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Vier Jahre schon.... Ungläubig stehe ich vor der Eingangstüre zum Kindergarten, an dem wie immer das Geburtstagskind ausgehängt ist. Heute kann ich mir selber ins Gesicht sehen und lege vorsichtig meine Hand an die Glasscheibe, die mich von meinem Bild trennt. Über meinem Kopf steht in bunten Buchstaben, die ich gestern zusammen mit meiner Lieblings Erzieherin gemacht habe mein Name. Manuel. So heiße ich. Und rechst unter meinem Bild kann ich eine Zahl sehen. Eine vier um genau zu sein und sie bedeutet, dass ich heute vier Jahre alt werde.

Das ist wirklich unglaublich. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich an meinen anderen Geburtstag noch so gut erinnern kann, als wäre er erst gestern gewesen... Leicht traurig wende ich mich von meinem Bild ab und setze mich an den Blumenkasten vor dem Eingang. Ich bin wie immer zu früh und es ist niemand da. Leicht zitternd schlinge ich meine Arme um mich und sehe der Atemwolke vor meinem Mund zu, wie sie langsam verblasst, bevor schon eine neue da ist.

Das ist eine gute Beschäftigung, aber wenn man das schon den gesamten Winter lang gemacht hat, ist es auch langsam langweilig. Also muss ich mir wieder etwas Neues suchen. Den Fehler, in den Schnee zu gehen, habe ich schon oft gemacht... Ich habe keine Winterschuhe und meine Matschhose ist im Kindergarten, wenn ich jetzt wieder in den Schnee gehe, bin ich wieder ganz nass und dann ist mir noch kälter. Und gerade an meinem Geburtstag möchte ich nicht nur an der Heizung sitzen...

Also beginne ich die Steine zu zählen. Der Blumenkasten, auf dem ich sitze beinhaltet zur Winterzeit nämlich ganz schöne Blümchen. Luna, meine Erzieherin hatte mir gestern erst erklärt, dass diese Pflanzen Erika heißen und dass die auch in der kalten Jahreszeit überleben können. Ich fand das sehr interessant und wir haben dann ein Buch über Blumen angeschaut, die alle ganz früh im Jahr schon wachsen. Neben diesen Erikas sind aber auch ganz viele glitzernde Muggelsteinchen in dem Kasten und diese Zähle ich heute mal wieder. Das letzte Mal bin ich bis zu drei Mal alle Finger und vier gekommen und habe das stolz Luna erzählt.

Auch heute ist es schon das dritte Mal, dass ich alle Finger einmal gehabt hatte, als Luna um die Ecke kommt und mich lächelnd begrüßt. „Guten Morgen Manuel. So früh selbst an deinem Geburtstag da?", fragt sie und ich kann etwas in ihrem Ausdruck sehen, was mich sehr an meinem Mama erinnert hatte, als sie letztes Jahr~

Schnell nicke ich und grinse sie an, um nicht an diesen Tag denken zu müssen. Es war schon damals schlimm genug, das muss sich jetzt nicht auch noch in meine Erinnerungen wiederholen. Sie schließt die Türe auf und ich nehme meinen alten Kindergartenrucksack. „Ja! Und ich habe gezählt! Heute waren es soooo viele!", meine ich und zeige ihr drei Mal alle meine Hände und denn noch einmal mit abzählen sechs meiner Finger. Sie lächelt und nimmt mich mit nach drinnen. „Und wie viele sind das?", fragt sie und ich bleibe überlegend stehen. „Mh... drei... zehn und sechs!", meine ich dann und zähle das nochmal mit meinen Fingern ab. Aber ich habe mich nicht verzählt und so lächle ich Luna an.

„Fast! Du hast Recht. Es waren drei mal Zehn Finger. Das sind dann dreißig. Und die sechs einzelnen musst du dann auch noch dazu zählen... Das sind dann also..." sie hebt ihren Daumen in die Luft. „Einunddreißig", dann hebt sie ihren Zeigfinger dazu „Zweiunddreißig". Ich grinse und schaue ihr begeistert zu, wie sie den Mittelfinger ebenfalls dazu nimmt dann sage ich mit ihr zusammen, „Dreidunddreißig". So geht das weiter bis wir gemeinsam bis zum sechsten Finger gezählt haben. Sie schaut mich auffordernd an und ich strecke meinen Daumen als sechsten dazu und rufe begeistert „Sechsunddreißig!!"

Sie lächelt und nickt, bevor sie mir einmal durch meine vom Schnee nassen Haare fährt. „Da hast du Recht Manuel! Das ist genau das richtige. Du bist wirklich ein schlauer Junge!"

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