Gerechtigkeit

So schnell, wie das charakteristische Kribbeln der Teleportation aufgekeimt ist, vergeht es auch wieder. Es hat kaum einen Wimpernschlag gedauert, ehe ich mich in meiner neuen Umgebung stehen sehe. Irrwitzig groß-, breit- und langgestreckt. Die schwarzen Wände, die keinesfalls natürlichen Ursprungs sein können, sehen ungefähr so glatt aus, wie die Umgebung der Höhle, in welcher der Alpha residiert. Was jedoch noch seltsamer anmutet, ist der hellbräunliche, wie frisch gebohnert glänzende Fußboden. Die Decke ist von hier aus nicht erkennbar, jedoch scheinen in regelmäßigen Abständen Lichtkegel von oben auf den Boden herab und erleuchten die Szenerie in einer durchschnittlichen Helligkeit.
„Interessanter Ort", sage ich zu mir selbst und ernte das Echo meiner eigenen Stimme. Das Rauchwesen, welches mich hierher gebracht hat, ist fast sofort wieder verschwunden. Wahrscheinlich, um Black-Cat zu holen. Und gerade, als meine Gedanken zu ihr wandern, verendet meine aufgekeimte Faszination jäh und weicht dem Gefühl, welches mich zu dieser „Reise" veranlasst hat.

„Hey Kev", begrüßt mich mit einem Mal die Stimme Blacks von der Seite und ich schaue in ein verwirrt dreinblickendes Frauengesicht. Ebenso fasziniert, wie ich es just vor einigen Augenblicken noch gewesen bin, schaut sich die Katzenfrau an diesem Ort um. Der graue Pullover und die schwarze Leggings lassen den Schluss zu, dass sie gerade noch Zuhause gewesen ist. Gut, denn einschränkende Kleidung, wie ihre engen Jeanshosen, würden ihr den folgenden Kampf nur erschweren.
„Kannst du mir bitte erklären, was hier los ist?", fragt sie währenddessen und ich könnte meinen, dass ein Hauch von Missmut in der Stimme meiner Geliebten mitschwingt.
„Du wolltest doch dabei sein, wenn wir den Mörder von Sera schnappen", erwidere ich kühl und blicke sie vielsagend an. Das Rauchwesen umschwärmt uns beide und gibt zischende Geräusche von sich.

„Sssssoll ich ihn holen?", fragt sie, bereit loszulegen.
„Einen Augenblick noch bitte", antworte ich und halte meine linke Hand als Stopzeichen empor. Black-Cat erwidert einen finsteren Blick auf meine Antwort an sie.
„Du hast die Person gefunden...", haucht sie in einer Düsternis, die ich bei meiner Liebsten bisher noch nie erlebt habe. Irgendwie verdammt sexy. Ich nicke stumm, mein Blick zu Boden wandernd.
„P-Paleo hat es getan", gebe ich wortlos wider. Auch, wenn ich zu Boden schaue, kann ich Blacks Füße sehen, die einen Schritt nach hinten gehen. Kann ihre Hände sehen, wie sie sich zu Fäusten ballen. Sich verkrampfen. Wie sich ihre Finger in die Handfläche bohren und etwas Blut hinabtropft. Einige Zeit lang herrscht erdrückende Stille, dann ist es Black-Cat, die diese durchbricht.
„Komisches Rauchwesen? Kannst du diesen Hurensohn herholen?" Zischendes Lachen erklingt als Resultat, ehe ein „Nichtssss lieber alssss dasssss" erwidert wird. Als ich meinen Kopf zur Verwunderung hebe, sehe ich gerade noch, wie das letzte bisschen schwarzen Rauchs, welches dieses Wesen umgibt, im Nichts verschwindet. Ehe ich etwas tun kann, umschlingt mich Black-Cat und haucht mir einen Kuss auf den Mund.

