Gebrochen

-Sichtweise Hermine Granger-

„Ich will nicht, dass wir uns weiterhin treffen. Diese Verbindung zwischen uns, muss aufhören und zwar jetzt gleich." In Gedanken wiederholte ich immer wieder diese Worte und durchforstete sie nach ihrem eigentlichen Sinn. Fest schlang ich die Arme um meinem Körper.

„Es ist besser wenn wir uns vorerst aus dem Weg gehen." Verständnislos schüttelte ich den Kopf. Ich war wie betäubt und noch immer begriff ich diese Worte nicht. Sie klangen absurd und surreal. Doch als die bittere Wahrheit langsam in mein Bewusstsein tröpfelte, fühlte es sich an, als würde Basiliskengift durch meine Adern strömen. Es zerbrach mich innerlich. Ich drehte mich auf die Seite und drückte mein Gesicht in das kühle Kopfkissen. Stunden vergingen, doch in meinem Inneren war die Zeit wie eingefroren. Ich befand mich in einer Art gefühlsloser Starre.

Ich schlug die Augen auf, als sich eine Tür öffnet. Ginny setzte sich neben mich, worauf die Bettfedern leise quietschten. Unweigerlich zog ich die Decke höher. Ich wollte nicht reden...nicht jetzt.

>>Hermine, was ist los? <<, sprach sie mich an. Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.

>>Ich bin nur müde<<, murmelte ich und schloss demonstrativ die Augen.

>>Um diese Uhrzeit? Wirst du etwas krank? << Ich spürte eine Hand auf meiner Stirn...Dann nichts mehr...Ich blendete Ginny einfach aus und glitt wieder in eine leblose Starre...

...

Zwei Wochen vergingen, ohne dass ich groß etwas davon mitbekommen hatte...Vierzehn Tage...336 Stunden...So lange war es nun schon her seit Remus...mir die Freundschaft gekündigt hatte. Oder wie auch immer man das nennen sollte. Zumindest ging er mir aus dem Weg. Mehrmals hatte ich versucht mit ihm zu reden, doch vergeblich...Stattdessen hatte ich mich bei Ron ausheult. Nicht sehr ehrenhaft wie ich fand, aber ich hatte einfach bei jemandem Trost gesucht. Natürlich hatte ich ihm die Wahrheit über mein „seltsames Verhalten" nicht erzählt, sondern ihm eine Lüge aufgetischt. Ganz überraschend war meine Großmutter gestorben. Sie war zwar schon seit mehr als fünfzehn Jahren tot, aber davon wusste niemand...Das war nicht die beste Lüge, aber eine glaubhafte.

>>Hey Hermine, kommst du mit runter zum Frühstück? << Nur wiederwillig hob ich den Kopf und entdeckte Ron, der abwartend vor dem Gemälde der Fetten Damen stand.

Seufzend schlug ich mein Buch zu, schulterte meine Tasche, stand auf und ging steifbeinig zu ihm. Grinsend griff er nach meiner Hand, half mir durch das Portraitloch zu klettern und führte mich die Treppe hinunter. Ich ließ es einfach zu, dass er meine Hand hielt, doch ich fühlte nichts dabei. Seine Haut war kalt. Remus Hände waren immer warm gewesen, was wohl seinem Dasein als Werwolf zu verschulden war. Der Gedanke an ihn wühlte in meinem Inneren. Ein Schmerz breitete sich in mir aus, dessen Wucht mir kurzzeitig den Atem raubte. Es war als würde sich eine große Wunde in meiner Brust auftun. Ron warf mir einen besorgten Seitenblick zu, drückte liebevoll meine Hand, sagte aber nichts, wofür ich ihm unendlich dankbar war.

Was war nur schief gelaufen? Warum war diese wunderbare Freundschaft zwischen Remus und mir zerbrochen? Warum hatte er sich von mir abgewandt? Er hatte sich selbst als Lückenbüßer bezeichnet. Hatte ich ihm wirklich dieses Gefühl vermittelt? Dachte er, ich würde nur zu ihm gehen, weil gerade kein anderer in der Nähe war, dem ich mich anvertrauen konnte? Das war doch völliger Blödsinn! Wie konnte er nur so von mir denken? Ich würde alles für ihn tun und ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhe. Auch jetzt noch... Er hatte gemeint, dass er das Gefühl hatte, mir im Wege zu stehen...Teilweise hatte er damit vielleicht Recht. Seit der Sache im Zug, waren meine Gefühle für Ron gänzlich abgekühlt. Doch lag das an Remus, oder stand ich mir eher selbst im Weg?

