Kapitel 1
"Jetzt komm raus! Ich will dir das Lager zeigen!", rief Erdbeerjunges' Schwester Kirschjunges. "Oder hast du Angst?", spottete ihr Bruder Feuerjunges. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie Kirschjunges ihrem vorlauten Bruder einen Klaps aufs Ohr gab. "Ich habe keine Angst!", schrie Erdbeerjunges Feuerjunges empört zu. "Ach ja?" "Ja!", antwortete sie ihm. "Dann komm doch!", forderte er sie heraus. "Tu ich!", verkündete sie. Als sie aus der Kinderstube trat, staunte sie. direkt neben dem Lager floss ein Fluss vorbei, durch Schilf vom Lager getrennt. Am Rand des Lagers wuchsen Riedgras und ein paar Bäume. Es herrschte reges Treiben. Ufersand und Kleestern sonnten sich auf einem flachen Stein, Taubenschwinge kam mit süß duftenden Kräutern ins Lager und ein paar ältere Krieger, von denen sie nur Flammenschweif erkannte, steckten die Köpfe zusammen. "Hallo! Ich hab dich was gefragt!", machte Kirschjunges sie auf sich aufmerksam während Feuerjunges ihr eröffnete: "Du hattest das Maul offen stehen wie ein toter Frosch!" "Schön für dich", erwiderte sie trocken. Kirschjunges bot ihr an: "Also, soll ich dir jetzt das Lager zeigen oder nicht?" "Ah, klar!"
Später, kurz nach Sonnenhoch erwachte Erdbeerjunges aus einem Nickerchen. Ihre Mutter Strahlenschweif blickte gerade von einem Gespräch mit Nebelflügel auf. "Ah, du bist schon wach! Willst du raus?" "Ja! Darf ich?", fragte sie. "Klar! Aber erst dann, wenn du nicht mehr aussiehst wie ein schlafverwuschelter Ältester!" sie begann, Erdbeerjunges' Pelz gründlich zu lecken. "Mama! Ich kann mich alleine waschen!", zeterte sie. Als sie draußen war, miaute Feuerjunges: "Endlich bist du da! Wir wollten schon ohne dich anfangen!" Himmeljunges und Schimmerjunges saßen auch auf dem Boden vor der Kinderstube. Kirschjunges hüpfte gerade zum Schilf am Rand des Flusses. Die Kriegerin Mondglanz versuchte anscheinend, sie wegzuschicken. Vermutlich kommen wir den Kriegern "Immer zwischen die Pfoten"! Doch da kam sie mit einem Rohrkolben zu ihnen zurück. "Was sollen wir damit?", wunderte Erdbeerjunges sich. Kirschjunges erklärte: "Wir spielen... Äh... wie sollen wir es nennen? Also, wir...", setzte sie noch einmal an, wurde aber von Feuerjunges unterbrochen. "Wir spielen Schilfball! Das ist so wie Moosball, bloß mit Einem Schilfkolben!" Erdbeerpfote stutzte. "Und warum?" "Weil das Moos immer auseinanderfällt natürlich!" "Und los!", maunzte Himmeljunges. Blitzschnell schoss er vor und nahm den Kolben ins Maul. Doch Schimmerjunges rannte auf ihn zu und zwickte ihren Bruder in den Schweif. Der ließ den Kolben fallen. Schimmerjunges wollte ihn sich schnappen, doch schon kam Feuerjunges. Er klemmte ihn sich zwischen die Zähne und flitzte weg. Erdbeerjunges eilte ihm nach, doch Feuerjunges schlug einen Haken und Erdbeerjunges, die nicht rechtzeitig wenden konnte, fiel ungeschickt zur Seite. "Hast du dir wehgetan?" Kirschjunges half ihr auf. "Nein, alles in Ordnung. Feuerjunges ist so unfair! Er hat das sicher extra gemacht!", beschwerte sich Erdbeerjunges. "Also, jetzt übertreibst du! Ich weiß, du magst ihn nicht, aber du übertreibst." Erdbeerjunges verdrehte die Augen. Da entdeckte sie etwas. Eine kleine Pflanze, die auf der nackten Erde wuchs. Sie hatte einen eher breiten Stiel und gezackte Blätter wuchsen um den Stiel herum. Die Blüte war flach und leuchtend gelb. Daneben wuchs noch eine, doch die hatte keine gelbe Blüte, sie war gräulich-weiß und hatte keine Blütenblätter, sondern weiche, pinselartige Dinger, die in alle Richtungen abstanden. Da kam die Heilerin Taubenschwinge zu ihr. "Was ist das für eine Pflanze?", erkundigte sich Erdbeerjunges. "Das ist Löwenzahn. Er hilft bei Fieber.", erklärte sie ihr. "Ah! Und wogegen helfen die Kräuter, die du gesammelt hast?", fragte sie die Heilerin. Die antwortete: "Das war Katzenminze. Sie hilft gut gegen Husten und Atembeschwerden." Feuerjunges stand hinter ihr und schnaubte. "Da will jemand Heilerin werden!" "Will ich nicht, du Quatschkopf!", knurrte sie.
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