„Danke, dass du mich geholt hast. Lass uns unsere Sera rächen", haucht sie in mein Ohr. Streichele ihr über den Kopf, so wie ich das Abends immer tue, wenn Black neben mir liegt.
„Er wird leiden", antworte ich kühl und bin unendlich froh darüber, dass meine Geliebte mir keinen Vorwurf macht, weil Paleo der Mörder ist. Schließlich hätte ich es erkennen müssen... Es dauert keine fünf Minuten, da ist an diesem Ort ein Poltern zu vernehmen.
„Was Fällt Ihnen ein, mich derart zu überrumpeln!?", blafft die nur zu bekannte, aalglatte Stimme meines ehemaligen Beraters. Der löwenmähnenbärtige Scheißkerl wird von dem Rauchwesen umschwirrt und ist damit beschäftigt, wild mit seiner Schallkraft um sich zu feuern.
„Lass mir bitte den ersten Schlag", sage ich zu meiner Geliebten. Sie schaut mich an, während sich der Hauch eines Lächelns um ihre vollen, zartroten Lippen abzeichnet.
„Schnapp ihn dir, Baby. Aber lass genug für mich übrig", antwortet sie und klappst mir auf den Hintern. Ich grinse das erste Mal seit langem aus ehrlichem Herzen.

Im nächsten Moment, stehe ich genau vor Paleo, der mich mit geweiteten Augen anschaut.
„Lange nicht gesehen, Hurensohn", sage ich kalt und ramme ihm mit voller Kraft meine behandschuhte Faust in die verfickte Bartvisage. Sein gesamter Körper gibt bei der Kraft meines Schlages nach und bewegt sich in die Richtung des Wuchthiebes mit, sodass Paleo von den Füßen gerissen, einige Meter weit zu Boden fliegt. Das Rauchwesen schwebt in sichere Entfernung und verharrt dort. Jedoch nicht tatenlos. Über ihr entstehen exakt 12 dunkle Quadrate, die nach der Vollendung zu flimmern beginnen. Die Gesichter bekannter Logenbosse kommen zum Vorschein. Aber auch andere, mir bisher unbekannte Leute.

„Diesssss issssst eine Reinigung. Der Angeklagte, Jamessssss Unterbach, isssst der Sssssünde desssssss Todessssss der Unsssschuldigen Ssssssera, Adoptivtochter dessssss Logenbosssssesssss „Einauge", für Ssssschuldig befunden. Der Bossssss höchsssssstperssssönlich und ssssseine Lebenssssgefährtin vollssssstrecken nun dasssssss Todesssssurteil", gibt das Rauchwesen bekannt. Diese Prozedur habe ich fast vergessen.
„Wir stimmen dem Urteil zu, Eternia. Werter Anführer der Mondloge und Gefährtin. Sie haben unseren Segen und die ungeteilte Aufmerksamkeit. Vollstrecken Sie das Urteil umgehend", kommt von dem Bildschirm, das das einzige unkenntlich verzerrte Gesicht zeigt.
„Wer ist das?", fragt mich Black Cat leise. Die Antwort zeigt sich in meiner Erwiderung an den Bildschirm.
„Sehr wohl, oberster Boss", gebe ich verneigend von mir und richte mich zu dem sich langsam aufrappelnden Paleo. Er bekommt keine Zeit, um sich zu erholen. Teleportiere Black-Cat direkt zu ihm. Diese beginnt den Verräter mit Krallenhieben ordentlich zu traktieren. Habe fast vergessen, wie grazil, elegant und gleichzeitig voller wilder Aggression diese Frau zu kämpfen vermag. Eine wahre Augenweide, sie in Aktion zu erleben. Paleo bekommt einige Kratzer im Gesicht ab, schafft es aber weitgehend unverletzt zu bleiben. Mehr sogar. Der Wichser weicht ihren Angriffen immer gezielter ab und schafft es sogar fast einen Gegentreffer mittels Kniestoß zu landen. Teleportiere mich genau in den Rücklauf von Paleo und lande einen seitlichen Hüfttreffer mit der Faust. Der Löwnmähnenbärtige geht kurz auf die Knie.

