb mit offenem Mund am Absatz stehen.
Inzwischen war die Sonne vollends untergegangen und der Raum wurde nur durch das Licht von zwei Kerzen erhellt, die auf dem Glastisch standen. Daneben war ein Strauß Rosen und eine Flasche Sekt platziert. Die Döner lagen eingepackt auf zwei Papptellern. Die Alufolie funkelte wie kleine Diamanten im flackernden Licht der Kerzen.
„Was zum?" stammelte Valerie und schaute Vincent fragend an. Dieser nahm einen Zettel vom Tisch, auf dem er Dags Handschrift erkannte.
Macht was draus.
Las er vor und deutete Valerie lächelnd Platz zu nehmen.
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