Ein nächtliches Treffen -Teil 2-
-Sichtweise Remus Lupin-
Können wir uns treffen? 23:30 Uhr, 7 Stock, Raum der Wünsche
Verdammt Remus, was hast du dir da nur eingebrockt? So konnte es definitiv nicht weitergehen. Ich wusste genau worauf es hinauslaufen würde, wenn ich mich allein mit Hermine traf. Doch je länger ich von ihr getrennt war, desto stärker wurde die Sehnsucht nach ihr. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ob der Wolf in mir damit etwas zu tun hatte? Ich fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare.
Zweifelnd lag ich auf meinem Bett. Sollte ich ihr lieber absagen? Nein, das wäre nicht fair. Ich hatte ihr versprochen, dass ich kommen würde, wenn sie mir schrieb. Frustriert setzte ich mich auf und betrachtete den Zettel in meiner Hand. Eigentlich sollte ich ihr aus dem Weg gehen, bevor sie auch noch mein zweites Geheimnis entarnte. Das durfte keinesfalls passieren.
Warum war ich auch so unvorsichtig gewesen? Bei Merlin! Das musste aufhören! Entschlossen sprang ich aus dem Bett, ging hinüber ins Wohnzimmer zu meinem Schreibtisch und kritzelte eine schnelle Antwort.
Ich werde da sein.
Wo hatte ich den schon wieder meinen verfluchten Zauberstab? Ach was soll's. Ich fuhr mit der Hand kurz über das Blatt, schon faltete es sich zu einem Papierflieger zusammen. Mit einem Fingerschnipsen öffnete ich das Fenster und der kleine Flieger sauste davon. Nachdenklich blickte ich ihm nach. Ich sollte meinen Zauberstab öfter benutzen, damit so etwas wie neulich nicht noch einmal passierte. Ich griff nach meinem Umhang, streifte ihn mir über, ehe ich meinen Räumlichkeiten den Rücken kehrte.
Das hier war falsch! Sowas von falsch! Alles! Ich sollte mich nicht außerhalb der Ausgangssperre mit ihr treffen. Doch die Sehnsucht nach ihr trieb mich weiter voran, dabei Hermine war meine Freundin, meine Schülerin, meine Schutzbefohlene. Warum also konnte ich nicht einfach mal „Nein" zu ihr sagen? Warum war ich ihr so verfallen? Klar sie war attraktiv, aber normalerweise machte ich mir nichts aus Äußerlichkeiten. Wir teilten die gleichen Interessen, ich mochte ihren Charakter und sie kam mit meinem Werwolf-Dasein zurecht. Doch das erklärte noch lange nicht, wieso ich mich sexuell so zu ihr hingezogen fühlte. Vielleicht lag es ja daran, dass sie mir das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein. Scheiß Ego. Grübelnd schritt ich die menschenleeren Gänge entlang und wäre beinahe mit einer Wand kollidiert.
>>Mensch, reißt dich zusammen! <<, rief ich mich selbst zur Ordnung.
Im siebten Stock angekommen, blickte ich mich zunächst suchend um. Hermine war noch nicht da. Seufzend ließ ich mich in einer nahegelegenen Fensterbank nieder. Gedankenverloren blickte ich hinaus in die sternenklare Nacht.
Was veranlasste Hermine nur immer wieder dazu, sich mit mir zu treffen? Warum traf sie sich nicht mit Jungs aus ihrer Altersklasse? Sie hatte mir versichert, dass ich kein Ersatz war. Kein Notnagel wie ich eigentlich angenommen hatte. Warum fühlte es sich dann trotzdem so an? Und warum tat der Gedanke so weh? Sie liebte Ron. Was also wollte sie dann von mir? Und was wollte ich von ihr? War ich auf meine alten Tage hin selbstsüchtig geworden?
>>Hallo, Remus! << Erschrocken fuhr ich zusammen, als Hermine plötzlich neben mir stand.
>>Merlin, hast du mich vielleicht erschreckt! <<, entfuhr es mir. Musternd glitt mein Blick über ihre schlanke Gestalt. Ihr Gesicht sah besorgt aus. Oder verzweifelt? Ich war mir nicht sicher. Sie trug nur ein dünnes Nachthemd mit einem Morgenmantel darüber. Nicht die bestgewählte Kleidung für diese Jahreszeit. Es war Anfang November und dementsprechend kalt in den Gängen.
>>Entschuldige<<, sagte sie bedrückt. Ich sah an ihrer Körperhaltung, dass sie fror. Eilig streifte ich mir meinen Umhang ab.
>>Warum bist du so unpassend gekleidet? Du frierst doch. << Ich wickelte sie in meinem Umhang ein, wodurch ich ihr ungewollte ziemlich nahe kam. Sofort schlang sie die Arme um meinen Körper. Ohne zu zögern erwiderte ich die Umarmung. Nachdenklich starrte ich über ihre Schulter hinweg.
Alles an Hermine war mir vertraut. So vertraut, dass es überhaupt nichts mehr Ungewöhnliches für mich war, wenn sie mir spontan zu nahe kam. Sie konnte mich umarmen, sich auf meinen Schoss setzten, mich berühren, mich küssen und es machte mir in keiner Weise etwas aus. Es war schon zur Gewohnheit geworden. So als wäre es nie anders gewesen. Ich wusste wie sie roch, wie sich ihre Haut anfühlte, wie sie schmeckte. Einfach alles. War das nicht merkwürdig und grotesk?
>>Ich hab nicht wirklich darüber nachgedacht und bin einfach losgelaufen<<, erwiderte sie, wodurch ich aus meiner konfusen Gedankenwelt gerissen wurde. Sanft drückte ich sie ein Stück von mir Weg.
>>Also, warum wolltest du mich sehen? <<, fragte ich sie interessiert.
>>Können wir reden? << Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, was sie immer tat wenn ihr irgendetwas etwas unangenehm war. Ich fand diesen Tick von ihr unheimlich süß und konnte mir selbst nicht erklären warum. Es war einfach so. Genauso wie Tonks Tollpatschigkeit. Das hatte ich auch immer unglaublich süß gefunden.
>>Sicher, aber nicht hier! <<, sagte ich bestimmend und deute mit dem Kopf Richtung Wand, wohinter sich der Raum der Wünsche verbarg. Verstehend nickte sie. Kurz betrachtete sie die kahle Wand, ehe sie fragend zu mir aufsah.
>>Schau nicht so! Du wolltest doch in den Raum der Wünsche. Also such du aus! << Eingehend fasste ich sie ins Auge. Verzweifelt seufzte sie, doch schlussendlich löste sie sich von mir. Eine ungewohnte Kälte breite sich in mir aus, was mich kurzeitig irritierte. Was war denn nur los mit mir? Das war Hermine, nicht Tonks.
Hermine stellte sich an die gegenüberliegende Wand. Kurz zögerte sie noch, ehe sie dreimal, mit geschlossenen Augen auf- und abging. Fasziniert beobachtete ich sie dabei. Plötzlich erschien eine solide aussehende Tür. Stolz lächelte mich Hermine an.
>>Na, da bin ich aber gespannt, was du dir ausgedacht hast. << Neckend stieß ich ihr gegen die Schulter, was ihr Lächeln nur verbeiterte.
>>Lass dich überraschen! <<, gab sie grinsend zurück und zusammen schritten wir auf die Tür zu.
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