Unser neues Leben

Martin schreckte hoch als er das Klingeln des Weckers vernahm. Er hatte es ja nicht weit bis zu seiner Praxis. Und auch ich hatte mir für den heutigen Tag so einiges vorgenommen. Er schaute mich mit seinen großen Augen an und gab mir einen zärtlichen Kuss. Höchste Zeit , sich fertig zu machen. "Was machst du heute schönes?", wollte er von mir wissen. " Ich muss einige Sachen besorgen. Lass dich überraschen!", Hatte er eine Wahl? Nicht wirklich. Ich hatte mir schon einen Laden gesucht, der Malutensilien führte: Skizzenblöcke, Stifte, Farben. Ich freute mich darauf, diesen Sachen gleich in meinen Händen halten zu können. Es wurde höchste Zeit, dass ich meine Ideen zu Papier bringe.

Und er hatte bis Mittag zu tun. Ich wollte ihn später anrufen, ob er zum essen nach Hause kommt. Wie das klingt, nach Hause. Ungewohnt und trotzdem schön. Nun aber los. Rein ins Auto. Ab zur meinem hoffentlich bald Lieblingsladen. Dort angekommen, begrüßte mich eine sehr freundliche Frau Anfang fünfzig, graues Haar, warme Aura. " Was kann ich denn für sie tun?" und ich wollte mir erst einmal einen Überblick verschaffen über ihr Sortiment, war dann aber doch froh, dass sie mich errettete.

"Wie lange malen Sie denn schon?". Und ich zu ihr: "Schon viele Jahre, will jetzt wieder anfangen.". Dann schwärmen wir beide von der tollen Landschaft und vom Vollmond. So erfuhr ich, dass sie Lillian heißt und hier Malkurse gibt. Sie zeigte mir die verschiedensten Staffelein, Farben, Pinsel und ein wunderschönes Skizzenbuch. Das schrie förmlich "Kauf mich!" und ich nahm gleich mehrere davon mit, wusste ich doch, dass Papier aufgebraucht war, wenn ich erst regelmäßig wieder zeichnen würde. Irgendwie war mir Lillian sofort sympathisch und ich ließ mir von ihr einen Flyer geben, wo alle Daten ihrer Kurse draufstanden.

Ich wollte mich dann bei ihr melden. Es gibt also auch noch nette Menschen hier und nicht nur eine platinblonde Furie, die noch von mir hören und lesen wird. Jetzt aber schnell auf den Markt und frisches Obst und Gemüse kaufen. Ich wollte ja dann auch kochen, bekam endlich wieder Lust darauf. Lillian hatte mir gesagt, wie ich dort hinfahren kann, war nicht weit entfernt.

Ich liebte es, über solche Märkte zu bummeln. Wenn man nett fragte, durfte man kosten. Weintrauben, die sauer sind, schmecken nun mal nicht. Etwa eine halbe Stunde wanderte ich von Stand zu Stand, hatte meinen Korb mehr als voll und schon im Kopf, was ich damit machen wollte. Auch frischen Fisch gab es, war eine Ewigkeit her, dass ich welchen gegessen hatte. Und nun endlich war es soweit: Ich kaufte schöne Filets, fragte nach der Zubereitung und so gesellten sich noch ein paar Kräuter in den Korb. Jetzt aber los, sonst wird es knapp.

Inzwischen hatte mir Martin eine Nachricht geschrieben, dass er zum essen kommen würde. Nun also erst recht beeilen. Ich fragte noch schnell, ob er auch Fisch isst. "Puh , Glück gehabt.". Zu Hause angekommen, räumte ich schnell die Einkäufe weg, bis auf das, was ich jetzt zum kochen brauchte, Kartoffeln ansetzen, Fisch putzen, vorher Herd vorheizen.

