24.) Ausgeschlossen
Scorpius japste nach Luft, nachdem ihm Albus hoch zum Krankenflügel gehetzt hatte. ,,Dass ich noch", Scorpius schnaufte, ,,den Tag erlebe, an dem eine solche Strecke schneller rennst, als ich und dann noch freiwillig."
,,Ja, aber ich konnte Luna gestern nur so kurz beistehen", rechtfertigte sich Albus und öffnete die großen Türen.
Gestern Abend wurde Luna über eine fliegende Trage in den Krankenflügel transportiert. Anscheinend hatte sie dann auch zeitnah ihr Bewusstsein wiedergefunden. Sie hatten kurz mit ihre Reden dürfen, dabei hatten sie erfahren, dass sich Luna ihr rechtes Bein gebrochen hatte. Dann hatte die Krankenschwester sie hinausgestellt, weil es spät geworden sei. Dementsprechend früh, waren die beiden Slytherins am Sonntag früh aufgestanden und als erstes im großen Saal zum Frühstück gewesen. Selbst die andern Zeitreisenden hatten sich dort nicht früh vorgefunden. Sobald der Krankenflügel für Besucher aufmachte, war Albus schon aufgesprungen, um nach oben zu sprinten.
Nun erkannten die beiden, dass Jay schon bei Luna und sie zum Lachen brachte Sie hatte ihr Bett recht nah am Eingang.
,,Morgen", grüßte Jay die beiden, die daraufhin schnell eine Begrüßung zurück murmelten.
Luna reckte sich nach vorne. ,,Guten Morgen, ihr hättet doch alle nicht so früh aufstehen müssen an einem Sonntag, nur um mich zu besuchen."
,,Kommt gar nicht in Frage", meinte Albus und setzte sich auf die Seite ihres Bettes, so wie es Jay getan hatte. Am gestrigen Tag hatte sie nicht wirklich sich privat unterhalten können, da die die Rumtreiber selbstverständlich sie auch in den Krankenflügel begleiten hatte, um zu sehen wie es ihr ging.
,,Geht es dir gut?", fragte Scorpius.
,,Ja, alles gut. Es ist nur mein Bein gebrochen. Ein wenig langweilig vielleicht, aber ich habe hier viel zu lesen und Hugo meinte, er wird paar Klassenkameraden von uns überzeugen mich heute besuchen zu können", erzählte sie und passend dazu kam Hugo mit seiner Schwester Rose an. Sie schob die Tür sogleich zu, lächelte der Krankenschwester davor noch zu und schritt den Raum von vorne bis hinten ab. Es befanden sich keine weitere Schüler neben ihnen im Raum.
Hugo stellte sich ans Bettende und berichtete: ,,Also Vera und Injusta Äquita kommen dich später mit mir besuchen, dann können wir paar Brett- und Kartenspiele spielen." Luna nickte erfreut.
Hugo fragte nun ernster: ,,Wie ist das eigentlich mit unserer Rückkehr. Hält uns das irgendwie auf?"
,,Albus und ich kommen gut voran. Wir haben nun alle nötigen Zutaten und probieren ein wenig herum, aber da wir eh noch paar Tests durchführen müssen, dauert das so oder so noch ein wenig. Jedenfalls wird Lunas Bein bis zu endgültigen Reise wieder verheilt sein", erzählte Scorpius.
,,Also dauert es noch, obwohl ihr alle Zutaten habt?", hinterfragte Rose neugierig und verurteilend zu klingen.
Scorpius nickte. ,,Ja, manche brauchen noch Zeit um präpariert zu werden und außerdem sollten wir diesmal den gegenteiligen Effekt erreichen", fügte er noch hinzu.
,,Hoffen wir, dass es klappt", meinte Hugo.
Jay zog Pergament aus seiner Tasche. ,,Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tu-nicht-gut", nuschelte er. Trotz seiner leisen und unverständlichen Sprache, erschien Farbe auf der Karte. Er legte sie aufs Bett und Luna blickte interessiert drauf und schob ihre Finger zwischen paar Seiten und luscherte, während Jay zu den Slytherins sprach: ,,Ihr wolltet sie haben, um in Sicherheit in der Nacht brauen könnt."
,,Danke dir", erwiderte Albus förmlich, aber nahm sie noch nicht auf.
,,Aber dass nur du sie hast", betonte Jay zu Albus und schaute feindlich zu Scorpius, der innerlich resigniert seufzte.
,,Als ob deine Freunde, sie nie genutzt hätten", gab Albus zurück.
