𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔
KAPITEL SECHS:
UNBEKANNTE EMOTIONEN
__________________
Sogar mein Spiegelbild sagte mir, wie zerrissen ich mich innerlich fühlte. Ich starrte mich selbst im Badezimmer unseres großen Hotelzimmers an und war nicht fähig mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Mein Handtuch und der Pyjama, Sachen die Nat dagelassen hatte, lagen unangerührt auf dem Tresen, aber ich konnte mich nicht mehr bewegen, nachdem ich eingetreten war und mein Spiegelbild entdeckt hatte. Das Mädchen im Spiegel sah sowohl erschreckt als auch verängstigt aus. Ihre Augen waren von einem chaotischen Sturm erfüllt, der sich weit über ihre geweiteten Pupillen wütete. Ihre Haut war blass, ihre Lippen rissig. Ich hatte dieses Mädchen schon zu lange nicht mehr gesehen. Zu lange, um sich daran erinnern zu können.
In der geheimen Basis gab es keine Spiegel, es war verboten sein Spiegelbild zu kennen. Mein Badezimmer in der Basis hatte aus fünf nassen und kalten Wänden bestanden, einer Dusche, einem Waschbecken und einer Toilette. Dieser Raum war das Gegenteil, er hell und ich konnte nicht mehr vor mir selbst davonrennen.
Ich probierte mich zu rühren, reinigendes Wasser in mein Gesicht zu spritzen, aber meine Taten holten mich ein. Ich sah all die Toten, all das Blut und all die Opfer, welche meine Schuld waren. Ich hasste mich selbst, oder was auch immer ich war. Ein kleiner Teil von mir, der der sich in den Schlaf weinte, der von seinen Opfern gejagt wurde, der ein normales Leben wollte und vor allem keine Assassine mehr sein wollte, welcher nur Sachen zerstörte, wurde immer lauter. Dieser Teil hasste mich und lachte meine Gedanken aus.
Aber diesen Teil konnte mich nicht loslassen, er wiederholte immer wieder den Ausdruck, wie mich Tony angesehen hatte, nachdem er gesehen hatte, was ich in der Gasse angestellt hatte. In seinen Augen spiegelten sich eine Mischung aus Angst und Enttäuschung, keiner hatte mich jeh so angesehen. Dieser Teil sah mich als Monster und ich wünschte mir so sehr, dass er endlich verschwand. In all den vielen Jahren in der Basis hatte ich mich noch nie so zerrissen und eklig gefühlt. Langsam wurde mir klar, dass ich die vergangenen Jahre in dem Glauben gelassen wurde, dass ich mit meinen Taten Menschen schützen und Gewalt verhindern würde, aber stattdessen tat ich das Gegenteil. Tony hatte Recht, ich war nur eine stumpfe Killermaschiene.
"Woah! Ich hatte keine Ahnung, dass es immer noch mein Zimmer ist, ich dachte die Tür wäre ein Schrank." Peters aufgeregte Stimme, drang zu mir außerhalb des Badezimmers.
Mein Spiegelbild liefen Tränen über die Wangen. Die Knochen meiner Hand traten hervor, als ich sie um den Waschtisch legte. Meine Haare waren noch braun und meinte kalten Handflächen schwitzten. Ich konnte spüren, wie meine Lunge sich immer mehr zusammenzog und ich glaubte zu ersticken, als Peter die Tür öffnete.
Wir sahen uns durch den Spiegel in die Augen.
Die kleine Geste, dass er seinen Mund öffnete, half mir die Realität zu finden und ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Peter." Ich konnte nicht mehr weitersprechen, ich wollte ihn eigentlich anschreien, verletzten oder alles tun, damit er verschwand. Aber in mir wuchs ganz langsam ein Teil, der das Gegenteil wollte.
"Ja, ich bin's.", beruhigte er mich sanft und senkte sein Handy, mit welchem er ziemlich sicher gefilmt hatte. Er schaltete es aus und steckte es nicht sehr elegant in seine Hosentasche zurück. "Du siehst nicht so gut aus...soll ich Mister Stark holen?", fragte er vorsichtig nach.
Alleine seinen Namen zuhören brachte meine Knie dazu nachzugeben und meine Hände fielen auf mein Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein! Hol ihn nicht, ich brauche nur..." Mein Gehirn versagte und ich war nicht fähig auch nur ein kleines Wort zu sagen. Unter mir bildete sich eine Lache aus Salzwasser, dass von meinen Wangen fiel. Es fühlte sich an, als würde ich auf dem Trockenen ertrinken, noch nie in meinem Leben habe ich so stark geweint, zumindest an was ich mich erinnern konnte. Warum hat der menschliche Körper einem einzigen Menschen so viele Tränen vergeben?
