Wie alles begann...
Prolog
Schriller Schrei. Verschwommener Blick, der sich auf meinen besten Freund richtet. Unbeschreiblicher Schmerz. Verursacht von einem Wesen, jenseits von Gut und Böse. Tief in mir brodelt dieser Todesschmerz. Taub vor Schmerz, falle ich zu Boden. Mein bester Freund, ein Mann mit verschiedenfarbigen Augen, rennt von Panik getrieben, auf mich zu. Es ist fast schon amüsant mit anzusehen, wie einer der gefährlichsten Serienmörder, der auf diesem gottverfluchten Planeten wandelt, solch ehrliche Angst um Abschaum wie mich empfinden kann.
Mein einziges Auge schließt sich. Endgültig. Ich gebe mich vollkommen der nagenden Dunkelheit hin. Versuche dabei meinem besten Freund noch etwas sehr wichtiges mit auf den Weg zu geben. Eine Information, die den Wendepunkt in dem vor ihm liegenden Kampf bringen würde. Zu spät. Verzeih mir, dass ich dir nicht nützlicher sein kann. Lebe wohl, mein Freund...Sleepless...
Kapitel 1: Häusliche Gewalt
"Kevin? Was ist das bitte für ein beschissener Name!?", werfe ich meinem Erzeuger bereits zum ich-weiß-nicht-mehr-wievielten-Mal vor. Seine Antwort ist simpel. Ein knallender Hieb mit seinem Metallgürtel. Peitschender Treffer in meinem Gesicht. Verächtlich lache ich ihn aus. Wenn der Arsch glaubt, mich damit zum Schweigen zwingen zu können, muss er noch viel lernen. Muss als Resultat meines halben Lachanfalls einen weiteren Schlag einstecken. Und noch zwei weitere, die richtig sitzen. Direkter Treffer mit der Metallschnalle. Diese Schmerzen brennen sich, wie ein glühender Brennstempel, in meinen Geist. Nichts neues für mich. Ich bin nun 16 Jahre alt. Früher hätte ich mich heulend zusammengekauert und jammernd eingesteckt. Doch sind diese Zeiten vorbei. Sehr zum Leidwesen meines Erzeugers, dem ich anscheinend keine ordentliche Befriedigung mehr verschaffen kann. Denn ich flehe nicht. Nie wieder. Ich habe kein Bedürfnis mehr, meinem gottverfluchten " Vater" diese Genugtuung zu geben.
Mit jedem seiner Treffer spüre ich, wie mehr und mehr Blut aus den verursachten Wunden, meinen geschundenen Körper verlässt. Ich lache ihn aus. Komm schon. Prügel die Scheiße aus meinem Leib! Das Lachen provoziert ihn, seine Schlagkraft zu erhöhen.
Meine Mutter, die blutend an der leicht geöffneten Tür des Wohnzimmers steht, schweigt fügsam. Auch sie bekommt es neuerdings zu spüren. Wahrscheinlich fleht sie so sehr, wie ich es einst getan habe. Ihre Augen, glasig von der Gewalt ihres Ehemannes. Gezeichnet von unbändigem Schmerz. Körperlich und seelisch.
Weitere Hiebe ins Gesicht. Er glaubt, dass sich an meinem höhnischen Gelächter etwas verändert. Fehlanzeige, Penner. Mein Auge schwillt in beängstigender Geschwindigkeit an. Gelächter hält an.
"Schlappschwanz", verspotte ich ihn gehässig und bedenke meinen Erzeuger mit einem abschätzigen Blick. Er tritt mir gegen den Brustkorb, sodass ich aus der stehenden Position zu Boden geschleudert werde. Jetzt kommt sein Lieblingspart. Mein Erzeuger öffnet die Hose. Erleichtert sich über mich. Mal wieder. Entwürdigung mittels Urin. Wie so oft in der Vergangenheit. Doch heute wird es etwas anders laufen. Alles geschieht so, wie geplant. In der Nähe, innerhalb dieses heruntergekommenen und von meinem Blut besudelten Wohnzimmers, steht ein großes, aus Leder bestehendes Sofa. Darunter, in Griffweite, das Werkzeug zu meiner endgültigen Befreiung. Habe es vor einigen Stunden aus der Gartenlaube gesichert.
