personaler Erzähler, 3. Person

Die Luft im Saal war so heiß, trocken und stickig, dass Ben dringend ein paar Minuten raus musste, bevor die nächste Band auf die Bühne kam. Die Lautstärke entsprach der Stimmung im Club und auch wenn gerade eine Pause zwischen zwei Gigs war, musste er seine Freunde regelrecht anbrüllen, damit sie verstanden, dass er kurz hinaus ginge. Er würde sie schon wiederfinden, hoffte er zumindest.

Der Weg nach draußen zum Hinterhof führte in einer Ecke neben der Bühne durch eine Flügeltür, die offenstand, damit ein kühler Wind die Überlebenschancen des Publikums erhöhte und, wie sich herausstellte, kam auch ein leichter Nieselregen zwischen den hohen Hauswänden herunter. Ben atmete auf und trat ein paar Schritte in den Hof, der nur vom trüben Licht, welches durch eine Reihe kleiner, blinder Fenster fiel, erhellt wurde. Zwischen Stapeln von Kisten, metallenen Bierfässern und dem Müllcontainer war nichts zu sehen, außer einer streunenden Katze, die fauchend vor ihm die Flucht ergriff. Der junge Mann grinste im Dunkeln, dann holte er eine Packung Zigaretten hinten aus der Hosentasche. In der anderen sollte eigentlich auch das Feuerzeug stecken, aber nein ...

„Wenn ich eine schnorren kann, kriegst du bei mir Feuer", hörte Ben unerwartet eine Stimme hinter sich. Er fuhr herum. Nicht zu eilig, denn er war überrascht, jedoch nicht verschreckt wie die Katze. Der Typ mit dem Angebot hielt ein brennendes Feuerzeug hoch, sodass Ben sein Gesicht im rot-gelben Flackern der Flamme erkennen konnte. Was er sah, gefiel ihm sehr und irgendwie kam ihm der Typ bekannt vor.

„Klar kriegst du eine", antwortete Ben, so cool er konnte. Der Typ trat zwei Schritte vor und hielt die Hände vor Ben, damit der sich seine Zigarette anzünden konnte. Er beugte sich zu der Flamme vor, zog an dem Glimmstengel, damit der brannte und bemerkte die langen, schlanken Finger des Unbekannten. „Hier, für dich", flüsterte Ben und hielt dem anderen seine Fluppe hin.

Der Typ lächelte verwegen und nahm die Zigarette. Er tat einen tiefen Zug, dann hielt er das Feuerzeug nochmal wie zuvor und Ben zündete eine zweite Zigarette für sich selbst an. Als er dies tat, war er sicher, dass der Unbekannte ihn musterte. Ganz sicher hatte der Nieselregen sein T-Shirt inzwischen genug durchnässt, sodass es sich an seinen Oberkörper schmiegte wie eine zweite Haut. Ben zog an der Zigarette und inhalierte tief. Wenn er aus dem Club getreten war, um einen klaren Kopf zu kriegen, dann war das, was er und der Typ hier taten dafür nicht gerade förderlich. Gerade wollte Ben nach seinem Namen fragen, als der andere zuerst sprach.

„Ich hab dich tanzen sehen, da drin", begann er, „hat mir gefallen."

„Ach ja?" Wenn das ein Flirt war, dann wollte Ben mehr davon. Er versuchte noch immer cool zu klingen.

„Du hast mich auch gesehen", reizte der Unbekannte.

Ben zögerte einen Augenblick. Woher wusste der Typ, dass er ihn gesehen hatte? Dann kapierte Ben, was da gerade passierte und was der Mann da zu ihm gesagt hatte. „Du warst auf der Bühne. An der Gitarre", gab er zurück.

„Ja genau", kam die Antwort. „Magst du Gitarre?"

Ben machte einen weiteren tiefen Zug, um sein Gegenüber etwas auf die Folter zu spannen. Das war also tatsächlich der heiße Rothaarige mit der Gitarre, der eben noch auf der Bühne spielte und der stand auf ihn und seine Moves. Ben nahm das als Kompliment oder auch als klare Anmache. Also entschied er sich, den Schalter im Kopf umzulegen. „Ich mag Gitarre", raunte er nun, „und mehr noch mag ich Gitarristen."

„Komm aus dem Regen", schlug der Musiker jetzt vor und noch bevor sich Ben versah, hatte er ihn um die Mitte gepackt, sich an ihn geschoben und zog ihn rückwärts mit sich an die Hauswand. Ben gluckste und verschluckte sich fast an der Zigarette.

„Pass auf!", brachte er hervor, dann hatte er nichts Eiligeres zu tun, als den blöden Glimmstengel schnell loszuwerden. Er schnippte ihn in die nächste Pfütze.

