20. Kapitel
Das Essen zieht sich über mehr als zwei Stunden, weil wir uns super unterhalten und viel Spaß haben, wobei wir die Meiste Zeit Tommy daran hindern, sein Essen in irgendwelchen Soßen oder Ketchup zu ertränken. Der Grill ist schon lange aus, aber Jason hat genug gemacht, um uns zu versorgen. Die Reste habe ich für Morgen in den Kühlschrank gestellt.
Ich habe ihn noch nie so heftig lachen sehen, dass er sich den Bauch gehalten hat und Lisa ist schon zwei Mal vom Stuhl gefallen vor Lachen. Tommy dagegen ist meistens der Grund, warum wir lachen und ignoriert uns, während er gemütlich isst. Es fühlt sich so an, als wären wir eine glückliche Familie bei einem ganz normalen Abendessen und meinetwegen kann Sarah für immer in Paris bleiben.
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>Der Himmel zieht zu, wir sollten aufräumen, bevor es regnet<, sagt Jason plötzlich und ich folge seinem Blick zu den Wolken über uns.
>Ich will noch nicht wieder rein gehen<, brummt Lisa und hält sich an Jasons Arm fest. >Es kann doch regnen, lasst uns hier bleiben.< Er streicht sanft über ihren Kopf, scheint zu überlegen.
>Wir können die Sachen rein bringen und dann noch draußen bleiben, wenn du möchtest<, schlage ich vor und sie nickt. Jason und ich stehen auf, während Tommy sich noch ein Stück Brot schnappt, ehe wir ein paar der Sachen zusammen sammeln und nach drinnen bringen. Lisa folgt uns und innerhalb weniger Minuten ist alles aufgeräumt, die Spülmaschine läuft und Tommy hört endlich auf zu essen.
>Ich bin satt<, sagt Tommy zufrieden, als wir uns wieder zu ihm an den Tisch gesetzt haben. >Und müde<, fügt er hinzu und gähnt ausgiebig.
>Komm her<, sagt Jason sanft und Tommy springt sofort auf, geht zu ihm. Mit einer Serviette wischt er Tommy das Gesicht und die Hände ab, dann nimmt er ihn auf seine Arme. Tommy braucht nur wenige Augenblicke, dann ist er an der Schulter seines Vaters eingeschlafen.
>Bin gleich wieder da<, verkündet Lisa und verschwindet nach drinnen.
Plötzlich ist es zum ersten Mal seit Stunden nahezu still und ich schließe entspannt die Augen. Der Tag ist so gut wie vorbei, langsam wird es frisch und ich freue mich schon richtig auf mein Bett. Der Gedanke an heute Morgen lässt mich lächeln.
>Natascha?< Ich drehe den Kopf zu ihm und öffne die Augen, um ihn anzusehen. >Warum hast du nie erzählt, dass du verlobt warst?< Mein Lächeln schwindet und ich sehe weg. Er würde es nicht ansprechen, wenn es ihn nicht beschäftigen würde, darum entscheide ich, es ihm gleich zu sagen und das Gespräch nicht zu verschieben. Es ist mir wichtig, dass nichts zwischen uns steht.
>Weil es Geschichte ist. Seit er die Verlobung gelöst hat haben wir uns nicht mehr gesehen und ich denke so gut wie nie an diese Zeit zurück. Du weißt, dass ich mein altes Leben immer hinter mir lassen wollte und das gehört dazu.< Ich sehe wieder zu ihm und folge seinem Blick zu dem Ehering an seinem Finger, an dem er spielt.
>Wenn es nicht zu viel verlangt ist, würde ich gern wissen, was passiert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du eine Verlobung eingehst, wenn eine Kleinigkeit euch trennen könnte.< Eine Kleinigkeit war es tatsächlich nicht. Damals hat die Welt für mich noch ganz anders ausgesehen, als sie es heute tut. Ich war erfolgreich, hatte einen Mann, der mir immer zur Seite gestanden hat und habe alles, was ich hatte, in meine Beziehung zu ihm investiert. Heute kann ich nicht mehr sagen, ob ich mich von ihm abhängig gemacht habe, oder ob es wirklich Liebe war. Damals habe ich es Liebe genannt. Wir waren wirklich glücklich und zufrieden mit unserem Leben. Damals habe ich nicht gewusst, was ich alles haben kann.