Danach meinen "Dad" bewusst provoziert. Während er damit abgelenkt ist, mich anzupissen, im wahrsten Sinne des Wortes, greife ich nach der großen und durchaus scharfen Gartenschere. Ich muss grinsen.
Schnipp Schnapp. Lebloses Fleisch klatscht zu Boden. Begleitet vom ohrenbetäubenden Geschrei des akut entmannten Erzeugers. Dessen Hände schützend vor die Stelle gehalten, die bis vor ein paar Sekunden noch mit einem Gehänge bestückt gewesen ist.
"Ein einschneidendes Erlebnis, nicht wahr?", spotte ich euphorisiert von meiner Tat. Er sackt zu Boden. Heult wie ein scheiß Balg. So, wie ich damals. Lustig, wie sich die Zeiten verändern. Das fühlt sich echt verdammt gut an. Endlich bin ich diese vermaledeite Opferrolle los.
Ich schaue kurz zu meiner würgenden Mutter. Scheint das ganze wohl nicht ganz so gut aufzunehmen, wie ich es tue. Shit happens. Sie wirft mir einen von Angst erfüllten Blick zu. Ich erwidere diesen mit versucht beruhigenden Blick, der sagt "Es ist gleich wieder ok".
"Was hast du gottverdammter Hurensohn getan!?", reißt mich das wütende, von Schmerzen gepeinigte Geschrei meines Erzeugers, aus den Gedanken. Ich schaue ihn endgeistert an. Wenn ich ihn so betrachte und an das denke, was er meiner Mutter antut, steigt purer Hass in mir hoch. Nehme mir den Gürtel. Jetzt drehen wir das Ganze mal um...
"Weißt du, Vater.", beginne ich und verpasse ihm den ersten Hieb. Voll mit der Metallschnalle in seine gottverfickte Drecksfresse. Oh man, meine Gedanken sind echt voll mit Schimpfwörtern...
"Es ist eine Sache, mich jahrelang zu verprügeln und zu demütigen.", spreche ich weiter und schlage wie wild, immer wieder in sein Gesicht.
"Aber. Du. Hast. Kein. Recht. Meiner Mutter. Dasselbe. ANZUTUN!", brülle ich hassentladen und verpasse ihm mit jedem Wort einen gezielten Hieb. Ein noch nie dagewesenes Gefühl der Stärke und Macht durchflutet regelrecht mein Innerstes. Vater winselt. Mutter seltsamerweise ebenso. Vielleicht, weil ihr einziger Sohn genau so ein Monster ist? Nein, bestimmt nicht. Ich würde ihr nie etwas antun können. Zeit, das Ganze endlich zu beenden. Mit grausigem Vergnügen an der Sache, schnüre ich den Gürtel um Dad's Hals. Er wehrt sich kaum. Vermutlich lähmen ihn die Schmerzen, die ich ihm zuvor zugefügt habe. Mein Erzeuger zappelt und versucht trotz allem seinem Ende zu entgehen. Vergeblich. Ich starte damit, ihn mit aller Kraft zu strangulieren. Das lustige Röcheln beginnt. Seine Befreiungsversuche werden immer verzweifelter und allmählich schwächer.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, erschlafft der massige Körper meines Erzeugers. Er ist tot. Endlich. Außer Atem und zu keinem klaren Gedanken imstande, stehe ich über der entmannten Leiche.
"Was hast du nur getan, Kevin?", haucht meine Mutter mit brüchiger Stimme. Mein Blick wandert langsam von der Leiche meines Erzeugers, über seine abgetrennte Männlichkeit, die in einer kleinen Lache Blut und Urin liegt, hin zu meiner schluchzenden Mutter.
"Ist nicht schade um ihn.", erwidere ich achselzuckend. Mich überrascht meine reuelose Antwort selbst. Doch eine gewisse Stärke an Panik pocht neben der pulsierenden Euphorie.
Plötzliche Schritte auf dem Flur. Männer in Grün stürmen die Wohnung. Ich erschrecke mich so sehr, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Wahrscheinlich haben Nachbarn den Lärm gehört und die Staatsgewalt herbeigerufen. Verdammte Scheiße.
