10.- Von Prinzessinnen und Gelegenheiten
V I C T O R I A
Das Mädchen dem die Stimme, welche mich aus meiner Bewunderung gerissen hatte, gehörte, saß in einem Sessel gegenüber von mir. Sie hatte von dem Buch in ihrem Schoß aufgesehen und betrachtete mich nun mit neugierigen blaugrauen Augen. Ihr hübsches kindliches Gesicht wurde von zahlreichen Sommersprossen geziert und ihr rötliches Haar war locker nach hinten gesteckt. Sie konnte nicht älter als dreizehn sein und sah mich nun erwartungsvoll an. Herrje, sie hatte mich vielleicht erschreckt!
Für einen Augenblick hatte ich gedacht, dass es der Prinz gewesen war, der sprach. Warum ich jetzt jedoch enttäuscht war, verwirrte mich.
Ich räusperte mich und machte einen Schritt in Richtung Treppe um nicht einfach herum zu stehen . "Dein Lieblingsplatz, ja?" Bedächtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, die Treppe hinunter, während ich mich weiter in der riesigen Halle umsah. "Das kann ich gut verstehen. Ich habe noch nie so viele Bücher auf einmal gesehen."
Obwohl ich schon auf einer erhobenen Ebene stand, musste ich den Kopf in den Nacken legen um alle Reihen an Bücherregalen erkennen zu können. Die Bibliothek, wenn man sie noch als solche bezeichnen konnte, war einfach zu groß um sie ganz zu erfassen. Es würde wahrscheinlich Stunden dauern jeden Gang zu betreten und jeden Winkel zu sehen.
"Magst du Bücher?", fragte das junge Mädchen mit der sanften Stimme nun und ich wand ihr meinen Blick wieder zu. In ihren Augen lag eine überraschende Ehrlichkeit, die ich nicht am königlichen Hof erwartet hätte.
"Ja, ja das tue ich."
"Ich auch. Wie heißt du?", fragte sie unvermittelt, als ich an der Sitzecke, in der sie es sich gemütlich gemacht hatte, ankam. Dieses Mädchen war direkt, so viel stand fest.
"Victoria, Victoria von Sommerhill.", gab ich unvermittelt zurück.
Ihr Augen wurden kugelrund und ich bemerkte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. "Ohje, das ist mir schrecklich peinlich. Verzeiht mir, Prinzessin, ich wusste nicht wer Ihr seid." Hastig stand sie auf, fuhr sich durch das rote Haar und lächelte mich entschuldigend an. "Ich bin Prinzessin Lydia, die Schwester des Kronprinzen."
Leicht überrumpelt mit dieser Information knickste ich und sagte dann: "Es freut mich Euch kennenzulernen, Prinzessin."
"Die Freude ist ganz meinerseits." Sie sah mich aufgeregt an und deutete mir mich auf einen der Sessel zu setzen. Überrascht und wahrscheinlich ziemlich unladylike, ließ ich mich in den Sessel plumpsen. "Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich mich darauf gefreut habe dich zu treffen. Ich darf dich doch duzen, oder? Wenn du Zach heiratest werden wir schließlich Schwestern sein. Ich wollte schon immer eine Schwester!"
Ihre plötzliche Aufgewecktheit kam zwar überraschend, aber irgendwie gefiel es mir. Es war so normal, so ungezwungen; komplett anders als die gestelzte Freundlichkeit mit der mir die Menschen am Hof bisher begegnet waren. Es erinnerte mich an Zuhause.
Kurz räusperte ich mich, bevor ich zu sprechen ansetzte: "Ich freue mich auch dich kennenzulernen, auch wenn ich nicht damit gerechnet hätte, dass es unter solchen Umständen passieren würde."
"Stört es dich? Mich jedenfalls nicht, ganz im Gegenteil! Ich bin eher erfreut, dass es so gekommen ist." Ihr zuckersüßes Lächeln bewegt mich dazu, meine leicht angespannte Haltung aufzugeben und in den Sessel zu sinken. "Auf großen Veranstaltungen fühle ich mich immer eher unwohl, wer weiß, vielleicht hätte ich mich vor dir komplett blamiert. Dass ich dich jetzt schon kenne, beruhigt mich ungemein und ich brauche mir über das große Fest morgen keine Gedanken mehr zumachen. Jetzt kann ich mich voll und ganz auf die Tanzschritte konzentrieren, die mein Tanzlehrer in meinen Kopf prügeln will. Wirklich, er ist erbarmungslos!"
