Zwei Tage später saßen Dag und Vincent zusammen im Studio. Der Song des Parcoursbegeisterten Mannes ging dem Produzenten nicht mehr aus dem Kopf und er wollte ihn unbedingt für das neue Album aufnehmen.
„Denkst du, du kannst den Song vor tausenden Leuten singen, obwohl du weißt worum es da geht?" fragte Dag, der Vincent beim Schreiben einer weiteren Strophe zusah.
Noch immer hatte er ein komisches Gefühl bei der Sache, obwohl Vincent ihm mehrere Male verziehen hatte, denn nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, wurde dem großen Spandauer bewusst, dass man sich seine Gefühle nun wirklich nicht aussuchen konnte. Außerdem konnte er es Dag nicht verübeln in Valerie verliebt zu sein, immerhin war sie großherzig, loyal, ehrlich, lustig und hübsch. Immerhin hatte auch er Gefühle für sie entwickelt, als Dag noch mit ihr schlief.
„Ja, die Fans kennen die Hintergründe ja nicht. Die werden sich denken, dass es um eine x-beliebige Ex von uns geht. Aber der Song hat was und wir können ihn nicht in der Versenkung verschwinden lassen" der Berliner schaute kurz von seinem Text hoch und grinste den Musiker, der wie eigentlich immer seine Klampfe auf dem Schoß hatte, an.
„Ach, apropos Ex. Ich hab Elisabeth getroffen" rief Dag, während er aufstand und zum Kühlschrank ging um sich eine Cola zu holen. Vincent erstarrte in seiner Bewegung.
„An dem Abend, als ich abgehauen bin, hab ich sie in der „Lagoon" getroffen. Sie fragte wie es dir geht und meinte, dass sie noch ein paar Kisten mit Kram von dir hat"
„Du hast mit ihr gesprochen?" fast schon entsetzt riss Vincent die Augen auf.
„Am Anfang wollte ich gar nicht mit ihr sprechen, aber sie hat sofort gecheckt, dass mein Herz gebrochen war und wollte mir helfen. So ätzend wie früher war sie auf jeden Fall nicht." Dag verstand nicht, wo Vincents Problem war, früher hatte er sich immer gewünscht die beiden würden sich besser verstehen.
„Aha, auf einmal. Sie kann das Zeug gerne behalten." ächzte der Berliner genervt.
„Sie hat auch nach deiner neuen Adresse gefragt, aber bevor du mich gleich wieder vermöbeln willst, ich hab sie ihr natürlich nicht gegeben. Wenn du es dir anders überlegst, sollst du ihr schreiben. Laut ihrer Aussage hast du ihre Nummer ja überall gesperrt" Dag reichte ihm eine Flasche und fleezte sich wieder auf die Couch.
Er konnte seinem Freund ansehen, dass er nachdachte, denn er puhlte nervös an dem Etikett der Cola.
„Red doch einfach mal mit Valerie darüber. Sie weiß bestimmt, was du tun sollst. Jetzt lass uns hier weiter machen, ich hab später noch ne Verabredung" sagte Dag um von diesem unangenehmen Thema abzulenken.
„Mit ner Frau?" Vincent lachte und stieß mit ihm an.
„Witzekönig Stein, haha. Nee, mit Ape, wir wollten zusammen trainieren. Irgendwie muss ich mich ja von deiner Perle ablenken" grinste Dag und boxte seinem gegenüber an die Schulter. „Dann will ich dich nicht aufhalten. Meine Perle, wie du sie so schön genannt hast, wollte eh heute Abend rumkommen. Dann kann ich vorher noch was einkaufen, mein Kühlschrank ist so leer wie der BH eines Transvestiten." mit diesen Worten legte Vincent den Stift und das Papier zu Seite, schlug mit seinen flachen Händen auf seine Oberschenkel und stand auf.
„Oh Gott, reicht es nicht, dass man mit Valerie keine Unterhaltung führen kann, ohne dass sie Textzeilen von Songs darin einbaut? Jetzt fängst du auch noch damit an." stöhnte Dag und räumte seine Gitarre zu den anderen, die an der Wand standen.
„Ich tu jetzt mal so, als wüsste ich nicht, dass du gleich nach "Creme de la Creme" bei Spotify suchst. Mach's gut, Dicker. Bis morgen" Die beiden verabschiedeten sich mit einem Handschlag und einer Umarmung, bevor sich Vincent in seinen Wagen und Dag sich auf sein Rad setzten.

Vincent hatte gerade die letzte Tafel Schokolade in den Schrank geräumt, als es klingelte.
„Hallo, schöne Frau. Ich bin sofort für dich da, ich schmeiß nur grad die Pizza in den Ofen." mit einem Kuss begrüßte er seine Brünette Freundin und ging wieder in die Küche.
„Wie war dein Tag?" rief sie, während sie ihre Jacke an den Haken hängte und ihre Sneaker abstreifte.
„Der ganz normale Wahnsinn" sagte er nur, er wusste nicht, ob er ihr wirklich von Dags Unterhaltung mit Elisabeth erzählen sollte, oder nicht.
Er wollte die ganze Sache erst mal für sich behalten, eventuell könnte er die Ganze Sache ja an Valerie vorbei schleusen, ohne dass sie etwas mitbekommen würde.
Vincent zuckte zusammen, als sich plötzlich Valeries Hände um seine Taille legten und sie sich an seinen Rücken schmiegte.
„Ich muss dich unbedingt was fragen" sagte sie und der Produzent drehte sich erwartungsvoll um.