,,Ich gebe nur Acht", meinte Jay. Scorpius schmunzelte belustigt und sein Blick traf auf Albus, der es genau so erwiderte.
,,Keine Sorge, wir werden sie nicht mehr missbrauchen, als du es getan hast", versprach Albus schließlich. Er nahm das Papier auf und ließ die Karte verblassen.
Jay wirkte nicht zufrieden gestellt, doch er ließ es mit der Karte bleiben. ,,Sonst noch etwas?" Die Slytherin verneinten und die Weasleys zuckten mit den Schulter. ,,Gut", meinte Jay, ,,ich bin noch verabredet." Er streichelte Luna durchs Haar.
Rose fragte: ,,Mit den Rumtreibern?"
,,Ja", bestätigte Jay, an Luna sagte er: ,,Gute Besserung und angenehme Gesellschaft."
Luna wollte darauf antworten, da meinte Hugo: ,,Guter Punkt ich schau mal, wann genau die anderen vorbei kommen wollen, wahrscheinlich nicht vor dem Mittagessen." Luna nickte verstehend.
Es machten sich alle bis auf Luna auf den Weg hinaus, nachdem sie sich verabschiedeten. Die Krankenschwester, die erst nun in den Raum getreten war, blickte erstaunt die Menge an, die zu so früher Stunde zu Besuch gekommen war.
Kaum hatte sich die fünfer Gruppe getrennt, meinte Scorpius erbost: ,,Dein Bruder hat echt eine Meise. Es ist nicht mal in seinen Besitzt und er maßt sich an über die Karte zu bestimmen, als ob er sie selber erschaffen hätte."
,,Er hat sie eben von Ted bekommen, technisch gesehen, ist es damit seine", erklärte Albus, obwohl er auch sichtlich unzufrieden war.
,,Als würden wir mit der Karte hier Mist bauen. Vor allem ich nicht", beschwerte sich Scorpius, der die ständige Feindseligkeit von Jay verfluchte. Albus lachte und Scorpius musst nur wegen des Lachens auch kichern.
,,Er hat keinen Plan davon, dass du einer der letzten wärst, der Schwachsinn bauen würde", sagte Albus amüsiert.
,,Danke", meinte Scorpius immer noch genervt, aber froh, dass Albus ihm zustimmte. ,,Er überträgt eure Streitigkeiten viel zu häufig auf mich. Selbst, wenn ihr mal klar kommt, verachtet er mich noch total."
Albus blickte ihn verwirrt an, ,,Wir sind halt eine Partei, Freund verteidigen sich, deshalb überträgt er alles auch auf dich."
,,Es ist schwachsinnig, dass er es tut, wenn wir alle ernste Angelegenheiten besprechen", meinte Scorpius frustriert.
Albus zog die Karte aus der Tasche und gab sie Scorpius. ,,Du hättest sie mir so oder so aus Prinzip gegeben", meinte Scorpius, aber lächelte, als er sie annahm.
,,Natürlich, Jay ist auch ein kompletter Idiot. Selbst wenn ich wüsste, dass du nicht achtsam damit umgehen würdest, hätte ich sie dir überlassen", erklärte Albus.
Scorpius starte auf die Karte. ,,Du suchst genau so sehr nach Streit wie er", meinte er bedauerlich.
,,Gar nicht wahr, er meint doch, immer sich überall einmischen zu müssen", verteidigte sich Albus ruhig.
,,Schon wahr", murmele Scorpius, ,,aber mittlerweile zahlst du es ihm aber auch in jedem Moment heim."
,,Meinst du?", fragte Albus nicht besorgt.
,,Verfang dich nur nicht zu sehr in die ganzen kleinen Streitigkeiten", sagte Scorpius besorgt und steckte die Karte nun weg.
,,Jay hat doch oben absolut übertrieben", gab Albus von sich.
Scorpius gab auf. ,,Hast ja recht und am liebsten würde ich ihn dafür zerfetzen", scherzte Scorpius frustriert.
,,Ich würde ihn auch gern zerfetzen", gab Albus von sich. Er blieb stehen. ,,Wir hätten Luna die Karte für heute überlassen sollen. Sie hat doch eh nichts zu tun und eventuell daraus noch einen Nutzen bringen."
Scorpius nickte verstehend. ,,Willst du es ihr hoch bringen?", fragte Scorpius, der Albus die Zeit für ihn und seine Schwester geben wollte.
,,Mach du mal lieber, ist witziger, wenn du es es übergibst", meinte Albus. Scorpius schmunzelte amüsiert.
,,Sicher?", fragte er nochmal.