>>Merlin, sieht Remus scheiße aus, du solltest wirklich mal mit ihm reden, Harry! So langsam mach ich mir Sorgen... <<, riss mich Ginnys Stimme aus meiner Gedankenwelt. Ich schaute von meiner Schüssel Cornflakes auf, die ich eher betrachtete hatte, als dass ich sie aß. Wo kam die überhaupt her? Ich konnte mich nicht erinnern mir eine Schüssel mit Müsli gefüllt zuhaben. Geschweige denn, dass ich die große Halle betreten hatte.

Verwirrt blickte ich hoch zum Lehrertisch. Es war lange her seit ich Remus das letzte Mal an diesem hatte sitzen sehen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er in den vergangen Wochen überhaupt etwas zu sich genommen hatte. Sein Erscheinungsbild ließ jedenfalls nicht darauf vermuten. Besorgt musterte ich ihn...

Remus hatte nur eine Tasse vor sich stehen, der er so gut wie keine Beachtung schenkte. Sein Gesicht war fahl und weiß. Tiefe Schatten lagen unter seinen geröteten Augen, was darauf schließen ließ, dass er unter Schlafentzug litt. Mit der rechten Hand stützte er seinen Kopf ab, während sein Blick starr auf die Tischpatte gerichtete war. Nervös trommelte er mit den Fingern der linken Hand auf seinem Oberschenkel. Er sah schrecklich müde aus.

Professor Snape schob ihm einen Teller mit Rührei zu, den Remus gar nicht für voll nahm. Erst als Snape ihn leicht anstupste, erwachte er aus seiner Starre. Der Professor redete kurz auf ihn ein und deute auffordernd auf den Teller. Missmutig wanderten Remus Augen über das Essen, ehe er ruckartig aufstand und durch eine Hintertür aus der große Halle verschwand. Verwundert sah Snape ihm hinterher.

Um mich von dem stechenden Schmerz in meiner Brust abzulenken, wandte ich mich wieder meinen Cornflakes zu. Es war mir schon im Unterricht aufgefallen, das Remus unkonzentriert und reichlich Wortkarg war. Man könnte meinen, dass es ihm schwer fiel, die richtigen Worte zu finden. Es kam nicht selten vor, dass er mitten im Satz stockte und dann ein bis zwei Minuten brauchte um fortzufahren. Sein desolater Zustand beunruhige mich und das, obwohl es mir selbst schlecht ging...Ich musste mit ihm reden! Dringend! So konnte es auf Dauer nicht weitergehen...

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-Sichtweise Severus Snape-

Seit zwei Wochen ging ich Fiona jetzt schon aus dem Weg. Es war überhaupt nicht meine Art, mich vor jemanden zu verstecken, doch ich konnte ihr einfach nicht unter die Augen treten. Nicht nachdem was passiert war. Bei Merlins Bart! Warum hatte ich an dem Abend auch so viel getrunken? Normalerweise verabscheute ich dieses Teufelszeug...und dann wache ich am nächsten Morgen ausgerechnet neben dieser inkompetenten Frau auf und musste feststellen, dass wir Sex gehabt hatten. Natürlich war ich gleich aus dem Bett geflüchtet, nicht das sie sich am Ende noch irgendwelche Hoffnung machte. Das letzte was ich brauchte war, dass mir irgendeine Frau hinterherrannte.

Ich war dem schönen Geschlecht zwar nicht abgeneigt, aber ich hatte mich, nachdem was mit Lilly passiert war, damit abgefunden, ein Einzelgänger zu bleiben. Niemals würde ich den gleichen Fehler ein zweites Mal begehen. Niemals! Ich war auch gar nicht der Typ für solche Gefühlsduseleien. Sie waren befremdlich, zeugten von Inkompetenz, Schwachheit und Irrsinn.

>>Hallo, Severus! <<, begrüßte mich eine schüchterne Stimme. Ruckartig blieb ich stehen und starrte in die blauen Augen von Fiona. Unweigerlich schoss mein Pulsschlag in die Höhe. Ich war mir nicht sicher, ob es an ihrer unerwarteten Anwesenheit lag, oder weil ich ihre Reaktion nicht genau abschätzen konnte. Hart schluckte ich, besann mich und erwiderten ihren freundlich Blick gefühlskalt wie eh und je. Ich würde nicht vor einer Frau den Schwanz einziehen! Nein, ganz sicher nicht!

>>Für Sie immer noch, Professor Snape! <<, fauchte ich und stolzierte erhobenen Hauptes an ihr vorbei. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein? Für mich hieß es, Haltung bewahren!



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