Es tut mir leid!

-Sichtweise Hermine Granger-

Ein Alptraum riss mich in dieser Nacht aus dem Schlaf. Vollkommen desorientiert blickte ich mich um. Mein Hirn brauchte einige Sekunden, bevor es realisierte, dass ich mich in Remus Schlafgemach befand. Anscheinend hatte er mich nicht wecken wollen und stattdessen hier her gebracht. Müde wischte ich mir den Schlaf aus den Augen, ehe ich zu meiner Rechten schaute. Remus lag friedlich schlafend neben mir. Glücklicherweise hatte er meinen Traum nicht geteilt, sonst wäre er wohlmöglich ebenfalls erwacht. Ich konnte mich auch nicht mehr so Recht an das Geträumte erinnern. Irgendwas hatte es mit Ron zu tun gehabt, aber je mehr ich versuchte mich konzentrierte, desto mehr verschwammen die Bilder in meinem Gedächtnis. Egal.

Gähnend setzte ich mich auf, streckte mich und warf mit zusammen gekniffenen Augen, einen Blick auf den Wecker. Es war gerade mal zwei Uhr. Seufzend schlug ich die Decke zurück. Ich hatte Durst und da ich kein Wasserglas in der Nähe entdecken konnte, musste ich wohl oder übel aufstehen. Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Körper. Überrascht stellte ich fest, dass ich ein T-Shirt von Remus trug. Er hatte sich scheinbar daran erinnert, dass ich nicht gerne nackt schlief, oder er hatte es nur anstandshalber getan. Doch es war nicht die richtige Uhrzeit, um über sowas zu spekulieren.

Ich schlich mich aus dem Schlafzimmer, durchquerte den Wohnbereich und ging ins angrenzende Bad. Am Waschbecken angekommen, drehte ich das Wasser auf und trank der einfachheitshalber direkte aus dem Hahn. Als sich meine Kehle nicht mehr so ausgedörrt anfühlte, stellte ich das Wasser ab. Ich streckte mich einmal kurz und betrachtete verschlafen mein Spiegelbild. Da aber der abnehmende Mond nur geringfügig Licht spendete, konnte ich nicht viel erkennen. Gerade als ich beschloss wieder ins Bett zu gehen, betrat Remus das Badzimmer.

Gähnend fuhr er sich durch die Haare und machte sie damit noch unordentlicher, als sie ohnehin schon waren. Er trug nur eine Schlafanzugshose. Ansonsten war er gänzlich unbekleidet. Trotz der Dunkelheit sah er einfach zum Anbeißen gut aus. Schlaftrunken schlürfte er an mir vorbei. Er schien mich gar nicht wahrzunehmen. Mit nur halb geöffneten Lidern, ging er rüber zur Toilette und klappte den Deckel samt Brille hoch. Anstandshalber ließ ich ihn allein und tapste wieder ins Schlafzimmer zurück, um mich unter die warme Bettdecke zu kuscheln. Wenige Minuten später tat Remus es mir gleich. Seufzend schlang er die Arme um mich, schiegte sich gegen meinen Rücken, sodass ich seinen Atem im Nacken spüren konnte. Ich genoss seine Körperwärme und sog seinen vertrauten Duft ein. Kurz bevor ich im Land der Träume versank, drückte er mir noch einen Kuss in den Nacken, wodurch sich ein seliges Lächeln auf mein Gesicht schlich.

Der Wecker klingelte für meinen Geschmack viel zu früh. Ich hätte am liebsten den ganzen Tag im Bett verbracht, doch Remus brachte mich mit einer Kitzelattacke zum Aufstehen. Gestern Abend waren meine Kopfschmerzen zwar weitestgehend in den Hintergrund gerückt, da Remus Anwesenheit mich zu sehr abgeleckt hatte. Umso mehr verspürte ich sie jetzt. Während des Frühstücks in der Großen Halle versuchte ich sie zu ignorieren, was mir nur mäßig gelang.

Der Tag zog sich schleppend dahin. Mir viel zunehmend auf, dass sich Ron seltsam verhielt. Normalerweise hing er förmlich an meinem Rockzipfel, doch heute wirkte er distanziert und abwesend. Meinst stand er etwas abseits, starrte ins Leere und seine Haltung war stets angespannt. Als ich dann am Abend alleine mit ihm vorm Kamin saß, Harry und Ginny wollten die restlichen Stunden des Tages in Zweisamkeit verbringen, brachte ich es endlich übers Herz, ihn anzusprechen.