"Jemanden zum Reden.", beendete Peter meinen Satz während ich mit verschwommener Sicht zu ihm sah, wie er sich gegen die Marmorwand lehnte. Er achtete darauf, Abstand zu halten als er neben mir saß. Peter bewegte sich mit Sorgfalt, Vorsicht und Charme.
Ich schluckte bei seiner direkten Aussage. Die Tränen hielten für einen Moment inne, dann fing der Wasserfall wieder an. "Ich bin ein Monster." Ich spürte ein unkontrolliertes Schluchzen in meiner Brust aufsteigen. Alleine die Worte laut auszusprechen, nahm mir ein bisschen Trauer von den Schultern, aber jedes einzelne Quäntchen Schuld, das sich hob, ließ mich viel, viel stärker weinen.
"So schlimm kann es nicht sein.", versuchte Peter mich zu beruhigen. Er sah mich immer noch an, sein Körper war mir zugewandt während er seine Hände auf den Boden legte, überlegend, was er sagen sollte. Er schenkte mir eine volle Aufmerksamkeit und als er sprach lehnte er sich zu mir, damit ich seine Worte auch verstand. "Ich glaub ich weiß, wie du dich besser fühlt...", begann er ehe er hoffnungsvoll mit den Schultern zuckte, "ich habe meine Tante sechs Monate angelogen. Ich kam nach Hause, hab mich rausgeschlichen, bin pünktlich zum Abendessen nach Hause gekommen und habe meine Schlafenszeit deutlich überschritten. Sie hat keine Ahnung von diesem gefährlichen Leben, dass ich führe.", erzählte er.
Meine Schluchzer wurden leiser als ich meinen Kopf wieder senkte und meine Beine an mich zog, meine Arme über meinen Beinen abgelegt. Ich konnte ihn nicht ansehen, ich wollte ihn nicht ansehen. Reine Scham hinderte mich daran. Andererseits war es auch schön von den Problemen anderer zu hören, auch wenn sie nicht so wie meine waren. "Wirst du es ihr irgendwann erklären?", fragte ich.
"Nein, definitiv nicht...naja." Er seufzte und fuhr sich mit seiner Hand durch seine lockigen Haare. "Vielleicht jetzt noch nicht. Aber erst wenn ich weiß, was ich kann und wer ich bin. Probiere mal jemanden etwas zu erklären, dass du nicht mal selbst verstehst.", meinte er schwach grinsend.
"Es gibt nicht viel zu verstehen", mein Atem stockte als meine Tränen langsamer wurden, "du kannst an Wänden klettern und Spinnenzeug machen.", sagte ich.
"Richtig, aber wenn du es so ausdrückst..." Ich sah runter auf meine Füße während er sprach, aber seine Augen ruhten immer noch auf mir. Es entstand eine Stille. Peter sah mich zu besorgt an, was mir nicht gefiel. Vielleicht dachte er auch, dass ich einfach verrückt war. Ich weiß, er wollte Antworten und ich wollte sie ihm auch geben, bevor er sich zu große Gedanken machte und Tony ausquetschte.
Ein tiefes Seufzen verließ meine Lippen, als ich meinen Kopf bewegte. Ich wollte ihn ansehen, wenn ich sprach, aber ich wollte auch seine Abscheu vor mir nicht sehen. "Ich war nicht im Gefängnis, Tony lügt, ich wurde...von HYDRA entführt, vor 10 Jahren oder so. Ich bin eine Assassine-"
"HYDRA?"
"Eine geheime Organisation." Ich lehnte meinen Kopf zurück und schloss meine Augen mit einem leisen Seufzen. Peter neben mir seufzte ebenfalls auf, aber aus Mangel an Informationen. Er war irgendwie verloren und neugierig zusammen.
"Warte Mal...war HYDRA nicht das Naziding? Kennst du Nazis?", fragte er.
"Wie beim zweiten Weltkrieg?", fragte ich und Peter nickte. "Aber ich kenne keine, damals lebte ich noch nicht, ich weiß nicht was ich über sie denken soll.", Es endlich auszusprechen sorgte für eine Gänsehaut, welche über meinen kompletten Körper wanderte. Meine Arme schlangen sich wieder um meine Beine, Peter wandte seine Augen endlich von meinem Gesicht ab.
