Wahrheit oder Lüge?

Ivriniel hatte mich zur Seite gezogen und umklammerte meinen Arm. „Was soll das?" Verwirrt sah ich sie an. „Was soll was?" „Dein Verhalten. Hast du eigentlich die leiseste Ahnung was er sich gestern für Sorgen gemacht hat, als du nicht aufzufinden warst?" Ach das meint sie. „Na und, soll er doch. Es interessiert ihn doch gar nicht, was ich denke und fühle. Ihm war es nur wichtig, das ich ihm gehorche und das habe ich. Ich habe den Palast nicht verlassen." Ich hatte mich losgerissen und mich zu den Wachen gedreht. Diese schienen etwas überfordert zu sein. Sie wollten nicht lauschen, konnte aber ihren Posten nicht verlassen. „Wie kannst du so etwas sagen? Thranduil will dich nur beschützen. Du und Legolas sind sein Leben. Siehst du nicht wie glücklich er ist, wenn ihr in seiner Nähe seit?" Glawiel hatte ihre Stimme gehoben und schrie mich beinahe an. Aber sie wusste irgendetwas. „Du weißt etwas über den Elb im Kerker!" Stellte ich erschrocken fest. Die Beiden schauten mich entsetzt an. „Woher weißt du von ihm?!" Ivriniel hatte mich wieder am Arm gepackt und rüttelte daran. „Weil ich im Kerker war, weil ich mit ihm gesprochen habe! Weil ich einfach wissen wollte, was hier los ist!" Schrie ich Ivriniel jetzt an. „Wenn ihr etwas darüber wisst, dann sagt es mir! Ich habe ein Recht es zu erfahren!" Sie starrten nur an mir vorbei. „Sagt es schon!" Mir stiegen die Tränen in die Augen, als ein Räuspern mich herumfahren ließ. Vor mir stand mein Ada und sah sichtlich gereizt aus.

„Elenin, was geht hier vor, dass dich veranlasst so herum zuschreien?" Ich starrte ihn nur wütend an und sagte keinen Ton. „Elenin." Es lag ein deutlicher Nachdruck in seiner Stimme, doch ich blieb weiterhin still. Er würde mich nicht mehr aus den Augen lassen, wenn er wüsste, dass ich im Kerker war. Er machte einen Schritt auf mich zu. „DIR IST DOCH EH EGAL WAS ICH DENKE!" Und damit drehte ich mich um und rannte davon. Niemand hat hier den Mut mir zu sagen, warum ich in Gefahr bin, wieso sollte ich ihnen also irgendwas sagen. Ich suche mir einfach den Einzigen, der mir vielleicht etwas verrät und um den es hier geht.

Schnell rannte ich Richtung Kerker. Als ich unten ankam, lag der Elb auf dem Steinboden und bewegte sich nicht. Ich konnte nur seinen schweren Atem vernehmen. „Was ist mir dir? Lebst du noch?" Meine Stimme war leise, aber ich konnte die Panik nicht zurückhalten. „W...Wasser... Bitte...Was...ser" röchelte er. Schnell lief ich die Treppe hinauf und schnappte mir Wasser und Brot vom Tisch der Wachen. Keine Ahnung wo die hin waren. Unten schob ich es vorsichtig durch die Gitterstäbe. Er trank den kompletten Krug aus. „Danke...Elenin." „Du kennst meinen Namen noch?" „Wie könnte ich denn den Namen meines Engels vergessen?" Darauf erwiderte ich einfach mal nichts und beobachtete ihn, wie er das Brot aß.

„Kann ich dich etwas fragen?" Flüsterte ich, nach einer langen Stille, um niemanden auf mich aufmerksam zu machen. Erst sah er mich verwirrt an, nickte mir aber freundlich zu. „Mir wurde gesagt du willst mich entführen, aber alles was sie sonst wissen, verschweigen sie mir. Ich..dachte...du könntest mir deine Sicht erzählen." Er sagte nichts, also sprach ich weiter. „Ich weiß zum Beispiel nicht warum du eingesperrt wurdest, oder wieso du mich entführen willst." Ich hatte ihn nicht aus den Augen gelassen, er machte mir immer noch Angst, auch wenn nicht so viel wie am vergangenen Tag. „Entführen? Ich will dich nicht...ich wollte dich nur nach Hause holen."

Wie jetzt Heim holen? Was meinte er nur damit. Ich war doch hier zu Hause? Ich setzte mich auf die Steine. Nachdenklich bedrachtete ich ihn. Der Boden war kalt und hier unten war es mehr als dunkel. Nur die Fackel die ich mitgebracht hatte, beleuchtete es etwas. Mir tat dieser Elb fast schon leid. Und warum war er hier, wer war er nur. "Wie heißt du?" Er sah auf. „Wie bitte?" „Wie dein Name ist. Ich weiß das die Palastwache Nostur dein Bruder ist, also hast du ebenfalls einen Namen." Erklärte ich ihm. „Früher nannte man mich Inthol, aber das ist Jahrzehnte her." In seinen Augen spiegelte sich ehrliche Trauer. So schien er mir gar nicht mehr gefährlich. Eher etwas gekränkt, schwach und dem Schwinden nahe. „Warum Dienst du nicht mehr unter Thranduil und warum lässt er dich einsperren?" Er lachte auf. „Du bist wirklich voller Fragen, meine Kleine." Gespielt beleidigt, verschränkte ich meine Arme. „Wärst du auch, wenn dir niemand sagt worum es hier eigentlich geht und das alles nur zum Schutz. Das ich nicht lache, als bräuchte ich Schutz."

Inthol sah wieder zu Boden. „Du erinnerst mich so sehr an deine Mutter. Du hat auch ihre Augen." Warte er kannte meines Mutter? Ada meinte immer er würde sie gar nicht richtig kennen. So viel zu seiner Liebe zu ihr. „Woher kanntest du meine Mutter?" Er schwieg eine ganze Weile, bis er wieder auf sah und eine Hand durch das Gitter streckte. Erst zuckte ich zurück, aber dann strich er mir über die Wange. Er war so nett, so sanft. Was hatte er getan um das alles zu verdienen?! „Weißt du deine Mutter war nicht perfekt, sie hat Fehler gemacht, aber ich habe sie geliebt.....Sie war mein Stern....mein Leben....sie sollte meine Frau werden, bevor....dieser Fehler...sie dachte ich könnte sie nicht mehr lieben...doch du warst mein Kind.....du wärst es immer gewesen..." Er brach ab und begann zu schluchzen. Nein das kann nicht sein. Will der mir wirklich weiß machen, ich wäre seine Tochter? Ich sehe ihm nicht mal ähnlich. Das wäre unlogisch. Er lügt. Er muss lügen. „Du lügst! Ich sehe dir kein bisschen ähnlich!" Ich schrie ihn an. Tränen liefen meine Wangen herunter. „Lass es mich erklären! Bitte!" Auch er wurde lauter. „Nein du lügst! Ich gehöre hier her." „Bitte...hör mir..." Weiter kam er nicht, denn Legolas und ein Dutzend Wachen kamen die Treppen herunter gestürmt. Ich hatte keine Zeit mich darum zu kümmern. Alles war wie unter einem riesigen Tuch. Mir war heiß und Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Nicht mal Legolas Versuche meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen halfen. Er nahm mich einfach hoch und trug mich weg. Weg von Inthol, raus aus dem Kerker. Aber ich muss einfach wissen ob er die Wahrheit gesagt hat und Inthol wird mir dabei helfen. Er muss es einfach. Zumindest wenn ich jemals wieder mein Gemach verlassen darf.


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