Drei Worte
-Sichtweise Hermine Granger-
Eine Stunde verging. Das Wasserrauschen aus dem Badezimmer war schon längst verstummt. So langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Teddy der mit seinen Stofftieren spielte, brabbelte glücklich vor sich her. Doch meine Aufmerksamkeit war auf die geschlossene Badezimmertür gerichtet. Es beunruhigte mich, dass ich nicht wusste, was Remus momentan fühlte oder dachte. Ich wollte keinen Streit mit ihm. Es reichte schon aus, dass Ron auf mich sauer war, zurecht natürlich. Sanft strich ich Teddy über die türkisfarbenen Haare, ehe ich aufstand und zur Badezimmertür rüber ging. Besorgt klopfte ich gegen das alte Holz und wartete.
>>Remus? <<, sprach ich laut, als ich keine Antwort auf mein Klopfen erhielt... Stille. Kein einziges Geräusch konnte ich auf der anderen Seite der Tür vernehmen. Ich warf Teddy einen kurzen, prüfenden Blick zu, ehe ich die Klinke herunterdrückte. Es war nicht abgeschlossen. Zögerlich betrat ich den Raum. Heiße, feuchte Luft schlug mir entgegen.
Remus stand, nur mit einem Handtuch bekleidet, über das Waschbecken gebeugt da. Seine Hände umklammerten beinahe krampfhaft den Keramikrand. Sein Kopf hing vorne über. Wasser tropfte aus seinen Haaren. Vorsichtig trat ich näher. Ich wollte ihn nicht erschrecken. Einzelne, nasse Strähnen vielen ihm ins Gesicht und verdeckten seine Augen. Reflexartig streckte ich die Hand nach ihm aus, ließ sie dann aber sinken, als ich mich an seine Worte von vorhin erinnerte. Ich sollte Abstand halten. Wenige Schritte von ihm entfernt, blieb ich stehen.
>>Remus..., ist alles in Ordnung? <<, fragte ich sorgevoll. Wieder zuckte meine Hand zu ihm. Schnell riss ich mich zusammen und verschränkte meine Hände hinter dem Rücken.
>>Nichts ist in Ordnung, rein gar nichts<<, sagt er leise und mit brüchiger Stimme. Ohne es richtig wahrzunehmen trat ich vor. Nun stand ich direkt neben ihn. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich sah, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Hart schluckte ich. Ich kannte Remus jetzt bereits seit sieben Jahren und bisher hatte ich ihn nur einmal weinen sehen, bei Tonks Beerdigung. Er war immer stark gewesen, hatte alles hingenommen, was ihm das Schicksal vor die Füße geschmissen hatte. Remus war ein Kämpfer und für seine Freunde, seine Familie würde er durch die Hölle gehen. Nie verschwendete er auch nur einen Gedanken an sich selbst. Doch sein Herz fühlte mehr, als es vertragen konnte. Er hatte den Kampf gegen die Tränen verloren.
>>Sprich mit mir, Remus, bitte! << Zutiefst bedrückt sah ich ihn an. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und schnürte mir die Luft ab. Ich musste mich zusammenreißen, damit meine Augen nicht feucht wurden. Ich konnte nicht in Worte fassen, wie sehr es mich traf, Remus so zu sehen. Es fühlte sich an, als würde mein Herz bluten.
>>Ich will dich nicht verletzten, Hermine, ich will dich nicht von mir stoßen, ich will nicht denselben Fehler wie bei Dora begehen. Doch es ist nicht einfach für mich. Ich liebe Dora, auch wenn...<<, ich hörte wie er schwer schluckte, >>sie nicht mehr da ist...Es fühlt sich an, als würde ich sie hintergehen...Ich schaffe es nicht einmal ihr einen simplen Blumenstrauß aufs Grab zu legen. Wie soll ich da Platz in meinem Herzen für jemand neues schaffen? << Pure Verzweiflung sprach aus ihm. Der Kloß in meinem Hals schien anzuschwellen.