Fisch behandeln nach der Drei-S-Regel und mit den frisch geputzten Kräutern befüllen, Zitronenscheiben drauf und alles in Alufolie packen. Ab in den Ofen. Salat putzen, waschen, zupfen, alle Zutaten in eine Schüssel, Dressing, natürlich selbst angerührt, nicht dieses Fertigzeug. Schon durchziehen lassen. Jetzt konnte ich den Tisch decken. Tee vorbereiten. Kurz auf die Uhr geschaut, geschafft. Schon hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde. Alles rechtzeitig fertig geworden und der Duft frischer Kräuter zog durch den Raum.

Endlich erschien der Herr des Hauses, der natürlich auch den Duft frischer Kräuter mochte. Er gab mir einen Kuss und ich bat ihn, sich an den Tisch zu setzen.
Ich nahm zwei bereits mit Garnitur versehene Teller und befüllte sie zuerst mit den Kartoffeln, die ich mal kurz durch Butter gezogen hatte, den Fisch und stellte den Salat und ein selbst zubereitete Zitronensauce mit dazu. "Ich weiß ja nicht, ob du das magst.". Dann setzte auch ich mich. Wir konnten endlich essen. Vorsichtig zerlegte ich den Fisch und kostete ein Stück. Es schmeckte vorzüglich.

Martin beobachtete mich. " Ich hatte heute einfach Lust auf Fisch.", dann erzählte ich ihm von Lillian. Er freute sich, dass ich mich wohl hier fühlte und nicht nur zu Hause hockte. "Und wie war es bei dir?", fragte ich. "Normal.", ich wusste ja, dass er nicht über seine Klienten reden durfte. Noch immer waren wir beim essen. Er staunte nicht schlecht, dass ich mit Appetit aß.

Aber auch ich war überrascht, was ein Ortswechsel alles bewirken konnte. Wenn er aber nicht bald mit mir über seine Ex redet, werde ich ihm erzählen, was ich gestern im Supermarkt mit ihr durch hatte, bevor es ein anderer tut. Schließlich war er ja bekannt und auch sein Schicksal.

Dass es ihm schmeckte, war nicht zu übersehen. "Wo hast du nur gelernt, so lecker zu kochen?", fragte er neugierig. "Bei meiner Oma, sie hatte ein Händchen dafür und sie hätte dich gemocht!". Seine Augen begannen zu strahlen.
" Ich muss jetzt noch mal los, komme aber gegen vier Uhr nachmittags wieder.", gab mir noch einen Kuss und schon war er aus der Tür.

"Vielleicht sollte ich mich mal bei meinen Chef melden", dachte ich und griff zum Telefon. Das Gespräch war kurz, aber informativ, hatte er mir doch gesagt, dass ich auch von hier aus für die Kanzlei arbeiten könnte. Das war mal eine gute Nachricht. Aber ich sollte mich erst mal erholen und wir wollten uns nächste Woche mal sehen, lud mich und Martin zu sich nach Hause ein. Das war recht ungewöhnlich, aber man konnte ja mal hinfahren. Später rief mich seine Frau an und erzählte mir, dass er seinen sechsundsechzigsten Geburtstag feiert. Also musste ich noch ein passendes Geschenk besorgen. Vielleicht konnte mir Lillian dabei helfen. Ich werde sie morgen danach fragen.

Apropos Lillian: ich wollte unbedingt ihren Kurs besuchen, man konnte nur dazulernen. Und das richtige Handwerkszeug hatte ich ja bereits. Jetzt schnell Ordnung schaffen und dann konnte ich mal die Füße hochlegen. Endlich und ich zog mich nach oben in mein Zimmer zurück, alles roch nach ihm. Ich rollte mich in seine Decke ein und war eingeschlafen, bekam nicht mit, dass er bereits da war.
Martin weckte mich vorsichtig. Er stellte mir eine Tasse Tee hin. Dann hörte ich, wie er in sein Zimmer ging. Nach ein paar Minuten kam er wieder zu mir, umgezogen, bequeme Sachen an.

Ich war geschafft und wollte einfach noch ein wenig liegen bleiben. Er zog seine Hose aus und huschte mit unter die Bettdecke. Er kuschelte sich an mich, ich spürte seinen Atem in meinem Nacken.

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