1. Kapitel

Tommy und Lisa sind zwei wundervolle Kinder. Liebenswert, stets fröhlich und sie machen, was ich sage, weil sie mich mögen. Zumindest dann, wenn sie Lust darauf haben. Ich selbst habe keine Kinder, der erste Versuch ist einmal schief gelaufen und ein weiteres Mal will ich es momentan nicht versuchen. Außerdem bin ich glücklicher Single.

Tommy ist ein vierjähriger Sonnenschein mit braunen Haaren, die er von seinem Vater hat und haselnussbraunen Augen. Mit ihm wird es nie langweilig. Mal rennt er durch das Haus und jagt Diebe, die niemand sonst sehen kann, weil sie nur für ihn, den Polizisten, sichtbar sind und ein anderes Mal löscht er Feuer und setzt den schönen Garten unter Wasser, bis er in meinen Armen einschläft.

Lisa ist sieben, etwas ruhiger als ihr kleiner Bruder, hat ihr langes, blonden Haar und ihre blauen Augen von ihrer Mutter, malt für ihr Leben gern und ist das einzige Kind, welches ich je kennen gelernt habe, das gern lernt. Sie ist ein richtiges Ass in Geschichte und Geografie, dafür lässt ihr Können in Mathematik zu wünschen übrig, aber sie ist immerhin noch in der Grundschule und hat genügend Zeit, das aufzubessern.

Die Eltern dieser beiden, tollen Kinder, die ich seit gut zweieinhalb Jahren hüte, sind Jason und Sarah Kleaveland, ein Vermögensberater und eine Designerin. Jason ist ein klasse Vater, was ich wirklich selten über jemanden sagen kann und noch dazu absolut Attraktiv. Er bringt den beiden gelegentlich kleine Geschenke mit, verwöhnt sie aber nicht zu sehr, denn das macht seine bildhübsche Frau. Sie liebt es, den beiden Süßes zu schenken und ihnen alles Mögliche zu erlauben, was ich dann wieder grade rücken darf, wenn sie wieder einmal zu beschäftigt ist. Sie halten mich somit immer auf Trab, aber dafür bezahlen sie mich gut und ich liebe meinen Job.

Jason und Sarah verlassen das Haus für gewöhnlich beide gegen sechs Uhr früh, Jason kommt gegen fünf wieder, Sarah meist etwas früher, dafür ist sie manchmal auch über das Wochenende im Ausland, um sich von neuen Dingen inspirieren zu lassen. Die beiden sind das perfekte Paar mit den perfekten Kindern und ich liebe es hier zu sein.

Mein Wecker zeigt kurz nach ein Uhr morgens, als jemand in mein Bett klettert, unter meine Decke kriecht und mich damit weckt.

>Hast du schlecht geträumt?<, frage ich Tommy und er nickt, kuschelt sich in meine Arme. Manchmal hat er Albträume von einem Hund, der ihn jagt. Vor ein paar Monaten hat der Nachbarshund ihn einmal ziemlich heftig erschreckt, das hat er noch nicht verarbeitet. Wenn er diese Träume hat braucht er immer einen Erwachsenen, bei dem er schlafen kann und heute Nacht sind Jason und Sarah noch im Urlaub, darum ist er bei mir. Er akzeptiert mich als so etwas wie seine zweite Mutter, immerhin kennt er mich schon fast sein ganzes Leben lang.

Ich streiche sanft über seinen Rücken, weil ich weiß, dass es ihn beruhigt und ich bin mir sicher, dass er ziemlich schnell wieder eingeschlafen ist. Gähnend kuschle ich mich tiefer in meine Decke und schließe ebenfalls wieder meine Augen.

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>Das ist so unfair<, höre ich Lisa sagen und schon ist sie bei uns unter der Decke. Weil Tommy noch so jung ist achten alle ein klein wenig mehr auf ihn, darum will sie immer haben, was ihr kleiner Bruder bekommt, wobei sie allerdings nicht wirklich Eifersüchtig ist. Sie versteht, dass man sich um die Jüngeren immer ein klein wenig mehr Sorgen macht und sieht sich schon als ältere und beschützende Schwester. Nur will sie eben nicht zu kurz kommen.

Jetzt liegen wir zu dritt in meinem großen Bett, kuscheln uns aneinander und ich genieße den Moment. Um diese Zeit sind die beiden richtig Handzahm, gleichzeitig ist es die Ruhe vor dem Sturm. >Wann kommen Mama und Papa wieder nach Hause?<, will Lisa wissen und ich drehe mich zu ihr um, damit ich sie auch in meinen Arm nehmen kann.

>Wenn alles gut läuft kommen sie kurz vor dem Mittagessen. Wollen wir ihnen zusammen etwas kochen?< Sie strahlt und nickt eifrig. Sie liebt es zu kochen und hat auch eine eigene, kleine Spielzeugküche in ihrem Zimmer, in der sie sehr oft kocht und backt.

>Ich will Fischstäbchen<, lässt Tommy uns wissen und reibt sich die Nase.