>>Du hast die letzte Nacht nicht in deinem Bett geschlafen. Das hat mir Ginny zumindest heute Morgen erzählt. Sie hat dich gesucht. Und auch die letzten Tage warst du kaum auffindbar. Da stellt sich mir natürlich die Frage, mit wem du deine Zeit lieber verbringst, als mit mir? << Rons Blick durchbohrte mich förmlich. Unwillkürlich fühlte ich mich unwohl in meiner Haut. Ich wollte ihn nicht anlügen, konnte ihm aber auch schlecht die Wahrheit sagen.

>>Ich verstehe was du meinst, aber das hat seine Hintergründe. Seit Tagen laufe ich nun schon mit Kopfschmerzen durch die Gegend, wie du sicher bemerkt hast, und gestern hab ich es einfach nicht mehr ausgehalten. Also bin ich zu Madam Pomfrey gegangen. Sie hat mich Untersucht und die Nacht über gleich im da behalten. Du weißt ja wie sie ist <<, fing ich an mich zu erklären.

>>Ich bin jetzt also Madam Pomfrey, ja? <<, fragte Remus unverhofft in meinem Kopf. Er war sichtlich amüsiert. Gekonnt ignorierte ich ihn.

>>Und sonst war ich die Tage entweder bei Remus, oder in der Bibliothek. Hin und wieder hab ich auch mal einen Spaziergang gemacht, um den Kopf frei zu bekommen. << Es war nur die halbe Wahrheit, und ich hoffte darauf, dass er nicht weiter nachhakte.

>>Und sonst triffst du dich mit keinem? Was ist mit dem Typen aus dem Zug damals? War das nur eine einmalige Sache? << Skeptisch musterte er mich. Offensichtlich glaubte er mir kein Wort. Ich versuchte seinen Blick unbekümmert zu erwidern, damit er nicht bemerkte, dass ich ihn anlog. Doch in meinem Inneren überschlugen sich die Gedanken. Was bei Merlins Bart sollte ich ihm darauf antworten? Sollte ich einfach ja sagen?

>>Am besten wird es sein, wenn du ihm erklärst, dass du Gefühle für „den Typen im Zug" hast, und dass du dich hin und wieder mit ihm triffst. Das wäre die Wahrheit und du bist nicht dazu verpflichtet, ihm zu sagen, wer „der Typ" genau ist <<, half mir Remus mit einem Augenzwinkern aus. Da Ron auf eine Antwort wartete, hatte ich keine Zeit lange nachzudenken, also befolgte ich seinem Rat.

>>Ich...ähm...nein, war es nicht... Hör zu, ich will dich nicht wieder kränken, Ich weiß das du noch Gefühle für mich hast, aber... ich liebe einen anderen und ja..., ich treffe mich ab und an mit ihm, weshalb ich die Tage jetzt oft weg war <<, gab ich stocken zu. Bedrückt wandte ich den Blick ab und spielte nervös mit meinen Fingern.

Eine ganze Weile kam von Ron keine Antwort. Mein Inneres hatte sich schmerzhaft zusammen gezogen. Ich wollte die Freundschaft zwischen uns nicht zerstören, doch was blieb mir anderes übrig? Ich hatte ihm Hoffnungen gemacht und seine Gefühle mit Füßen getreten, das tat mir unendlich leid. Ich war egoistisch gewesen, doch konnte ich es nicht ungeschehen machen.

>>Sag ihm, das es dir leid tut! Er wird dir verzeihen. Vielleicht nicht heute, aber irgendwann <<, versuchte Remus mich aufzumuntern. Tief holte ich Luft, dann hob ich den Blick und sah ihm direkte in die Augen. Das Gefühlschaos, welches sich in diesen wiederspiegelte, verschlug mir kurzzeitig die Sprache. Schwer schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter.

>>Es tut mir unendlich leid, Ron! << Die Worte tropften förmlich vor Reue und Schuld. Es war mein bitterer Ernst und ich fühlte mich furchtbar schlecht dabei. Ron stand unverhofft einfach auf und ging. Ohne ein Wort zu sagen, schritt er an mir vorbei und verschwand dann die Treppe hoch zu den Jungs Schlafsälen. Zerknirscht blickte ich ihm nach.

>>Es war richtig, dass du ihm die Wahrheit gesagt hast! <<, meinte Remus, doch seine Worte trösteten mich in keinster Weise. Ich hatte mit großer Wahrscheinlichkeit gerade einen meiner besten Freunde verloren.

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Hey Leute,

vielleicht habt ihr Lust, während ihr auf das nächste Kapitel wartet, mal in meine neuen Geschichten zu schauen:

1. „Zwei Fremde mit Erinnerungen" (Oneshot, Hauptcharaktere Remus und Severus)

2. "Wenn die Vernunft schläft und die Sehnsucht erwacht" (Erotik Geschichte, Pairing Hermine/Severus )

Liebe Grüße
Eure Moony

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