16. Kapitel

Nach und nach begrüßen wir alle Gäste und Freunde von Jason, bis einer von ihnen allein mit ihm sprechen möchte. Eine Frau scheint die Gelegenheit nutzen zu wollen und kommt zu mir, sobald ich allein bin.

>Sind Sie nicht Natascha Wolkow?<, will sie wissen und ich nicke, versuche zu Lächeln.

>Ja, das ist richtig.< Jason hat sein Gespräch schon beendet und kommt zu uns.

>Es ist unglaublich, dass ich Ihnen einmal wirklich und wahrhaftig begegnen würde, Mrs. Wolkow<, sagt sie begeistert und ist ganz außer sich.

>Ms. Wolkow, ich bin nicht verheiratet.<

>Nicht?<, fragt sie und ist sichtlich verwirrt. >Aber ich kann mich doch gut an den Tag erinnern, als Ihre Verlobung bekannt geworden ist, das war an meinem vierzigsten Geburtstag, das weiß ich noch wie gestern, dabei ist es schon vier Jahre her. Sie haben noch nicht geheiratet?< Ich sehe zu Jason und weiß nicht, wie ich hier rauskommen soll. Ich will nicht über diese Geschichte sprechen und mir ist bewusst, dass Jason nichts davon weiß. Eigentlich wollte ich, dass es so bleibt.

>Wir haben uns schon vor Jahren wieder getrennt<, erkläre ich ihr und versuche zu Lächeln.

>Verstehe, das tut mir leid. Was machen Sie zur Zeit beruflich, wenn ich fragen darf?<

>Ich arbeite für Privatkundenim sozialen Bereich, weiter möchte ich nicht darauf eingehen, wenn es Recht ist.< Sie lacht und nippt dann an ihrem Sekt.

>Natürlich, ich sehe doch, dass Sie nicht gern darüber sprechen. Ich entschuldige mich für meine Aufdringlichkeit. Einen schönen Abend wünsche ich noch<, sagt sie, nickt freundlich und geht davon.

Das nenne ich eine Begegnung mit jemandem, die ich nie in meinem Leben gebraucht hätte.

>Du warst verlobt?<, fragt Jason leise und ich wende mich ihm zu.

>Ja, aber wie gesagt, das ist lange her und eine alte Geschichte. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne nach unten gehen, ein wenig tanzen. Was ist mit dir?< Einen Moment lang mustert er mich, dann nickt er.

>Ich bleibe hier, wenn du mich suchst. Viel Spaß.< Ich nicke knapp, dann gehe ich zur Tür, verlasse die Lounge und tauche in das bunte Licht der Scheinwerfer. Der Bass lässt die Wände beben und sofort habe ich ein Lächeln auf dem Gesicht und den Rhythmus im Blut. Sobald ich auf der Tanzfläche bin, vergesse ich, dass ich schon Jahre lang nicht mehr getanzt habe und mein Körper bewegt sich ganz von allein, selbst in den ungewohnten High Heels. Männer und Frauen um mich herum tanzen, feiern und lachen, so muss ein Club von innen sein. Voller Menschen, die locker sind und Spaß haben wollen.

Ich bemerke, dass mich jemand von hinten antanzt, doch er berührt mich nicht, darum bleibe ich bei meinem Stiel, tanze, genieße den freien Abend und mein Kopf leert sich. Ich denke nicht an die Kinder, die sonst immer in meinem Kopf sind, nicht an Sarah, die einzige Frau auf der Welt, die ich wirklich überhaupt nicht leiden kann und auch nicht an Jason, der mich sicher sehen könnte, wenn er aus einem der Fenster auf die Tanzfläche sehen würde, aber er ist beschäftigt. Genau wie ich.

Der Mann, der mich angetanzt hat, legt eine Hand auf meine Hüfte und ich schiebe sie weg, doch dann legt er beide an meinen Hintern und ich mache einen Abgang. Ich will tanzen, nicht von irgend so einem Kerl angefasst werden. Meine Füße tragen mich zur Bar, wo ich mir einen Cocktail bestelle, ihn bezahle und noch bevor ich einen Schluck davon getrunken habe, steht der nächste neben mir.

>Na süße, Lust auf ein kleines Abendteuer?<, fragt er und ist schon ganz eifrig dabei, eine Hand unter den Saum meines Kleides zu schieben, wofür er sich eine heftige Ohrfeige einhandelt.

>Zisch ab.< Er brummt irgendwas und verschwindet. Der Cocktail ist gut und nach weniger als zwei Minuten ausgetrunken, dann bestelle ich den Nächsten.

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Die Treppe schwankt ein wenig, aber mir geht es gut, nachdem ich etwa zwei oder drei Stunden in einer Ecke des Clubs getanzt habe, in dem überwiegend Frauen waren, um den Männern zu entkommen. Ich atme tief durch, reiße mich zusammen und gehe ganz nach oben, öffne die Tür zur VIP Louge und es sieht genauso aus, wie beim letzten Mal. Alle unterhalten sich und es sind höchstens ein oder zwei Leute weniger geworden. Jason findet mich, bevor ich ihn finden kann und kommt von irgendwo her zu mir, ein Glas Wasser in der Hand.