Der Gitarrist lachte und tat das Gleiche. Sodann zog er Ben an dem nassen T-Shirt zu sich vor und presste seinen Mund auf dessen Lippen. Ben reagierte sofort und stieg auf den Kuss ein. Er öffnete seine Lippen und spürte im selben Moment, wie sich ihr Atem mischte, wie der andere seine Zunge forsch ins Spiel brachte und wie er, Ben von den ersten prickelnden Schauern heimgesucht wurde. Damit stand fest, dass er mehr wollte. Er drängte sich an den Musiker, stützte seine Arme neben dessen Kopf an die Wand und schob ihm ein Bein zwischen die Beine, was beide Männer erwartungsvoll aufstöhnen ließ. Gleich darauf begannen ihre Hände, nicht weniger gierig als ihre Zungen, zu wandern. Der Musiker packte Ben am Schopf und schob ihm eine Hand unter das Shirt. Ben genoss die Berührungen an Muskeln und Nippeln und ließ beide Hände über die Seiten des anderen wandern, um ihn herum und hinten in die Hose. Was er dort fand, fühlte sich unglaublich gut an und so strich er dem Musiker immer und immer wieder über die festen Pobacken. Das konnte nicht lange andauern, denn ihre Erektionen waren inzwischen so weit fortgeschritten, dass jedes Drängen, jede Bewegung auf unmissverständliche Weise Schmerz und Lust gleichermaßen bereiteten. Beide Männer ächzten und stöhnten brummend und tief.

Der Gitarrist fand seine Stimme wieder. „Ich ... du ... wir müssen ..."

Irgendeine Restlogik gab Ben ein, was er meinte, das zu tun war. Er fuhr mit seinen Händen vorn an den Gürtel des anderen, öffnete ihn und gleich darauf die Knöpfe am Hosenstall. Der Typ trug keine Boxers oder sonst was darunter, was Ben nicht wirklich erstaunte. Das war hot, er grinste. Der Rothaarige war ihm nicht weniger gefällig und machte sich daran, Ben aus seiner Jeans zu befreien. „Hoppla!", flüsterte er mit übertrieben-gespielter Überraschung, als er Ben die Hosen über den Po runterstreifte und dessen voll erigierten Penis zu Tage förderte. „Du hättest ein Warnschild anbringen sollen ..."

Ben antwortete nicht, lieber drängte er sich wieder an den Musiker und machte sich an dessen Hals zu schaffen. Er saugte und kniff mit Lippen und Zähnen, gerade so viel, wie es brauchte, um ihm ein paar ordentliche Knutschflecken zu verpassen. Der Rothaarige warf den Kopf genießerisch zurück und legte eine Hand ganz unmissverständlich an Bens Schaft. Er begann, ihn dort zu massieren und fuhr mit seiner Hand rhythmisch auf und nieder. Ben erinnerte sich, das auch für den Gitarristen zu tun. Er suchte und fand, was er suchte und griff gleichsam beherzt zu. Der andere stöhnte und war schon feucht, also konnte ihr Spielchen nicht mehr allzu lange dauern. Ben forschte jetzt mit den Lippen nach dessen Mund, um ihn voller Lust und Gier zu küssen, während sich sein Körper mehr und mehr anspannte, ein Ziehen und Prickeln sich überall ausbreitete, bis Ben glaubte, er müsse zerbersten. Dann, mit einem Mal, zuckte der Mann in seiner Hand und ein Ächzen mischte sich in ihren heißen Atem. Wie um den Rothaarigen zu schützen, legte Ben ihm eine Hand hinter den Kopf an der Wand, als er kam und weiter kam. Das heiße, klebrige Gefühl zwischen ihren Leibern gab nun auch Ben den Rest. Er bäumte sich auf und kam nicht weniger kraftvoll als der andere kurz zuvor. Eine erste und eine zweite Welle von Schauern liefen über seine Haut, hinunter bis zu seinem Penis und ließ seine Knie wanken.

„Woah!", rief der Gitarrist aus und reagierte sofort, indem er Ben um den Leib packte, sodass sie beide verschlungen, doch halbwegs kontrolliert, die Wand hinunter zu Boden glitten. Irgendwie schien das witzig und sie mussten erschöpft, aber zufrieden zu lachen, ohne zu wissen, warum. Der Musiker atmete in Bens Ohr und strich ihm das nasse, verschwitzte Haar zurück. Ben grinste und realisierte so halb, dass er seinen Freunden wohl etwas zu erklären hätte. Nicht, was er hier draußen getrieben hatte, aber warum er so lange weggeblieben war. Was er nun komplett realisierte, war, dass er seine Manieren nicht völlig vergessen sollte.

„Wie heißt denn du eigentlich?", brachte er hervor. „Ich bin Ben."

Der andere lachte glucksend. „Hi Ben, ich heiß' Jasper."

„Bist du morgen wieder hier, Jasper?"

„Oh ja, magst du 'ne Freikarte?"




>>> Danke dir, Riley Escanor-Mcforest, für das tolle Cover. 

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