Challange 2

Dylan Bevan hob seinen Zauberstab (Eschenholz und Drachenherzfasern, 12 1/2 Zoll, unbiegsam) und zielte auf Rodrik McArthurs Hinterkopf. Ein leises Ploppen und in der nächsten Sekunde spross ein wilder Busch aus roten Blättern aus dessen schwarzen Stoppelhaaren.
Während die ganze Klasse anfing zu lachen, packte Rodrik sich entsetzt an das frisch gewachsene Laub und versuchte es unter Schmerzensschreien wieder heraus zu ziehen.
"Mr. Bevan!", schnarrte ihr Professor von der Tafel her und kam langsam auf ihn zu.
"Auch wenn Sie vielleicht eine gewisse Begabung für Zauberkunst haben mögen, zöge ich es doch vor, wenn Sie sich in meiner Stunde auf das Studium  der ozeanischen Sprache konzentrieren würden!" Mit einem kleinen Schnipsen seiner Finger auf Rodriks Kopf , dessen dunkle Haus unter all dem Rot kaum noch zu sehen war, zogen sich die Äste wieder zurück.
"5 Punkte Abzug für Gryffindor und ich will keine Beschwerden hören!", ermahnte er als Dylan schon den Mund öffnete um sich zu verteidigen. Den Rest der Stunde saß der Junge missmutig auf seinem Platz und beobachtete durch das Fenster, wie Eulen um den kleinen Turm der Eulerei kreisten.

 Heute war wirklich kein guter Tag für ihn. In seiner Tasche krampfte sich seine Hand um einen Brief, den er heute von zu Hause erhalten hatte. Wie schon so oft heute drifteten seine Gedanken vom Unterricht ab zu Afallach. Sicher hatten seine Mum und seine kleine Schwester schon ein Loch gegraben und den kleinen Körper dort hineingelegt.

Mit jeder Sekunde die er hier im Unterricht verbrachte hasste Dylan sich ein kleines Stück mehr. Er hasste sich, weil er nicht dort sein konnte, nicht dabei sein konnte, wenn sie Afallach mit Erde überschütten würden. Er hasste sich, weil er nichts hätte tun können, zumindest schrieb seine Mum ihm das. Altersschwäche, stand in dem Brief, daran sei nichts zu machen.
Aber Dylan wusste, wenn er da gewesen wäre, dann würde sein dicker Kater noch leben. Afallach, der ihnen als Kätzchen zugelaufen war, auf einem Auge blind und völlig herunter gekommen. Afallach, der den ganzen Tag nur faul auf seinem Bett gelegen hatte.
Afallach, den er nicht mit hatte nach Hogwarts nehmen können, weil er einfach in keinen Tragekorb gepasst hatte. Afallach, der jetzt vermutlich den alten Apfelbaum in ihrem Garten von unten betrachtete.

Dylan hatte nicht bemerkt, dass er aufgestanden war. Die ganze Klasse und der Professor sahen ihn überrascht an. Doch bevor jemand fragen konnte, klingelte es und im allgemeinen Aufbruch der Schüler bemerkte niemand wie seine Fingerknöchel weiss wurden als er die Fäuste ballte. Ohne auf seine Freunde zu warten stampfte der Junge zur Tür. Auf dem Weg rempelte er Elena Darkwood an ,die dadurch  wieder auf ihren Stuhl plumpste.

„Pass doch auf, Blödmann.", meckerte sie und rieb sich den Hintern. Dylan schenkte ihr keine Beachtung und ignorierte die vorwurfsvollen Blicke der anderen Mädchen.
Er hatte keinen Appetit, also ging er nicht wie sonst runter zum Mittagessen in die große Halle, außerdem bereitete ihm der Gedanke an das Gelächter und die vielen Gerüche der liebevoll zubereiteten Speisen Magenkrämpfe.
Wieso musste das ausgerechnet jetzt passieren? Was hatte er getan um sowas zu verdienen? Ungeduldig stieß er zwei Erstklässler aus dem Weg, die gerade aus dem Verwandlungsklassenraum kamen. Eigentlich wollte er sich den Rest des Tages  unter seiner Bettdecke verkriechen und im Selbstmitleid versinken, aber was würden dann die anderen über ihn sagen?! Er passierte gerade einen der Innenhöfe, als er Rodrik auf einer der Bänke sitzen sah, ein Sandwich in Händen. Der Typ war so merkwürdig, er redete kaum mit jemanden und saß meistens alleine irgendwo herum. Nicht das Dylan das irgendwie gestört hätte, er hatte nichts gegen den dunkelhäutigen Jungen, aber irgendwas an ihm veranlasste Dylan stehen zu bleiben. Vielleicht, ganz vielleicht, lag es aber auch nicht an Rodrik sondern an ihm selbst.
Egal, er schob seine Gedanken beiseite, setzte ein Grinsen auf und schlenderte betont lässig zu seinem Mitschüler hinüber. „Hey, Schlange, hat dir mein kleiner Trick gefallen?", fragte er so höhnisch wie es nur ging. Der Slytherin sah ihn stumm an, das Sandwich hatte er auf seinen Knien abgelegt. Komm schon, dachte Dylan, tick richtig aus, ich weiß du willst es!
Doch Rodrik rührte sich nicht, sah ihn nur stumm aus seinen schwarzen Augen an.
„Davon habe ich noch mehr auf Lager..." Für einen Augenblick sah es so aus, als würde sein Gegenüber etwas erwiedern wollen, doch dann schloss er den Mund wieder. Langweilig, dachte Dylan. „Langweilig.", sagte Dylan und wendete sich von Rodrik ab.

