Liebe muss wachsen

-Sichtweise Remus Lupin-

Ein bitterliches Weinen riss mich aus dem Schlaf. Missmutig verzog ich das Gesicht und blinzelte verschlafen in die Dunkelheit hinein. Jeder Faser meines Körpers war steif und schmerzte. Kein Wunder, gestern war Vollmond gewesen. Ächzend stemmte ich mich auf die Ellenbogen, da ich auf dem Bauch gelegen hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch mitten in der Nacht war. Hilfloses, gedämpftes Schluchzen konnte ich aus Richtung des Wohnzimmers vernehmen. Teddy war gestern Abend auf dem Sofa eingeschlafen, um ihn nicht zu wecken, hatte ich ihn dort gelassen. Gähnend kämpfte ich mich aus dem Bett. In Begleitung brennender Schmerzen sprang ich auf die Füße. Ich biss die Zähne zusammen und stapfte hinüber zu Tür. Ein greller Blitz durchzuckte den wolkenverhangenen Himmel und erleuchtete kurzzeitig das Zimmer. Erst jetzt nahm ich die Sturmgeräusche war. Kein Wunder das Teddy weinte, er hasste Gewitter. Ein lautes Donnern war kaum zwei Sekunden später zu hören, welches sogar das laute Schluchzen im Nebenraum übertönte.

Ich öffnete die nur angelehnte Tür und betrat das Wohnzimmer. Erschöpft und müde wischte ich mir mit der rechten Hand den Schlaf aus den Augen, ehe ich vor dem Sofa stehen blieb. Von Teddy war nicht zu sehen. Nur ein großer, zitternder Deckenhaufen war zusehen. Seufzend beugte ich mich darüber und zog den dicken Baumwohlstoff beiseite. Ich blickte geradewegs in zwei große, blaue, Kinderaugen. Besorgt musterte ich sein Gesicht, welches mich steht's an Dora erinnerte und vor lauter Tränen bereits völlig verschmiert war. Kleine Finger streckten sich mir entgegen. Reflexartig griff ich danach und erwiderte den Händedrück.

>>Hey, mein Kleiner! Ganz ruhig! Es ist nur ein Gewitter. Ich gebe zu, es ist ziemlich laut und hell, aber du brauchst dich nicht davor zu fürchten. Hier im Schloss bist du sicher! <<, sprach ich beruhigend auf ihn ein. Sanft strich ihm durchs dunkle Haar. Teddy presste die Augen feste zusammen, dann riss er sie wieder auf und starrte mich mit laufenden Tränen an. Ich setzte mich zu ihm aufs Sofa und zog den kleinen, zitternden Körper auf meinen Schoß. Teddy zog sich an meinen Schlafshirt hoch, kuschelte sich an meine Brust, während er weiterhin meine Hand hielt. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken und das weinen wurde zu einem stummen Beben.

Müdigkeit ergriff mich. Erschöpft von den Strapazen der vergangenen Nacht, lehnte ich mit dem Rücken gegen die Sofalehne. Regungslos saß ich, mit Teddy in meinen Armen da, dessen weinen nun endgültig verstummt war. Seine Atemgeräusche wurden ruhiger und gleichmäßiger. Er war eingeschlafen. Lächelnd strich ich ihm die verbliebenden Tränen aus dem Gesicht, ehe ich den Kopf nach hinten lehnte und ebenfalls die Augen schloss. Meine Muskeln schrien wiederstrebt auf, wegen der unvorteilhaften Schlafposition, doch ich ignorierte es. Wenn interessierten schon Schmerzen, Hauptsache mein Sohn konnte beruhigt schlafen.


Am nächsten Morgen, am Frühstückstisch, rieb ich mir über den schmerzenden Nacken, während Teddy fröhlich auf meinen Schoß rumhopste und sich nicht entscheiden konnte, war er zuerst Essen sollte. Schlussendlich schmierte ich ihm ein Marmeldenbrötchen. Severus setzte sich zu meiner Rechten. Kritisch wurde ich von ihm beäugt, ehe er zwei Tassen randvoll mit Kaffee füllte.

>>Hier! Du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen. << Er schob mir eine Tassen zu. Schmunzelnd bedanke ich mich bei ihm, griff nach dem heißen Getränk, nahm einen kräftigen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. Amüsiert zuckten Severus Mundwinkel.

>>Du scheinst eine lange Nacht gehabt zu haben, wenn du heute dermaßen durch den Wind bist<<, meinte er und ließ drei Zuckerwürfel in meine Tasse fallen. Dankbar sah ich ihn von der Seite her an. Er selbst trank seinen Kaffee immer schwarz. Gerade als ich ihm von dem Wintergewitter letzte Nacht berichten wollte, legte sich eine warme Hand auf meine linke Schulter. Überrascht wandte ich mich zu meiner linken Seite um, während sich Severus Miene augenblicklich verschloss. Fiona ließ sich auf den freien Platz neben mich fallen. Freudestrahlend begrüßte sie mich und Teddy. Sie hatte einen Narren an dem Kleinen gefressen und konnte es nicht lassen, mit ihm rum zu schäkern, was Severus mit einem Schnauben quittierte. Ich konnte mir ein Augenrollen darauf, nur schwerlich verkneifen. Es war wirklich anstrengend zwischen den Beiden sitzen zu müssen. Entweder sie keiften sich über meine Schultern hinweg an, oder sie ignorierten sich geflissentlich, was auch schwierig war, wenn sich dann beide mit mir Unterhalten wollten. Ich konnte mich ja schlecht zerteilen.