„Ich hätte Sie nie für einen Feigling gehalten, der einen Kampf nicht alleine führen kann", kommt von Paleo, welcher verächtlichen Blickes Blut vor meine Füße spuckt. Seine Augen - ein einziges Meer aus Hass. Wie hat er mich gerade genannt?
„Du. Gerade DU!? Nennst MICH einen Feigling!?", schreie ich wutentbrannt und knalle ihm mit voller Wucht meine Knie in seine gottverdammte Verräterfresse.
„Ausgerechnet du? Du verfickter, hinterfotziger, verlogener Bastard nimmst dir das scheiß Recht heraus, mich einen ‚Feigling' zu schimpfen!?" Ich hätte nicht gedacht, dass mein Zorn noch größere Dimensionen erreichen kann. Paleo spuckt Blut und einen Zahn.
„Eew. Widerlich. Doch nichts im Vergleich zu dem, wie du nach unserer Behandlung aussehen wirst", kommentiert Black-Cat finster und stößt Paleo ihre Chucks ins Gesicht. Der Getroffene keucht wiederum schmerzerfüllt auf und knallt mit dem Kopf gegen den Hallenboden. Black und ich treten direkt vor ihn und schauen den Verräter von oben herab an.
„Sie hat dir vertraut. In dir einen Beschützer gesehen", haucht Black-Cat tonlos und mit spürbar bebender Stimme. Paleo schaut uns wortlos an.
„Sie wollte mit uns verreisen, erinnerst du dich? Hat die Welt sehen wollen. Du solltest mitkommen. Sera hat dich als Teil...", Black-Cat schluchzt schwer und unterbricht ihren Satz. Bittere Tränen rollen ihr vom Gesicht. Das nächste kommt mit einer so hohen Lautstärke, dass sie selbst Melissa damit hätte Konkurrenz machen können.

„Sie sah dich als Teil ihrer Welt an!!", schreit meine Liebste von Sinnen, dass es mir auf so vielen Ebenen das Herz bricht. Paleo schweigt. Schaut weg. Das gebrochene Herz, wird vom Hass zur Seite gedrängt, welcher bei dieser Reaktion gewaltsam die Kontrolle an sich reißt. Bevor ich ihn für diese Ignoranz bestrafen kann, versagen mir die Muskeln den Dienst. Stehe wie angewurzelt da. Auch Black geht es da nicht anders. Sein verfickter Schall. Er hat uns gelähmt. Die Kopfbewegung zur Seite. Damit hat er unbemerkt Schall ausgestoßen, mit der er uns bewegungsunfähig hat werden lassen. Das kann aber nicht allzu lange vorherrschen. Ich kenne seine Kraft in und auswendig. Schall in dieser Größenordnung kann uns lediglich einige Sekunden lähmen. Wie sich zeigt, braucht er auch nicht länger, um sich wieder aufzurappeln. Ich kann langsam meine Finger wieder bewegen. Mit jeder Sekunde mehr. Scheiße! Es reicht nicht. Wenn der Kerl dazu kommt zu schlagen, dann...

