26) Eine rosige Zeit

,,Hallo Rose, du bist hier ja ganz allein. Ein Mädchen, mit solch einer rosigen Ausstrahlung sollte ihr Zeit doch nicht alleine verbringen müssen", sagte Steffen, ein Hufflepuff, Rose. Sie wusste nicht, ob sie ihn wirklich ernst noch ernst nehmen sollte und er gar nichts mitbekam oder sie klareren Klartext als Klartext reden sollte. Dieser Junge hatte sie die ganzen Tage genervt, auf keine böswillige Art, aber eine die mit jedem mal qualvoller wurde. Rose war sich nicht mal sicher, ob er sie heute zum vierten und fünften mal fragte, ob sie Zeit hätte. Am Vormittag hatte sie seine bitte ganz einfach damit niederschlagen können, dass beide ihre Freistunden nie zur selben Zeit hatte. Dass sie ihn so mehrmals an einem Tag abweisen musste, war schon äußerst lächerlich. Am frühen Nachmittag hatte sie ihre Hausaufgaben genannt und mehrmals angemerkt, dass sie schon genügend Freunde hätte, mit denen sie jederzeit etwas unternehmen könnte. Ihr Glück war ihr heute nicht holt, falls er es ihr je gewesen war. So hatte Steffen sie doch gerade auf den Gang entdeckte, als sie allein war.

,,Oh, ich war gerade in der Bibliothek, aber ich möchte noch mit meinen Freundinnen Karten Spielen im Gemeinschaftsraum", log sie schlicht. 
,,Kartenspielen, das klingt spaßig. Irgendwelche Spiele, wo noch eine weitere Person einsteigen könnte?", fragte er hochmotiviert.
,,Nein", sagte sie zu schnell, ,,also ich meine, Emily besteht darauf, dass nur Mädchen mitspielen und wir somit mal eine Zeit fern ab von Jungs haben", verbesserte sie noch.
,,Wie sieht es in paar Stunden aus?", fragte er unbeirrt weiter.
Rose atmete schwer. ,,Nein, danke, wie schon erwähnt, habe ich genügend Freude und Bekanntschaften, mit denen ich auf einer Wellenlänge und jederzeit spontan meine Zeit gut vertreiben kann. Ich brauche nicht noch mehr zwischenmenschliche Beziehungen dieser Art. Also darfst du gerne die freundlichen Bemühungen zurückschrauben", versuchte sie es freundlich.
,,Verständlich", sagte er und nickte verstehend. Er machte keinen Anhalt weg zu gehen. ,,Ich werde dich dennoch bis zum Gemeinschaftsraum begleiten. Denn er gibt auch andere zwischenmenschlichen Beziehungen."
,,Ja?", sagte Rose verwirrt klingend, obwohl sie innerlich nur verzweifelte und es bemühte zu unterdrücken. ,,Ich bin schon ziemlich spät zum Treffen. Ich sollte mich beeilen. Bis dann", sagte sie und sprintete direkt los. Sie lief ins Treppenhaus nach unten. Gerade so bekam sie mit, dass er nach ihr auch zum Sprinten angesetzt hatte. Sie nahm mehrere Stufen auf einmal. Eigentlich war ihr Ziel der Gryffindorgemeinschaftsraum, aber sie fürchtete, dass er ihr versuchte sie zu verfolgen und sie somit einholen würde. Also bog sie in einen willkürlichen Gang ab. Dort rannte sie noch bis zur nächsten Kreuzung, bei der sie abbog und keuchend auf Schrittgeschwindigkeit abbremste. 
Der Gang war leer und Rose unterdrückte gerade so den Drang aus Wut zu Schreien.
,,Dieser verfluchte Vollidiot", murmelte sie wütend und wünschte es würde etwas auf dem Boden liegen, das sie wegtreten könnte.
Wenn er sie noch weiter nervte, würde sie ihn irgendwann ins Gesicht schreien, dass er sich verziehen sollte. Bis jetzt konnte sie es auch nur unterdrücken, weil er wirklich nett war, ihr einmal in einem Fach geholfen hatte und sie ihm glaubte, dass er ihren Wink, dass nicht interessiert war, nicht verstand.