Ich will gerade in ihr Lachen einstimmen, als mir ein kleines Detail auffällt. "Großes Fest? Was für ein großes Fest?"
Perplex sieht die junge Prinzessin mich an. "Na das Fest zu Ehren eurer Verlobung! Zumindest ist das der offizielle Anlass, inoffiziell ist das Fest dazu da, dass die adligen Damen und Herren euch einschätzen können. Sie wollen herausfinden wie ihr tickt, ob ihr eine Schachfigur seid oder jemand der das Spiel lenkt. Hat euch eure Zofe das nicht erzählt?"
"Nein, nein das muss sie wohl vergessen haben." Mein Gehirn beginnt erst langsam zu verarbeiten wovon Lydia da gerade gesprochen hat und was das für mich bedeutet.
Ein Fest auf dem alle Adligen mich beschnuppern und beurteilen, als wäre ich ein neues Ausstellungsstück im Museum? Das könnte nicht weniger nach Spaß klingen. Und das ganze schon morgen? Oh Samara, da hast du mir aber ordentlich was verschwiegen!
***
Z A C H A R I A H
"Und, wie ist es gelaufen, Sohn?" Vaters braune Augen sehen mich erwartungsvoll an, während er sich auf den ledernen Stuhl in seinem Arbeitszimmer setzt.
"Ganz gut, denke ich." Es kommt leicht gepresst heraus, obwohl ich nicht weiß warum. Es ist ja wirklich recht gut gelaufen. Keine Beleidigungen, keine Machtspiele, kein Geschrei. Im Gegenteil: Wir haben uns gut unterhalten und ich konnte ein bisschen mehr über sie und ihre Familie erfahren. Außerdem war mein Benehmen tadellos, Mutter wäre stolz auf mich!
"Denkst du? Würde es dich stören, dass etwas näher auszuführen? Ich meine ja nur, schließlich willst du das Mädchen heiraten!" Der Spott in seiner Stimme ist nicht zu überhören und ich muss mir auf die Zunge beißen um meinen Kommentar zurückzuhalten.
"Was soll ich denn schon groß sagen? Wir haben nur eine Stunde miteinander verbracht, da ich ja unbedingt noch höchstwichtigen Papierkram erledigen musste." Tja, alter Mann, was du kannst, kann ich schon lange!
"Da hast du ja Glück, Sohn, dass du morgen noch viel mehr Zeit mit deiner Verlobten verbringen kannst." Er beugt sich vor und stützt seine Ellenbogen auf das massive Holz des Schreibtisches. "Kann ich davon ausgehen, dass du nur dein bestes Verhalten an den Tag legen wirst? Ohne jegliche Dramen?"
"Natürlich, Vater." Das Lächeln auf meinen Lippen ist aalglatt. Ich weiß genau wovon er spricht.
Er lehnt sich wieder zurück, nicht ohne unseren Blickkontakt aufrecht zu erhalten. "Ich habe nichts anderes erwartet."
1093 Wörter
Liest sich das hier eigentlich je jemand durch? Haha, wahrscheinlich niemand außer dir!
Hach ja, es ist ein tolles Gefühl nach gefühlten Jahren mal wieder ein Kapitel zu schreiben. Fragt mich nicht warum ich immer ewig brauche! Ich sitze an meinem Laptop und schreibe so ca. 150 Wörter und dann will ich eine Pause machen und, schwupsdiwups, geht die Inspiration flöten und ich fabrizieren nur noch Quark. Das heißt aufhören und nächstes Mal wieder ran, das ist echt lästig! Aber eure lieben Kommentare motivieren mich immer :)
Ich hab Korrektur gelesen, aber falls jemand Fehler findet und es als seine heilige Pflicht sieht diese zu korrigieren, dann haltet euch nicht zurück!
Schönen Start in die Woche ;-)
x GwendolynAmerica
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top