"Also, die haben dich entführt und jetzt bist du 'ne Assassine? Das ist eigentlich nicht so schlecht, Natascha ist auch 'ne Assassine und auch kein Monster.", meinte er schwach lächelnd.
"HYDRA hat mich auf viele Missionen geschickt. Menschen starben wegen mir, viele Menschen. Sie haben an mir rumexperimentiert, irgendwas haben sie an mir verändert. Deshalb bin ich nicht normal... ich habe diese seltsamen Kräfte und diese unmenschliche Stärke, ich bin kein richtiger Mensch. Ich wusste nie, dass es falsch war, was ich getan hatte. Ich habe einfach Befehle befolgt, ohne nachzudenken, wie jeder guter Soldat. Aber jetzt weiß ich, dass es falsch war. Ich habe so viele Leben genommen und zerstört." Meine Stimme brach, meine Augen zitterten, weil ich meinen Satz nicht beenden konnte.
Er sah mich kurz an ehe er vier heilende Worte aussprach: "Du bist kein Monster."
Meine Tränen stoppten. Ein warmes Gefühl breite sich vollständig in mir aus, welches mich innerlich wärmte. Meine Lippen fühlten sich komisch an, als sie sich nach oben zogen. "Wie du gesagt hast, du kanntest es nicht anders. Zusätzlich bist du wie Black Widow, du weißt, sie wurde auch verändert, aber sie ist kein Monster.", sagte er.
Ich wischte mir die Tränen weg und schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube nicht, dass sie ein Monster ist." Tatsächlich sah ein Teil von mir zu ihr auf. Er hatte Recht.
"Exakt", er nickte, um mich aufzuheitern, "und ihr Freund mit dem Bogen, Hawkeye, er hat geholfen, New York zu retten und er ist auch ein Assassine, ihm macht es nichts aus."
"Er ist mein Vater.", sagte ich, bevor ich überhaupt daran denken konnte, sie zurückzunehmen. Ich drehte mich zu ihm um, meine Augen kniffen bei dem Wort zusammen, das er benutzte, um ihn zu beschreiben, und meine Verwirrung spiegelte sich in meinem: "Hawkeye?" Wieder während sich in meinem Kopf ein unheimliches Gefühl der Vertrautheit breitmachte.
Peter zog die Augenbrauen hoch, als er seine Hände und sein Kinn auf den Boden fielen. "Dein Vater ist Hawkeye? Dein Vater ist ein Avenger!", schrie er praktisch vor Freude, er war wie die Leute, die auf den Straßen schwärmten, wenn sie Tony sahen. Ich habe es nicht verstanden. "Wow", formulierte er das Wort mit Ehrfurcht und schmollte dann, "ich wünschte, mein Vater wäre ein Avenger."
"Was ist ein Avenger?" Ich schüttelte den Kopf und hatte jetzt zwei neue Wörter die ich lernen musste, neben den zwei Millionen anderen.
Peter sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen, und dieses Gespenst lebte unter einem Felsen. "Du machst Witze? Die mächtigsten Helden der Welt! Captain America, Iron Man, Thor, Black Widow, Hulk - hoffentlich bald - ich! Hast du ernsthaft noch nie von denen gehört?" Er stöhnte und schüttelte den Kopf. "Sie sind einfach die coolste Gruppe von Superhelden der Welt! Wie kann dein Vater ein Avenger sein und du weißt einfach nicht, wie cool das ist?"
Peter hatte Glück, er hatte eine Familie, Wissen. Er hatte ein Verständnis für die Welt. Ich schüttelte den Kopf und nahm noch einen großen Schluck Selbstleid, legte die Quelle vorerst trocken, um meine nächste Aussage auszudrücken: "Ich schätze, das wird dir passieren, wenn du gegen deinen Willen in einer geheimen Basis festgehalten wirst, wo du nur nach draußen gehst, um einen Fremden zu töten, den du noch nie getroffen hast" Die reine Eifersucht ließ meine Worte bitter klingen.
Peters Lippen pressten sich zusammen, sein Gesicht wurde rot. "Äh, warte, soll ich lachen?"
Ich lächelte bei seiner Frage, was mein grünäugiges Monster dazu brachte, sich wieder in meiner Brust zu verstecken. Meine Hände strichen über mein Gesichts, ich war noch nie nach einem Gespräch so emotional erschöpft gewesen. Ich war mir nicht sicher, ob das schlimm war oder nicht. "Nein, ich habe nur laut über all das nachgedacht. Aber danke, ähm, für's Zuhören" Ich seufzte, legte meine Hände auf den Boden und begann mich hochzudrücken.
