Eigentlich bin ich nicht so eine
In Spandau lag Vincent auf seinem Bett und starrte in die Dunkelheit, die nur durch das Licht einiger vorbeifahrender Autos kurz erhellt wurde.
Immer wieder strich eben ein solcher Lichtstrahl über den nackten Körper seiner Freundin.
Was war nur mit ihm los? Normalerweise konnte er den Blick nicht von ihrer makellosen Haut nehmen, aber seit heute Abend hat er nicht mehr dieses Verlangen danach, sie zu berühren oder über ihre seidigen Haare zu streichen.
Als sie eben miteinander geschlafen haben, hatte Vincent kaum Gefühle und es glich eher einem notwendigen Übel, das er über sich ergehen lassen musste, um keinen Streit zu provozieren. Es erforderte höchste Anstrengung überhaupt zum Abschluss zu kommen.
Genervt von sich selbst schnappte er sich leise seine Bettdecke und schlich aus dem Schlafzimmer um sich im Wohnzimmer auf die Couch zu legen.
Irgendwann schlief er ein und träumte.
Es war ein schöner Traum, zumindest fühlte es sich so an. Aber etwas ließ ihn nach kurzer Zeit aufschrecken.
Er hatte von Valerie geträumt.
Das konnte nicht sein. Nein. Das durfte nicht sein. Immerhin war sie gerade mit seinem besten Freund zusammen.
Darüber, was die beiden wohl gerade taten, wollte er nicht nachdenken.
In einem anderen Stadtteil von Berlin ließ sich Dag gerade schwer atmend neben Valerie auf die Matratze sinken.
„Wow, das war der Wahnsinn" keuchte er und drehte sich zu der Brünetten.
„Dann können wir ja Liebhaber auch mit auf die Liste deiner Fähigkeiten setzen" grinste Valerie bevor sie sich das Laken um den Körper wickelte.
„Wo ist denn dein Bad?" fragte sie und verschwand um sich frisch zu machen.
Als sie wieder in das eher provisorisch eingerichtete Schlafzimmer kam, lag Dag schon friedlich schnarchend auf der Seite.
Valerie überlegte, ob sie sich einfach wieder anziehen und gehen sollte, oder ob sie sich neben ihn legen sollte.
Sie entschied sich für Option B und wurde erst am nächsten Vormittag wieder wach.
„Guten Morgen!" sagte Dag, der mit einer Schale Cornflakes auf seinem Sofa saß.
„Guten Morgen" antwortete die Brünette und war von der ganzen Situation ziemlich überfordert. Sie wusste nicht, ob sie ihn küssen sollte, oder nicht.
„Willst du auch nen Kaffee? Ich kann zwar nur mit Instantpulver dienen, aber das Koffein macht seine Arbeit auch so" Dankend nahm sie das Angebot an.
Nachdem beide still nebeneinander saßen, brach Dag irgendwann die, für ihn schreckliche, Ruhe.
„Ist alles ok? Du wirkst so angespannt."
„Ja, alles gut. Ich bin..." mitten in ihrem Satz musste Valerie lachen und der Berliner schaute sie verwundert an.
„Auch auf die Gefahr hin mit dem folgenden Satz in ein tierisches Klischee zu fallen. Normalerweise gehe ich nicht am zweiten Abend mit einem Mann ins Bett, den ich noch garnicht wirklich kenne. Ich bin nicht so eine" bei dem letzten Satz zeichnete sie grinsend Anführungszeichen in die Luft.
Nun stieg Dag mit in ihr Lachen ein. „Die die sowas sagen, sind meistens die schlimmsten" prustete er hervor.
„Nee, jetzt mal ohne Spaß, ich hatte wirklich noch nie nen Onenightstand. Was heißt das denn jetzt für uns?" Neugierig blickte die junge Frau in seine Augen.
„Ich mag dich, Valerie. Wirklich. Aber viel heißt das wohl noch nicht. Wir sollten uns erstmal richtig kennenlernen. Wer weiß, vielleicht wiederholt sich die letzte Nacht ja dann nochmal" er zwinkerte ihr zu.
Der Berliner wusste nicht, wie er anders hätte antworten sollen. In ihm herrschte das komplette Gefühlschaos. Er mochte sie, das war nicht gelogen und der Sex war fantastisch gewesen, aber ob er sie nun auf eine Romantische Weise mochte, oder nur freundschaftlich, darüber musste er sich noch klar werden.
Damit hatte Valerie nun wirklich nicht gerechnet. Wollte er sie wirklich näher kennenlernen? Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung. Bei Dag fühlte sich die Braunhaarige wirklich wohl und sie hatte das Gefühl, dass daraus etwas ganz großes werden könnte. Aber auch sie haderte mit ihren Gefühlen, liebte sie den hübschen Musiker, oder war es etwas anderes, dass sie spürte?
Beide wollten der Sache eine Chance geben und verabredeten sich für den nächsten Abend um zusammen einen Film zu gucken.
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