12 - Doch nicht so geheime Geheimnisse
𝕋𝕙𝕖𝕣𝕖 𝕒𝕣𝕖 𝕥𝕙𝕚𝕟𝕘𝕤 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕤𝕙𝕠𝕦𝕝𝕕 𝕓𝕖 𝕜𝕖𝕡𝕥 𝕤𝕖𝕔𝕣𝕖𝕥
Sirius Sicht:
Im Innenhof war es totenstill, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Eine gefühlte Ewigkeit lang rührte sich keiner, doch irgendwann setzten stockend die Gespräche wieder ein.
Regulus zog mit den anderen Slytherins ab, aber ich hätte schwören können, dass er Evans im Vorbeigehen eine Entschuldigung zu gemurmelt hatte. Ich und die anderen Rumtreiber schauten uns an.
Zumindest bei mir meldete sich eine leise Stimme des schlechten Gewissens. Immerhin war nicht so schwer zu erraten, wen Grindelwald gemeint hatte. Und Evans hatte sie auch verteidigt. Vielleicht sollte sich bei ihr auch mal jemand entschuldigen oder bedanken, und dieser Jemand war dann wohl einer von uns.
Da ich mir ziemlich sicher war, wo ich sie finden würde, verabschiedete ich mich schnell von den anderen und machte mich auf den Weg zum Astronomieturm. Kurz dachte ich, ich hätte mich geirrt und sie wäre doch nicht da, aber dann sah ich sie zusammengekauert in einer Ecke sitzen.
"Geh weg, Black!", sagte sie, ohne sich umzudrehen.
"Woher weißt du denn, dass ich es bin?", erkundigte ich mich, um auch etwas zu sagen.
"Weil du immer derjenige bist, der hier auftaucht, wenn ich meine Ruhe haben will! Und jetzt verzieh dich!"
Ich konnte deutlich die Tränen hören, die in ihrer Stimme mitschwangen. Ich hatte allerdings nicht im Geringsten vor, mich einfach so verscheuchen zu lassen!
Valerias Sicht:
Plötzlich setzte er sich neben mich. Was sollte das denn jetzt schon wieder?
"Was willst du?", fuhr ich ihn resigniert an.
Es hatte ja doch keinen Zweck. Ich sah ihn immer noch nicht an.
"Genau genommen wollte ich mich bedanken. Dass du für Evans eingestanden bist und so", murmelte er nach einer Weile.
Jetzt drehte ich mich doch zu ihm um.
"Ich hab' es nicht für sie getan. Und für euch schon gar nicht. Ich hab es getan, weil es das Richtige war", erwiderte ich.
Ich wollte keinen Dank. Ich wollte nur einen anderen Nachnamen. Black sah mich mit schief gelegtem Kopf an.
"Aber du hast es getan. Und darauf kommt es an. Stell dir vor, Regulus hat sich sogar entschuldigt! Hätte einer von uns ihn zur Rede gestellt, hätten wir das gleich vergessen können!"
Eine Weile saßen wir schweigend herum und hingen unseren eigenen Gedanken nach, aber schließlich brach ich das Schweigen: "Ich kapiere nicht, was du gegen mich hast. Von allen hier müsstest du mich doch noch am ehesten verstehen, und trotzdem, wenn mich jemand ärgert, bist du immer ganz vorne dabei. Wieso?"
Eine lange Zeit sagte Black nichts und ich rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort, als er schließlich erwiderte: "Du hast vermutlich Recht. Aber schon als ich dich mit sieben Jahren das erste Mal gesehen habe, wollte ich nichts mit dunklen Mächten und dem ganzen Wahn vom reinen Blut zu tun haben. Alles, was meine Mutter gut fand, versuchte ich zu meiden. Äh... und du warst eben eine Grindelwald und dass meine Mutter Grindelwald toll fand, hatte ich natürlich kapiert. Und, ich weiß auch nicht, als du dann nach Gryffindor gekommen bist, war ich der Überzeugung, das könnte nur ein Trick sein. Immerhin warst du mir nie so vorgekommen, als ob du irgendetwas gegen die Einstellungen meiner Mutter hättest oder so. Außerdem, du weißt schon, dein Nachname... Ich habe erst heute bemerkt, dass du vermutlich ganz anders tickst, als wir immer dachten. Und was wir eigentlich getan haben. Deshalb, es tut mir leid."