Peter stand ebenfalls auf. "Ich muss noch nicht gehen, ich meine, wenn du noch reden willst-"
"Peter" Ich stoppte sein chaotisches Geschwafel und hob mein Gesicht höher, um ihn ansehen zu können. Sein Name bedeute jetzt etwas. Mein Gehirn verstand es nicht, aber mein Herz machte einen schnellen Sprung, nachdem ich seinen Namen ausgesprochen hatte. "Ich muss duschen.", sagte ich. Sein Gesicht war wieder rot, er kicherte nervös und begann rückwärts aus der Tür zu gehen.
"Oh. Richtig. Ähm, ich werde hier draußen sein." Er ging zurück und deutete mit dem Daumen auf das Schlafzimmer. Er schaffte es, nervös zu kichern, während er mit seinen zuckenden Händen herumzappelte. "Ich muss May anrufen und... du weißt schon, Dinge tun... die beinhalten... ja. Okay. Viel Spaß, unter der Dusche, versuche nicht zu fallen oder... ja, okay, tschüss.", verabschiedete er sich.
Peter schloss die Tür und ich machte mir nicht die Mühe, mich im Spiegel anzuschauen. Stattdessen machte ich das Licht aus, duschte und schaffte es dann, mich im Dunkeln wieder anzuziehen. Es kam mir albern vor, aber nicht so albern, wie wieder meine peinlichen Tränen ertragen zu müssen. Ich fühlte mich sowohl erleichtert, weil ich geweint hatte, als auch schwach wegen der Menge, die ich geweint hatte. Und vor Peter. Ich nahm mir vor, ihm zu drohen, wenn er irgendjemandem davon erzählte, besonders Tony. Es war nicht seine Schuld, dass ich so durcheinander war. Es war HYDRAs. Alles war HYDRAs Schuld.
Allein der Gedanke daran ließ meinen Körper dampfen. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich meine Kräfte aktiviert hatte, bis zu viel Dampf in der Dusche war, welcher meine Lungen ungewöhnlich hart arbeiten ließ. Ich stellte das Wasser ab. Mit meinen Händen gegen die Duschfliesen gepresst, holte ich gleichmäßig Luft, bis mir ein kühler Schauer über den Rücken lief. Ich schnappte mir ein Haarbüschel und betrachtete die brünette Strähne.
Als ich dreißig Minuten später aus dem Badezimmer kam, begrüßte mich ein Peter Parker in einer vertrauten karierten Pyjamahose und einem langen weißen T-Shirt. Er legte sich auf den Bauch, eine Fernbedienung in der Hand, während er die Kanäle des großen Fernsehers vor seinem Bett durchsuchte. Ich stand in der Tür des Badezimmers und hielt inne und betrachtete seinen Blick. Er grinste und ich spürte, wie sich seine Augen kurz auf mich richteten und dann wieder weg sahen, während ich meine Haare mit meinem Handtuch abtrocknete. Ich trug ein zu großes schwarzes T-Shirt und eine identische karierte Pyjamahose wie Peter.
"Wir passen zusammen." Peter grinste und ich musterte skeptisch seine Hose, dann meine.
"Meine sieht besser aus.", schoss ich zurück, als ich durch den Raum ging und mein Handtuch auf's Bett warf.
Peter sprang auf, als ich auf mein eigenes weißes, kühles Bett rollte und tief ausatmete. Ich hatte schon zu lange nicht mehr in einem so weichen Bett gelegen.
Als ich aufsah, strich ich mit meinen Fingern durch mein Haar und Wärme strahlte aus meiner Handfläche, um mein jetzt weißes Haar zu trocknen. Das war ein alter Trick, den ich gelernt habe, als ich wieder in der Basis war. Etwas, um die Trockenzeit zu erleichtern. Ich machte meine Handflächen heiß genug, um das Wasser in meinen Haaren zum Dampfen zu bringen, ich begann an den Wurzeln und streichelte mein Haar bis zu den Spitzen, bis alles Wasser weg war und mein weißes Haar trocken war.
Mitten im Trocknen drehte ich mich um und sah einen rehäugigen Peter, der meine Fähigkeiten bestaunte. "Das ist so cool. Was kannst du sonst noch tun und was-warte, warum werden deine Haare weiß, wenn du deine Kräfte einsetzt?"
Ich zog eine Augenbraue hoch, als meine Haare endlich trocken waren. Ich grinste noch einmal. So viel Neugier hatte noch nie jemand an mir gezeigt.