Rose kam an einer Tür vorbei, die nach draußen führte. Ein Spaziergang war das was sie brauchte, so dachte sie.
Während sie über die weiten Wiesen schritt, beruhigte sie sich und ihre Gedanken befanden sich im freien Nichts, ohne Gedanken und Sorgen. Ab und an hörte man in der Ferne das Spielen von jüngeren Kindern, bis sie ein lautes Rufen vernahm, der ihren Namen zu ähnlich klang.
Sie drehte sich um und schaute auf der Wiese nach Menschen, die sie gerufen haben.
Auf einem Freiluftgang im zweiten Stock erkannte sie enttäuscht Steffen, der winkte und ihren Namen rief. Sie wandte sich ab und ging weiter, zielsicher zum Wald, der war immer verboten und gefährlich und er würde sich da nicht rein trauen und noch hoffte sie, dass er dacht, dass er sie verwechselt hätte.
Ruhigen Schrittes ging sie zum Wald. Am Rand angekommen drehte sie sich um und entdeckte Steffen schon auf der Wiese, der grob in ihre Richtung ging oder vielleicht sogar lief. Schnell ging sie tiefer in den Wald. Nach 20 Metern versteckte sie sich hinter einem dicken Baum mit viel Gebüsch, durch den sie gut spicken konnte. 
Es knackte plötzlich. Rose drehte sich ruckartig. ,,Ach, du bist es nur", sagte sie erleichtert, als sie erkannte, dass Scorpius paar Schritte von ihr entfernt stand.
,,Bloß", lachte er, ,,Wo vor musst du dich verstecken?"
,,Ich muss mich vor gar nichts verstecken", gab sie direkt zurück, ,,aber dieser ätzende Hufflepuff Steffen nervt mich die ganze Zeit. Ich kann ihn aber nicht wirklich abnehmen, weil ich es nicht harsch genug sage, was ich nicht kann, da er es gar nicht böse mein."
,,Soll ich es ihm auf harsche Weise mitteilen", bot Scorpius ohne zu überlegen mit einem überheblichen Grinsen an.
,,Meine Güte, nein", sagte Rose schockiert, bevor er tatsächlich noch Anstalten machen konnte das Versteck zu verlassen und zum Hufflepuff zu gehen. ,,Ich warte einfach ab bis er weg ist und kümmere mich ein anderes mal darum. Er hat mich, glaube ich, eh noch nicht entdeckt." Sie zeigte auf Steffen, der irritiert auf der Wiese lang ging ohne klares Ziel und suchend. 
,,Sollen wir nicht tiefer in den Wald gehen?", fragte Scorpius. 
,,Der ist verboten und wäre das nicht auffällig?", fragte Rose verunsichert.
,,Ich habe dich hier auch mit Leichtigkeit entdeckt. Keiner würde dich tiefer im Wald vermuten . Das ist sichere", meinte Scorpius überzeugt.
,,Na gut, wenn du meinst", stimmte sie zu.
Er führte sie tiefer in den Wald hinein. Als sie endlich einen breiten Trampelpfad fanden blieben sie stehen.

,,Das ist auf jeden Fall tief genug", meinte Rose und sah sich um. Es erinnerte sie an die Nachtwanderung mit Jay, wobei es jetzt am helligen Tag viel besser war. Die Sicht reichte weit und man konnte nun die Schönheit des Waldes besser erkennen und wertschätzen.
,,So", fing Scorpius an, ,,links geht es tiefer in den Wald. Das sind spannende Wege mit weiter Aussicht. Rechts bleiben wir relativ nahe am Rand mit paar kleineren aber auch schönen Dinge des Waldes."
Rose ging nach rechts. ,,Kein Grund sich mehr in Gefahr begeben", sagte sie.
,,Wow, eine Gryffindor, die nicht mal keine Sekunde überlegt den etwas gefährlicheren Weg zu gehen und ein Abenteuer zu erleben. Stattdessen möchte sie den langweiligen Weg zu den romantischen Orten gehen. Jetzt verstehe ich, warum du den Weg gehst", laberte er vor sich hin und überzeugte sich so selber. Er holte zu Rose auf. Die gerade auf der Stelle kehrt machte.