>Musst du Naseputzen?< Er nickt und ich greife nach einer Packung Taschentücher auf meinem Nachttisch. Er ist in manchen Dingen ein kleiner Prinz, darum muss ich ihn noch dabei helfen, er will sich einfach nicht selbst die Nase putzen. Dafür macht er sonst alles allein, was er schon kann. >Wollen wir frühstücken gehen?<

>Ich mag noch schlafen<, murmelt Tommy und verkriecht sich gleich wieder unter der Decke.

>Dann helfe ich dir beim Frühstück machen<, verkündet Lisa und nimmt meine Hand, um mich mit sich vom Bett zu ziehen.

>Einverstanden, aber was kommt zu Erst?< Sie verdreht die Augen und sieht dann mit großen, unschuldigen Augen zu mir auf.

>Anziehen und Zähneputzen, wie du es uns beigebracht hast.< Lächelnd wuschle ich in ihren Haaren.

>Ganz genau. Willst du vor dem Frühstück baden oder heute Abend?< Ihre Augen werden groß und hüpft aufgeregt.

>Badest du wieder mit uns?< Tommy hat vor gut einer Woche gestreikt, als er in die Wanne sollte und ich habe ihn nur damit bestechen können, selbst mit rein zu gehen, woraufhin Lisa mit dazu gekommen ist, obwohl sie schon fertig war. Offensichtlich haben die beiden wirklich Spaß daran und ich habe nur selten etwas gegen spaßige Aktionen.

>Na klar.<

>Dann jetzt<, entscheidet sie und will gleich los stürmen, ich halte sie jedoch zurück.

>Dann muss Tommy auch mit.< Wenn wir zu zweit in der Wanne sitzen kann ich nicht reagieren, wenn Tommy etwas passiert und ich kann nicht sicher sein, dass er so lange im Bett bleibt.

>Tommy!<, ruft Lisa sofort und zieht ihm die Decke weg, wofür sie sich einen bitter bösen Blick einhandelt. >Nana geht mit uns baden, komm schon<, sagt sie aufgeregt und tatsächlich lässt er sich von ihr mitziehen.

Als ich in diese Familie gekommen bin, konnte Tommy noch nicht sprechen und hat mich Nana genannt, weil er Natascha nicht zusammen bekommen hat. Lisa fand den Namen gut und für die beiden werde ich wohl noch eine Weile Nana bleiben.

Ich folge ihnen in das größere Badezimmer im Haus, welches schräg gegenüber von meinem Zimmer liegt und lasse das Wasser ein, während die beiden erst einmal auf die Toilette gehen und dann den Schaum betrachten, der in der Wanne entsteht. Lisa ist als erstes ausgezogen und springt gleich rein, während ich Tommy beim Ausziehen helfe und ihn in die Wanne hebe. Nur wenige Sekunden später hat er einen Hut aus Schaum auf dem Kopf und die beiden lachen gemeinsam. Ich ziehe mir mein T-Shirt über den Kopf und schlüpfe aus meinen Shorts, dann steige ich zu ihnen in die Wanne, in der fast noch Platz für den Rest der Familie ist. Diese Leute haben einfach zu viel Geld. Tommy taucht unter und schüttelt sich dann, was uns beide Nass macht und dann geht der Spaß erst richtig los.

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Lisa trockne ich als erstes ab, denn wenn ich Tommy zuerst aus der Wanne hole, schleicht er sich gerne wieder rein, wenn ich mit Lisa beschäftigt bin. Sie zieht sich ihre frischen Sachen an, grinst dann breit und ist richtig gut gelaunt, bis ich ihr ihre Zahnbürste in die Hand drücke.

>Ist ja gut<, sagt sie und stellt sich auf ihren Hocker vor den Spiegel. Tommy lässt sich anstandslos abwaschen, bis er nicht mehr voller Schaum ist, dann trockne ich auch ihn ab und helfe ihm beim Anziehen. Genau wie Lisa bekommt er seine Zahnbürste und ich schließe mich den beiden an. >Warum ziehst du dich nicht an?<, will Lisa neugierig wissen und mustert das Handtuch, welches ich mir umgewickelt habe.

>Das mache ich dann in meinem Zimmer, wenn ihr hier fertig seid und jetzt putze deine Zähne ordentlich<, sage ich streng und lächle dabei, worauf hin sie ihre Augen verdreht, was sie sich bei ihrem Vater abgeschaut hat, dann legt sie den Kopf schief und sieht wieder in den Spiegel.

Warum finden es Kinder so schlimm, sich die Zähne zu putzen?

Lisa spült sich zuerst den Mund aus, dann Tommy und dann ich. Wie jeden Morgen wartet Tommy neben der Tür, während ich Lisas Haare noch etwas mit dem Handtuch trockne, bis sie nicht mehr tropfen.

>Muss ich mich föhnen?<, will sie wissen und ich schüttle den Kopf.

>Es ist warm genug, heute können wir es ausfallen lassen<, versichere ich ihr, denn sie mag keine lauten Geräusche und da gehört ein Fön nun Mal dazu. Sie grinst breit, dann fällt irgendwo eine Tür zu.

