Kutschfahrt nach Hogwarts
-Sichtweise Hermine Granger-
>>Remus, ich finde wirklich du solltest zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel gehen. << Besorgt betrachtete ich ihn von der Seite. Wir standen auf der Hauptstraße von Hogsmead und warteten darauf, dass die Kutsche kam, die uns wieder hinauf zum Schloss bringen würde. Harry, Ginny und Ron lehnten an der Hauswand hinter uns. Die beiden Jungs sahen sogar noch schlimmer aus als Remus. Zum Glück trug ich immer ein Fläschchen Diptam Essenz mit mir herum, womit ich sie einigermaßen zusammenflicken konnte. Nur Remus hatte sich gegen meine Behandlung geweigert.
>>Ach, papperlapapp! Mir geht's super. Ich könnte Bäume rausreißen<<, meinte er überschwänglich. Neben ihm stand Professor Snape, der sosehr schwankte, dass er immer wieder haltsuchend nach Remus Arm greifen musste, um nicht umzufallen. Kritisch fasste ich die beiden Männer ins Auge,
>>Du siehst aus, als wärst du gegen eine Abrissbirne gelaufen<<, gab ich zurück.
>>Jetzt übertreibst du aber<<, erwiderte er grinsend und kniff mir spaßhaft in die Seite. Reflexartig trat ich einen Schritt zurück, um aus seiner Reichweite zu gelangen. Schnaubend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Der nüchterne Remus war mit definitiv lieber.
>>Nun hör auf ihn zu bemuttern, Hermine! <<, warf Ron empört ein. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er genervt mit den Augen rollte. Ich warf ihm über die Schulter hinweg einen bösen Blick zu. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt. Harry, Ron und Remus hatten einfach verantwortungslos gehandelt. Momentan fühlte es sich so an, als wäre ich von einer Kindergartengruppe umgeben.
>>Hey, da fällt mir ein...Du schuldest mir noch zwei Galleonen! ...Ich habe dich ja sowas von unter den Tisch gesoffen <<, lallte Snape, dabei tippte er Remus triumphierend gegen die Brust.
>>Was, ihr habt gewettet? Ernsthaft jetzt? << Völlig verständnislos sah ich die Beiden an, wurde allerdings vollkommen ignoriert.
>>Du hast nur gewonnen, weil ich aufgestanden bin, um Harry und Ron zu helfen<<, sagte Remus trotzig, >>Im Übrigen war es meine Pflicht als Lehrer, einzugreifen.<<
>>Potter und Weasley hätten das auch alleine hinbekommen... Du suchst nur nach Ausreden, also her mit dem Gold! <<, forderte Snape. Mit großen Augen sah ich dabei zu, wie der Professor in Remus Manteltaschen wühlte, auf der Suche nach ein paar Münzen.
>>Hey, hör auf damit! <<, lachte Remus und stieß Snape sanft beiseite.
>>Sehen die beiden wirklich so aus, als hätten sie den Typen alleine fertigmachen können? << Remus deute fahrig auf Harry und Ron.
>>Stimmt, du hast recht! Mit diesen dünnen Ärmchen hätten sie dem Kerl nicht mal eine Beule verpasst <<, feixte der Professor. Es war mehr als irritierend, Snape so ausgelassen zu sehen. Nichts deutete auf sein übliches Pokerface hin.
>>Ich habe keine dünnen Ärmchen! <<, empörte sich Harry mit verstohlenem Seitenblick.
>>Und ob du die hast...<< Snape schwankte auf Harry zu, griff nach seinem rechten Arm und schüttelte ihn, als wäre er eine Gummischlange. Harrys Gesichtsausdruck war einfach nur göttlich. Anscheinend konnte er sich nicht entscheiden, was er entsetzlicher finden sollte. Das Snape ihn Duzte, oder wie ein kleines Kind an seinem Arm wackelte.
>>Schau dir das an, Remus! Der Junge hat richtige Schlabberärmchen<<, verkündete unser Zaubertrankprofessor lallend, offensichtlich nicht Herr seiner Sinne.
>>Was? Zeig her! << Remus packte Harrys linken Arm und ahmte Snapes Bewegung nach. Ich musste mich zusammen reißen, um nicht laut loszulachen. Angestrengt kniff ich die Augen zusammen, um die Szene aus dem Kopf zu bekommen. Es sah einfach zu komisch aus, wie Remus und Professor Snape an Harrys Armen schüttelten und sich darüber ausließen, dass er mehr trainieren musste. Doch als Ginny und Ron in schallendes Gelächter ausbrachen, konnte auch ich mich nicht mehr zurückhalten.
Erst als die Kutsche einfuhr, beruhigte ich mich wieder. Zu sechst wurde es ziemlich eng in der Kabine, aber wir passten alle hinein. Remus, Snape und Ginny saßen auf der einen Seite. Ron, Harry und ich auf der anderen. Da Remus mir gegenübersaß und er ziemlich lange Beine hatte, berührten sich unsere Knie, was ihn keineswegs zu stören schien. Ron hatte sich neben mich gequetscht und ich fühlte mich etwas ein gezwängt. Ron, dessen Körper gegen meine linke Seite drückte, die Kutschenwand auf der rechten und Remus direkt vor mir.
>>Siehst du den großen Berg dahinten? <<, fragte Remus an Snape gerichtete, dabei deutete er aus dem Fenster Richtung Hogwarts.
