1.- Von Vätern und Töchtern
V I C T O R I A
Ich stand vor dem riesigen Spiegel und betrachtete mich. Mein schokoladen braunes Haar war an den Seiten zurückgeklemmt und fiel mir in langen Locken auf den Rücken. Mandelförmige Augen in einem angenehmen blassblau starrte mich aus einem zartem Gesicht an und mein Blick glitt an mir herunter. Die lange purpurfarbene Robe schmiegte sich eng um meine Taille und fiel dann in gleichmäßigen Falten auf den Boden. Der eckige Ausschnitt war mit Perlen und goldener Spitze verziert, welche perfekt zu der kleinen Krone, die in mein Haar gewebt war, passte.
Ich sah genauso aus, wie es sich für die die Tochter eines mächtigen Herzoges gehörte.
Zufrieden mit meinem Aussehen wandte ich mich zu meinen Zofen um und bat sie Vater mitzuteilen, dass ich abfahrbereit war. Mit einem kurzen "Ja, Eure Hoheit" und einem tiefen Knicks waren sie auch schon verschwunden und ich verlor augenblicklich Haltung.
Verdammt, diese Schuhe brachten mich noch um!
Am Liebsten hätte ich sie sofort abgestreift und mich aufs Bett geschmissen, aber das konnte ich mit der aufwendigen Frisur nicht machen, also ließ ich mich lediglich auf einen der Sessel in meinem Zimmer nieder.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken einfach alles hinzuschmeißen und mich bei meinem Bruder Valentin zu verstecken, verwarf ihn aber wieder. Vater würde das ganze Schloss durchsuchen lassen und mich persönlich in die Kutsche schleifen, wenn ich das täte. Ich hatte keine andere Wahl, als zu tun was er sagte und die perfekte kleine Tochter zu spielen.
Vater sagte immer, jedes andere Mädchen würde töten für das was ich hatte, beziehungsweise haben würde: Den Kronprinz. Ich würde ihn heiraten, seine Kinder gebären und eines Tages Königin werden.
Unzählige Male hatte ich versucht Vater klar zu machen, dass das alles andere als ein Geschenk war, sondern eher eine Strafe. Eine Königin hatte nur eine einzige Aufgabe und die war dem König Söhne zu schenken. Ich würde meine Freiheit aufgeben und immer nur wie eine Zuchtstute behandelt werden und wofür das Ganze? Um die "Ehre" zu haben des Königs Frau zu sein und all seine Liebe zu bekommen. Was für ein Unsinn! Jeder wusste, dass, auch wenn sie austauschbar waren, lediglich Mätressen die Liebe eines Königs bekamen.
Wenn ich Glück hatte, würden der Prinz und ich uns vielleicht nicht hassen und wir würden einfach aneinander vorbeileben, doch wenn ich Pech hatte würde ich immer in seiner Nähe sein, wie eine Gefangene, und allzeit bereit sein mich von ihm beehren zu lassen. Widerlich!
"Eure Hoheit, der Herzog wünscht, dass ihr euch unverzüglich in die Große Halle begebt." Meine erste Zofe Anne stand im Türflügel und wartete offensichtlich darauf, dass ich mich sofort losmachte um meinen Vater nicht warten zu lassen. Ich musste mit aller Kraft ein Augenrollen unterdrücken. Sie war immer so überkorrekt.
Als ich aufstand strich ich mein Kleid noch einmal glatt, bedankte mich bei Anne und wies die Wachen an mein Gepäck in die Kutsche zu bringen. Auf dem Weg in die Große Halle verbannte ich alle Gedanken an den Prinzen, Kinder und meine trostlose Zukunft aus meinen Gedanken und setzte ein falsches Lächeln auf.
Ich konnte meinen Vater schon von Weitem sehen. Er war im Gegensatz zu mir schlicht gekleidet und ging auf und ab, wie er es immer tat. In diesem Punkt waren wir uns sehr ähnlich; Wir konnten beide nur schwer still sitzen. Als er auf mich aufmerksam wurde stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er kam auf mich zu.
"Du siehst wunderschön aus, mein Kind." Seine raue Stimme umhüllte mich und ich erinnerte mich daran, wie er mir und Valentin immer vorgelesen hat, als wir noch klein waren.
"Danke, Vater." Auch ich lächelte nun. "Wo bleibt Valentin?"
Sein Gesicht blieb ruhig, als er sagte: "Dein Bruder wird uns nicht begleiten. Er hat wichtige Dinge zu erledigen."
"Wichtige Dinge? Vater, wovon redest du?"
"Das ist jetzt nicht wichtig, Victoria."
"Doch, ist es. Ich werde heiraten und mein Bruder ist nicht an-"
Er unterbrach mich mit eisiger Stimme. "Ich habe gesagt es ist nicht wichtig. Schluss mit der Diskutiererei jetzt! Komm mit, die Kutsche wartet."
Ich wollte protestieren, hielt mich aber in letzter Sekunde noch zurück. Ich kannte meinen Vater gut genug um zu wissen, dass er mir dann erst recht nichts erzählen und mich die ganze Fahrt lang mit Schweigen strafen würde. Also hielt ich nur meinen Mund, folgte ihm und grübelte darüber nach was kurzfristig so wichtiges passiert sein konnte.
Die Zeit verging wie im Flug und kaum hatte ich meine Augen geöffnet, waren wir schon in der Hauptstadt angekommen. Levien war so strahlend wie ich es mir immer vorgestellt hatte, doch ich hatte kaum Zeit die außergewöhnlichen Gebäude zu bewundern, da führte uns ein Page schon durch das Tor in ein riesigen Schloss, das mein neues Zuhause werden sollte.
797 Wörter
Ja, also das ist das erste Kapitel meiner ersten eigenen Geschichte (Also keine FF)♥
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Vergesst nicht zu Voten und zu Kommentieren <3
x GwendolynAmerica
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