"Nein..Nein..Nein..Fuck!", stoße ich stammelnd hervor, während die Polizisten das Wohnzimmer mit gezogenen Waffen betreten. Sie sehen die Leiche, meine zu Boden gesunkene, weinende Mutter und letzten Endes mich. Denjenigen mit der blutigen Gartenschere und dem Gürtel über dem toten Arschloch. Zusammenhang ist schnell gefunden. Werde von der Exekutive überwältigt. Sie legen mir Handschellen an. Alles geht so unfassbar schnell. Habe keine Zeit, irgendwie zu reagieren. Ich werde von der Polizei abgeführt. Zwei erste Male an einem Tag. Mord und Verhaftung. Glorreich...
Kapitel 2: Verhör
"Das alles sah nicht wirklich nach Notwehr aus, Kevin. Sag uns endlich die Wahrheit!", fordert der streng aussehende Polizist, welcher mich in diesem kalten Verhörzimmer vernimmt. Dieser Raum ist nur spärlich eingerichtet. Ein Tisch. Zwei Stühle. Klischeehafter "Spiegel", mir gegenüber.
Sehe mein Spiegelbild. Groß. Schlaksig. Blonde, kurze Igelfrisur. Braune, wache Augen. Violettes T-Shirt und blaue, verwaschene Jeans. Spitzes Kinn und markante Wangenpartie.
"Ich habe geblutet und wenn ihr Experten es prüfen würdet, wüsstet ihr, dass es nicht Seines ist, Sherlock fucking Bulle!", blaffe ich verständnislos den Mann ohne Eigenschaften an. Dieser knirscht mit den Zähnen.
"Deine Mutter hat ausgesagt, dass du deinen Vater, warte...wie steht das hier noch gleich", der Polizist hält kurz inne und beschaut sich seiner Unterlagen. "Ahh hier, 'kaltblütig kastriert und erdrosselt hast.'"
Mein Herz setzt einen Schlag aus. Der Polizist grinst. Er sieht wahrscheinlich, wie in diesem Augenblick meine gesamte Gesichtsfarbe entweicht. Die eigene Mutter hat gegen mich ausgesagt!? Grenzenloser Frust durchströmt meinen Geist. Ich habe das nur für sie getan.
"D-Das muss ein Irrtum sein. Ich habe mich nur gewehrt gegen ihn. Das nennt ihr doch 'Affekt-Handlung', oder!?", versuche ich mich irgendwie herauszuwinden. Der Mann in grün lächelt selbstzufrieden. Am liebsten würde ich dem Kerl gerade seine scheiß Fresse polieren. Ok, andere Taktik.
"Meine Mutter ist ein kaputtes Wrack, das unter der ständigen Gewalt von diesem Bastard gelitten hat!", schreie ich außer mir vor Wut. Der Angesprochene lächelt mit jedem Wort eine Spur breiter.
"Dein 'Wrack' von Mutter, hat weiterhin ausgesagt, dass sie dich dabei beobacht hat, wie du die Gartenschere unter dem Sofa platziert hast. Scheint so, als hättest du all das vorsätzlich geplant.", sagt der Mann in Grün mit hörbaren Genuss in der Stimme.
Ein absoluter Kälteschauer durchfährt meinen gesamten Körper. Mutter hat alles gesehen? Verdammte Scheiße. Das ist das Ende. Blanke Panik spült sowohl die innere, als auch meine äußere Deckung weg. Blick wandert schuldbewusst zu Boden, als ich alles gestehe..
Kapitel 3: Hinter Gittern
Vorsätzlicher Totschlag. So lautet das Urteil des Jugendrichters. Muss anderthalb Jahre in die Jugendvollzugsanstalt. Der Ort, wo die richtig krassen Jugendlichen landen. Kein Erfolg, auf den ich stolz sein sollte. Alle dort sind jugendliche Freaks. Genau die Art Leute, welche ich mir schon immer als Freunde gewünscht habe. Meine Erzeugerin hat sich gefühlte tausend Mal bei mir entschuldigt. Hat keine Würdigung meinerseits gefunden. Sie hat an diesem Tag ihren einzigen Sohn verloren.