>>Du meinst den Große da, hinter dem Schloss? << Der Professor musste sich leicht über seinen Sitznachbarn beugen, um mit schweren Blick ins Freie sehen zu können.
>>Ja genau. Was hältst du davon, wenn wir morgen früh da hoch klettern? Von da oben hat man bestimmt eine herrliche Aussicht<<, schlug Remus vor. Plötzlich spürte ich, wie sich eine warme Hand auf meinen Oberschenkel legte. Schlagartig verkrampfte ich mich. Ich warf Ron einen warnenden Seitenblick zu, denn er nicht zu bemerken schien.
>>Da hoch? Da oben ist es bestimmt schrecklich kalt und die Luft wird so dünn sein, dass wir Probleme beim Atmen bekommen werden<<, zweifelte Snape. Sollte ich Rons Hand von meinem Bein nehmen? Irgendwie fand ich es unverschämt von ihm, denn wir waren uns noch nicht wieder näher gekommen, am heutigen Abend und er betatschte mich gleich.
>>Ach, das ist doch kein Problem. Wir klettern schnell da drauf, halten kurz die Luft an und klettern dann wieder runter <<, meinte Remus leichthin. Währenddessen schaute er verträumt aus dem Fenster. Unverhofft meldete sich eine kleine Stimmte in meinem Kopf, die mir sagte, dass wenn es Remus Hand wäre, es mich in keinster Weise stören würde. Also warum störte es mich so bei Ron?
>>Die Luft anhalten? <<
Müsste ich es nicht eigentlich schön finden, wenn er mich auf diese Art und Weise berührte? Außer ich liebte ihn nicht mehr...Doch wie konnte ich mir da sich sein?
>>Klar, du wirst doch wohl mal fünf Minuten ohne Sauerstoff auskommen. <<, erwiderte Remus verächtlich schnaubend.
>>Fünf Minuten? So lange kann ich die Luft nicht anhalten <<, meinte Snape kopfschüttelnd. Verzweifelt sah ich zu Remus rüber, doch er war viel zu sehr in das Gespräch mit Snape vertieft, als dass er die Hand auf meinen Oberschenkeln bemerken konnte. Unweigerlich keimte in mir der Wunsch auf, dass er es sah, eifersüchtig würde und Ron hochkant aus der Kutsche werfen würde. Doch der Gedanke war grotesk. Sowas würde Remus niemals tun.
>>Hast du es denn schon einmal ausprobiert? << Fragend musterte Remus seinen Sitznachbarn. Snape schien angestrengt darüber nachzudenken. Dann blähte er seine Backen auf und schien wirklich die Luft anzuhalten. Augenblicklich klappte mir die Kinnlade herunter. Ich bereute es, keine Kamera dabei zu haben. Ginny hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.
Als Ron jedoch begann seinen Daumen zu bewegen und somit über die Innenseite meines Schenkels streichelte, hielt ich es nicht mehr aus. Wäre es nicht Ron gewesen, sondern ein anderer Junge, hätte ich ihm schon längst eine gescheuert, doch ich wollte Rons Gefühle nicht verletzten. Ungesehen stupste ich Remus mit meinem Knie an. Sofort ruhten seine Augen auf mir. Ich deute nach unten und verzog das Gesicht, damit er verstand was mein Problem war.
>>Es bereitet dir Unwohlsein wenn er dich berührt? <<, hörte ich plötzlich seine Stimme in meinem Kopf. Es war seltsam. Er klang vollkommen nüchtern, während seine eigentlich Stimme furchtbar lallte. Fragend sah er mich an.
>>Ja. Bitte mach was, damit er seine Hand wegnimmt! <<, flehte ich in Gedanken und hoffte, dass er es hörte.
>>Ich dachte du wolltest, dass er dich beachtete. Warum stört es dich dann jetzt? <<, kam die Frage zurück, die ich mir eben noch selbst gestellt hatte.
>>Ich weiß es nicht. Vielleicht liebe ich ihn nicht mehr...<< Verzweifelt kaute ich auf meiner Unterlippe rum. Währenddessen hielt Snape weiter die Luft an.
>>Du bist dir unsicher? << Es klang eher wie eine Feststellung, als nach einer Frage.
>>Ja <<, gestand ich. Bedrückt richtete ich den Blick zu Boden.
>>Ich kann dir helfen diese Undichtheit aus der Welt zu schaffen <<, bot er an. Verwirrt sah ich auf.
>>Und wie soll das funktionieren? << Skeptisch verzog ich das Gesicht.
>>Das erkläre ich dir, wenn mein Geist nicht mehr allzu sehr durch den Alkohol vernebeln ist. << Er schenkte mir ein kurzes, unscheinbares Lächeln, ehe er aus meinem Kopf verschwand. Unverhofft fuhren wir über eine Erhöhung, wodurch die Kutsche auf meiner Seite aufbockte. Ginny, Ron und ich wurden nach vorne aus unseren Sitzen gerissen. Sanft landete ich in Remus Armen, während Ron Bekanntschaft mit Snape machte, der vor Schreck völlig vergaß, dass er eigentlich die Luft anhalten wollte. Harry fand sich auf Ginny Schoss wieder, woraufhin beide anfingen zu kichern. Erleichtert lächelte ich Remus an... Merlin sei Dank! Endlich war die Hand weg.
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