"Ich.. ich bin mir nicht ganz sicher. Ich bleibe einfach bei meiner Heizung oder erhitze meine Handflächen, weil es am einfachsten ist, aber wenn ich es versuchen könnte, könnte ich andere Teile meines Körpers entzünden.. Ich bin mir da nicht so sicher, ich habe nie Fragen gestellt.", meinte ich ehrlich.
Es entstand eine lange Pause, als ich meine feurigen Gedanken beruhigte, um den Versuch zu starrten, meine Handflächen abkühlen zu lasen. Keiner von uns sagte etwas, während ich meine heißen Hände an meine Seite senkte, der Fernseher war das einzige Geräusch im Raum.
"Hey, El, du weißt, dass du mir alles erzählen kannst" Ich hatte nicht erwartet, dass er das sagte. Seine Worte hatten mich überrascht. Ich dachte, er würde darüber reden, wie cool mein Vater ist oder warum Pizza das Leckerste auf dem Planeten ist oder warum die Avengers einfach so toll waren. "Wir sind Freunde, und Freunde erzählen sich gegenseitig, wenn sie traurig sind oder einfach alles im Allgemeinen"., meinte Peter.
Ich setzte mich auf, rollte mich auf den Bauch und sah ihn an. "Freunde", wiederholte ich das neue Wort, welches ich heute gelernt hatte. Ich dankte Stranger Things im Geiste für die Definition. "Okay, Freund, dann solltest du mich nicht 'El' nennen, ich will meinen eigenen Spitznamen." So sehr ich Eleven liebte und sie dafür bewunderte, die Welt zu retten, ich wollte nicht, dass sie definierte, wer ich war, daher schien es einfach falsch, ihren Spitznamen zu haben.
"Okay." Er nickte dann dachte er, legte sich auf den Rücken und starrte an die weiße Decke. "Wie wäre es dann nur mit Li? Es ist der erste Teil deines Namens."
Lila ist auch zu schwer, um ihn sich merken zu können.
"Li ist okay." Meine Stimme klang ein bisschen gepresst.
Es herrschte eine angenehme Stille, als ich meine Augen zurück zu dem großen Bildschirm musterte, der einen Cartoon für etwas in einer anderen Sprache anzeigte. Deutsch. Ich konnte es grob verstehen, aber ich wurde von Peters Augen abgelenkt, die an mir zu kleben schienen.
"Wenn du irgendjemandem von vorher erzählst", meine Augen blieben auf den Fernseher gerichtet, während ich Peter bedrohte, "kann ich dich mit dieser Fernbedienung auf fünfzehn verschiedene Arten töten."
Peter warf sich die Fernbedienung über die Schulter und kicherte verlegen. "Also, auf einer Skala von eins bis zehn - eines ist, dass du mir nicht sagst, ob ich etwas im Gesicht habe, und zehn ist, dass du Babys ermorden würdest - wie böse würdest du sagen, dass du bist?" Seine Hände waren in die Wangenknochen gestützt, seine Füße baumelten hinter ihm. In seinem Gesichtsausdruck lag ein kindlicher Glanz.
"Ich denke, es kommt darauf an.", gab ich ihm meine ehrliche Antwort, während ich aus Gewohnheit meine Hände zusammendrückte.
"Was würde du sagen, bist du gerade?"
Ich kniff ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Vielleicht eine Zwei, das ist so niedrig wie es nur geht."
Peter grinste über meinen Gesichtsausdruck und wechselte von seiner Bauchlage zu einer sitzenden Position, mir gegenüber. Seine Beine hingen von seinem eigenen Bett, seine Füße auf dem blauen Plüschteppich. "Erzählst du es mir, wenn du jemals eine Acht erreichen wirst?"
Auch ich drehte mich zu ihm um. Ich setzte mich auf die Kante meines Bettes, die einen ganzen Fuß von seiner entfernt war. Ich stellte meine beiden Füße vom Bett auf den Teppich. "Sicher.", sagte ich beiläufig vor und dachte nicht viel dabei nach.
Peter beugte sich zu mir, seinen linken kleinen Finger erhoben und er streckte sich in meinen persönlichen Raum. "Du musst schwören, Li, versprich mir, dass du es mir sagst."
Ich starrte auf seinen drohenden kleinen Finger, dann auf sein Gesicht, ein fragender Ausdruck klebte auf meinem verzerrten Gesicht. "Warum machst du das mit deinem kleinen Finger?"