Denke über all das nach, während ich in meiner ekelhaft kleinen Zwei-Mann-Zelle sitze. Die weißgestreifte Knastkleidung trägt nicht gerade zum Wohlbefinden bei. Mein Zellengenosse, ein Junge mit kurzgeschorenen dunklen Haaren und einem Körper, der von Fastfood geformt worden ist, gehört nicht gerade zur angenehmen Sorte Mithäftling. Gibt es so etwas wie eine angenehme Sorte? Eher weniger, glaube ich. Naja egal.. Er liegt auf dem Hochbett über mir und liest in einem Comicmagazin.
"Und du bist also Kevin? Was'n Kackname. Nur Drogenkinder und Spastis heißen so...", höhnt die Vorlage vom Marshmallow Mann. Jetzt, wo ich Fetti da so liegen sehe, fällt mir ein, dass ich unbedingt mal wieder Ghostbusters schauen muss.
"Dafür kann ich wenigstens meinen Schwanz sehen, wenn ich nach unten schaue.", kontere ich grinsend und schmeiß mich auf's untere Bett. Das Wort "ungemütlich" wäre noch ein Kompliment für das, was hier "Bett" geschimpft wird.
"Ich werde dir gleich mal zeigen, was mit dem Letzten passiert ist, der hier frech zu mir geworden ist.", droht Moby Dick mit gereizter Stimme.
"Du hast sie aufgegessen, richtig?", erwidere ich lachend und trete mit meinen Füßen gegen die Unterseite seiner Matratze. Fetti quikt auf und springt runter vom Bett.
"Alter, ich glaube, du hast gerade ein Erdbeben ausgelöst.", knalle ich meinem übergewichtigen Zimmerkollegen weiter rein. Er packt meinen Arm schneller als erwartet und zerrt mich vom Bett. Bekomme einige Schläge ins Gesicht. Alles wiederholt sich.
Knastzeit verläuft ziemlich anstrengend. Fetti findet mittlerweile Gefallen daran, mich zu verprügeln. Natürlich nicht ohne Gegenwehr. Das geht immer solange, bis ich Blut spucke, oder einer der zuschauenden Wärter sich erbarmt einzugreifen. Letzteres geschieht eher selten. Wir sind wohl das Interessanteste, was in diesem Knast so abgeht. Mit jeder Runde "Schlag-Den-Kevin", werde ich geschickter und stärker. Es ist perfektes Training für mich. Specki ist so unglaublich kräftig. Es sind mittlerweile drei Monate vergangen. Beim heutigen Kampf, nachdem ich ihn einige Male mit fetten Prominenten verglichen habe, habe ich dieser Speckbacke einige harte Schläge in seine Doppelkinnvisage verpassen können. Ob durch Geschick, oder der Tatsache geschuldet, dass mein Gegner etwas zu essen gerochen hat, ist unerheblich.
Wir sitzen beide blutend am Boden. "Weshalb bist du eigentlich hier, Moby Dick?", halte ihm eines meiner Taschentücher, die ich bereits seit einer ganzen Weile in weiser Voraussicht horte, hin. Irgendwie witzig, dass sich die Wärter echt einen Scheiß darum scheren und uns nicht einmal irgendwelche Sanktionen aufdrücken.
"Habe meine gesamte Klasse krankenhausreif geprügelt. Und du, Scheißname?", erwidert Fetti, während er mein angebotenes Taschentuch auf seine blutenden Lippen drückt.
"Habe den Schwanz meines Erzeugers mit 'ner Gartenschere abgeschnitten und ihn danach mit seinem eigenen Gürtel erwürgt.", antworte ich gleichgültig dreinschauend. Der Dicke hebt ungläubig eine seiner buschigen Augenbrauen.
"Du Spargeltarzan!? Wo hattest du denn die Kraft dafür her!?", platzt es verwirrt aus ihm heraus. Ich muss lachen.
"Adrenalin vielleicht. Oder Wut. Kein Plan. Jedenfalls hat es dieser Wichser verdient."
"Glaube ich dir. Du wirst immer besser im Kampf, aber du musst noch an deiner Deckung arbeiten. Ich zeige dir, wie man richtig kämpft.", sagt mein Zellengenosse mit dem Ansatz eines Lächelns. Klopfe ihm zustimmend auf die Schulter.