,,Ja, ich treffe eh gleich noch Black, Flawley und Flint." Irritiert von der Information, schwieg Scorpius so lange, dass Albus weitersprach: ,,Du kannst gerne später dazukommen."
,,Ne, danke", meinte Scorpius, ohne über seine Antwort nachgedacht zu haben. Albus wurde nachdenklich und einen Moment meinte Scopius Verunsicherung zu sehen. ,,Ich geh dann mal."
Albus nickte. ,,Schönen Sonntag", wünschte er, man sieht sich spätestens zum Abend."
,,Ja, gleichfalls", gab Scorpius zurück und drehte sich um, um zurück zu gehen.
Auf halben Weg lief er dann doch tatsächlich den Rumtreibern über den Weg. James und Peter wirkten so verschlafen, als wären sie gerade erst aufgestanden.
,,Morgen", grüßte Scorpius mit einem Nicken.
,,Morgen", murmelten die anderen asynchron zurück.
,,Einen gerechte Morgen wünsche ich dir", meinte Black. Bei allen machten sich leichte Irritation breit. ,,Mit fairem Karma", ergänzte Black in freundlicher Stimme und lächelte zynisch.
Scorpius erstarrte. ,,Danke", murmelte er und ging errötet weiter. Als er um die nächste Ecke gegangen war, sprintete er das nächst Stück. So kam es das er das zweite mal innerhalb einer Stunde die Treppen zum Krankenflügel eigentlich grundlos hoch rannte.
Er öffnete die Tür, um diesmal gründlich von der Krankenschwester analysiert zu werden. Er ging gleich zu Lunas Bett, das recht nah am Eingang stand.
,,Hey", meinte Luna und wirkte recht unentschlossen. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass du der erste bist, der zurück kommt", erklärte sie unsicher.
,,Problematisch?", fragte er nach, während er die Karte hinaus zog.
,,Nach deinem gestrigen Fehlverhalten beim Spiel", nuschelte sie und gab ihm einen kurzen bösen Blick, der kaum hielt.
Scorpius war nun das zweite mal erinnert an, das Faul an James Potter begangen zu haben. Es war aus der puren Intuition gewesen.
,,Tschuldige, das hätte ich sonst nie in einem Freundschaftsspiel gemacht. Intuition", entschuldigte er sich schnell.
,,Freundschaftsspiel? In einem normalen Spiel wäre das für dich akzeptabel?", fragte Luna entsetzt.
,,Alles ist legal, wobei man nicht erwischt wird. Alle haben den gleichen Richter, der neutral nach seinem besten Möglichkeit entscheidet. Jeder kann dann die gleichen Taktiken benutzen, so fern sie gut genug können. Es bleibt fair. Grenzen gibt es nur, die auch umgesetzt werden", erklärte Scorpius, was er in der Vergangenheit schon etliche Male gemacht hatte.
Luna schaute ihn weiter hin nur kritsich an.
,,Ich weiß, dass es gestern falsch war. Okay? Black hat unten deswegen auch schon einen Kommentar abgegeben", meinte er frustriert. Es war ihm peinlich, dass ihn so viele darauf aufmerksam machten.
Luna öffnete den Mund, dann nahm sie die Karte aus seiner Hand und aktivierte sie sogleich und schaute auf den Abschnitt, wo sie sich befanden. Bis auf der Krankenschwester war keiner in ihrer Nähe. Sie flüsterte: ,,Als ihr vorhin mit Jay diskutiert habt, ist mir aufgefallen, dass sich die Rumtreiber in diesem Gang unter uns befunden haben. Sie könnte uns gehört haben, deswegen konnte ich euch auch nicht darauf ansprechen. Abgesehen davon, dass ihr alle abgelenkt wart."
,,Du meinst sie haben uns belauscht?"
,,Gut möglich. Wir sollten mehr auf sie achten. Kannst du es denn anderen auch mitteilen. Ich werde es versuchen später Hugo zu sagen", erklärte sie.
,,Okay, mache ich", antwortete und war schon auf dem Sprung hinaus.
,,Die Karte", meinte Luna.
,,Sollte ich dir bringen. Was meinst du wohl, dass ich hier her gekommen bin. Du hast heute mehr nutzen davon", erklärte Malfoy.
,,Und du hast sie mir gebracht?", lachte sie.
,,Albus bestand drauf", gab er amüsiert zurück.
,,Natürlich tat er das. Es Jay so unter die Nase zu reiben sieht ihm ähnlich", lachte sie.
,,So sind die halt", meinte er Schulter zuckend.
,,Die beiden verpassen keine Gelegenheit sich gegenseitig zu triezen", bedauerte Luna.
