Blut und Tränen
„Ich habe gehört, was du gesagt hast" mit einem verletzten Unterton gelangten diese Worte an Valeries Ohren, während sie sich an die Hauswand lehnte.
„Du wolltest doch, dass niemand etwas von uns mitbekommt, also dachte ich, dass es besser wäre nicht in deiner Nähe gesehen zu werden. Ich weiß sehr wohl wie schnell eine unbeteiligte Frau an der Seite eines Stars, auch wenn sie nur zufällig nebeneinander stehen, zu seiner Freundin wird." Der abfällige Ton ihrer Stimme war der Brünetten zuwider, aber sie konnte nichts daran ändern, sie war einfach gerade unglaublich unsicher, wütend und vor allem verletzt, obwohl sie wusste, dass dies nicht Vincents Absicht war.
„Babe, ich wollte dich mit meinem Verhalten nicht verscheuchen. Es ging mir nur darum dich zu schützen." Vincent trat einen Schritt auf die junge Frau zu und lehnte sich neben sie.
„Vor was denn beschützen? Vor irgendwelchen Teenagern, die mitten in der Pubertät sind und eh viel zu jung für dich wären? Ich bitte dich" Valerie stieß verächtlich den Atem aus und verschränkte die Arme. Ihr war kalt, aber um Vincent nach seiner Jacke zu fragen, dafür war ihr Stolz zu groß.
„Unter anderem vor denen, ja. Du kennst diesen ganzen Trubel nicht und die Wellen die sowas in der Socialmediawelt schlägt sind riesig. Meine Fresse, andere haben schon Morddrohungen von sogenannten Fans bekommen, oder es wurde gedroht, der Frau aufzulauern. Raffst du nicht, dass ich dir nur Helfen will?" so langsam war die Traurigkeit von Vincent dem puren Unverständnis seiner Freundin gegenüber gewichen. Wie konnte man nur so stur sein, wie sie?
„Nur zur Info, ich bin schon ein großes Mädchen, ich kann auf mich selbst aufpassen" blaffte Valerie zurück.
Die beiden hatten sich noch nie gestritten, warum auch? Aber dieses Gespräch nahm gefährliche Züge an.
Der Produzent ballte seine Faust und schlug auf einen der Müllcontainer ein um seiner Wut Luft zu machen. Der laute Knall der bei dem Aufschlag seiner Knöchel auf dem Metall entstand ließ Valerie zusammenzucken und Tränen sammelten sich in ihren Augen. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
„Ja, jetzt bist du die toughe Frau und so selbstbewusst, aber in der nächsten Sekunde kann es bei dir auch schon wieder total anders aussehen. Ein Song oder ein Bild und du brichst in Tränen aus!" er schrie diese Worte so laut, dass wohl die ganze Straße was davon hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Bar erneut und Dag trat nach draußen. Sein Blick fiel auf Valerie, der die Panik die sie gerade verspürte, in den Augen geschrieben stand. Als er seinen Kumpel anschaute, der sich seine schmerzende Hand rieb, setzten bei dem Sportlichen Berliner alle Synapsen aus. Er sprintete auf Vincent los und warf ihn zu Boden. „Was hast du ihr angetan? Hast du sie geschlagen? Ich habe dir gesagt was passiert, wenn du ihr weh tust!" Zweimal schlug er auf seinen besten Freund ein, der schützend seine Arme vor das Gesicht hielt, bis Valerie seine Hand bei einem erneuten Ausholen festhielt.
„Dreht ihr jetzt alle durch?" schrie sie und zog mit aller Kraft an ihrem Kumpel.
„Hör auf, Dag! Vincent hat mich nicht geschlagen, wirklich nicht. Lass ihn in Ruhe!" Endlich hatte sie es geschafft den Trainierten Mann von ihrem Freund zu ziehen.
Dag saß auf dem kalten Kopfsteinpflaster und fuhr sich durch die Haare, während Val neben Vincent kniete und das Blut, das aus seiner Nase lief, mit einem Taschentuch auffing.
„Ich würde dir nie was antun" sagte er leise und hielt ihre Hand fest.
„Ich weiß, es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, aber ich verstehe wirklich nicht, warum wir uns verstecken sollten" langsam setzte sie sich zwischen ihre Freunde.
Der Produzent rollte mit den Augen und atmete tief ein und aus.
„Würde mich mal bitte einer aufklären, was hier passiert ist? Warum hast du mich so hilfesuchend angeschaut?" man konnte Dag ansehen, dass er sich wirklich Sorgen um seine „kleine" gemacht hatte.
In relativ kurzen Sätzen erklärte die Brünette, was geschehen war und erzählte ihren Jungs auch, was die Stimme in ihrem Kopf zu sagen hatte.
„Mensch Mäuschen, über solche Sachen musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Wir wollen doch einfach nur dein bestes" Dag legte seinen Arm um ihre Schultern und zog die junge Frau nah an seine Seite. „Aber dem besten was mir je passiert ist hast du eben das hübsche Gesicht demoliert" grinste Valerie und legte ihre Hand auf Vincents Oberschenkel. Dieser Satz brannte wie Feuer in dem Herzen des Musikers, aber er wusste, dass sie recht hatte. Sie war glücklich mit Vincent und ihr Glück war ihm das wichtigste.
„So hat sich das eben aber nicht angehört" der große Produzent war noch immer angefressen.
„Es tut mir leid. Aber mich interessiert es nicht, wer von mir weiß. Ich liebe dich und möchte das halt auch zeigen" Valerie legte ihren Kopf sanft auf seine Schulter und schmiegte sich an ihn.
„Auf eigene Gefahr?" fragte er.
Mit einem Nicken schaute die Brünette zu ihm auf.
„Ok, dann soll es so sein. Aber wie erklären wir meine Nase?" Vincent lachte kurz und knuffte seinen Bandkollegen in die Seite.
„Sorry Dicker, aber du hättest genauso reagiert wenn unsere Rollen vertauscht gewesen wären" sagte Dag und stand auf um seinen Freunden aufzuhelfen.
„Sicher. Es freut mich sehr, dass du meine Süße, wenn es sein muss bis aufs Blut, verteidigst und beschützt" dankbar umarmte er seinen Freund. „Dann mal auf in den Kampf" Vincent nahm Valerie in den Arm und betrat mit ihr zusammen wieder die "Blue Lagoon", Dag folgte den beiden auf dem Fuß.
Gerade als das Dreiergespann wieder vor der Theke stand, hörten sie, dass Basti gerade das letzte Lied des Abends anmoderierte und Stina und Lexa atmeten tief. „Gleich wird's voll" stöhnte Lexa.
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