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Er ist weg. Wir... Ich hatte es nicht geschafft den Kleinen zu beschützen. Ich fühle mich schuldig... So, als hätte ich eine Bestimmung nicht erfüllt und kneife meine Augen zusammen. „Hey... Manu... Es ist doch alles gut... Bitte.. Kannst du mir sagen was so plötzlich los war?", fragt er leise und ich schüttel nur leicht den Kopf.
„Nichts ist gut. Er ist weg... Wer weiß, wo er hinkommt und was ihm da passiert.. Wir sind hier drinnen und können ihm nicht helfen... Wir sind keine guten Freunde... ich bin kein guter Freund... Schon wieder habe ich jemanden Verraten...", stelle ich kleinlaut fest und mir kullert eine Träne der Verzweiflung über die Wange.
„Das stimmt doch nicht! Du konntest nichts machen. Sie sind stärker als wir... Wir sind erst sieben! Wir sind Kinder! Und zum hundertsten Mal... Du wusstest nicht, dass die Männer hier so böse sind und dass dich Maximilian so benutzt... Niemand wusste das!", redet Pat nun auf mich ein und faucht gegen Ende schon fast. Er scheint Maximilian wirklich zu hassen...
Aber er hat ja Recht. Es bringt niemandem etwas, wenn ich mich selber so fertig mache. Lieber sollten wir uns auf das Problem konzentrieren... Wie hat der Arzt mich so außer gefecht gesetzt? „Ich habe kein Halsband.... Zwar haben die mittlerweile die Stromstärke angepasst und man bekommt nur einen starken Schlag, aber dennoch habe ich so ein Halsband nicht an... Aber es hat sich so angefühlt...", murmle ich leise und schaue Pat unsicher an.
„Wie genau und wo?", fragt er und ich versuche mich an die Situation zurück zu erinnern. „Es... Es hat im Kopf angefangen. Wie ein Stromschlag... Es hat sich aber sofort ausgebreitet und ist bis in jede Zelle meines Körpers gekommen. Meine Muskeln waren angespannt und alles tat weh...", erkläre ich und schlucke leicht. Es war fast so schlimm wie der Stromschlag.... Nur mit dem Unterschied, dass ich nun noch lebe...
„Ich habe gesehen, dass er auf einer Fernbedienung einen Knopf gedrückt hat.... Denkst du, das hat etwas mit den Einstellungen zu tun?", fragt Pat mich leise und ich kann in seiner Stimme Angst hören. Auch strahlt sein Körper diese aus und ich drücke mich vorsichtig an ihn. „Alles wird gut... Uns passiert nichts..."
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Und so vergehen die nächsten Wochen damit, dass immer mehr unserer Artgenossen gekauft wurden. Pat und ich haben viel darüber gesprochen, wie wir am ehesten sein Halsband und die Chips los bekommen, doch zu einer Lösung sind wir nicht gekommen.
Es war ein relativ kühler morgen, die Männer haben vor ein paar Tagen die Heizung in der Halle ausgeschalten und waren einen ganzen Tag nicht bei uns und haben vergessen wieder einzuschalten. Wir vermuten das es sich um Silvester handeln musste, da an dem Tag einige von uns, deren gehör besser ist, Geräusche wie Schüsse oder eben Raketen.
„Pat... Bist du schon wach?", frage ich leise und drücke mich etwas mehr an ihn. Seine Ohren zucken und er brummt leise, also ist er wach. „Ich... Alles Gute zum Geburtstag...", meine ich nun leise und er schaut mit verwirrt an. Dann erhellt sich seine Meine und er strahlt mich an.
„Awww danke!", schnurrt er leise und ich lächle. Wir müssten heute den 5.1. haben und somit hat er Geburtstag... Zumindest theoretisch. Wir reden eine Weile und er erzählt mir von seinen anderen Geburtstagen, als die Türe aufgeht und der Arzt herein kommt. Im Schlepptau befindet sich eine ältere Dame und ich drücke mich direkt vor Pat. Dieser macht sich hinter mir vorsichtig klein und ich kann seine Angst spüren.
Sie kommen immer näher zu unserem Käfig und ich kann hören, dass die beiden sich unterhalten. Nur kann ich nicht verstehen was. Ich hasse diese Einstellungen... Vor unserem Käfig machen sie halt und der Arzt macht die Türe auf. Ich zeige ihnen meine Zähne und baue mich mit schnell klopfendem Herzen vor Pat auf.
Die Dame deutet aber an mir vorbei und ich kann Pat aufwimmern hören. Ich lege meine Ohren an und fauche die beiden an, will nicht von ihm getrennt werden. Doch der Arzt schaut nur grimmik drein und hält die Fernbedienung in die Luft. Ich erstarre und winsel leise auf, bleibe aber tapfer vor Pat stehen und beschütze ihn. Ich werde nicht aufgeben...
Dann drückt er den Knopf und wieder nehme ich diesen unbeschreiblichen Schmerzen wahr. Wieder sacke ich kraftlos in mir zusammen und krümme mich ganz klein zusammen. Ich schlage meine Hände an meinen Kopf und kann die ersten Tränen schon spüren. Es tut so weh! Wieso macht er das? Wieso....
Ich kann spüren, wie ich erneut auf den Arm von jemandem genommen werde und es kann ja nur Pat sein, also drücke ich mich nahe an ihn und kneife meine Augen zusammen. Ich will nicht von ihm weg müssen... Ich...
Der Schmerz lässt nach und ich kann langsam aber sicher wahrnehmen, dass ich von jemandem getragen werde. Was? Wieso? Was ist hier los? Wohin werde ich gebracht? Ich versuche meine Augen zu öffnen, doch alles was ich sehen kann sind verschwommene Umrisse und ich kann nichts mit diesen anfangen.
„Pat....?", frage ich leise und mit schwacher Stimme, doch ich bekomme nur ein gemurmel zu hören und kann mit einem Mal eine Hand durch meine Haare streichen spüren. Was ist hier los? Ich verstehe nicht.... Wo bin ich? Wo ist Patrick? Was ist hier los?
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