Als Hermine die große Halle betrat, schaute ich auf. Selbst auf die Entfernung hinweg, konnte ich ihren verführerischen Geruch ausmachen. Eine Mischung aus Lavendel, Flieder und Sandelholz und etwas undefinierbaren. Es war schwer zu beschreiben. Als sie meinen Blick bemerkte, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus, was ich nur zu gerne erwiderte. Mittlerweile beherrschte sie die Kunst der Okklumentik einbahnfrei, weshalb ich ihre Gedanken nun nicht mehr pausendlos lauschen musste. Mir war selten solch ein Naturtalent untergekommen. Sie war wirklich einmalig und ich war mehr als nur stolz auf sie.

Nach dem Frühstück setzte ich Teddy bei Poppy ab, da ich in den Unterricht musste. Auch wenn Poppy nicht meine leibliche Mutter war, sagte Teddy Grandma zu ihr, was ihr jedes Mal aufs Neue, Freudentränen in die Augen trieb. Lächelnd verabschiedete ich mich von meinem Jungen und ging zu meinem Klassenraum, um die ersten wartenden Schüler hineinzulassen.

Nur schleppend zog der Vormittag dahin und ich war froh, heute keinen Nachmittagsunterricht geben zu müssen. Die anhaltende Müdigkeit wollte sich auch mit reichlich Kaffee nicht vertreiben lassen. Auf dem Weg zum Mittagessen, musste ich mir eine Hand vor dem Mund halten, damit niemand mein Gähnen bemerkte. Bei Merlin, wie ich die Tage nach Vollmond doch hasste. Unsanft wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich am Arm gepackt und in eine Nische gezerrt wurde.

>>Was zum...? <<, setzte ich an, verstummte jedoch, als ich Hermine erkannte.

>>Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken... Moony scheint heute nicht sehr aufmerksam zu sein<<, meinte sie grinsend. Müde schüttelte ich den Kopf.

>>Der schläft noch...genauso wie ich. << Erschöpft fuhr ich mir über die Augen. Vielleicht sollte ich das Mittagessen ausfallen lassen und dafür lieber eine Runde eine Schlafen. Plötzlich legte sich Enttäuschung auf ihre Gesichtszüge. Besorgt fasste ich sie in Auge.

>>Hey, was ist los? Bedrückt dich etwas? << Sanft legte ich Daumen und Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es leicht an, damit sie mir in die Augen sehen musste. Nur wiederwillig setzte sie zum Sprechen an.

>>Eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich dich heute Nachmittag besuchen darf, aber wenn es dir nicht gut geht, will ich mich dir lieber nicht aufdrängen<<, sagte sie bedrückt. Liebevoll strich ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

>>Du drängst dich mir nicht auf, ganz im Gegenteil. Ich weiß deine Gesellschaft sehr zu schätzen. So schlecht könnte es mir gar nicht gehen, dass ich seinen Besuch von dir ausschlagen würde. << Bei meinen Worten fing ihr Gesicht wieder an zu strahlen. Schmunzelnd lehnte ich meine Stirn gegen die Ihre und sog ihren unbeschreiblichen Geruch ein. Mit beiden Händen umrahmte ich ihr Gesicht, ehe ich ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte. Schlagartig erröteten ihre Wangen, was unglaublich süß aussah.

>>Und da bist du dir sicher? <<, fragte sie unsicher.

>>Natürlich bin ich mir das. << Ich strich ihr mit den Daumen über die erhitzten Wangen, ehe ich die Hände wieder sinken ließ und einen Schritt zurück trat. Lächelnd sah sie zu mir auf.

>>Also, sehen wir uns heute Nachmittag?! <<, sagte sie euphorisch und es war für mich unmöglich herauszuhören, ob dies nun als Frage oder als Feststellung gemeint war. Also nickte ich einfach nur. Freudestrahlend umarmte sie mich. Fest schlang ich die Arme um ihren zierlichen Körper, drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel und schloss kurzzeitig genießerisch die Augen.

>>Aber nicht ihm stehen einschlafen, ja?! <<, meinte sie amüsiert. Leise lachend drückte ich sie von mir.

>>Bis nachher dann, Remus. << Sie gab mir einen schnellen Kuss, ehe sie stürmisch hinter der nächsten Ecke verschwand. Kopfschüttelnd und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, sah ich ihr nach, während Glückshormone meinen Körper durchströmten.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top