>Und, wie war es?<, fragt er und ist mir dabei ganz nah, was mich lächeln lässt. Ich liebe seine Nähe, seinen angenehmen Duft.

>Richtig klasse. Möchtest du noch lange bleiben?< Er schüttelt den Kopf und trinkt sein Glas aus.

>Nein. Warte hier, ich verabschiede mich, dann können wir gehen.< Wie er gesagt hat warte ich brav, er verabschiedet sich von ein paar der Leute und kommt dann wieder zu mir. >Alles in Ordnung?<

>Alles Bestens<, versichere ich ihm und wir gehen zur Tür. >Nur nicht so schnell laufen, dann ist alles gut.< Er lächelt und hält mir die Tür auf, dann gehen wir nach unten und direkt nach draußen.

>Wie viel hast du getrunken?<, will er wissen und ich hebe die Schultern, ziehe meine Jacke enger um mich, denn es ist kühl hier draußen.

>Nicht viel, ich vertrage nur nichts mehr.< Er lächelt und geht zu seinem Auto, wo er mir die Tür auf hält. Ich mache einen Knicks, um ihm dafür zu danken und er lacht, dann steige ich ein und er schließt die Tür.

>Hat dir der Abend gefallen?<, will er wissen und steigt neben mir ein, dann startet er den Motor und schnallt sich an, was ich ihm nach tue.

>Sehr sogar, dabei liege ich noch gar nicht in meinem warmen, weichen Bett.< Er sieht kurz zu mir, dann schaltet er die Heizung ein und sieht wieder auf die Straße.

>Was war mit dem Mann an der Bar?< Überrascht sehe ich zu ihm und überlege, wen er meinen könnte.

>Wen-<, ich unterbreche mich. >Den meinst du. Er ist mir an die Wäsche gegangen, das geht gar nicht. Ich kann solche Männer nicht ausstehen.< Er schmunzelt und sieht dann wieder kurz zu mir.

>Du reagierst sehr entschieden, wenn es um etwas geht, das du nicht magst.<

>Natürlich<, stimme ich ihm zu und er fährt auf den Hof, dann steigen wir aus und gehen zur Haustür. >Ich habe mich schon vor langer Zeit entschieden, nur noch dir zu geben was du willst und brauchst.< Ich halte inne und bleibe vor der Haustür stehen, sehe mich zu ihm um, doch er ist schon dabei auf zu schließen. >Ich meine-< Er zieht mich ins Haus, schließt die Tür und dann küsst er mich. Sanft und mit seinen Händen an meinen Wangen küsst er mich und ich schmelze dahin. Ich will mehr. Bei Jason braucht es nur diesen einen Kuss und ich bin Feuer und Flamme, mein Herz schlägt mehr als nur einen Takt zu schnell.

Viel zu früh lässt er von mir ab, ich werde meine High Heels los und er zieht mich mit sich nach oben, dann in sein Schlafzimmer und mein Herz schlägt noch schneller, als es das sowieso schon tut. Sanft führt er mich zu seinem Bett und dann küsst er mich wieder, zieht mir die Jacke von den Schultern und lässt sie achtlos fallen. Ich bin so damit beschäftigt zu fühlen, was er in mir auslöst, dass ich beinahe nicht merke, dass er mein Kleid öffnet und es zu Boden fallen lässt, doch dann berührt er mich.

Seine warmen Hände liegen an meinen Hüften und zum ersten Mal ist kein Stoff zwischen ihm und mir. Mein Bauch flattert aufgeregt, dabei streicht er nur über meine Hüften, meinen Bauch, bis hin zum Saum meiner Panty. Er gibt meinen Mund frei, küsst mein Dekolletee und mein Atem wird schneller. >Jason<, flüstere ich genüsslich und sein Griff um meine Hüfte wird fester, dann setzt er sich auf sein Bett, lehnt seine Stirn an meinen Bauch und verharrt so. Etwas stimmt nicht und ich weiß nicht, ob es am Alkohol liegt, dass ich nicht verstehe, was los ist.

>Es tut mir leid.< Er klingt so traurig, dass mir beinahe das Herz bricht. Sanft lege ich eine Hand auf sein Haar und streiche langsam hindurch.

>Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen<, versichere ich ihm und ich kann sehen, wie er die Schultern hängen lässt. >Ich bin für dich da.< Sein Griff wird fester und er beginnt zu weinen, doch es macht mir nichts aus, dass sich seine Finger in meine Hüften graben. Ich will, dass es ihm besser geht und dabei ist es nicht wichtig, wie es mir geht. >Was kann ich tun, damit es dir besser geht?< Er schüttelt leicht den Kopf und atmet tief durch.

>Bleibe bei mir.<

Das werde ich, darauf kannst du dich verlassen, mein Liebster. Ich werde immer bei dir sein und dir Kraft geben, so wie du mir Kraft gibst.

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