,,Das vereint sie als Brüder", gab Scorpius zurück und wollte es positiv klingen lassen, doch betrübt klang seine Stimme.
,,Meinst du es ist das einzige, was sie verbindet?", fragte sie nach.
Er lächelte vorsichtig. ,,Beide mögen dich. Das ist nicht zu übersehen", antwortete er ihr. ,,Außerdem seid ihr alle drei unglaublich anpassungsfähig."
,,Tatsächlich?"
,,Ihr scheint in dieser Zeit aufzugehen", benannte er seinen Standpunkt.
Luna schaute in die Luft und dachte nach. ,,Vielleicht", meinte sie, aber ihr Blick lag noch im Ungewissen.
,,Na dann, ich gebe dann den anderen bescheid", meinte Malfoy. ,,Rose ist wohl die einzige, die ich einfach aus der Menge ziehen sollte."
,,Ja", sagte sie gedankenverloren, ,,viel Erfolg."
,,Danke, gute Genesung", wünschte Malfoy.
Erst in Hogsmead hatte er Rose entdeckt, die alleine durch den Süßigkeitenladen schlenderte. Vor paar Kästen blieb sie stehen, schaute sich dann aber weiter um, ohne sich etwas auszusuchen.
,,Na, willst du nichts kaufen?", fragte Scorpius und schauten auf die Schokofrösche, dessen Verpackung gänzlich anders aussah als die, aus seiner Zeit.
,,Von wollen kann keine Rede sein. Ich hatte zu Antritt der Reise im Gegensatz zu euch anderen kaum Geld dabei und es ist ja auch leider sinnvoll, dass wir es für wichtigere Dinge aufheben", erklärte sie und machte sich auf den Weg nach draußen.
,,Das kann man doch ganz einfach lösen", sagte Scorpius, der stehen geblieben war und somit Rose zum Anhalten verleitete, ,,lächeln einfach nett irgendeinen Jungen an."
Nach kurzer Irritation grinste Rose, blickte sich und deutete auf einen Ravenclaw im Laden. ,,Was hältst du von dem?", fragte sie.
,,Ich stehe doch sogar schon vor dir", sagte Scorpius gespielt geschmollt.
,,Du kannst doch aus dem selben Punkt kein Geld ausgeben", merkte Rose an.
,,Na gut, hast recht, warum der Ravenclaw?", fragte er nach und musterten den schwarzhaarigen Ravenclaw, um zu erkennen, was ihn von den anderen älteren Schülern unterschied.
,,Ist doch offensichtlich. Alle anderen Jungs wären, nachdem ich geschnorrt hätte, der Meinung, dass ich ihnen noch etwas schulden würden. Er sieht nicht danach aus", erklärte sie ruhig.
,,Ich glaube in dieser Zeit",
,,hier, meinst du", unterbrach Rose ihn automatisch und erinnerte ihn daran, dass sie diese Zeit meistens "hier" nannte und ihre alte Zeit "Zuhause" nannten.
,,Hier", redet Scorpius weiter, ,,würden dir die Jungs einfach so den Gefallen tun, ohne jegliche Gegenleistung, weil sie mit Respekt erzogen wurden und ehrenvolle Werte besitzen."
,,Du meinst, weil die noch ein anderes Frauenbild haben und der Meinung sind, dass nur der Mann investieren muss, weil die Frau nichts kann", gab Rose schnippisch zurück.
,,Du bist ein Schwarzmaler", meinte Malfoy etwas enttäuscht und machte sich nun auf den Weg nach draußen.
,,Hey", beschwerte sie sich.
,,Du solltest es nur ein wenig optimistischer sehen. Zwar ziehen die Leute hier scheinbar mehr Linien zwischen den einzelnen Gruppen, aber ihr grundsätzliches Verhalten gegenüber neutralen Personen erscheint viel respektvoller", erklärte er, während er ihr die Tür nach draußen aufhielt.
,,Vielleicht ist es respektvoller, aber die Achtung und die Meinung, die sie von einem haben, erscheint noch schlechter", warf Rose zurück. Sie hob ihre Hand über ihre Augen, da die Sonne sie blendete.
,,Erkenne doch nur bitte auch die gute Seiten an", meinte Scorpius hoffnungslos. Er klang als hätte er die ganze Diskussion schon verloren und brachte sie nur noch formhalber zu Ende.
,,Also gefällt es dir hier?"
,,Nein", antwortete er direkt und lächelte bitter. ,,Ich bin nichts so anpassungsfähig wie die", er suchte nach einem anderen Wort für Potters, ,,wie deine Cousins."
