Secure. Contain. Protect.
Kapitel 1: Neue Anstellung
"Er kooperiert nicht."
"Dann verpassen Sie dem Penner eine höhere Ladung!"
"Meinen Sie nicht, dass er ein Pause von den Schocks braucht?"
"Doc, führen Sie meinen Befehl aus!"
Gleißender Schmerz frisst sich durch meine Nervenbahnen. Elektroschocks lassen meinen gefesselten Körper unkontrolliert zucken. Ich erlebe totalen Kontrollverlust über meinen Körper. Bin nicht in der Lage mein Auge ruhig zu halten. Vier männliche Personen, die innerhalb eines sterilen Forschungsraumes Experimente an mir durchführen. Wollen, dass ich ihnen zeige, wozu ich fähig bin. Nur, weil ich verraten wurde.
Mit einem Mal stoppen die Schocks, doch der Schmerz zieht noch ewig durch meinen Körper. Verraten mir, wie meine Nervenbahnen verzweigt sind. Mein noch etwas zuckender Körper fühlt sich unheimlich taub an. Ich befinde mich an einer Apparatur befestigt, die mich zu stehen zwingt. Nur mein Kopf hängt vor den Metallschnallen vornüber.
"Guck mal, der hat sich eingepisst!", ruft einer der vier Kerle belustigt seinem Kollegen zu. Zwei Wachen. Der Kerl, der hier das Sagen hat, ein vergleichsweise junger Mann mit kurzgeschorenen dunklen Haaren, schwarzen Vollbart und G36 im Anschlag. Auf seiner grauen Schutzweste prankt das Emblem der SCP-Foundation. Ein Kreis, in dessen Innenleben sich ein angedeutetes Dreieck befindet. Direkt vor mir ein wesentlich älterer, arglistig wirkender Forscher im klischeehaften weißen Laborkittel.
"Also, Kevin.", beginnt die wichtige Person der Leute mit ruhiger, kalter Stimme. Seine klaren, eisblauen Augen stechen in Meines.
"Noch einmal von vorne. Uns wurde mitgeteilt, dass du dazu in der Lage bist, die Kräfte anderer zu kopieren. Wir würden dich darum bitten, es uns zu demonstrieren.", beendet der Wichser seinen Satz. Langsam und mit letzter mühseliger Kraft zwinge ich meinen Kopf aufrecht zu bleiben, um den Blick standzuhalten. Ich zwinge mich zu einem Lächeln.
"Sorgt lieber dafür, dass ihr mich tötet. Denn irgendwie werde ich hier herauskommen und dann schwöre ich bei allem, was mir heilig ist, ich bringe jeden von euch um.", antworte ich düster. Die Zeit für Späße ist vorbei. Die beiden Wächter brechen in hämisches Gelächter aus. Der junge Sicherheitschef, oder was auch immer er ist jedoch, bleibt vollkommen unberührt.
"Du könntest hier ein entspanntes Leben haben. Wärst nützlich für uns. "Einauge", so willst du doch genannt werden, oder?", beginnt dieser und schreitet langsam vor mir auf und ab, seine Stimme weiterhin ruhig gehalten. Ich stoße lediglich ein freudloses "Tz" heraus.
"Wir haben dich beobachtet, Einauge. Deine Missionen. Deine Kämpfe. Du bist intelligent und wenn du kooperierst, dann sorge ich dafür, dass du nicht nur Freiheiten hast, sondern dass du deine Rache an dem Syndikat bekommst.", sagt der Kerl und bleibt wieder direkt vor mir stehen. Jetzt hat er meine Aufmerksamkeit, auch wenn mein Körper noch immer von Schmerzen gepeinigt etwas zuckt.
"Habt ihr nicht einen Deal mit dem Syndikat? Warum sonst bin ich hier?"
"Weil Melissa Angst vor dir hat. Du bist mächtiger als sie. Sie ist in Sorge, du könntest dir dessen bewusst werden und die Loge vollkommen übernehmen, oder sie, wie schon einmal fast, vernichten.", erklärt die Person mit Befehlsgewalt. Einige Momente herrscht Stille. Sein Angebot ist interessant. Ich müsste lügen, wenn ich sage, ich wäre nicht an Rache interessiert.
"Warum habt ihr mich gefoltert, wenn ihr wollt, dass ich mit euch zusammenarbeite?", frage ich das, was mir just in diesem Moment auffällt. Der Angesprochene lächelt kurz.
"Um dir von Anfang an zu zeigen, dass wir auch anders können.", antwortet er. Auch ich lächel.
"Verstehe."
Einige weitere Moment herrscht Stille. Ich wäge die Optionen miteinander ab. Ach scheiß drauf. Gerade als ich zum Sprechen ansetze, fällt mir etwas zusätzliches ein.