>Ich habe unser Kind verloren.< Jason sieht mich schweigend an, aber ich halte meinen Blick auf den Tisch gerichtet. Obwohl es schon drei Jahre her ist, tut es mir im Herzen weh und ich bin mir sicher, dass er Schmerz niemals vüllig verschwinden gehen wird. >Er hat mich dafür gehasst und mir die Schuld gegeben. Er hat Wochen gebraucht, bis er mich wieder angesehen hat. Als die Ärzte dann gesagt haben, dass ich nie wieder Schwanger werden kann, hat er mich verlassen.< Ich kann sehen, dass er Tommy fester hält als bisher und seine Züge sind angespannt. >Deshalb bin ich Nanny geworden. Ich wollte weg von ihm und meinem Karriere Leben. Ich wollte eine Familie, wusste aber, dass ich nie eine würde haben können. Ich wollte jemand anderes Kinder hüten und lieben, wie ich es mit meinen getan hätte.< Lisa kommt aus dem Haus zu uns und erzählt etwas aus der Schule von gestern, aber ich höre ihr nicht zu. Meine Hände liegen auf meinem flachen Bauch und meine Gedanken sind in alten Erinnerungen gefangen, die ich längt vergessen haben sollte.
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Jason klopft leise an meinen Türrahmen und bleibt dort stehen. Die Kinder sind im Bett und ich wollte grade schlafen gehen, darum sitze ich auf meinem Bett.
>Was gibt's?< Er kommt zu mir und setzt sich neben mich, nimmt eine meiner Hände in seine.
>Ich habe dich noch nie so bedrückt gesehen<, sagt er leise. Seine Hände sind warm und umschließen meine mit festem Griff. >Es tut mir leid, was dir passiert ist, aber ich bin froh, dass du hier bist. Ich liebe meine Kinder und ich würde sie niemals hergeben, Lisa und Tommy sind mein Leben. Du bist mir wichtig und deshalb möchte ich, dass du weißt, dass ich dich nicht verurteile. Es gibt sicher Menschen, die das anders sehen, aber du bist Teil dieser Familie. Du bist wirklich so etwas wie ihre zweite Mutter und ich mag das. Es stört mich nicht, wenn sie dich für den Rest ihres Lebens ihre Mutter nennen, weil ich weiß, dass die beiden dich genau so lieben, wie du sie liebst.< Mir steigen Tränen in die Augen und ich lehne mich an ihn, um Halt zu suchen. Er hat Recht, mit allem, was er sagt. Die Kleavelands sind meine Familie, zumindest Jason und seine Kinder.
>Das heißt, ich bin Lebenslänglich eingestellt?< Er lacht leise und nimmt mein Gesicht in seine Hände.
>Natürlich. Du wirst immer Teil dieser Familie sein, egal was passiert.< Ein Lächeln schleicht sich in meine Züge und er erwidert es, dann lässt er mich los und ich hole mir ein Taschentuch, um mein Gesicht abzuwischen.
>Danke, Jason. Wirklich.< Er hebt schlicht die Schultern und kneift mir sanft in die Wange.
>Ich kann mir doch nicht immer nur helfen lassen. So langsam muss ich auch was zurück geben.< Ich liebe seine sanfte Stimme und seine Berührungen, die einfache Tatsache, dass er grade bei mir ist. Ich will ihn nicht mehr hergeben, dabei gehört er mir gar nicht. >Schlaf gut und bitte, stell für morgen keinen Wecker. Wir sollten den Sonntag erst beginnen, wenn wir alle bereit dafür sind.< Ich nicke ergeben und ersteht auf, geht zur Tür. >Gute Nacht.<
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