Sie seufzte und lenkte Richtung Wald ein. ,,Rat mal, wo Jay gerade ist!", forderte sie ihn auf. Aus dem Wald kamen gerade Lily Evans und Marle McKinnon mit zwei Freunden ihnen entgegen.
,,Bei den Rumtreibern", lachte Scorpius schwach. Das hätte er auch erraten können, wenn es Jay heute morgen nicht erzählt hätte. ,,Im Gegenzug darfst du raten, wo Albus gerade ist", bot er ihr mit einer Handbewegung zu ihr an.
,,Bei dem jüngerem Black?", riet sie fragend. Scorpius nickte bestätigend. ,,Lern die dort dunkle Zauber?", fragte sie mit gedrückter leiser Stimme und einem vorsichtigen Blick zu den ihnen entgegen kommenden Mädels.
Scorpius schwang mit dem Kopf hin und her und imitierte mit den Händen eine ausgeglichene Waage. ,,Ja, schon, aber nichts kritisches. Ein paar ungewöhnliche und seltene Zauber, nichts, was verboten ist", antwortete er ihr eben so leise.
,,Sie sind dennoch gefährlich oder?" fragte sie nach. Marlene winkte ihr gerade zu.
,,Black oder die Zauber?" fragte Scorpius nach.
,,Die Zauber oder sind es die Slytherins auch?", fragte sie leise und verunsichert nach.
Scorpius fing kurz den Augenkontakt von Lily, die mit ihren Freunden fast auf gleicher Höhe wie sie waren, ein, dann antwortete er lauter als Zimmerlautstärke, aber nicht für Außenstehenden zu auffällig laut: ,,Das ist keines Wegs gefährlich für so ein Alter." Er machte eine schwungvolle halbe Drehung und lief so rückwärts vor ihr her. ,,Überlass die Sorgen ruhig mir. Ich kann das einschätzen. Du", er war fast geneigt zur Seite zu den Gryffindors zu schauen, ,,brauchst nur ein bisschen Mut und dann wird das eine spaßige Erfahrung."
Die Mädchen aus Gryffindor waren stehen geblieben und musterten die beiden Zeitreisenden. Eine schien ganz entzückt von der Dynamik zwischen den beiden zu sein.
,,Scorpius", zischte sie ihn sauer an. Er blickte sie unschuldig fragend an, während er innerlich breit grinste. Sie hielt ihm die offene Hand wie ein Stoppsignal entgegen und bedeutete ihm ruhig zu sein. Sie wandte sich an die Gryffindors und grüßte: ,,Hallo."
,,Servus", grüßte Marlene mit einer viel zu langen zweiten Silbe zurück, der einem flirterischen Pfeife nahe kam. ,,Ihr beide seid also beim Vornamen schon", erkannte die Gryffindor mit einem Grinsen.
Rose war keine Sekunde lang überfordert. ,,Wir haben die gleichen Freunde. Da wäre es doch eher unhöflich, wenn wir uns noch beim Nachnamen nennen würde", erklärte Rose ganz locker. Scorpius war sich nicht ganz sicher, ob diese Erklärung für diese Zeit ausreichen würde, aber das änderte nichts daran, dass er es bewundernswert fand, wie schnell sie daraufgekommen war. Sie nannten sich schon immerhin seit der dritten Klassen beim Vornamen. Wahrscheinlich war ihr auch einfach nur sein Decknachname entfallen. Marlene quittierte die Aussage mit einem viel sagenden Blick.
Lily Evans sagte dann: ,,Wir wollten uns gerade alle ein Butterbier bestellen. Wollt ihr mitkommen?"
,,Ihr würdet mich, einen Slytherin, bei euch dulden?", fragte Scorpius direkt nach, bevor Rose auch nur irgendetwas antworten konnte.
,,Lily ist, was das angeht, allgemein sehr offen", lachte Marlene und strafte nun ihre Freundin mit triezenden Blicken.
,,Du bist gerade mal paar Monate hier und bis jetzt nicht negativ aufgefallen. Hast zwar in deiner Umgebung paar zwielichtige Leute, aber welche Slytherin hat das nicht?", erklärte sich Lily schnell.
,,Ehrlich", murmelte Scorpius und grinste amüsiert.
,,Also?", fragte Marlene, ,,kommt ihr mit?"
,,Entschuldigt", meinte Scorpius, ,,aber für heute müssen wir euch leider absagen." Die Gryffindors waren enttäuscht von der Aussage und Rose schaute ihn abwartend an. ,,Nämlich", fuhr er fort, ,,brauche ich noch ein wenig Zeit mit Rose."