"Oh, richtig. Ähm, sieh mal, es ist ein Fingerschwur. Du verspricht einer Person etwas zu 100% zu tun.", erklärte er und nickte seiner erhobenen Hand zu.
"Das klingt...", ich verstummte, biss mir auf die Zunge und beschloss, einfach weiterzumachen, um seine gute Laune nicht zu dämpfen.
"Es ist nur mein kleiner Finger, er wird dir nicht weh tun.", meinte er vor, erzwang den Schwur nicht, sondern überließ es mir, indem er seinen kleinen Finger aus meinem persönlichen Raum zog. Ich seufzte tief und hob meinen eigenen kleinen Finger.
"Okay, ich verspreche es.", meinte ich.
Dies war die erste Form des menschlichen Kontakts, bei dem ich nicht das Bedürfnis verspürte zu fliehen. Vielleicht lag es daran, dass nur unsere kleinen Finger die Arbeit machten und es kein großer menschlicher Kontakt war. Oder vielleicht lag es daran, dass ich ihm vor weniger als einer Stunde mein verwirrtes, zerbrochenes Herz und mein tiefstes Geheimnis auf dem Badezimmerboden ausgeschüttet hatte.
Die Tür schwang auf und Tony schritt hinein, um den Moment zu zerstören. Seine Augen schossen zu uns beiden und unsere kleiner Finger Verbindung. "Ich hoffe, dass die Dinge hier drin bleiben. Richtig, Pete?"
Peter hat unseren Kontakt abgebrochen, als wären unsere kleinen Finger eine tödliche Infektion. Er stand auf, sah Tony an, drehte sich nach vorne über sein Bett und ließ sich direkt neben Tony plumpsen. "R-richtig, natürlich, Mr. Stark."
Er starrte Peter an, amüsiert grinsend, ein Anflug von etwas Bösem in den Augen, dann peitschte er von Peter weg und zu mir. "Lässt du uns kurz alleine?", fragte er kühl nach.
"Ähm, das ist mein Zimmer.", murmelte Peter ein wenig verblüfft, Tony warf ihm auch nur einen kurzen Blick zu, bevor er wieder über seine Worte stolperte und aus der Tür trat. "Ich meine, ja, natürlich. Ich sollte vielleicht Tante-Tante May... nochmal... auf dem Flur anrufen".
Als es nur Tony und ich waren, bemerkte ich das silberne Etui in seiner Hand, er stellte es auf mein Bett, bevor er sich auf die Bettkante von Peter setzte.
"Worüber habt ihr zwei gesprochen?" Tony nickte spielerisch dorthin, wo Peter gerade gesessen hatte.
"Darf ich nicht sagen.", erklärte ich wahrheitsgemäß und hielt intuitiv den Atem an.
Tony sah sich im Zimmer um, schnupperte schon fast, bevor er vom Kingsize-Bett aufstand. "Deine Augen sind rot", bemerkte er, als er einen Finger hob und in die Luft deutete, "und warum riecht es nach... Überdeckt ihr etwas mit Parfüm? Was genau habt ihr hier gemacht?"
Jetzt war ich verwirrt. "Ich habe lange geduscht. Meine Augen sind rot, weil ich... hatte... ich habe vorhin geweint."
Tony lehnte sich ins Badezimmer, er hielt inne, als er das Badezimmerlicht anmachte, dann richtete er schnell seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Ich sah nur auf meine Hände, den Blick hielt ich gesenkt. Ich spürte, wie seine Aufmerksamkeit auf mir ruhte, bevor er seufzte. "Du hast geweint.", stellte Tony fest.
Meine Zähne knirschten und spürte eine Lüge auf meiner Zungenspitze. Ich konnte nur lügen, wenn es um Missionen, Verhöre und Verstecke ging. Ich hatte gelogen, wenn ich musste. Ich konnte Tony nicht anlügen. Er hatte nur die Wahrheit verdient. "Ungefähr... früher." Ich fuhr zusammen und ließ das Gewicht von meinen Schultern heben. "Ich... ich glaube, ich habe mich schlecht gefühlt. Ich habe nicht versucht, etwas Schlimmes zu tun, es ist nur... es ist HYDRA" Ich wollte den Satz den beenden.
"Schau, Mädchen, mach dich nicht fertig. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast."
Mein Gesicht hob sich, meine Züge hellten sich bei seinen Worten auf. Ich lag richtig. Nun, natürlich hatte ich Recht, denn ich lag nie falsch. "Verdreht, aber richtig.", wiederholte ich zustimmend.