„Hat ganz schön wehgetan. Doch nun bin ich an der Reihe", spricht der Verräter finsteren Blickes und wendet sich Black zu. Unfähig es zu verhindern, muss ich mit ansehen, wie er ihr den ersten Fausthieb ins Gesicht verpasst. Während seines Schwungs und der Schlagbewegung durch die Luft, erzeugt und manipuliert Paleo genug Schall, um uns weiterhin gelähmt zu halten. Genau das habe ich befürchtet. So muss ich zusehen, wie Black Cat den zweiten Schlag kassiert. Den dritten. Vierten. Fünften. Wehre mich verzweifelt und mit aller innerlicher Gewalt gegen die anhaltende Bewegungsunfähigkeit. Vergeblich.
„Er tötet sie. Verdammt. Dieser Hurensohn tötet meine Black!", schreie ich in Gedanken.
Lass mich dir helfen", knurrt Asmodi in meinem Inneren. Black Cats Auge schwillt an. Aus ihrer Nase fließt Blut in Strömen, sowie aus ihren Mundwinkeln. Siebter Schlag. Achter.
„Nein!", schreie ich, als neue Kraft durch mich strömt und mich aus der Paralyse befreit. Asmodi hat die Blockade vernichtet. Unfreiwillig, weil es ihn selbst ekelhaft viel Kraft kostet. Vor dem neunten Hieb, packe ich Paleos Arm und breche ihn innerhalb kürzester Zeit an drei Stellen. Schmerzerfülltes Schreien hallt durch die gesamte Höhle. Stoße den Verräter unsanft zu Boden. Black Cat droht indes, wie ein nasser Sack zu Boden zu fallen. Kurz vor dem Aufprall fange ich sie ab und teleportiere sie ein paar Meter in Sicherheit. Lege sie sanft auf den Boden. Ihr angeschwollenes, linkes Auge ist eine einzige unschöne Beule. Das Freie blickt mich tränend an.

„Blacky. Ruh dich kurz aus. Ich verspreche, dass du ihn töten darfst", sage ich sanft, beuge mich zu ihr herunter und gebe ihr jeweils einen Kuss auf Stirn, Nasenspitze und Mund. Sie nickt lediglich und schließt ihre Augen.
„Ein heroischer Held, wie er im Buche steht. Sie haben einen viel zu widerlichen Hang zur Theatralik, Einauge", erklingt Paleos Stimme hinter mir kalt. Einen Moment später, stehe ich lediglich eine Armlänge entfernt vor dem Verräter. Apropos Arm. Sein linker hängt schlaff an seiner Seite herab.

„Mich interessieren deine Sprüche nicht, Paleo. Warum hast du sie umgebracht?", gebe ich düster zurück, während vor meinem Auge die schwarzen Bläschen hochtsteigen, die nur dann erscheinen, wenn sich meine Aura um den Körper legt. Der Angesprochene antwortet nicht, sondern hebt seine rechte Hand direkt vor meinem Auge und schnippst. Zumindest ist dies sein Vorhaben. Hindere seine Hand daran Geräusche von sich zu geben. Dennoch erklingt ein Schnippen. Mit einem Mal verschwimmen mir alle Sinne. Ich will mich bewegen, doch alles ist, und ich kann es nicht besser beschreiben, vertauscht. Wenn ich meinen rechten Fuß bewegen möchte, zucken die Schultern. Die Signale für das Kopfschwänken, werden zu Jenen, die die Finger krümmen.
„Seine andere Hand", sage ich in meinen Gedanken, mich selber verfluchend.
„Sehen Sie, Einauge. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist derart begrenzt, dass Sie nicht alle Optionen bedacht haben. Dabei frönen Sie doch angeblich der Fähigkeit, alles zu wissen. Weshalb haben Sie dann nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass zwar mein Arm nutzlos ist, meine Finger sich jedoch noch immer zum Schnippsen eignen? Weil Sie arrogant sind. Mächtig. Unglaublich mächtig. Aber arrogant. So arrogant, dass Sie nicht bemerkt haben, wie Ihr Berater das Mädchen töten konnte, das Sie so hochmütig zu beschützen gelobt haben. Schall ist zu unglaublichen Dingen fähig. Die gesamte Wahrnehmung kann immens beschädigt werden. Dennoch: Mir ist durchaus bewusst, dass ich hier nicht lebend herauskomme. Auch, dass ich Sie nicht töten kann, da Ihr Dämon sie in ungefähr ein bis drei Minuten befreit hat und das Rauchwesen dort hinten vermeiden wird, dass ich Sie töte. Das Urteil sieht mich als todgeweiht an und nicht Sie. Jedoch kann ich eine Sache sehr wohl tun", hält Paleo seinen bösartigen Monolog, in welchem ich weiterhin verzweifelt versuche die Körperkoordination auf Vordermann zu bringen. Habe noch nie ein so bösartiges Lächeln auf seinem Gesicht gesehen, während er sich umdreht. Er wendet sich der am Boden liegenden Black-Cat zu. Sie ist kein Mitglied des Syndikats. Für sie gelten die Schutzregeln der Reinigung nicht.
„Halt! Wage es nicht, noch einmal Hand an sie zu legen!", schreie ich ihm hinterher, unfähig mich geregelt zu bewegen. Falle unsanft zu Boden, weil ich keinen Fuß vor den Anderen setzen kann. Zielsicher ist der Verräter nach wenigen Augenblicken bei Black-Cat angekommen und formt mit der gesunden Hand eine Fingerpistole, die er auf meine Liebste richtet. Finger. Verdammt ja. Ich kenne seine Kraft in und auswendig. Mein Bewegungsapparat ist noch immer gestört, doch weiß ich, wie ich die Finger krümme und schnippe. Will meinen Kopf bewegen, doch stattdessen bewege ich die Finger. Ein Schnippsen von mir, und die kopierte Kraft von Paleo. Hoffentlich hat es gereicht.