"Ich bin dabei. Darf ich aber um einen Wunsch bitten?", sage ich lächelnd. Der Kerl, der die Befehlsgehalt inne trägt, nickt stumm, auch wenn er dabei ziemlich missmutig wirkt. Ich grinse breit. Das wird eine durchaus interessante Zeit werden.
Kapitel 2: Kindliche Neugier
"Nun denn, SCP-"
"Nennt mich bei meinem Namen.", fordere ich entnervt von einem neuen Wissenschafts-Kerl, der mich an eine junge Version von Albert Einstein erinnert. Dieser blickt Marco, dem Sicherheitschef, wie er sich mir vorgestellt hat, unsicher an. Marco nickt ihm zu. Der Wissenschaftler räuspert sich vernehmlich und setzt neu an.
"Nun denn, Einauge. Wir werden heute bereits mit drei Subjekten anfangen, denen wir Sie aussetzen. Sie wissen, was sie zu tun haben?", fragt er extra laut und deutlich, als wäre ich begriffsstutzig. Ich rolle entnervt mit meinem Auge und antworte mit übertriebener Idiotenstimme "Ich glaube schon. Denn ich bin nämlich nicht richtig im Kopf, konnte trotzdem Foucault an der Nase herumführen und war der zweite Anführer einer Syndikatsloge.", ich sehe, wie Marco mich verständnislos anblinzelt, dann setze ich in normaler Stimmlage ein "Ja ich weiß, was ich zu tun habe", hinterher und besehe mich dem Ort, in welchem das erste Subjekt lebt. Eine Zelle, die einem Kinderkrankenzimmer gleicht. Ein Bett mit einer Gerätschaft, die wahrscheinlich ein EKG darstellen soll. Eine Infusionslösung, die mit dem Subjekt verbunden ist. Sterile Aufmachung. Hier würde ich ungern leben wollen.
Die geöffnete übertrieben dicke stählerne Tür zur Zelle wird von mir durchschritten. Vorsichtig nähere ich mich dem ruhig gelegtem Subjekt. Mir wurde nicht genau gesagt, was auf mich zukommt. Nur, dass ich sehen soll, was es kann und die Kraft kopieren soll.
Diese Zelle wird schwach durch ein paar Glühbirnen beleuchtet und mit einem Mal erkenne ich auch, dass da ein kleines Mädchen sediert im Bett liegt. Das muss ein echtes Teufelszeug in der Infusion sein.
In meinem In-Ear Kopfhörer, dass mir Marco offiziell vor Antritt meiner Aufgabe ins Ohr gesetzt hat, dröhnt eben jene Stimme.
"Wir stellen nun die Zufuhr der Infusion ab. Sie wird aufwachen. Versuch sie nicht zu sehr zu erschrecken". Ich stoße ein amüsiertes Seufzen hervor.
"Ich und jemanden erschrecken? Ich sehe aus wie das verfickte blühende Leben."
"Sei einfach so nett, wie du kannst. Es ist nicht ohne Grund verboten, SCP-239 aufzuwecken." Herrje. Ich betrachte das kleine blondhaarige Mädchen, dass da vollkommen wehrlos im Krankenbett liegt. Sleepless würde es das Herz brechen, ein Kind so zu sehen.
Langsame und orientierungslos zuckende Bewegungen gehen von der Kleinen aus. Als Reaktion gehe ich vorsichtig zwei Schritte zurück und bereite mich darauf vor, mich aus der Zelle zu teleportieren, falls nötig. Sie öffnet ihre Augen. Gottverdammt. Ihre Augen. Sie schimmern in einem grau-grünen Farbton. Sie setzt sich auf. Betrachtet ihre Umgebung. Erblickt mich. Ihre schimmernden Augen mustern mich neugierig.
"Wer bist du?", fragt es mich mit einer dermaßen unschuldigen Mädchenstimme, dass ich unweigerlich sanft zu lächeln beginne.
"Mein Name ist Kevin. Und du bist?"
"Eine Hexe", antwortet sie mit kindlichem Stolz. Meine Fresse ist das niedlich.
"Darf ich zu dir kommen?", frage ich freundlich. Sie scheint kurz darüber nachzudenken, dann nickt sie zögerlich. Ich gehe auf ihr Krankenbett zu.
"Du darfst dich auf mein Bett setzen, Kevin.", bietet sie mir lächelnd an. Ich nicke und tue, was sie mir angeboten hat. Einige Momente schweigen wir uns an, ehe sie wieder zu sprechen beginnt.
"Du bist auch besonders oder?", fragt sie mit naiver Neugierde. Ich lächel sie an und nicke.