"Übernimm dich nicht. Nicht, dass du noch abnimmst, oder so.", gebe ich lachend zurück. Er lacht auch.
Kapitel 3.5: Ein Jahr Später
Maik, mein speckiger Zellengenosse, wird heute entlassen. Irgendwie finde ich das verdammt schade. Wir sind mittlerweile zu sowas wie Freunden geworden. In einer so kleinen Zelle, in dem einem zum Kampf fast die Bewegungsfreiheit fehlt, muss man sich arrangieren. Als Abschiedsgeschenk überreicht er mir ein gefaltetes Taschentuch. Ich werde ihn vermissen. Seine Masturbationsgeräusche in der Nacht sind zwar verdammt widerwärtig gewesen, aber sonst, ist er eigentlich verdammt in Ordnung. Habe mittlerweile einiges an Muskeln bekommen. Dafür werde ich Maik irgendwann einen gewaltigen Kuchen spendieren.
"Dicker, ist das einer deiner nächtlichen Spaßtaschentücher?", sage ich etwas angeekelt, während ich mit zwei Finger das Taschentuch halte, als würde es meine Haut kontaminieren. Maik grinst dreckig.
"Nein. Dort steht eine Adresse. Wenn du frei kommst, melde dich dort. Sie werden garantiert Verwendung für dich haben, Kevin.", erwidert er mit einem Lächeln im Gesicht. Wir geben uns die Hand. Er geht. Ich sitze auf dem Bett. Lese mir die Adresse durch. Immer und immer wieder. Präge sie mir vollkommen ein. Ich bin nur noch drei Monate hier. Nach ein paar Tagen, bekomme ich einen neuen Zimmergenossen. Hoffentlich wird er mir den Alltag ebenso erträglich machen, wie es Fetti getan hat. Zwischen Hofgängen, Pseudounterricht und Besserungsgruppentherapien, bleibt einem schließlich nur wenig Zeit für interessanten Dinge.
Der Neue ist wesentlich dünner, dafür schaut er um einiges kälter drein, als es Maik je getan hat.
"Hey Kevin, du bekommst Frischfleisch. Sei zu ihm netter, als zu deinem letzten Kollegen.", sagt einer der schaulustigen Wärter. Er will dem Neuen damit vermutlich Angst einjagen. Oh man.
Ich gebe ein lustloses Lachen von mir. Erst, als der Neue die Zelle betritt und der Wärter sich verpisst hat, beginne ich zu reden:"Yo..ich bin Kevin und für die nächsten drei Monate dein bester Freund."
Das Frischfleisch betrachtet mich kurz.
"Schön für dich. Sollen wir uns jetzt gegenseitig die Eier kraulen?", höhnt der kurzgeschorene Neue.
"Na Fein, die Knastjungfrau hat Humor.", gebe ich kalt zurück. Warum gerate immer ich an solche Vollidioten? Die restliche Knastzeit wird sicher spannend...nicht.
Kapitel 4: Frühlingsgefühle
Es ist endlich soweit. Der Wärter bringt mich zum Ausgang. Ich bin endlich frei. Anderthalb Jahre in diesem Scheißloch. Am Ausgang erhalte ich meine Jacke und einige Habseligkeiten. Habe einige Wege zu erledigen. Diese Adresse zu besuchen steht auf Platz eins meiner Liste. Ich begebe mich direkt auf den Weg dorthin. Die Straße ist mir bekannt und glücklicherweise nicht weit vom Knast entfernt. Es ist Frühling und scheißkalt. Der grelle Sonnenschein täuscht darüber hinweg, dass ich mir gerade die Eier abfriere.
Meine Erzeugerin hat mich natürlich nicht abgeholt. Warum auch? Wäre vermutlich eh nicht mitgefahren.
Während ich auf diesem Weg einigen Autos hinterher schaue, plagen mich Zukunftssorgen. Was soll ich jetzt mit mir anfangen? Wird mir der Ort, zu dem Maik mich hinschickt, irgendetwas bringen? Hoffentlich. Sonst bringe ich diesen Fettsack um.