,,Wenn ich hier nachts klar komme, dann auch Tags, auf zu freundschaftlichen Abenteuern", sagte sie ohne einen Funken Begeisterung, aber mit dem Lächeln einer Tsundere.
,,Wie du meinst", sagte Scorpius mehr als zufrieden.
Sie gingen schweigend neben einander her. Die Stille beruhigte Rose. Es war besser als leeres Gefasel.
Ein Rascheln kam von einem Johannesbusch. Beide bleiben stehen. Ein braune Tier sprang hinaus. Dieser Hase huschte direkt davon. Scorpius kicherte. Dann setzte er ein Wolfsheulen.
,,Ruhe", schimpfte Rose.
,,Ich bin ein Wolf auf Jagd", flüsterte er schnell, ehe er dann laut weiter heulte. Rose boxte ihr. Er heulte nochmal.
Als sie nochmal ausholte, lief er los, den Weg entlang. ,,Ich bin ja auf der Jagd", sagte er zu ihr. Dann lief er mit Wolfgeheul weiter.
Rose schaute ihn genervt hinter her. Als er aber keine Anstalten machte zu stoppen, lief sie auch los und sah ihn lächelnd an, während sie innerlich den Kopf schüttelte.
Er lief ein längeres Stück als sie gedacht hätte. Als sie an Kreuzungen vorbei kamen, lief er weiter, ohne sich die Wege näher anzuschauen. Nach zwei Minuten des Rennens blieben Scorpius stehen. ,,Gut mitgehalten Wölfin", sagte er.
Rose ging in die Kniee und keuchte nur. Sie erwiderte nichts, um stattdessen Luft zu holen.
,,Beeindruckender Ort, nicht wahr?", fragte Scorpius.
Rose blickte auf. Der Weg vor ihnen ging weiter. Nur das nach rechts sich ein Abgrund offenbarte und links vom Weg sich ein steile Schräge hochzog, wo paar Bäume verzweigte Wurzeln in den Boden geschlagen hatte.
Scorpius ging paar Schritte auf dem Weg, um von dort aus über den Abgrund zu blicken.
Rose folgte ihn. ,,Ja, beeindruckend", sagte sie. Der Abgrund ging mindestens zehn Meter in die Tiefe. Im Tal war zur Steilwand ein mooriges Gebiet. Der Rest der Tales war mit Nadelbäumen bewachsen.
,,Lass uns weiter gehen", bat Scorpius sie und in seinen Augen funkelte die Vorfreude mit der Neugier.
,,Meinetwegen", stimmte Rose zu, die ihm das nicht ausschlagen konnte. Eben, weil er sich so freute und sie selber wissen, wollte wie es weiter ging. Der Weg vor ihnen war etwas enger. Man konnte noch zu zweit nebeneinander gehen, aber dann müsste man nahe nebeneinander gehen.
,,Toll", freute sich Scorpius.
Sie ging los und blieb rechts beim Abgrund, wenn sie am Abgrund entlang geht, kann sie besser das Tal bewundern.
Scorpius griff mit seiner rechten Hand an leicht über ihre Hüfte und schob sie nach links zu steilen Wand. Dann ließ er ab und sagte ruhig: ,,Ich würde gerne rechts gehen."
Rose nickte. Sie war nicht wirklich enttäuscht. Sie hatte weder die Lust ihm Wünsche auszuschlagen, noch mit ihnen zu diskutiere.
So gingen sie im entspannten Schritt den Weg entlang. Man hörte verschiedenste Vögel zwitschern. ,,Jetzt hört man richtige Tiere", flüsterte sie ihm erfreut zu.
,,Das ist himmlisch", stimmte er ihr leise zu.
Beider genossen den langsamen Spaziergang.
,,Rose", meinte Scorpius und schaute ihr in die Augen.
,,Ja", sagte sie leise, während sie den Blick erwidert.