"Wenn du möchtest, zeige ich dir, was ich kann.", sage ich zu der Kleinen und jetzt scheint sie unübersehbar gespannt zu sein.
"Aber erschreck dich nicht, ok?" Nun nickt sie. Und in der nächsten Sekunde, habe ich mich von der Bettkante, zur Tür teleportiert. Und ehe ich mich versehe, hat sie ihre Infusionsschläuche entfernt und steht innerhalb eines Wimpernschlages neben mir.
"Kann ich auch. Und sogar noch mehr. Schau mal.", sagt sie begeistert, zeigt mit ihrem Finger auf den Infusionsständer und plötzlich beginnt er sich zu deformieren bis hin zur gänzlichen Veränderung seiner Struktur. Wo eben noch ein metallisch glänzendes Utensil gestanden hat, befindet sich jetzt ein verdammter Sessel. Sie hat aus einem Infusionsständer aus Metall einen scheiß Sessel aus Leder gezaubert.
"Du kannst alles verändern, was du möchtest, nicht wahr?", frage ich sie nun mit ebensolcher Begeisterung. Sie nickt euphorisiert, vermutlich begeistert, dass sie mit wem redet, der sich vor ihrer Kraft nicht fürchtet.
"Willst du mal was spannendes wissen, meine Kleine?", füge ich eine weitere Frage hinzu, nach welcher sie mich mit ihren großen schimmernden Augen anschaut.
"Wenn ich die Kräfte anderer sehe, kann ich sie nachahmen. Schau mal auf den Sessel.", sage ich und warte, bis sie es tut und mit einem Fingerschnipp, verwandelt sich der Sessel nach langer Deformation, in einen Kühlschrank. Sie klatscht vollkommen begeistert in die Hände.
Plötzlich öffnet sich die Stahltür und ein Sicherheitstrupp stürmt augenblicklich das Zimmer. Ehe die Kleine weiß, wie ihr geschieht, treffen sie mehrere pfeilartige Geschosse in den Körper.
"Hilf...mir..", fleht SCP-329, streckt ihre Hände nach mir aus und sackt sediert zusammen. Sie ist betäubt worden. Ich sehe mit einer Mischung aus Wut und Betroffenheit dabei zu, wie die Sicherheitskräfte das schlummernde Mädchen zurück ins Bett bringen, einen neuen Infusionsständer in die Zelle rollen und die Kleine wieder daran anschließen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten.
"Gut gemacht, Einauge. Du kannst wieder zurückkommen. Auf zur nächsten SCP.", spricht die Kopfhörerstimme von Marco zufrieden und mit zu Fäusten geballten Händen, verlasse ich die Zelle der Kleinen. Aber nicht, ohne mir zu schwören, eines Tages hierhin zurückzukehren und sie hier herauszuholen...
Kapitel 3: Göttlicher Besuch
"Ich verspreche dir, dass dir dieser Besuch gefallen wird.", sagt der Sicherheitschef Marco, als wir vor einer weiteren gefühlt kilometerweit dicken Stahltür stehen. Ich ziehe meine Augenbraue hoch.
"Jeder Mitarbeiter besucht ihn gerne. Reden gerne mit ihm. Ich sage dir im vorraus, dass du seine Kräfte möglicherweise nicht kopieren kannst und selbst wenn, dann nicht für lange.", prophezeit er kalt. Ich seufze schwer.
"Warum soll ich dann zu ihm?"
"Weil wir die Grenzen deiner Macht testen wollen und er ist optimal dafür.", erklärt Marco geduldig und veranlasst per Handzeichen seinem Kollegen hinter einem Sicherheitsfenster, dass er die Tür zu öffnen hat. Dann geht der Sicherheitschef zu dem Partner in den Nebenraum und lässt mich vor vollendeten Tatsachen.
"Warum auch irgendwelche näheren Details? Alles kann. Nichts muss... Arschgeigen...", fluche ich leise vor mich hin, betrete die Zelle und sehe mich dem Inbegriff des Wortes "gemütlich" wieder. Die Größe des Zelleninnenlebens steht in absolut keiner Relation zu dem, was man von außen erwartet. Mich begrüßt flackerndes Kaminfeuer und ein mit warmen rot und brauntönen ausgestattetes Wohnzimmer. Auf einer braunen Pelzcouch, sitzt das Subjekt, dessen Blick im Kaminfeuer versunken zu sein scheint. Er ist...nicht mit Worten zu beschreiben. Es ist, als würde er zu keiner Ethnie gehören. Keiner spezifischen.
"Willkommen Kevin, oder nein. Ich nenne dich besser so, wie du es gerne möchtest. Willkommen Einauge.", begrüßt mich der älter aussehende Mann, dessen weiche Gesichtszüge ihn gütig und weise wirken lassen. Sein gepflegter Drei-Tage Bart, sowie der saubere, lässig wirkende graue Anzug, tut sein übriges zu dieser Erscheinung.