Kurze Zeit später, biege ich in eine enge Seitenstraße ab, die einer Gosse gleicht. Hier gibt es, neben einem steinigen Fußweg nur drei Häusereingänge und direkt gegenüber eine riesige Häuserfassade, die sich über die gesamte Seitenstraße erstreckt. Am ersten Eingang bleibe ich stehen und blicke entgeistert die graue Eingangstür an. Hier soll meine Zukunft starten? Was für Nutzen habe ich hier? Seitenstraßenopfer!?
"Wenn ich diesen Wichser jemals wiedersehe, werde ich ihm eigenhändig das Fett aus dem Leib schneiden!", raste ich gegen Mülltonnen tretend, vollkommen aus. Wie, als hätte ich eine magische Formel ausgesprochen, öffnet sich die graue, heruntergekommene Tür und zwei breitgebaute Schlägertypen der Sorte Erst-Schlagen-Dann-Fragen verlassen, mit Baseballschlägern bewaffnet, das schäbig aussehende Gebäude. Na wunderbar...
"Meinst du Maik mit 'fetten Wichser'?", fragt der um einiges breitere Typ mit Glatze. Ist das Maiks verfickter Ernst?
"Ich bringe ihn um...", zische ich zornerfüllt.
"Stell dich hinten an...Kevin.", sagt der größere mit Bart. Ich starre ihn verwirrt an. Die kennen mich!? Woher zum Teufel? Was ist hier los!? Ich bekomme keine Zeit danach zu fragen. Schaffe es gerade noch so, einem tödlichen Baseballschläger-Hieb auszuweichen. Mein Herz pulsiert schneller, als je zuvor. Der Glatzkopf greift mich ohne Vorwarnung an. Mir fällt auf, wie langsam er sich bewegt. Gut für mich.
Der Hieb des Baseballschlägers, den der Bärtige schwingt, streift meinen Arm. Autsch, das zieht etwas. Denken setzt aus. Ich funktioniere, wie ein gut programmierter Computer. Gezielt bekommt der Glatzkopf einen Handkantenschlag gegen die Schläfe. Er taumelt. Weiche unterdessen erneut dem Hieb seines bärtigen Kollegen aus. Mein zweiter Schlag, dieses Mal mit beiden Handkanten, trifft den taumelnden Breiten an seiner Gurgel. Ziel erreicht. Er lässt endlich seinen gottverdammten Baseballschläger fallen. Der dritte Schlag seines Schlägerspastikollegen trifft meinen rechten Arm. Keuche schmerzerfüllt auf. Nicht weiter schlimm. Kann ihn noch bewegen. Adrenalin dämpft den schlimmsten Teil vom Schmerz.
Verpasse den taumelnden einen harten Tritt gegen sein Schienbein. Er knickt zusammen. Fällt zu Boden. Im selben Augenblick schaffe ich es, den fallengelassenen Baseballschläger zu greifen. Jetzt kann der Spaß so richtig losgehen. Der Glatzkopf liegt vor Schmerz schreiend am Boden. Um den kümmere ich mich zuletzt. Jetzt ist erst einmal sein Sackgesicht von Kollege an der Reihe. Der ist nämlich noch langsamer, als sein Kollege. Gleite konzentriert an seinem zu weit ausgeholten Schlag vorbei.
"Ihr seid langweilig...", spotte ich mit einem gekünstelten Gähnen. Kurz darauf stoße ich den Kopf des Baseballschlägers in die Magengrube des Bärtigen. Dieser keucht schmerzgepeinigt auf. Lässt seinen Baseballschläger fallen. Den trete ich vorsorglich weit weg. BAM! Knalle ihm meinen Schläger mit Schmackes in seine Drecksvisage. Der Bärtige fällt blutend zu Boden.
"Und der Große geht zu Boden. Das Publikum ist außer sich!", ahme ich verspielt einen Kommentator nach, der gerade das Baseballspiel des Jahres moderiert. Trete dabei immer wieder auf verschiedene Bereiche seines Körpers ein. Jedes Mal zuckt der Große zusammen. Keucht schmerzerfüllt auf.
"Und es wird Zeit für einen Homerun!", moderiere ich meine nächste Aktion. Worten folgen Taten. Immer und immer und immer wieder schlage ich auf den Kopf des Bärtigen ein. Der Baseballschläger wird sein nötiges tun. Lautes Knacken und flüssige Matschgeräusche läuten das Ende des Bartspastis ein.