Plötzlich rutschte Scorpius nach unten aber. Sein Fuß hatte den Halt verloren. Rose griff nach seinen Armen. Er ergriff ihn ,während er sich auch am Boden versuchte festzuhalten. Mit der anderen Hand griff Rose gehetzt nach hinten und erwischte eine Wurzel in der steilen Wand, die ihr zusätzlich halt gab.
Kniend hockte Rose nun so. Scorpius hielt sich an ihre Hand und dem Boden fest und versuchte sich nach oben zu ziehen. Dabei suchte er mit den Füßen Halt in der Wand um sich auch noch mit den Füßen nach oben zu schieben. Mehrmals drückte er sich so einen Stück nach oben, ehe er wieder nach unten rutschte. Nach etlichen Versuchen fand er genug Halt, um sich mit ihrer Hilfe zurück auf den Weg ziehen. Als Scorpius in Sicherheit war. ließ sich Rose auf den Hintern fallen und lehnte sich an der Wand an. Scorpius saß neben ihr.
Beide blickten auf die Schlucht vor ihnen. Ihr schneller Atem beruhigte sich nur langsam.
,,Danke dir. Gut, dass du so schnell reagierst", sagte Scorpius nach einigen Momenten. Er stand auf und bot ihr die Hand zur Hilfe an.
Sie ergriff. ,,Ich kann sehr schwer mit einer Leiche in der Zukunft ankommen. Was sollte ich Weihnachten deinen Eltern sagen, wenn du tot bist", sagte sie das Kompliment verweigernd.
Er zog sie hoch. ,,Natürlich, du hast mich nur gerettet, damit du dir den Stress mit meinen Eltern antun muss", sagte er neckend. Er hatte sie beim hochziehen so nah an sich gezogen, dass ihr Gesichter keine drei Zentimeter entfernt waren.
,,Natürlich", versuchte Rose mit fester Stimme zu sagen, aber bei dem festen Augenkontakt zitterte ihre Stimme leicht.
,,Bedauerlich", sagte Scorpius übertrieben enttäuscht und ließ von ihr ab. ,,Gehen wir zurück", meinte er.
Rose nickte. ,,Diesmal gehe ich am Abgrund", sagte sie, sodass sie keine Widerrede erlaubte.
Scorpius grinste amüsiert.
,,Aber, wenn du runterfällst, was soll ich dann deinen Eltern sagen?", fragte er sie überspitzt.
Rose verdrehte amüsiert die Augen.
Er griff nach ihrer Hand. ,,So kann ich mindestens genau so schnell reagieren wie du und dich im Sicherheit wägen", erklärte er ohne Augenkontakt an. Sie sah ihn und errötete. Dann blickte sie schnell zu Boden. Ihre Hand ließ sie aber in der warmen Hand von Scorpius.
Hand in Hand verließen sie den Weg beim Abhang. Im Wald inneren angekommen behielten sie ihre Hände noch weiter beieinander.
,,Das war in der Tat ein abenteuerlicher Spaziergang", meinte Scorpius amüsiert.
,,Kann man so sagen", lachte Rose bitter und beide kicherten.
,,Du bist ziemlich beeindruckend", lobte Scorpius sie.
Sie schlug mit der freien Hand auf seine Brust. ,,Deine Komplimente sind zu übertrieben", beschwerte sie sich, aber ihre Tonlage verriet, dass sie die Komplimente mochte und nur nicht wusste, wie man erwidert.
,,So so?", fragte Scorpius, der durch Roses Aktion ihr gegenüberstand, ,,dann bemühe ich mich die schönen Dinge an dir in Nebensätzen zu packen, damit du sie nicht abschmettern kannst." Der leichte neckische Ton, brachte Rose fast dazu automatisch zu widersprechen, aber ihr fiel nicht schnell genug eine Antwort ein. Sie drehte sich ab, sodass beide händchenhaltend weitergehen konnten.
Scorpius lächelte zufrieden und schaute nach vorne in nichts.
Rose erst noch etwas beleidigt, musste auch lächeln, als sie den zufrieden Blick von Scorpius bemerkte.
Bis zum Rand des Waldes würden die beide nicht aufhören Hände zu halten.

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