"Nimm doch neben mir Platz.", sagt SCP-343 freundlichst. Ich tue, wie mir geheißen, vollkommen fasziniert von dem Subjekt.
"Du bist ein Kopierer.", spricht der Mann mit interessierter Stimme. Ich bin dermaßen in Faszination geraten, dass ich nicht weiß, was ich ihm antworten soll.
"Keine Sorge. So geht es vielen. Jedenfalls, Einauge. Sie haben dich zu mir gebracht, um zu sehen, bis zu welchem Grad du die Kräfte anderer kopieren kannst. Möchtest du es ausprobieren?", fragt diese imposante Existenz entspannt und ich bringe nichts, als ein respektvolles nicken zustande. Daraufhin legt er seine Hand auf meinen Kopf und mit einem Mal ist mir, als fließe die gesamte Macht des Universums durch meinen Körper. So viel Kraft. Sie ist endlos. Nicht zu definieren.
"Sie nennen dich nicht ohne Grund, Gott...", hauche ich, von dem Fluss der Macht mitgerissen. Er lacht heiter.
"Ja so nennen sie mich. Zeig ihnen mal, was du kannst.", sagt "Gott" munter. Langsam erhebe ich mich von der Couch und halte meine Handfläche nach oben gerichtet. Sofort bildet sich unter knirschenden Knallgeräuschen eine handflächenbreite blaue Kugel. Eine Nachbildung der Erde.
"Du hast gerade einen Planeten erschaffen.", sagt SCP-343 mit väterlichem Stolz in der Stimme. Augenblicklich durchstechen mich alle Qualen der Hölle. Dieser augenblickliche Schmerzpegel übersteigt meine physische Konstitution. Bevor die Schwärze mich umfängt, sehe ich, wie SCP-343 seine Hände nach mir ausstreckt...
Epilog
Erinnerungen. Meine Kindheit. Mein Vater. All die Schläge. Gegen mich, meine Mutter, meine Schwester. Verrat. Die Gesichter von Melissa. Maik. Sie lachen über mich. Freuen sich, dass sie mich los sind. Das Gesicht dieser Frau. Meine erste Liebe. Die Bilder, wie sie doggystyle von ihrem besten Freund genommen wird, direkt vor meiner Nase, als ich zu ihr nach Hause kam. Dann wieder auf Anfang. Immer wieder. Dabei berührt mich etwas. Oder jemand. Oder was auch immer.
Ich reiße mein Auge auf. Liege in meiner Zelle, doch bin nicht allein. Da sind noch weitere Leute im Raum. Ich liege erhöht. Kann Marco sehen. Doch da ist etwas undefinierbares direkt vor mir. Ein schwarzes....Etwas. Es berührt mich. Ich kann mich nicht bewegen.
"Was...Was soll das?"
Erinnerungen. Meine Kindheit. Mein Vater. All die Schläge. Gegen mich, meine Mutter, meine Schwester. Verrat. Die Gesichter von Melissa. Maik. Sie lachen über mich. Freuen sich, dass sie mich los sind. Das Gesicht dieser Frau. Meine erste Liebe. Die Bilder, wie sie doggystyle von ihrem besten Freund genommen wird, direkt vor meiner Nase, als ich zu ihr nach Hause kam. Dann wieder auf Anfang. Es passiert in einer Dauerschleife. Unkontrollierbar. Etwas tief in mir brodelt.
"Wir kennen nun deine Grenzen. Nunja, deine physischen. Und jetzt wollen wir mal sehen, wie es mit deinen psychischen Grenzen aussieht. Das vor dir, ist SCP-959. Oder auch liebevoll "Bogeyman" genannt. Er hat die unangenehme Eigenschaft, dir immer wieder deine schlimmsten Erinnerungen vor Augen zu führen.", erklärt Marco gelassen und überlässt mich dem Subjekt.
Erinnerungen. Meine Kindheit. Mein Vater. All die Schläge. Gegen mich, meine Mutter, meine Schwester. Verrat. Die Gesichter von Melissa. Maik. Sie lachen über mich. Freuen sich, dass sie mich los sind. Das Gesicht dieser Frau. Meine erste Liebe. Die Bilder, wie sie doggystyle von ihrem besten Freund genommen wird, direkt vor meiner Nase, als ich zu ihr nach Hause kam. Es hört nicht auf. Vor meinem geistigen Auge erscheint ein neues Bild von mir. Eine wahnsinnige Version meiner selbst. Und sie gefällt mir immer besser...
Fortsetzung folgt...
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