Erwähnte verdrehte die Augen. ,,Von wegen, ich komme auf jeden Fall mit euch mit", meinte sie zu den Gryffindors.
,,Ach Rose", bat Scorpius und spielte nun vollkommen auf verlegen und verknallt, ,,ich wollte doch noch mit dir reden." Sie strafte ihn mit kalten Blicken. ,,Zu zweit", ergänzte er. Sie machte immer noch keine Anstalten ihm zu folgen. ,,Privat. Es ist nicht für alle Ohren bestimmt", fügte er hinzu. Roses Wangen röteten sich, aber ihre Körperhaltung blieb distanziert. ,,Du wärst nicht erfreut, wenn ich das hier ansprechen würde." Ihr Ausdruck blieb unlesbar. ,,Nicht nur du", sagte er schließlich und scharrte verlegen mit den Füßen am Boden und beendete so den Blickkontakt.
Rose seufzte. Sie ging zu ihm, verdrehte die Augen und schob ihn Richtung Wald. ,,Rechnet nicht damit, dass ich noch nach komme", sagte sie zu den Mädchen genervt, ,,ich habe eh kein Geld dabei und bildet euch hierauf nicht zu viel ein. Er hat nur einen riesen Spaß dabei, Dinge ungünstig zu formulieren."
,,Viel Erfolg dir", rief Marlene in einem Singsang, dass klar war, dass sie Rose nicht glaubte. Der Rest verabschiedete sich leiser.
,,Du hast hier echt nette Freunde gefunden. Sie scheinen wirklich um dein Wohlergehen zumindest ein wenig besorgt zu sein", sagte Scorpius anerkennend in seiner normalen Stimme.
,,Die wollen doch nur ihren Klatsch und Tratsch", winkte Rose ab.
,,Die haben mich eingeladen mit euch Zeit zu verbringen. Das ist mehr als nur etwas zu Reden zu haben und mehr als deine alten Freunde, dir je entgegengekommen wäre", meinte er noch hinterher bitter.
,,Wie damals hast du noch keinen Plan von meinen Freunden", schimpfte sie. ,,Du kennst sie nicht wirklich, also urteile auch nicht über sie. Zu denen habe ich nämlich zu Hause eine innige Verbindung. Sie sind wohl ausgewählt."
,,Mit elf Jahren wählt man keine Freunde. Die erst besten, die man trifft, werden nämlich einfach die eigenen Freunde", entgegnete Scorpius.
,,Es gibt genügend Beispiele, wo sich die Freundeskreise mit der Zeit geändert haben und außerdem passen meine Freunde zu mir. Nur weil du mit ihnen nie irgendetwas zu tun hattes, heißt das nicht, dass das ihr Wille war. Ich habe dich stets von ihnen ferngehalten und anders herum. Das war meine Entscheidung, nicht deren. So habe ich nämlich mögliche Reibungspunkte voneinander fern gehalten im Gegensatz zu dir", zischte sie.
,,Albus hat auch irgendwann so reagiert", meinte Scorpius leise und vorwurfsvoll.
,,Scorpius, was ist los mit dir?" meinte Rose nun aufgebracht, ,,erst bist du lässig, dann meinst du deine Späße zu spielen und nun bist du angepisst?" Scorpius fuhr sich durch die Haare. Rose fragte weiter: ,,Warum hast du mich so von den Mädels weggezogen?"
,,Ich habe doch nur einen kleinen Spaß gemacht. Die werden dir schon glauben, wenn du ihnen sagst, dass du kein Interesse an mir hast und ich das nur aus Provokation und Witz gemacht", erklärte er.
,,Das meinte ich nicht", lachte sie. ,,Die Aktion war schon ein wenig amüsant und gerissen", gestand sie ihm zu. ,,Ich wollte wissen, warum du mich rausgezogen hast und nicht warum du es auf die Art und Weise getan hast."
,,Du gestehst mir also zu, dass ich dich klug zur einer privaten Unterhaltung gebracht habe?", fragte er neckisch nach, aber seine Stimme zeigte noch Unsicherheit, da er um wieder aufkommende Spannung besorgt war. Rose seufzte. ,,Ich weiß, dass du gerade ein wenig Spaß hast", fügte er etwas sicherer hinzu.
Rose verkniff sich das Lächeln nicht ganz. ,,Kommen wir zurück zum Punkt. Was gibt es zu besprechen, dass wir mitten im Wald sind und du nicht mal das Thema vor anderen ansprechen konntest. Was zu dieser Reise gibt es neues, dass wir es nicht heute morgen angesprochen haben?", fragte sie ernst.