Das, was mal ein Kopf gewesen ist, hat sich wie durch Zauberhand, in rote Bluthirnmasse verwandelt. Er ist tot. Geiles Gefühl.
"Du verdammter Hurensohn!", brüllt sein glatzköpfiger Freund von Sinnen. Er steht wieder, doch schwankt bedrohlich. Wahrlich keine Gefahr mehr für mich.
"Und nun setzt der Pitcher dem Ganzen ein Ende. Die Menge tobt!", moderiere ich erneut, nehme Anlauf und renne auf meinen Gegner zu. Hole dabei weit mit dem Baseballschläger.
"BAM!", brülle ich im selben Augenblick, da mein blutiger Schläger in das Gesicht des Glatzkopfes knallt. Dieser sackt zu Boden. Tot.
"Und der Sieger ist...KEVIN! Der Star des heutigen Abends!", rufe ich euphorisiert und betrachte mit Genugtuung die Leichen der Angreifer. So kurz aus dem Knast und schon wieder Leute abgemurkst. Kommt sicher nicht gut an. Ich habe mich noch nie so verfickt lebendig gefühlt.
Epilog
Jemand klatscht hinter mir. Am Eingang, aus dem die Schlägertypen gekommen sind, steht der grinsende Maik.
"Nicht übel. Du hast zwei gute Männer für's Grobe umgenietet, Kev.", spricht Fetti wohlwollend. Ich ziehe meine Augenbraue hoch. Hätte ich mir irgendwie denken können, dass das ein Test gewesen ist.
"Warum überrascht mich das nicht?", gebe ich außer Atem zurück. Jetzt, wo mein Adrenalinrausch nachlässt, spüre ich die Müdigkeit des Körpers umso mehr.
"Komm rein, Kev. Ich möchte dir jemanden vorstellen, der dir deine weitere Zukunft anbieten will.", sagt Maik und dreht mir den Rücken zu. Ich seufze. Warum nicht..
Wir betreten gemeinsam das verfallen aussehende Gebäude.
"Was wird mit den Sackgesichtern?", frage ich, als wir im Gebäude einen dunklen, dreckig staubigen Hausflur entlang gehen.
"Da kümmert sich die Nachbarschaft drum.", gibt Fetti mit bedeutungsschwerer Betonung auf "Nachbarschaft" zurück. Ich zucke mit den Achseln. Solange ich nicht wieder eingebuchtet werde.
Wir gehen durch die dritte Tür links in einen etwas gemütlicher wirkenden Raum. Dieser wird einzig durch flackerndes Kaminfeuer erhellt. Uns gegenüber steht eine schlanke, bebrillte Frau. Ihre dunklen Haare trägt sie zu einem Dutt geknotet. Durch ihre dunkelgraue Bluse, die im Schein des flackernden Kaminfeuers etwas schimmert und dem dunklen Rock, wirkt sie äußerst streng.
"Hallo Kevin. Wie ich sehe, hast du den kleinen Test bestanden.", begrüßt sie mich, während mich ihre Adleraugen hinter der dünngestelligen Brille aufmerksam mustern.
"Ich nehme an, jetzt kommt ein geheimes Aufnahmeritual. Muss ich Blut trinken? Ich habe 'nen empfindlichen Magen.", scherze ich, um meine Nervosität zu überspielen. Der Gesichtsausdruck der Frau bleibt kühl. Ok, Humor ist hier nicht erwünscht.
"Wir möchten dich willkommen heißen. Das Syndikat braucht Leute wie dich. Bist du bereit dein neues Leben zu beginnen?", fragt die streng aussehende Frau mit kalter Stimme. Ich seufze. Irgendwie gefällt mir dieser Gedanke. Denke nicht lange nach, bevor ich einwillige.
Und so beginnt mein neues Leben im Blut getränkt...
Fortsetzung folgt.
So. Das ist der erste Teil meiner Einauge-Saga. Ich hoffe sehr, dass sie euch zusagt. Ich würde jeden Leser bitten mir Feedback zu hinterlassen. Ich muss wissen, wie es bei euch ankommt!! Danke und bis zur nächsten Creepypasta.
Euer Lord Maverik!
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