Freundschaftliche Hilfe

- Sichtweise Remus Lupin-

Als das Festessen vorbei war und alle Schüler die große Halle verlassen hatten, wollte ich eigentlich nur noch in mein Bett und möglichst den ganzen Tag vergessen. Doch Severus hielt mich überraschend auf.

>>Mitkommen! <<, forderte er mich auf. Unsanft wurde ich am Arm gepackt und aus der Halle geschleift.

>>Was ist denn los? <<, fragte ich wiederstrebend, doch ich erhielt keine Antwort. Genervt folgte ich Severus zu seinem Klassenzimmer. Es war kalt und düster hier. Unweigerlich fing ich an zu frösteln, da ich meinen Umhang in der großen Halle vergessen hatte. Severus entzündete mit einem Wink seines Zauberstabes die Fackeln an der Wand, ehe er sich mir zuwandte.

>>Was zum Teufel hast du gemacht? <<, fuhr er mich an, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel.

>>Bitte? <<, fragte ich verständnislos. Plötzlich zauberte er einen großen Spiegel herbei. Grob schubste er mich direkt vor diesen, packte mich dann an den Schultern und drehte mich um, sodass ich jetzt mit dem Rücken zum Spiegel stand. Verwirrt runzelte ich die Stirn..

>>Los, schau in den Spiegel! <<, verlangte er. Ich tat was er sagte und schaute über meine Schulter hinweg. Schlagartig wich mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Die blutigen Kratzspuren, die Hermine auf meinem Rücken hinterlassen hatte, waren durch das weiße Hemd nun deutlich zu sehen. Das konnte ich jetzt wohl wegschmeißen.

>>Und das ist noch nicht alles<<, meinte Severus und dreht mich wieder um, sodass ich nun frontal zum Spiegel stand. Ich verstand sofort was er meinte. Mehrere rote Flecken waren an meinem Hals zu sehen. Bei Merlin, wie peinlich. Missmutig verzog ich das Gesicht, während mich Snapes Augen förmlich durchbohrten.

>>Also es geht mich ja wirklich nichts an, was du in deiner Freizeit machst. Aber eigentlich dachte ich, dass der Vollmond deinen Körper schon genug verunstaltet. Warum also, suchst du ausgerechnet eine Domina auf? Ich hoffe dir ist bewusst, dass sich bei deinem schlechten Immunsystem solche Versetzungen sofort gefährlich entzünden können. << Entsetzt blickte ich Severus an.

>>Domina? <<, hakte ich unweigerlich nach. Wie kam er denn jetzt da drauf?

>>Na du weißt schon. Frauen die gegen Entgelt sadistische und dominante Praktiken anbieten<<, erklärte Severus, als wäre ich ein unerfahrener Schuljunge. Mit offenen Mund starrte ich ihn an.

>>Bei Merlin, Severus. Sehe ich wirklich so aus, als würde ich auf sowas stehen? << Schnaubend drehte ich mich zu ihm um. Das war doch jetzt nicht wirklich sein Ernst, oder?

>>Im Moment...ja<<, erwiderte er und seine Mundwinkel zuckten verdächtig.

>>Haha, sehr lustig. Ich werde jetzt gehen<<, verkündete ich verstimmt, doch wieder hielt er mich zurück.

>>Du willst doch nicht allen Ernstes morgen so unterrichten? << Mit der Hand fuhr ich über die Male an meinem Hals. Verdammt, er hatte recht. Das würde irgendwie blöd rüberkommen vor den Schülern. Seufzend gab ich nach.

>>Na schön, hast du eine Salbe oder sowas dagegen? <<, fragte ich.

>>Sicher, warte hier! << Damit verschwand Severus im Nebenzimmer. Eingehend betrachtete ich mein Spiegelbild. Nein, so konnte ich wirklich nicht vor die Klasse treten.

Nach wenigen Minuten kam Snape wieder zurück. In der Hand haltend eine Pinzette, eine große Wattekugel und eine Phiole mit blauer Tinktur.