>Ich bin wieder zu Hause!<, hören wir Jason rufen und sofort machen sich die beiden aus dem Staub. Lisa ist gleich bei der Treppe und rennt nach unten, Tommy kann ich zum Glück noch aufhalten.

>Wie lautet die Regel mit den Treppen?<

>Ich wollte gar nicht rennen<, flunkert er und ich trage ihn nach unten, damit er auf den steinernen Fliesen nicht ausrutscht. >Wo sind deine Schuhe?< Er sieht weg und hebt die Schultern, dann deutet er nach oben in die Richtung, in der sein Zimmer liegt. Wir sind unten angekommen und finden Jason im Flur, mit Lisa auf dem Arm.

>Willkommen zurück<, begrüße ich ihn und Tommy windet sich bereits in meinem Arm, weil er zu seinem Vater will.

>Ihr seht aus, als hättet ihr einen aufregenden Morgen gehabt<, grüßt er uns mit seinem typisch lockeren lachend und nimmt mir Tommy ab.

>Wir waren zusammen baden<, erzählt Lisa aufgeregt und schlingt ihre Arme um seinen Hals.

>Das sehe ich<, sagt er und sein Blick huscht ganz kurz zu meinem Handtuch.

>Ich ziehe mich an, dann mache ich Frühstück<, versichere ich ihm und gehe wieder zur Treppe.

>Keine Eile<, sagt er beruhigend und trägt die beiden in die Küche. Schnell gehe ich nach oben und atme tief durch. Ich arbeite seit fast drei Jahren hier und bisher ist es mir immer gelungen, nicht so aufzutreten. Bislang haben mich weder Jason noch Sarah je in etwas anderem als Jeans und einer Bluse gesehen, daher ist es verständlich, dass er mich so angesehen hat.

Ich habe nicht halbnackt herum zu laufen, wenn er oder seine Frau da ist, auch sonst sollte ich das vermeiden.

In meinem Zimmer ziehe ich mich an wie immer und binde mir die feuchten, schwarzen Haare zu einem Dutt zusammen, wie ich es gewohnt bin, dann hole ich die Schuhe der Kinder aus ihren Zimmern und gehe wieder nach unten. Lisa sitzt auf Jasons Schoß und Tommy erzählt ihm aufgeregt, wie viele böse Männer er die Woche über verhaftet hat und auch, dass sein provisorisches Gefängnis langsam voll wird.

>Warte bitte kurz<, bittet er Tommy und richtet sich an mich, als ich an ihnen vorbei gehe und die Schuhe von Tommy abstelle. >Ich habe schon gegessen, ich hätte nur gern einen Kaffee.<

>Natürlich<, kann ich noch sagen, dann redet Tommy bereits wieder wie ein Wasserfall. Den Kaffee mache ich zuerst, weil er am längsten braucht, dann koche ich mir Eier und stelle den Kindern in der Zeit ihre Frühstücksflocken, Schüsseln und das Besteck auf den Tisch. Lisa macht sich gleich eine Portion zu Recht, Tommy erzählt Jason noch weiter von den bösen Räubern, bis ich ihm seinen Kaffee hin stelle.

>Danke<, sagt er und nippt gleich daran, während ich mir meine gekochten Eier hole.

>Wann kommt Mama nach Hause?<, will Tommy wissen und ich gebe etwas Milch in seine Frühstücksflocken, bevor er wieder versucht, den ganzen Beutel in die kleine Schüssel zu kippen.

>In zwei, drei Stunden. Sie musste noch ins Büro.< Tommy zieht einen Schmollmund und Lisa beobachtet mich.

>Schmeckt das?<

>Na klar. Willst du probieren?< Skeptisch sieht sie zu dem Ei in meiner Hand.

>Nein, lieber nicht.< Bei ihrem Gesichtsausdruck muss ich lachen und esse weiter.

>Natascha, hast du schon etwas für das Mittagessen geplant?<, will Jason wissen und gibt noch etwas Milch in seinen Kaffee.

>Tommy hat Fischstäbchen bestellt, aber ich habe noch nichts vorbereitet. Wieso?<

>Wenn Sarah wieder da ist würde ich euch gerne zum Essen einladen, wenn es dir passt<, sagt er und lächelt schelmisch, weil er genau weiß, dass ich nie etwas dagegen habe, wenn ich ausnahmsweise nicht kochen muss.

>Ich will Fischstäbchen<, protestiert Tommy und wir alle lachen.

>Dann gehen wir eben irgendwo hin, wo es Fischstäbchen gibt<, beruhig ihn sein Vater und streicht über seine Wange. >Einverstanden?<, fragt er an mich gewandt und ich nicke, denn mein Mund ist voll.

>Dann fahren wir um ein Uhr los? Sarah will sicher erst auspacken, bevor sie wieder los muss.< Jason stimmt mir nickend zu  und beobachtet Lisa mit einem sanften Lächeln, die versucht ihre letzten Frühstücksflocken am Boden der Schüssel mit ihrer Zunge zu erreichen.

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