"Gut, dass das aus dem Weg ist. Ich konnte diese unnötige Spannung spüren. Schlecht für das Knie. Jedenfalls", er klatschte in die Hände und wandte sich einem neuen Thema zu," habe ich etwas für dich".
"Du hast etwas für mich?", fragte ich fassungslos nach, eigentlich wollte ich seine Worte gar nicht wiederholen.
Tony brummte eine unverständliche Antwort während er ein silbernes Etui öffnete. "Weißt du, vor langer Zeit kannte ich eine Dame mit ähnlichen Kräften wie du und sie wollte ihre Kräfte nicht. Ich habe angefangen Anzüge zu bauen, speziell für eine große Hitze...", begann er und meine Augenbrauen zogen sich zusammen, aber da war nicht außer zwei goldenen fingerlosen Handschuhen und zwei dicken, goldenen Metallarmbänder.
"Das ist kein Anzug.", stellte ich fest.
"Das weiß ich", er verdrehte seine Augen und unterdrückte ein Stöhnen, "du musst einfach diese Handschuhe anziehen und die Armbänder um das Handgelenk legen. Ich wollte etwas einfaches, etwas was du leicht versteckten kannst."
Ich stellte mich neben ihn und griff nach meiner neuen Inkognito-Rüstung, Tony sah zu mir und schloss den Koffer: "Äh, noch nicht. Spar es dir für die großen Ligen auf. Ich will nicht, dass du damit herumspielst und nach all meiner harten Arbeit etwas kaputt machst".
Ich spottete und presste dann meine Lippen zusammen. "Nun, danke, ich denke für die Handschuhe und den Schmuck..."
Tony stöhnte wie ein Kind, dann atmete er scharf aus und strich seine Anzugjacke glatt. "Irgendetwas sagt mir, dass Peter ein bisschen dankbarer sein wird, wenn er seinen Anzug sieht."
Meine Augen rollten, "Tony... ich bin dankbar. Ich habe nur... ich habe noch nie einen Anzug gebraucht und ich bin immer lebendig. Ich denke, es wird mir gut gehen."
Tony lachte nur und trommelte mit den Fingern gegen das silberne Gehäuse, bevor er zurück zur Tür ging. "Ja, okay, aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn der Rest des Teams fliegt und du am Boden zurückbleibst."
Er verließ gerade den Raum, als ich ehrfürchtig auf den Koffer starrte und schrie: "Warte, kann ich mit diesem Anzug fliegen?"
Kurz nachdem er den Raum verlassen hatte, kam er mit etwas in der Hand zurück, kleiner als das silberne Etui. "Schade, ich habe vergessen, dir das zu geben. Ich habe mir die Freiheit genommen, dir dein eigenes Telefon zu kaufen. Clint möchte, dass du ihn anrufst. Sieh mich nicht so an - ich habe ihm nicht erzählt, was heute passiert ist, er will nur sichergehen, dass es dir gut geht." Ich sah auf das flachen, schwarzen Bildschirm in seiner Hand hinunter und holte gleichmäßig Luft. Meine Lippen pressten sich zusammen und ich nahm den Bildschirm, bevor ich mich ausreden konnte.
"Ich weiß nicht, wie man das benutzt."
"Oh, ja, richtig." Tony schien mich auszulachen.
"Sei nicht so ein Arsch."
Er sah auf den jetzt hellen Bildschirm hinunter, als er anfing zu plappern: "Erinnere mich daran, dir ein paar neue Wörter beizubringen. Besonders für morgen würde Cap gerne deinen neuen Wortschatz hören".
"Cap? Das ist... der Typ, der mit Bucky zusammen ist?" Ich dachte, er heiße Steve?
Tony nickte, während er auf mein Telefon klickte. "Ja, das sind sie, morgen sind wir gegen sie, nicht vergessen."
"Wie lange sind Steve und Bucky schon zusammen?" Ich hatte in meinem Leben viele Beziehungen gesehen, aber noch nie ein Paar gesehen, welches so hart für ihre Beziehung kämpfte.
"Warte, meinst du?", Tony grinste und schüttelte den Kopf, "Nein, nicht so, äh, sie sind nur Freunde."
"Bist du sicher?" Ich zog eine nicht überzeugte Augenbraue hoch. "Ich erinnere mich, wie Bucky Cap ansah, es sah ein bisschen mehr aus als nur Freunde."
"Oh, du meinst wie du und Peter?" Tony brauchte mich nicht anzusehen, dann wischte er seinen Kommentar beiseite, als ob er gar nichts sagte und reichte mir das Telefon. "Klicke auf die Nummer, wenn du fertig bist."