,,Luna hat im Anschluss erwähnt, dass die Position der Rumtreiber zu dem Zeitpunkt im Krankenzimmer so aussah, dass sie uns belauscht haben können. Es ist nichts bestätigt, aber wir sollen vorerst noch vorsichtiger sein. Ich soll das dir und Albus mitteilen. Sie kümmert sich um Hugo und wahrscheinlich auch um Jay", erklärte er.
,,Sie hat es auf der Karte gesehen?", fragte Rose in Gedanken nach.
,,Ja, aber sie konnte es nicht erwähnen, weil wir logischer Weise keine Karte haben sollten", ergänzte Scorpius und sah sie strafend an. Sie hatten nie festgelegt, dass Wort Karte zu verbannen, aber sie mieden es. Sie deutete in den leeren Wald hinein.
Sie beiden tappten schweigend durch den Wald. Obwohl der Himmel sehr hell gewesen war, blieb das Blattdach über ihnen ziemlich dicht, dass alles eine Nuance dunkler war.
,,Jay sollte sie vielleicht mehr meiden", überlegte Rose.
,,Wenn sie etwas gehört haben, klangen wir vielleicht seltsam, aber bestimmt nicht verdächtigt genug. Wir haben unsere Regeln zu der Wortwahl. Es wäre nur verdächtig sie zu meiden", erwiderte Scorpius.
,,Wir haben nichts verdächtiges gesagt?", fragte Rose skeptisch.
,,Ihnen ist zumindest bekannt, dass Jay Albus etwas wichtiges gegeben hat. Kann gut sein, dass sie wissen, dass es eine Karte ist. Das Wort Reise haben wir auch erwähnt. Ob im Zusammenhang mit Heimat weiß ich nicht. Der wohl größte Punkt ist, dass sie wissen, dass ich mit Albus etwas in der Nacht vor habe heimlich zu brauen und dass ihr uns alle dabei unterstützt."
,,Das ihr Wissensstatus maximal", meinte Rose fragend.
,,Ja, maximal, sie könnten weniger wissen oder sogar gar nicht gelauscht haben", sagte Scorpius.
,,Wäre gut, wenn wir wüssten, wie viel sie wissen. Dann hat man mehr Möglichkeiten zu interagieren oder sogar eine Gegenlüge zu entwickeln", überlegte sie.
,,Wie willst du das anstellen?"
,,Gar nicht. Wenn wir versuchen herauszufinden, was sie wissen, wissen sie, dass wir etwas verbergen. Wir müssen hoffen, dass sie nichts mitbekommen haben und vorsichtig sein in der Zukunft", stellte sie nüchtern fest.
,,Jay kann aufmerksam zuhören ohne zu fragen. Vielleicht sprechen sie ihn auch indirekt darauf an", meinte Scorpius.
,,Dann ist gut, dass Luna ihm das mitteilt. Er sollte vorbereitet sein."
,,Und eher nicht antworten, als zu lügen."
,,Du meinst wage antworten", verbesserte Luna.
,,Ja", bestätigte Scorpius. ,,Wir können also wirklich nur warten."
,,Korrekt", meinte Rose. Sie tappten machtlos weiter.
Der Wald lichtete sich und sie kamen auf die Wiesen vor dem Schloss Hogwarts. Scorpius schlug in die Richtung ein, wo er vermutete, dass Albus mit Flawley, Flint und Black am Zaubern sein würden. ,,Jay hat eine gute Verbindung zu den Rumtreibern", seufzte Rose.
,,Albus auch zu den Todessern-Slytherins", sagte Scorpius.
,,Anpassungsfähig die beiden."
,,Könnte man auch von Luna sagen, aber die Neugier treibt sie nach vorn."
,,Ich glaube die beiden Jungs leben es aus, dass sie nicht mit ihrem Vater in Verbindung gestellt werden", sagte Rose. Scorpius schwieg. Sie fuhr fort: ,,Ohne Zwang sind sie. Jay muss sich viel mehr beweisen um anerkannt zu werden. Auch weil er neu ist, aber er kann seine Familien-Karte nicht mehr ausspielen."
Scorpius nickte bestätigend. ,,Albus wird jetzt auch ganz anders wahrgenommen. Es wird kritischer gesehen, dass er Halbblut ist und muss sich so mehr beweisen, aber sie haben keine Erwartungen wie er sein sollte."
,,Klingt vorteilhaft für ihn", merkte Rose an.
