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Marco war überrascht und beunruhigt. Würde Atgarion nach all dem, was bereits verkündet war, jetzt noch einen Rückzieher machen? Das wäre eine derartige Beleidigung, dass in Marcos Heimat sofort die Klingen gesprochen hätten – wenn der Beleidigende nicht gerade ein Kampfmagier war. Allerdings war der Zauberer des Grafen auch da...
Einer von Atgarions Kämpen, ein Mann mit einer fürchterlichen Narbe im Gesicht, dirigierte sein Pferd näher an das des Kampfmagiers heran und flüsterte ihm etwas zu. Ein zweiter, der für seine stets blutrote Kleidung bekannt war, kam von der anderen Seite hinzu und sprach ebenfalls auf Atgarion ein.
Marco wurde mulmig. Sollte es zu einem Kampf kommen? Was konnte er dann tun?
Schließlich ließ Atgarion wortlos sein Pferd antraben, ritt langsam zur Bühne und stieg ab. Ohne Eile stieg er zur Bühne hinauf und stellte sich Hildegard und dem Zauberer gegenüber.
Der Zauberer betrachtete ihn misstrauisch, dann begann er, ohne Atgarion aus den Augen zu lassen, zu verkünden, dass Hildegard beim Kampfmagier in die Lehre gehen wollte. Er, der Große Bernhardin, Hofzauberer des Grafen und noch viele große Dinge mehr, wolle Bürge für sie sein, anstelle ihrer Familie.
Endlich sprach Atgarion und verkündete, wenn auch mit seiner üblichen barschen Stimme, dass er dazu bereit sei.
Marco fiel ein Stein vom Herzen.
Atgarion fuhr fort aufzuzählen, was Hildegard ihm alles schwören müsse: Treue, Respekt, Fleiß und noch ein paar Dinge. Hildegard ging nieder auf ein Knie und schwor feierlich, Atgarion schwor schroff, Berhardin schwor würdevoll.
Der Zauberer wandte sich an die Menge und sprach ein Schlusswort – und der größte Jubel von allen brach los, mit Marco mittendrin. Glück und Erleichterung erfüllten ihn, ließen ihn schreien und sogar ein bisschen tanzen. Der ganze Platz war im Taumel, erfüllt von Lachen und Begeisterungsrufen; die Zeremonie verwandelte sich in ein Freudenfest.
Als der Trubel etwas abgeebbt war, fanden sich Marco und Dimis in Gesellschaft von Torger, Ranhild und einigen anderen ihres Fähnleins bei einem Bierausschank wieder.
Torger war schweigsam wie gewöhnlich, aber ein seltenes Lächeln schien seine Mundwinkel zu umspielen.
Ranhild war seltsam still. Sie setzte immer wieder an, um zu sprechen, ließ es aber jedes Mal wieder sein. Hin und wieder betastete sie ihren Arm oder hielt ihre Hand an ihren Bauch, was Marco sehr ungewöhnlich fand. Er verspürte allerdings keine Lust, sie danach zu fragen. Er fand eine schweigsame Ranhild ganz angenehm.
"Ich mag diese Stadte", verkündete Marco gut gelaunt. "Ich hätte nichte gedacht, dass man sich in den Frreien Städten zu frreuen versteht, wie bei mirr zu Hause."
"Wenn der Anlass gegeben ist", sagte Dimis. "In Waldingen und Wiesingen war das kaum der Fall. Hier in... wie heißt diese Stadt nochmal? Frauingen?"
Ranhild setzte zu sprechen an, stockte wieder, bekam endlich etwas heraus. "Das fragst du nicht ernsthaft, oder?"
"Doch", sagte Dimis mit einem Schulterzucken. "Ich kann mir das nicht so gut merken; alle Namen enden auf '-ingen'. Also, es war Frauingen, oder?"
"Nein", sagte Ranhild. "Das ist meine Heimatstadt."
"Und wie heißt diese?"
"Maidingen."
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