>>Der Tot eines geliebten Menschen ist nie leicht zu verarbeiten. Egal wie viel Zeit verstreicht, in deinem Herzen wird sie immer weiterleben. Tonks war eine Kämpferin. Sie wusste um das Risiko und sie würde nicht wollen, dass du dein restlichen Leben allein verbringst und ihr auf ewig hinterhertrauerst... Du musst loslassen! <<, versuchte ich ihm zaghaft zu erklären. Zu gerne hätte ich ihn jetzt tröstend umarmt, doch ich wusste nicht, wie der Wolf darauf reagieren würde, also unterließ ich es, auch wenn es mir schwer fiel.
>>"Kein Herz kann die Welt ohne Liebe ertragen", würde Albus Dumbledore jetzt sagen. Und ich habe bereits einen Platz in deinem Herzen, du hast es dir nur noch nicht selbst eingestanden. << Sanft lächelte ich ihn von der Seite her an und versuchte damit ihn und womöglich auch mich selbst aufzumuntern. Kurzeitig herrschte Schweigen. Er schien über meine Worte nachzudenken.
>>Auch wenn du womöglich Recht hast, hab ich Angst diese Gefühle zuzulassen. Du bist noch so jung. Ich möchte nicht, dass du dich übereilt in eine Beziehung stürzt. Später bereust du es vielleicht. << Remus wischte sich die Tränen von den erhitzen Wangen.
>>Ich bin alt genug, um meinen eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich weiß du willst mich nur beschützen, aber bevormunden lasse ich mich nicht. Ich bin kein kleines Kind mehr, Remus. Nicht du entscheidest, was richtig und was falsch für mich ist! <<, erwiderte ich bestimmend. Remus richtete sich zu seiner vollen Größe auf und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. In seinen Augen lag so viel Schmerz, Traurigkeit und Verzweiflung, sodass mir kurzzeitig der Atem stockte.
>>Bitte versteh mich nicht falsch! Du bist sehr reif und erwachsen für dein Alter und ich will sicher nicht über dein Leben bestimmen. Ich habe nur die Befürchtung, dass wenn ich meinen Gefühlen nachgebe, alle Zweifel über Bord schmeiße, dass ich dich damit ins Verderben reite. Du musst Verantwortung für ein Kind übernehmen, dich um einen kranken Mann kümmern, seine Launen um Vollmond herum ertragen und die Vorurteile anderer ignorieren. Ist es wirklich das, was du willst? Einmal im Monat bin ich ein unkontrollierbares Monster. Ich kann dir nichts bieten in diesem Leben, nur versprechen für dich da zu sein, wenn du mich brauchst << Zweifelnd sah er mich an. Noch immer schimmerten in seinen Augen Tränen und ließen seine Iris golden wirken.
>>Und das reicht mir völlig, Remus. Ich will keine Villa, keinen Luxus Besen und keinen Hauself. Ich will nur deine Liebe, mehr nicht. Mit Teddy kann ich mich arrangieren und wenn du meine Launen erträgst, ertrage ich auch deine. << Liebevoll lächelte ich ihn an. Die Mauer in seinem Kopf löste sich langsam auf.
>>Ich liebe dich und daran wird sich nicht ändern, egal wie madig du es mir reden willst und ich weiß, dass du dasselbe fühlst. Also sag es! Es sind nur drei kleine Wörter, die ich von dir hören will. << Auffordernd blickte ich zu ihm auf. Die Gedanken überschlugen sich förmlich in seinen Kopf und ließen ihn zögern. Und gerade als sich diese drei kleinen Wörter in seinen Geist manifestierten und er sie auszusprechen versuchte, platzte Teddy ins Badzimmer.
>>Daddy, ich hab Hunger! <<, quengelte er. Seufzend sah ich den kleinen Jungen an. Hätte er nicht noch zwei Minuten warten können?
>>Wir gehen gleich zum Abendessen, versprochen! Du kannst dir ja schon mal die Schuhe anziehen, während ich mich fertig mache, ja? <<, meinte Remus. Zustimmend nickte der Kleine und verschwand im Wohnzimmer. Enttäuscht wollte ich ihm schon folgen, als ich unverhofft am Arm festgehalten wurde. Überraschte wandte ich mich wieder Remus zu.
>>Ich liebe dich! <<, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, sodass ich seinen Worten nur Glauben schenken konnte. Augenblicklich erhellte ein Strahlen mein Gesicht, womit ich ihn eigentlich hätte blenden müssen. Endlich. Endlich hatte er es sich selbst eingestanden.
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