Ich nahm ihm das Telefon ab, ignorierte meine warmen Ohren und sah ihm dann zum zweiten Mal zu, wie er den Raum verließ. "Ich überlasse dir das Zimmer.", bot er freundlich an. Ich nickte und starrte auf die Telefonnummer, verloren in meiner Angst.
Was sich wie Äonen später anfühlte, klickte ich auf die Nummer und hielt das Telefon an mein Ohr, wie es all die Leute auf der Straße getan hatten.. Das Telefon klingelte, ein Freizeichen ertönte in mein Ohr. Ich hörte ein Klicken und dann jemanden atmen.
"Hier spricht Clint." Er klang müde und ein wenig verwirrt.
"Oh. Ähm, hier spricht Lila", wiederholte ich.
Es entstand eine Pause, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide den Atem anhielten, bevor er kicherte und ich mit einem Lächeln auf meine nackten Füße sah.
"Tony hat mir gesagt, dass du wolltest, dass ich anrufe, und ich..." Ich war mir nicht sicher, was ich sagen sollte, ich entschied mich dafür, was mir durch den Kopf ging. "Ich rufe an, mit diesem Telefon, das Tony mir gegeben hat. Ähm, er hat mir auch einen Anzug geschenkt".
"Ein Anzug? Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht. Und es tut mir leid für alles, was du durchgemacht hast, ich hätte es besser machen sollen. Ich werde es besser machen, weil ich die Idee nicht ertragen kann dich wieder zu verlieren, Lila. Du bist mein Kind, und ich muss auf dich aufpassen, deine Mutter und auch auf deine Brüder, wir sind für dich da. Wir werden nicht zulassen, dass dir noch etwas Schlimmes passiert. Ich werde es nicht zulassen... bist du noch da?"
Alles, was ich tun konnte, war zu nicken, aber als ich merkte, dass er mich nicht sehen konnte, also würgte ich ein kleines "Ja" heraus, holte tief Luft und bekam eine bessere Antwort hin. "Ich bin immer noch hier."
"Also", Clint schaffte es nicht so schnell das Thema zu wechseln, "Tony hat mir erzählt, dass du einen Freund gefunden hast, äh, Evan, Connor... etwas", er verstummte, ich konnte sehen, dass er Witze machte. Er kannte seinen Namen, aber er war nur albern. Ich konnte all seine fürsorglichen Worte und Gespräche nicht ertragen. Sie schienen... unbekannt.
"Ja, sein Name ist Peter. Er ist lustig und komisch", erklärte ich ihm und sah instinktiv zur geschlossenen Tür, in der Erwartung, dass Peter auftauchte. "Er wurde von einer Spinne gebissen und kann jetzt an Wände hochklettern."
"Hm. Ich denke jeder hat seine Tricks...", lachte er und schnalzte mit der Zunge, "auf Wände klettern?"
Ich lachte ein gesundes Lachen, dann entschied ich mich, seinem Humor zu folgen. "Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann fragen."
Ich hörte Gelächter an seinem Ende der Leitung zwischen drei verschiedenen Stimmen, die weit weg vom Telefon klangen, gefolgt von einem gedämpften Geräusch von Bewegungen, er musste sich von dem Lärm entfernt haben. "Äh, also morgen wird es hart."
"Oh, richtig.", dachte ich laut, als ich mich daran erinnerte, dass Clint im gegnerischen Team war. Clint, Cap, Sam und Bucky waren Sie. Tony, Peter und Nat waren wir.
Es war Wir gegen Sie.
Er atmete erschöpft aus, ich konnte fast hören, wie sehr es ihn schmerzte. "Ich weiß nicht, was passieren wird, aber ich werde dafür sorgen, dass du nicht verletzt wirst, niemand wird dir weh tun."
"Es wird schon nichts passieren", beruhigte ich ihn und seine Sorgen mit meinem Versprechen, "Ich habe schon Schlimmeres durchgemacht und wir werden in gegnerischen Teams spielen."
Ich hörte, wie Clint scharf einatmete, als ob er ein Lachen oder Weinen oder vielleicht sogar ein Schniefen unterdrücken würde. "Ich werde dich schonen, obwohl ich dir gegenüber den anderen keine Versprechungen machen kann."
Ich grinste und sah auf die Uhr neben meinem Bett. Es war Mitternacht. Heute war der Tag. Heute war offiziell der Kampf unseres Lebens.
"Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld, Clint."
~4833 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top