Die erste gemeinsame Nacht
Vincent versuchte soviel Abstand zwischen sich und Valerie zu lassen wie möglich. Er wusste, dass eine Berührung seiner mit ihrer nackten Haut, in Verbindung mit dem Alkoholkonsum, eine Erregung hervorrufen würde, die für sie spürbar und für ihn unangenehm wäre.
Aber wirklich möglich war es in ihrer derzeitigen Lage nicht. Egal wie weit er sich an die Lehne des Sofas presste, in irgendeiner Art und Weise berührten sie sich immer.
Er wollte Valerie auch nicht den Rücken zu drehen, das wäre mehr als unhöflich, denn sie hatte sich mit dem Gesicht zu ihm gedreht und schaute ihn an.
Also legte er sich auf seine rechte Seite und blickte tief in ihre grünen Augen. So nah hatte er sie noch nie gesehen. Der fast schon gelbe Ring um ihre Pupille war ihm noch nie aufgefallen.
Eine ganze Weile schauten sie sich schweigend an. Aber es war in keinster Weise unangenehm, sondern es fühlte sich gut an. So neu und doch vertraut.
„Gute Nacht, Vincent" hauchte Valerie und gab dem Berliner einen zarten Kuss auf den Nasenrücken.
Dieser Kuss durchfuhr ihn wie ein Stromschlag. Er dachte an den ersten Handschlag zwischen den beiden. Schon damals hatte es sich so angefühlt. Konnte es sein, dass er sich wirklich in diese unglaubliche Frau verliebt hatte? Nein, nach so kurzer Zeit ist das doch unmöglich. Oder nicht?
In seinen Gedanken versunken merkte Vincent nicht, dass er Valerie noch immer anstarrte.
„Willst du mich jetzt weiter so anschauen, oder wollen wir endlich schlafen?" kicherte die Brünette.
„Es wäre schon ziemlich creepy, wenn ich dich beim schlafen beobachten würde, oder? Gute Nacht, Valerie" grinste er und gab auch ihr einen kleinen Kuss auf die Nase.
Beide schlossen die Augen, aber an Schlaf war nicht zu denken. Zu sehr dachten sie über die andere Person nach, die so nah war, aber der sie insgeheim noch sehr viel näher sein wollten.
Irgendwann fanden sie aber doch in das Land der Träume.
„Fuck! Scheiße!" durch das Fluchen von Valerie wurde Vincent wach. Sie sprang vom Sofa und stieß sich ihr Schienbein an dem Glastisch, den er gestern einfach einen Meter zur Seite geschoben hatte.
„So schlimm seh ich morgens doch wirklich nicht aus" amüsiert folgte der Produzent dem wilden umherrennen der Berlinerin.
„Was? Nein, ich hab voll verpennt. Mein Chef macht mir die Hölle heiß, wenn ich schon wieder zu spät komme" sagte Valerie während sie auf einem Bein hüpfte und versuchte sich ihre Jeans überzustreifen.
„Mach's gut und danke für den schönen Abend" sie warf Vincent, der sich auf dem Sofa aufgesetzt hatte, einen Luftkuss zu und ging die Treppen herunter zur Eingangstür.
„Ich hoffe wir werden das mal wiederholen" rief er lachend und ließ sich grinsend wieder in sein Kissen fallen.
Als Valerie die Tür öffnete und rausgehen wollte, stieß sie mit Dag zusammen, der eine Tüte Brötchen und zwei Kaffee to Go in den Händen hielt.
„Sorry! Hi Dag, Bye Dag" war alles was er von ihr hörte, denn sie war schon an ihrem Wagen angekommen. Kurz schaute er ihr verwundert nach.
„Dickie, bist du angezogen?" mit zugekniffenen Augen stand Dag an der oberen Treppenstufe.
„Warum sollte ich es nicht sein?" fragte Vincent und stellte die Möbel wieder so, dass die beiden gemütlich frühstücken konnten.
„Willst du mir erzählen, was Valerie so früh morgens hier gemacht hat? Hat sie hier gepennt?" ein schelmisches Lächeln legte sich auf Dags Lippen.
„Es war alles anders, als du denkst" fing Vincent an zu erzählen.
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