Stille. Paleo bewegt sich erst gar nicht. Dann sehr spastisch, als würde er nicht wissen, welchen Fuß er wohin zu setzen hat.
Blockade entfernt. Mehr kann ich nicht mehr tun. Sorge dafür, dass es das letzte Mal ist, Junge", dröhnt Asmodi in meinem Innersten und das fast schon belebende Gefühl der Bewegungsfreiheit jubiliert durch meine Seele. Im nächsten Wimpernschlag stehe ich direkt vor Paleo, der zu Boden fällt.
„Black, bist du in Ordnung?", ist die erste und wichtigste Frage in diesem Moment. Ein keuchendes „Klar", kommt zurück und ein Gefühl der Erleichterung mischt sich zu den anderen Emotionen.
„W-Wi-Wie", zittert Paleo.
„Du kennst doch meine Hauptkraft", gebe ich vielsagend zurück und knie mich zum Verräter herunter.
„Sie können Kräfte kopieren"
„Richtig. Du hättest mich lähmen sollen. Wie vorher. Doch du hast lediglich meine Sinne durcheinandergewirbelt. Ich habe, zugegeben durch Glück, herausgefunden, welches Signal nun für meine Finger zuständig ist und habe deine Kraft gegen dich selbst gewendet", erkläre ich überlegen. Paleo lacht schwach.
„Nun war ich arrogant und habe Sie unterschätzt", gibt er resigniert zurück. Stoße ein lustloses „Hmpf", hervor und stehe auf. Kann die schwerfälligen Bewegungen Black Cats hören. Sie legt ihre Hand fest auf meine Schulter. Stützt sich ab.

„Willst du mal etwas sehen, mein Engel?", frage ich meine Geliebte mit sanfter Stimme und warte nicht auf die Antwort.
„Kerzenmeer", hauche ich in das Nichts der Höhle und keine fünf Sekunden später erscheinen zahllose Kerzen auf dem Boden der Höhle, einige Meter von uns entfernt. Sie sind in Formation aufgereiht und ergeben einen bestimmten Namen. Black-Cat keucht.
„Sera... Du kannst-"
„Ja. Ich kann ihre Kraft benutzen. Nicht alles. Nur niedere Magie, könnte man behaupten. Sie war eine mächte Hexe, unsere kleine Sera", erkläre ich Black liebevoll und reiche ihr meine Pistole. „Beende es. Ich habe es dir versprochen" Meine Geliebte schaut mich mit Tränen in den Augen an, haucht mir einen Kuss auf die Lippen und nimmt die Pistole. Wir beide schauen auf Paleo herab, der den Blick schwer atmend erwidert. Black richtet meine Pistole auf den Verräter.