„Du hältst dich wohl für besonders toll, Bevan, oder?", erklang es hinter ihm. Mit einem triumphierenden Gefühl drehte er sich wieder um und zuckte mit den Achseln.
„Was hat mich verraten?" „Du denkst niemand könnte dir das Wasser reichen und deshalb kannst du uns andere behandeln wie du willst!" Rodriks schwerer, schottischer Dialekt verbreiterte nur das Grinsen auf Dylans Gesicht. Dieser Idiot hatte ja keine Ahnung wovon er da sprach. „Ich habe gerade eh nichts Besseres zu tun, also kann ich dir gleich jetzt ein paar Manieren einzaubern." Noch bevor der Slytherin eine Chance hatte, seinen Zauberstab zur Verteidigung zu ziehen, richtete Dylan den seinen genau wie in der letzten Stunde auf ihn und rief: „Ascendio."
Rodrik riss es sofort von den Füßen und für etwa fünf Sekunden wurde er hoch in die Luft katapultiert, ehe Dylan ihn wieder auf den Boden aufschlagen ließ. Als er sich wieder aufrappelte lief Blut aus seiner Nase, aus irgendeinem unerklärlichen Grund, fand Dylan das ziemlich witzig.
Komm schon, zeig mir was du kannst, Schlange, flüsterte wieder eine Stimme in seinem Kopf. Davon hast du doch sicher lange geträumt! Ein kurzes Duell wäre jetzt genau das Richtige, denn länger als fünf Minuten wird es wohl leider nicht dauern... Für einen kurzen Moment war er von dem Rausch, der durch seinen Kopf schoss, abgelenkt und genau diesen Augenblick nutzte sein Gegner.

„Flipendo." Eine unsichtbare Kraft traf Dylan so hart gegen den Brustkorb, dass er fast zwei Meter nach hinten geschleudert wurde und kurz nicht mehr atmen konnte.

Doch so leicht würde er sich nicht geschlagen geben! Plötzlich schien die ganze Wut, die er schon den ganzen Tag in seinem Bauch mit sich herumgetragen hatte, hoch zu kommen wie ein überbrodelnder Kessel. „Na warte!", donnerte er und hob erneut seinen Zauberstab. „Levicorpus!" Erneut riss es Rodrik von den Füßen, doch nun hing er kopfüber knapp über den Boden und versuchte verzweifelt seinen Zauberstab zu fassen zu kriegen der ihm aus den Händen gefallen war. Lachend stieß Dylan den anderen Jungen an und sah zu wie der strampelnde Körper, einem Pendel gleich, hin und her schwang und sich auf der Stelle drehte, aber es war ein freudloses Lachen, aufgesetzt und kalt. Er lachte so laut, dass er gar nicht bemerkte, dass ein Mädchen angelaufen kam, ihren Zauberstab auf den Hilflosen richtete und : "Liberacorpus", rief.
Dass sein Gegner wieder Boden unter den Füßen hatte, bemerkte er jedoch sehr wohl. Wütend fuhr er zu dem Mädchen herum, ihr Name war Heather O'Sullivan und sie ging in seinen Jahrgang. "Was mischst du dich hier ein?!", raunzte Dylan, ließ den Zauberstab jedoch sinken.
"Spinnst du?!", fauchte sie ihn so sauer an, das er zusammenfuhr.
"Was hat er dir denn getan?!" Dylan war sich ziemlich sicher, dass das eine Fangfrage war, trotzdem zuckte er mit den Schultern und antwortete: "Es ist mehr die Tatsache dass er existiert, wenn du verstehst was ich meine..." Heather sah ihn angeekelt an. "Du bist echt das letzte, Dylan Bevan." Mit halb geschlossenen Augen und den Händen in den Taschen beobachtete er, wie sie Rodrik aufhalf und mit ihm verschwand, nicht ohne ihm vorher noch einen Todesblick zuzuwerfen. Was solls, dachte Dylan und ein bitterer Geschmack machte sich in seinem Mund breit. Das Loch in seinem Magen, wo eben noch seine Wut gewesen war, fühlte sich merkwürdig hohl an. Wen interessierten schon diese beiden Spinner? Er hatte Wichtigeres zu tun!
Ein merkwürdiges Geräusch kam aus seinem Bauch und plötzlich hatte er das Gefühl, etwas würde sich einen Weg von dort unten nach oben bahnen. Hastig drückte er eine Hand in die Gegend in der er das ungewöhnliche Brodeln spürte. Wieso war ihm so schlecht?
Und auf einmal überkam ihn das überwältigende Gefühl zu Boden sinken zu müssen, sich zusammen zu rollen und einfach nur all seinen Schmerz herauszubrüllen.

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