,,Keine Slytherins, die ihn ausschließen, weil er der falschen Familie angehört, keine die ihn ausschließen, weil er mit mir abhängt und keine Leute aus anderen Häusern, die ihn einfach nur nicht mögen, weil er zu Slytherin gehört. Er will zurück. Das sagt er, aber man merkt, dass ihm hier gefällt", meinte Scorpius.
,,Jay ist hochmotiviert, weil er uns und sich selber nun beweisen kann, dass er auch beliebt wäre, wenn er kein Vorteil durch seinen Familienname hätte. Er schafft es auch langsam zur Zeit und das spornt ihn an. Er hat auch seinen Spaß", seufzte sie.
,,Es gibt eine Sache, die alle drei verbindet", meinte er.
,,Ihre Neugier für dieses Hogwarts", riet sie.
,,Ja, wo ist deine hin, am Anfang warst du auch noch hochmotiviert?"
,,Ja", lachte sie bitter, ,,aber das hat sich nach zwei Wochen dann auch schon gelegt. Zum einen vermisst man auch sein Freunde und andere Bezugspersonen, mit denen man frei interagieren kann. Je mehr Jay mit den Rumtreibern klar kommt, desto mehr müsste ich mich zur Beschäftigung mit den Mädels anfreunden, aber da muss man mehr auf sein Verhalten achten, was anstrengend ist", klärte sie auf.
,,Dann lass uns demnächst auf ein Date gehen", bot Scorpius ernst an. Sein spaßiger Unterton von vorhin war nicht vorhanden. Er blickte sie dabei auch nicht an, sondern ging den Pfad gezielt weiter.
,,Wie bitte?", fragte Rose überrascht.
,,Wir können halbwegs frei miteinander umgehen. Also wenn Jay und Albus uns alleine lassen und wir auf die jüngeren mal keine Lust haben, können wir auch zu zweit was machen", erklärte er.
,,Wieso nennst du es dann ein Date?", fragte sie.
,,Weißt du, vorhin, als ich meinte, dass du den andern Mädchen auch glaubhaft verkaufen würdest, dass du keinerlei Interesse an mich hast. Eigentlich hatte ich von dir erwartet, dass du mir direkt zustimmen würdest, wie wenig Interesse du an mir hast und dass du ja die Wahrheit so wie so glaubhaft verkaufen könntest, stattdessen hast du meine Art sogar gelobt. Du wirkst nicht so als würdest du die eine Möglichkeit entgehen lassen, jemanden wie mir zu sagen, wie wenig du ihn magst."
,,A-ha", meinte sie nicht ganz verstehend.
,,Ich meine, wir treffen uns zu zweit, dann ist es doch automatisch ein Date. Außerdem kann doch noch", meinte er.
,,A-ha", meinte sie vielbedeutend und verurteilend zugleich.
,,Also, Lust mal zu zweit zu treffen, wenn wir ausgeschlossen werden oder uns selber ausschließen, um ungezwungener zu agieren?", fragte er.
Rose schaute ihn genau an, während er sie nur kurz angeschaut hatte. ,,Meinetwegen, klingt sinnvoll", sagte sie dann fest.
,,Cool, wir finden noch einen sinnvollen Termin", meinte er.
Die beiden blieben stehen. Hinter der nächsten breiten Hecke, die aus Gebüsch und mehreren Bäumen bestand, erkannte man nun, wenn man gut drauf achtete Albus. Genau dort hatte Scorpius ihn auch erwartet.
,,Ich geh dann mal", sagte Rose. ,,Du informierst mal Albus, wenn er aus seiner neuen Traumwelt mal rauskommt."
,,Mache ich, noch ein guten Tag dir", wünschte er ihr.
,,Viel Erfolg", wünschte sie ihm. Sie drehte sich um und ging fast genau den Weg zurück, den sie selber gerade noch entlang gegangen waren. Er hörte schon die Kampfgeräusche von Albus und dem Rest.
Scorpius zögerte. Erst als Rose fast aus dem Blickfeld gegangen war, näherte sie Scorpius der Hecke. Er ging sie entlang um zu den anderen zu gelangen. Die Kampfgeräusche ließen gerade ab.
,,Wir haben noch etwas privates, was wir nur mit dir erstmal besprechen wollten. Geheim und so, du verstehst", hörte Scorpius Flints Stimme.
Er hielt an. Er hatte nicht vor zu lauschen, aber würde er sich nun den anderen Zeigen, würde Albus viel später erst erfahren, worum es den Jungs ging und am Ende hatte Albus eh immer alles ihm erzählt, daher war es nicht schlimm, wenn er nun zuhörte.
Er setzte sich auf dem Boden vor der Hecke.
04.02.2021
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