>>Los ausziehen! <<, forderte er mich grob auf, kaum dass er den Raum betreten hatte. Skeptisch verzog ich das Gesicht.

>>Muss das sein? Kann ich das Zeug nicht selber auftragen? << Bei Merlin, musste ich mir diese Peinlichkeit wirklich antun?

>>Wenn du an deinen Rücken selbst rankommst, dann ja, aber ich glaube so gelenkig bist du nicht<<, erwiderte er und legte die Utensilien auf den nächstgelegenen Tisch ab. Seufzend zog ich mir das Hemd über den Kopf, ohne mir die Mühe zu machen es vorher aufzuknöpfen. Ich wollte das hier möglichst schnell hinter mich bringen. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich meinen Rücken im Spiegel. Ein paar Kratzer hatten sich wirklich bereits bedenklich gerötet.

Schweigend tunkte Severus die Watte ich die Phiole. Mit der Pinzette holte er sie wieder heraus, ehe er damit über die unzähligen Kratzspuren fuhr. Es brannte wie Feuer, doch ich ertrug den Schmerz stillschweigend. Als Severus endlich fertig war, atmete ich erleichtert auf. Schnell zog ich mir mein Hemd wieder über.

>>Danke!<<, sagte ich aufrichtig. Das war wohl das freundlichste, was Snape je für mich getan hatte. Zur Antwort nickte er nur, dann verschwand er wieder im Nebenzimmer, um die Sachen wieder an ihren rechtmäßigen Platz zurückzubringen.

>>Also, kann ich dann jetzt gehen? <<, fragte ich in den leeren Raum hinein.

>>Ja<<, schallte es zurück. Ich verließ Snapes Klassenzimmer und machte mich auf zu meinen Privaträumen.

>>Professor Lupin! <<, rief mir plötzlich jemand hinterher. Verwundert blieb ich stehen und schaute mich um. Ms Williams kam lächelnd auf mich zu.

>>Sie haben ihren Umhang vergessen<<, meinte sie, als sie vor mir zum Stehen kam.

>>Oh, danke sehr! <<, sagte ich etwas zuschnell und nahm ihr meinen schon leicht ramponierten Umhang ab.

>>Ich dachte den brauchen sie vielleicht, so zugig wie es hier überall ist<<, sagte sie ehrlich besorgt.

>>Da haben Sie sicher recht. Nun denn, einen schönen Abend wünsche ich noch und vielen Dank nochmal <<, erwiderte ich freundlich und ging an ihr vorbei.

>>Das wünsche ich Ihnen auch, Professor<<, rief sie mir heiter nach.

>>Sie können ruhig Remus sagen<<, erwiderte ich, ohne mich nochmal umzudrehen und hob stattdessen nur kurz die Hand zum Abschied.

>>Fiona<<, meinte sie noch, ehe ich hinter der nächsten Ecke verschwand.

In meinen Räumlichkeiten angekommen, hing ich zu allererst meinen Umhang auf. Ich begab mich sogleich ins Schlafzimmer hinüber, um mich meiner Klamotten zu entledigen, ehe ich das Badezimmer betrat. Eine warme Dusche war genau das, was ich jetzt brauchte.

Dreißig Minuten später lag ich in meinem Bett. Es war komisch ohne Teddy. Normalerweise schlief er um diese Uhrzeit schon tief und fest und ich konnte seinen Atemgeräuschen lauschen, bis ich ebenfalls eingeschlafen war. Doch heute war es still. Wäre ich jetzt zu Hause, würde mich diese Stille beunruhigen, weil das hieß, dass etwas mit Teddy nicht stimmte, doch hier...Ich musste mich wahrscheinlich erstmal daran gewöhnen, wieder allein zu sein.

Seufzend drehte ich mich auf die Seite. Kalt und leer war die Bettseite neben mir. Traurig strich ich mit der Hand darüber und wünschte mir Tonks herbei. Ich war kein Einzelgänger. Nicht mehr zumindest, und in diesen Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als jemanden bei mir zu haben...Mit diesen Gedanken glitt ich in einen unruhigen Schlaf.

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