"Würde ich sagen, dass es schon in Ordnung wäre, wäre das gelogen. Aber ich kann das irgendwie nachvollziehen", murmelte ich, nachdem ich kurz überlegt hatte.
Sirius Sicht:
Ich nickte, dass eine Entschuldigung nicht alles ungeschehen machen würde, war mir selbst klar. Plötzlich sah sie mich seltsam von der Seite an.
"Musst du nicht schön langsam los?", fragte sie.
Ich schaute sie verwirrt an. Wohin denn bitte?
Scheinbar hatte man mir meine Verwirrung angesehen, denn sie erklärte: "Naja, ich weiß auch nicht, es wird schon Abend und heute ist Vollmond und ich dachte, dass du vielleicht noch zu Lupin gehst, bevor er den Mond anheult."
Kurz nickte ich, da hatte sie Recht, aber dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag.
"Du weißt es?!", brach es entsetzt aus mir heraus.
Wie hatte das passieren können?! Und was bedeutete das jetzt für den armen Moony?
Grindelwald zog nur eine Augenbraue hoch: "Natürlich weiß ich es! Es tut mir leid, aber deine Reaktion zu Halloween hat so ziemlich alles gesagt! Außerdem habe ich eure Unterhaltung danach belauscht."
"Wer weiß sonst noch davon?", hakte ich angespannt nach und hoffte einfach auf das beste.
Sie wusste bescheid. Das war eine ausgewachsene Katastrophe! Grindelwald schaute mich irritiert an.
"Niemand!", verkündete sie dann.
Sie klang dabei, als hätte ich da auch selbst drauf kommen können. Aber konnte ich ihr das wirklich glauben? Würde ich wohl oder übel tun müssen.
"Was willst du dafür?", erkundigte ich mich und hoffte, dass ich mich nicht so panisch anhörte, wie ich mich fühlte.
Wenn sie es auch nur irgendjemandem sagte, hätten wir ein gigantisches Problem! Aus irgendeinem Grund schien sie meinen Gedankengängen nicht so ganz folgen zu können.
"Wie, was will ich dafür? Für was sollte ich etwas wollen?", fragte sie sichtlich verwirrt.
Das wiederum verwirrte mich. Aber egal.
"Naja, dafür, dass du nichts verrätst. Was willst du dafür?", klärte ich sie auf.
Aus irgendeinem Grund starrte sie mich jetzt so an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen.
Dann erwiderte sie, als wäre das das Normalste auf der Welt: "Ich will gar nichts dafür. Ich hätte es ohnehin nicht weiter erzählt. Es gibt Geheimnisse, die bleiben eben besser geheim."
Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. Für was hatte sie denn dann unbedingt herausfinden müssen, was hinter den vier Tieren steckte, die sie gesehen hatte? Aber bitte! War eh besser für uns. Mittlerweile war es fast dunkel.
"Du hast Recht, ich muss wirklich los, Grindelwald!", meinte ich, stand auf und ging.
Ich war noch nicht weit gekommen, als sie mir hinterher rief: "Black! Warte mal, ich hab noch eine Bitte!"
"Also doch eine Bedingung", meinte ich tonlos.
Ich hatte es ja gewusst, nichts im Leben war umsonst! Es gab immer einen Haken! Doch Grindelwald schüttelte nur den Kopf.
"Was, nein, keine Bedingung, hab' ich doch gesagt! Es ist einfach nur... eine Bitte eben. Könntest du mich vielleicht nicht dauernd Grindelwald nennen? Mit dem Namen will ich eigentlich nichts zu tun haben", meinte sie dann.
Das wiederum konnte ich gut nachvollziehen.
"Das ergibt Sinn, bei mir ist es ja nicht anders. Aber wie soll ich dich denn stattdessen nennen?", stimmte ich zu.
"Valeria. Oder Val. Kannst du dir aussuchen", sagte sie schulterzuckend.
Ich wandte mich wieder zum Gehen.
"Gute Nacht, Valeria!", rief ich ihr über die Schulter zu.
"Gute Nacht, Sirius!", kam es zurück, was mich zum lächeln brachte.
Endlich hatte mal jemand gemerkt, dass ich mich mit meinem Nachnamen auch nicht so recht anfreunden konnte!
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