„Das ist für Sera...", haucht sie. Die Stille dieser Höhle wird im nächsten Moment von einem ohrenbetäubenden Knall gestört, der das Ende eines verlogenen Verräters verkündet. Ich kann die Länge des danach aufgekommenen Schweigens nicht erfassen, jedoch fühlt es sich wie Stunden an. Black-Cat und ich stehen einfach nur über der Leiche von Paleo. Der Mann, der unsere Sera auf dem Gewissen hat. Diese Ratte hat bekommen, was er verdient hat. Das Gefühl der Befriedigung kämpft sich nur langsam den Weg durch die gähnende Leere meiner Gefühlswelt.
„Es ist vorbei...", haucht Black fast unhörbar. Ich nicke stumm und lege meinen Arm um ihre Hüfte.
„Möge Sera in Frieden ruhen", füge ich nach einer Weile geistig abwesend hinzu. Die Stimme des obersten Bosses reißt mich aus der Starre.
„Der Gerechtigkeit wurde genüge getan. Die Reinigung ist vollbracht. Werter Einauge, das Werk ist vollbracht. Ich sende Glückwünsche und weiterhin gutes Gelingen. Auf bald"

Wende mich zum letzten verbliebenen Quadrat, das direkt über Eternia, dem Rauchwesen, schwebt. Kann gerade noch das Nicken der unkenntlichen Gesichtszerrung erkennen, ehe sich der „Bildschirm" in schwarzen Nebel auflöst.
„Auch von mir einen herzzzzzlichen Glückwunsssssch. Ich bringe euch beide nun nach Haussssse, wenn ihr gessssstattet", zischt das schwarzdampfende Wesen in neutraler Tonlage und ehe wir etwas erwidern können, sehen wir uns innerhalb des Wohnzimmers meiner Wohnung stehen. Hätte ich sie nicht an der Hüfte festgehalten, wäre Black mir just in diesem Augenblick zusammengeklappt.
„Hey Süße. Hab dich. Ich bring dich erst einmal ins Bett", flüstere ich liebevoll und erwarte keine Antwort mehr, denn sie ist nicht länger bei Sinnen. Als ich sie gebettet habe und mich gerade neben sie gelegt habe, steht ein rabenköpfiger Informant direkt vor dem Bett. Beschissenstes Timing aller Zeiten.

„Sleepless hat den Clown getötet. Sie wollten unverzüglich informiert werden", spricht das Wesen in sonorer Stimmlage. Muss schwer seufzen. Einerseits, weil ich eigentlich ein wenig schlafen will. Andererseits, weil ich einen verdammt geilen Kampf verpasst habe. Nun...okay, ich hatte selbst eine ziemlich nervenaufreibende Schlacht.

„Danke. Ich mache mich unverzüglich auf den Weg. Wegtreten", antworte ich brummend und wende mich meiner ruhenden Geliebten zu.
„Das Kuscheln holen wir nach. Versprochen", murmele ich ihr zu und hauche Black einen sanften Kuss auf die Wange.
„Auch dir muss ich danken, Asmodi. Du hast dafür gesorgt, dass ich nicht noch einen Menschen verliere, der mir etwas bedeutet. Dafür stehe ich in der Schuld", bedanke ich mich denkend von ganzem Herzen.
Ohh. Ich habe eine ganze verdammte Menge bei dir gut. Aber für dieses Mal: Nicht der Rede wert. Ich hasse es, wenn du zu einem Jammerlappen wirst. Das ertrage ich kein zweites Mal", erwidert der Dämon dröhnend in meinem Kopf. Ich muss lachen. Er auch. Mit einem seufzenden „Na dann", rappele ich mich vom Bett hoch, streiche meine Robe gerade und teleportiere mich davon. Der Stress endet nie...

Fortsetzung folgt...

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