18. Dezember
Sicht Maurice
Seit Michael mich befreit hat, sind zwei Tage vergangen. Seine Worte gehen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
"Deine Sinne und dein Körper werden wieder auf den von einer Katze eingestellt, ein wenig besser vielleicht..... Nur kannst du alle Menschen verstehen, deine Motorik behalten, weniger Schmerzen empfinden, schneller heilen, mehr Kraft und zwischen der menschlichen und der Katzen-/Hundesprachen hin und her wechseln."
Wieso ist er so nett zu mir? Wieso ist sein Vater so ein krasses Gegenteil von ihm?
Michael ist jeden Tag nach der Schule zu Chessie und somit zu mir gekommen und hat mir viel erzählt. Hin und wieder habe ich etwas darauf erwidert, aber im Großen und Ganzen habe ich mein Katzendasein als Schutzschild aufgebaut.
Die meiste Zeit liege ich zusammengerollt vor dem Fenster, wo mittlerweile ein Kissenlager für mich aufgebaut wurde. Ich überlege sehr viel und versuche mich daran zu erinnern, was von meinen Erinnerungen wahr ist und was nur durch seinen Vater hervorgerufen wurde. Doch das will mir nicht gelingen...
Mein Körper hat sich im Gegenzug zu meiner Seele super erholt. Ich spüre die angeschlagene Rippe noch ein wenig aber ansonsten ist alles verheilt.
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Es ist der Abend von meinem dritten 'freien' Tag. Doch plötzlich werde ich aus meinem Dösen geschreckt. Ich höre, wie ein Auto die Einfahrt herauf fährt. Kurz danach zwei Menschen aussteigen.
Der eine, dessen Stimme ich sofort als die von Michael erkenne, schreit anscheinend die andere Person an. "......Nein!! ...... Er ist nicht hier!! .......Du hast es doch selber gesagt, er ist abgehauen!!....." Plötzlich zieht sich alles in mir zusammen.
"Lass mich los du verdammter Bengel! Ich werde jetzt bei deiner ach so netten Freundin nachschauen und wenn du mich angelogen hast, wirst du und er sein blaues Wunder erleben!" Und das Ganze begleitet von einem Patschen und einem schmerzerfüllten Aufstöhnen von Micha.
Ich brauche nur ein paar Sekunden um mich wieder zu fangen. Ich schmeiße die Kissen auf ihr Bett und die Decke darüber, schaue mich noch einmal im Zimmer um, kann aber nicht mehr erkennen, was auf mich schließen könnte. Dan gehe ich zum Fenster und schaue heraus.
Es ist der zweite Stock.... Doch Fuck darauf! Ich bin eine verdammte Katze mit Superkräften! Also steige ich heraus und lasse mich fallen. Ich komme elegant unten auf, verspüre nur ein leichtes Zucken in meinem Sprunggelenk und laufe dann schnell zum nahen Gebüsch und verstecke mich darin.
Ich kann beobachten, wie sein Vater von einem Zimmer ins andere geht und ein verwirrter, aber erleichterter Micha aus dem Fenster schaut. Ich traue mich nicht, mich ihm zu zeigen und so warte ich einfach, bis er wieder weg ist. Dan schleiche ich mich aus dem Garten und schlussendlich laufe ich in den Schatten die Straßen entlang.
Als ich eine Weile gelaufen bin, finde ich in einer Seitengasse ein altes, kaputtes Auto. Ich beschließe in diesem die Nacht zu übernachten.
Ich schlafe etwas unruhig, aber es geht. Nicht so bequem wie bei Chessie oder Michael.... Aber besser als bei deinem Vater.
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Am nächsten Morgen schleiche ich mich in aller Frühe zurück zu Chessie. Ich kletter durch die offene Balkontür herein und schnappe mir ihren Block und einen Stift. So schnell und so leise wie möglich schreibe ich eine Nachricht.
Lieber Michael,
Ich danke dir für alles. Die Zeit mit DIR war sehr schön und es tut mir leid, dass du wegen mir so viele Probleme hast. Das sich deine Eltern getrennt haben, ist bestimmt auch meine Schuld gewesen.... Das dein Erzeuger so gewalttätig gegenüber mir war, ist nicht deine Schuld. Es ist auch nicht meine Schuld. Er wusste es nicht besser..... Und lieber hat er mir Schmerzen zugefügt, als das er dir welche zufügt.
Ich werde zu deiner und meiner Sicherheit untertauchen und auf Abstand gehen.... Bitte tue mir den Gefallen und vergesse mich einfach. Lebe dein Leben.....Halt dich an Chessie, sie ist ein kluges Mädchen.... Wenn dein Erzeuger dir mehr macht, wie die Ohrfeige von gestern, bitte tue mir den Gefallen und ziehe in eine Jugend-WG..... Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er dir weh tut.....
Ich werde mich schon irgendwie durchschlagen. Dank dir habe ich ja alles um zu überleben. Ich danke dir immer und immer wieder und hoffe du hast nun ohne mich eine bessere Zukunft.
Pass auf dich auf.
In Liebe, Maudado
Ich schaue den Brief einen Moment an, dann falte ich ihn in der Mitte, schreibe -Für Micha- darauf und lege ihn auf Chessies Schreibtisch. Anschließend schreibe ich ihr noch eine Notiz.
Hey Chessie,
Vielen Dank das du mich aufgenommen hast und mir und Micha geholfen hast.... Bitte pass auf ihn auf und helfe ihm, mich zu vergessen..... Sucht nicht nach mir.... Es würde nur schlecht für euch ausgehen...... Ich werde es schon schaffen und wer weiß.... vielleicht sieht man sich eines Tages wieder?!
Gebe den Brief bitte Micha, sobald er das nächste Mal nach mir fragt..... Und sag ihm bitte, dass es mir leid tut.
Mit freundlichen Grüßen und den aller besten Wünschen, Maudado.
Ich schaue mich noch einen Moment nach ihr um. Sie schläft noch und der Wecker wird sie erst in einer knappen Stunde wecken. Ich nehme mir noch den kleinen kuschel Hasen, den ich von Micha geschenkt bekommen habe, als ich noch ganz frisch bei ihm war und hier vergessen habe und verschwinde so leise wie ich gekommen bin.
Ich wende mich von ihrem Haus ab und laufe, ohne es zu merken, zu Michas Haus. Ich sehe ihn am Fenster sitzen und nach draußen schauen. Es tut mir leid Michael..... Es tut mir so schrecklich leid....
Dan wende ich mich auch von diesem Haus ab und setze meinen Weg, in eine mir unbekannte Zukunft fort.
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Hayy,
Sooo.... Heute mal ein eher trauriger Teil....
Bye
[18.12.2017 19:20 Uhr]
~864 Wörter
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